Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190702224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-22
-
Monat
1907-02
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1907
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
zu Berg- HauS leichte Heute vormittag um ich« der Prinzessin besteigen wollten, wurden von einer Lawine überrascht. Dame und ein Führer wurden schwer verletzt. (W. T. B.) Forli, 22. Februar. Durch einen rutsch wurde in der Gemeinde Mercato Saracono das eine« Landmanns verschüttet. Der Besitzer erlitt Verletzungen Seine Frau und vier Söhne wurden als Leichen aus den Trümmern hcrvorgezogen Auch andere Bergrutsche werden gemeldet, die aber keinen erheblichen Schaden anrichteten (W. T. B) Sofia, 21. Februar AuS Anlaß der Bei setzung der Prinzessin Klementine in Coburg wurden heute in den Kirchen des Lande» Trauergottesdienste zelebriert. Dem Trauergottesdienste in Sofia wohnten die Minister, das diplomatische Korps und viele hervorragende Persönlichkeiten bei. (W. T. B.) Konstantinopel, 21. Februar Au» Anla der Feier de» 50jährigen Bestehen» de» Norddeutschen Lloyd fand heute an Bord de» Damvfer» „Scutari" ein Empfang statt, an dem der Deutsche Botschafter Frhr. v Mar schall mit dem Personal der Botschaft und de» Generalkonsulat» die gesamte deutsche Kolonie und der rumänische Gesandt Papiniu teilnahmen Der Botschafter, der Generalkonsul un der Vertreter der Gesellschaft, Hr Peddersen, hielten An sprachen; der Sultan hatte die Marinekapelle zur Verfügung Da» EchiffSunglück bei Hoek van Holland. (W. T. B) Wie wir bereit» gestern unter „Drahtnachrichten" meldeten, der von London kommende Dampfer „Berlin" der Linie stücken umgeben. Er ergriff einige von .ihnen, und es gelang ihm auch, sich über Wasser zu halten. Al» er ein Rettungsboot sah, rief er um Hilfe. Dann wurde er nach dem Bahnhofe geschafft und von dort nach dem Hotel. Parkeson muß ungefähr eine Stunde in dem tobenden und eisigen Wasser gewesen sein. Tief ergriffen erzählt er noch Einzel heilen darüber, wie er etwa 100 Menschen auf dem Vorder teile des Oberdecks stehen sah, ehe er von den Wogen fort- geriffen wurde. Die Zeitung „Telegraaf" veröffentlicht vom 21 Februar die folgenden Einzelheiten: Die „Berlin" sitzt am Kopfe der Nord mole jenseits des Leuchtfeuers fest. Das Schiff brach in der Höhe der Maschinen hinter den Schornsteinen. Zwei Schornsteine ragen noch teilweise aus dem Wasser hervor. Von dem Hinterteile des Schiffes ist nur noch ein kleines Stück sichtbar, das von den Wogen gepeitscht wird und auf dem man noch rin paar Menschen bemerkt. Wenn das Meer so stürmisch bleibt, ist ihre Rettung unmöglich. Es wird angenommen, daß der Schiff bruch erfolgte, weil irgend etwa» an den Maschinen oder auch die Kette des Steuerruders brach. Das Rettungsboot hat dm ganzen Tag über Anstrengungen gemacht, an das Wrack heran- zukommen, aber alle Versuche scheiterten. Da« Rettungsboot wird nochmals um Mitternacht auSsahren, da die See jetzt ruhiger ist als am Tage. Der Kapitän hofft dann, an die Schiffbrüchigen herankommen zu können. Bis jetzt sind 35 Leichen geborgen, darunter fünf Frauen und ein fünijährizeS Meißen, 21. Februar. In dem Hause Glockenweg Nr. 2 > wurde am Dienstag der zehnjährige Knabe Salbach, das Kind einer Arbeiterin, erdrosselt aufgefunden. ES hat sich nun herausgestellt, daß die 14 jährige Schwester des Knaben die Mörderin ist. Sie hat eingestanden, ihren Bruder mit einem leinenen Schürzengürtel erwürgt zu haben, bestreitet aber, die Absicht der Tötung gehabt zu haben. Anscheinend ist die Tat bei einem Streit der Kinder geschehen. Buchholz, 21 Februar Im benachbarten Sehma brach gestern nachmittag in der Scheune des Hrn. Hermann Wagler gehörigen GutSgehöfts Feuer aus, das sofort auch das Wohn gebäude ergriff. Trotz des raschen Eingreifens der Feuerwehren ist das große Gut, bestehend aus drei größeren Gebäuden, bis auf die Umfassungsmauern mit lebendem und toten: Inventar niedergebrannt. Aus dem westlichen Vogtlande, 21. Februar. Opfer der letzten großen Kälte wurden in den letzten Tagen nach Eintritt der Schneeschmelze aufgefunden. Bei Walters dorf lag in einer hohen Schneewehe der etwa 60 Jahre alte Invalid Heinrich Rödel, der schon vor einigen Jahren beide Beine erfroren hatte. Seitdem vermochte der Bedauernswerte sich nur mühsam mit Krücken fortzuschleppen. Zwischen dem Hohen Stein und Kirchberg jenseits der böhmischen Grenze wurde am Montag ebenfalls ein alter, unbekannter Mann erfroren aufgefunden und, da der Leichnam nicht transport fähig war, an Ort und Stelle beerdigt. Freiberg, 22 Februar Das Schwurgericht verurteilte heute nach dreitäaiger Verhandlung den GcSmeister Karl Wähelm Gustav Graß aus Zöblitz im Erzgebirge wegen Totschlags, begangen an seiner Ehefrau, zu 15 Jahren Zuchthaus. Oederan, 21. Februar. Der schwere Sturm ist auch in hiesiger Gegend in heftiger Weise ausgetreten So hat er, wie das „Oederaner Wochenbl " meldet, das Dach der früher David Richterfchen Niederlage abgehoben und auch die beiden darauf liegenden 75 bezw. 54 Pfund schweren Steine in weitem Bogen davongeschleudert. Der schwerere Stein ist mit großer Gewalt durch das Fenster des gegenüberliegenden Edlichschen Wohnhause» in die Stube geflogen und hat auch noch ein Loch in die gegenüberliegende Wand gerissen. Dabei hat aber auch der Stein die am Fenster sitzende, an der Nähmaschine beschäftigte Tochter des Hm. Edlich am Kopf verletzt und den Arm am Handgelenk gebrochen Die Zimmermannsche Ziegelei ist auch in Mitleidenschaft gezogen worden; dort hat der Sturm die Dampfeffe umgeworsen. Diese ist auf das Arbeiterwohnhau« und den Brennofen gefallen und hat beide Baulichkeiten stark beschädigt berg, Majore Kaden, Leimbach, HaaSmann, Allmer und Graf v. Schimmelmann, Hauptmann v. Koppenfels, Militärintendant Geh Kriegsrat Gilbert, Generaloberarzt vr. Arland, Oberst z. D. Delling, Oberstleutnant z D. Straube, Militär«Oberpfarrer Neumeister; von den Behörden: Kreishauptmann Frhr v. Welck, Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin, Bürgermeister vr Dittrich, Oberstaatsanwalt Böhme, Kreissteuerrat Ober finanzrat Liebert, Superintendent v. Hartung, Rektor Geh. Studienrat Prof. vr. Jungmann, Reichsanwalt vr. Nagel; von der Universität: Rektor MagnifikuS Geh Medizinalrat Prof vr. Curschmann, Generalarzt Geh Medizinalrat Prof, vr Trendelenburg und UniversitätSrentmeister Hofrat Riemer; aus der Stadt: HandelSkammerpräfident Geh. Kommerzicnra Zweiniger, Generalkonsul Frhr v. Tauchnitz und Amtshaupt- mann a D Geh RegierungSrat vr. Platzmann; au» Anlaß de« Allerhöchsten Besuchs: Rechtsanwalt Justizrat vr. Röntsch, Vizckonsul v. Stieglitz, Stadttat Esche, A. Fischer-Thorer, Prof, vr. Graul, Prof. vr. Weule, Geh Medizinalrat Prof. vr. Marchand, Prof vr. Wiener, Stadttat Ehmig, Stadttat Ramdohr, Erwin v BreffenSdorf und Theaterdirektor Volkner. Abends '48 Uhr besuchte Se. Majestät der König das Gewand- hauskonzcrt. Nach diesem begab Sich der König mit den Herren der Umgebung sofort zum Dresdner Bahnhofe, von wo Er um S Uhr 20 Min. die Rückreise anttat. entwarf und besonders ihre großen Verbimste um Bulgarien ervorhob. Nach der Einsegnung wurde der Sarg unter Zoranttitt von zwölf Kerzenträgern und der Geistlichkeit in die Gruft getragen, wohin sich die nächsten Angehörigen der verstorbenen begaben. Hier wurde die Leiche der Heim gegangenen nachmittaas 4 Uhr in dem Doppelsarkophag neben >en Überresten des Prinzen August, ihres im Jahre 1881 verstorbenen Gemahls, beigesetzt. (Berl. Lokalanz.) Erfurt, 21. Februar Da» benachbarte Dorf Kühnhausen wurde durch eine Windhose schwer >eim gesucht. Viele Gebäude wurden vollständig abgedeckt. Unzählige starke Stämme sind entwurzelt und geknickt. Der Schaden ist bedeutend (W. TB) Berlin, 21. Februar. Nach einem Telegramm de» großen Kreuzers „Roon" ist der Hamburger Dampfer „Makrele" am 20. d. M kurz nach 8 Uhr abends auf 54 Grad 3 Min. Nordbreite und 8 Grad 19,5 Min. Ostlänge auf 21 m Wasser gesunken. Die Besatzung des Dampfers wurde bi« auf einen Maschinisten durch „Roon" gerettet. Der Kreuzer „Roon" befindet sich zurzeit im Verbände der Auf- klärungSschiffe auf einer übungSreise in der Nordsee. (W T. B ) Cuxhaven, 21 Februar Heute vormittag sank der Bremerhavener Schlepper „Neufahrwasser" infolge Zusammenstoßes mit dem Kreuzer „Medusa". ES sind ertrunken der Kapitän, der erste und der zweite Maschinist, der Steuermann und ein Heizer. Vier Mann der Besatzung wurden von dem Schlepper „Terschelling" schwer verletzt nach Cuxhaven gebracht. Ein Mann der Besatzung wurde von der „Medusa" gerettet. * Hochwassernachrichten kommen aus dem Gebiete de« Rhein«. Bei Cöln hat der Wafferstand de« Rhein« eine Höhe von 2,98 w erreicht. Au« Mannheim wird vom 2l Februar gemeldet: Der Oberrhein ist in rapidem Steigen begriffen; der Pegel zeigte 323 gegen 262 em am gestrigen Tage. Au« Kehl wird ebenfalls ungewöhnliche« Steigen des Rheins gemeldet. Die Mosel ist im Laufe de« gestrigen TaaeS bedeutend gestiegen und steigt weiter Sie hat die Höhe der Leinpfade beinahe erreicht. Aus einigen Ställen de» Clementine von Sachsen-Cobura und Gotha und den hoben nächsten Anverwandten der Verstorbenen in den Bahn hof ein. Die Fürstlichkeiten wurden von der Herzogin Viktoria Adelheid in Vertretung ihre« erkrankten Gemahl», ferner vom Prinzen Friedrich Leopold von Preußen und dem Thron folger von Rumänien oegrüßt. Al» der reichgefchmückte Sarg von zwölf Unteroffizieren auf den mit vier Rappen bespannten Leichenwagen gehoben wurde, präsentierte da» in Parade auf gestellte 3. Bataillon de» 95. Infanterieregiment». Dann fetzte sich der Zug unter Glockengeläute und mrt dem Choral „Jesu» meine Zuversicht" nach der katholischen Kirche Sankt Augustin in Bewegung, vorauf die Trauerparade; r» folgten die Hof dienerschaft, der Oberhofmarschall und dre Geistlichkeit. Hinter dem Leichenwagen schritten Prinz Friedrich Leopold von Preußen als Vertreter des Kaiser«, der Fürst von Bulgarien, die Prinzen Philipp und August von Coburg, der Kronpnnz von Rumänien als Vertreter de« König«, Prinz Ludwig von Coburg, Prinz Peter von Orleans, die Herzöge Christof und Luitpold von Bayern- dann folgten die übrigen Fürstlichkeiten, Vertreter von Fürstlichkeiten, ihre Gefolge und Abordnungen. Im Wagen olgten die Erzherzoginnen Klotilde und Elisabeth von Österreich. Die katholischen Schulen und Gesangvereine schloffen den Zug. Am Eingang der Kirche hatten sich Herzogin Viktoria Adelheid, die Herzogin-Witwe Maria und Prinzessin Beatrice von Sachsen-Coburg eingefunden. Unter Orgelmusik wurde der Sarg auf dem Katafalk vor dem Chor ausgebahrt Der Kirchenchor sang den Gregorianischen Choral; darauf folgte da« Requiem. Dann hielt der Erzbischof vr. v Abert (Bamberg) die Gedächtnisrede, in der er ein Lebensbild der Verstorbenen an ihrem Auskommen gezweifelt wird (Berl. Lokalanz) Bern, 21. Februar. Zwei Englän derinnen, die von Grindelwald au« die Matterhornhütte Eine Au« dem Reiche. (W. T B ) Coburg, 21. Februar ; ^11 Uhr lief der Sonderzug mit der Lev Hang zur RatSkellerwirtschaft liegt und um da» Jahr 1550 von Kurfürst Mond erbaut worden ist Diese Gewölbe umfassen einen Flächenraum von mehr al» 1000 qm. Am Eingänge war em kleine» Tischchen gerichtet, da» m einem schmucken Körbchen für die König!. Prinzen-Söhne bestimmte Probefläschrn und einen dem Rat»silberschatze zugehörigen Silberpokal trug Hier wurde Se. Majestät von einem in zünftige Küferttacht gekleideten Knaben, dem siebenjährigen Söhnchen de« Hrn. Stadttat vr. Wagler, Konrad Wagler, mit einem kleinen Gedichte begrüßt. Se Majestät war sichtlich erfreut hierüber und sprach dem von dem kleinen Küfer dar gereichten, mit 1900er Niersteiner Fläschenhell gefüllten Silber- pokal gern und mit Anerkennung zu. Dann wurde der „Tiefe Keller" selbst näher besichtigt. Die Erklärungen hierzu gab auch hier Hr Stadtrat Ehmig. Es liegen dort 240 Fässer mit rund 335 000 Litern Weine« im Werte von etwa 460 000 M Dann wurde der Turmkeller besichtigt mit seinen 20000 Flaschen erlesener Rotweinsorten. Hier geruhte Se. Majestät Allerhöchstseinen Namen in da« Goldene Buch de« Stadtkcller» einzutragen. Damit war der Nundgang beendet, und Se. Majestät wurde nunmehr durch die Rats kellerwirtschaft selbst, die vom Publikum bis auf den letzten Platz besetzt war, unter begeisterten Kundgebungen der Gäste nach dem Ratsstübchen geleitet, wo ein ein faches Frühstück zu 16 Gedecken eingenommen wurde. Kurz nach '43 Uhr verließ Ee. Majestät nach huldvoller Verab schiedung den Ratskeller. Beim Austritt brachte Allerhöchst- demselben der Knaben-Bläserchor des Gartenvereins „Waldidyll" zu Leipzig-Connewitz, der sich vor dem Rathause ausgestellt hatte, unter Leitung des Hrn. Zabel (früher Hoboist des 134er Infanterieregiments) eine musikalische Ovation dar Zu nächst wurde die „Locke" (Trommeln und Pfeifen) gespielt, dann die Sachsenhymne und schließlich ein flotter Marsch Vom Rathaus aus begab Sich Se. Majestät unmittelbar nach dem Kristallpalast, um den kinematographischcn Vorführungen des Deutschen Flottenvereins in der Alberthalle beizuwohnen. Nachmittags '46 Uhr fand im PalaiS Königliche Tafel statt Zu dieser Tafel waren außer den Herren der Aller höchsten Begleitung folgende Herren mit Einladungen aus gezeichnet worden: Staatsminister vr. Graf v. Hohenthal und Bergen, Exzellenz, und StaatSminister v. Schlieben, Exzellenz, Vortragender Rat im Kultusministerium Geh. Schulrat Prof, vr. Seeliger; ferner von der Garnison: Se. Exzellenz der kommandierende General, General der Infanterie Graf Vitz thum v Eckstädt, Briaadekommandeur Generalmajor Müller, Oberst Gadegast, Oberstleutnant Fiedler, Oberstleutnant Roß- VorortS St. Barbara von Trier wurde wegen Hochwasser gefahr das Vieh entfernt Der Fährbetrieb mußte eingestellt werden. Aus St Johann wird gemeldet: Die Schiffahrt ist wegen Hochwassers eingestellt; Vie Saar ist so schnell gestiegen, wie seit 15 Jahren nicht. Das Wassir steigt noch weiter. (W. T B ) NeuhauS am Rennweg, 22. Februar Auf den Höhen des Rennsteig wütet seit gestern abend ein Schnee sturm, wie man ihn seit langer Zeit nicht erlebt hat Durch die gewaltigen Schneewehen ist der Verkehr fast gänzlich unterbrochen Die Fahrposten blieben im Schnee stecken, und haben Verspätungen von drei bis vier Stunden. Einzelne Häuser stecken bis ans Dach im Schnee. Die auSgeschaufeltcn Eingänge sind nach kurzer Zeit wieder zugeweht (Berl Lokalanz) Oberhausen, 21. Februar. Durch Gasexplosion auf dem Gelände der Königl. Wagen- reparaturwerkstätte sind vier Personen schwer verletzt worden AuS dem AuSlande. (W. T. B.) Prag, 21. Februar Wie die Abendblätter aus Brüx berichten, wurden auf dem Johannschachte der Gewerkschaft der Brucher-Kohlenwerke vier Bergleute beim Niederbrechen eines Abbauplans durch herabstürzende Kohlen verschüttet. E» wurde sofort an die Bergungs arbeiten geschritten; erst nach längerer Zeit gelang eS, zu den Verschütteten vorzudringen. Ein Bergmann wurde tot auf gefunden, die anderen drei Bergleute sind so schwer verletzt, daß Eastern Company eine weitere Liste von Paffagieren mit, die Uätze an Bord der „Berlin" belegt hatten, erklärt jedoch, daß ne Liste nicht offiziell sei, daß vielmehr nur vermutet werde, daß die darin Genannten sich an Bord befunden hätten. Unter den Namen der Liste befinden sich auch die Mitglieder einer deutschen Operngesellschaft, darunter auch Frl. Gubler aus Dresden, eine Schwester der Solotänzerin am königl. Hoftheater, Fräulein Thiele aus Dresden und ein Hr. Memler aus Chemnitz. Die Pianistin Irene Scharrer hatte sich auf dem Dampfer „Berlin" als Passagier nach Berlin angemeldet, die Reise aber im letzten Augenblick verschoben. Dirigent Boy! hatte schon die Koffer ür die Reise gepackt, war aber des Sturmes wegen rurück- zeblieben, ebenso Dirigent Reichweir Ein Mitglied der Gesell- chaft, namens Denninger, kam bei der Abfahrt des Dampfer» zu spät und machte daher die Reise über Antwervcn. Denninger traf gestern früh in Rotterdam ein, wo er sich den übrigen Mitgliedern der Gesellschaft wieder anschließen wollte. Bei dem Untergange des Dampfers kam auch der Königl. Kurier Arthur Herbert umS Leben. Dieser reiste in Missionen an die Höfe von Kopenhagen, St Petersburg, Berlin sowie Teheran und war der Träger eine» besonders umfassenden und wichtigen Stoßes von Depeschen. Der untergegangene Dampfer „Berlin" besaß eine Länge von 302, eine Breite von 36 Fuß, einen Tonnengehall von 1775 und verfügt über 5000 Pferdekräfte. Die Verbindung zwischen England und Deutschland über Harwich—Hoek van Holland ist einer der besten und angenehmsten Reisewege. DurchgangSwagcn von Berlin, Wien und Basel nehmen die Reisenden in Hoek van Holland auf und in Harwich stehen Korridorwagen nach den größeren englischen Städten bereit. Sveisewagen in den Anschlußzüaen gestalten den Reisenden, sofort nach Ankunft in Holland bcz England nach der llber- sahrt zu frühstücken. — Die Dampfer gehören zu den bestauS- gestatteten de» Kanalverkehr» und werden an Bequemlichkeit und Sicherheit nur von den Southampton-Havre-Booten er reicht. Der Dampfer dürfte fahrplanmäßig am 20 Februar abend» um 10 Uhr von Harwich abgefahren sein und sollte um 5 Uhr 5 Min. morgen» in Hoek van Holland eintreffen. Da» Wetter war allen Berichten zufolge ganz außerordentlich stürmisch und zwar dürfte ein starker Nordwesisturm den > Dampfer die ganze Nacht hindurch steuerbordseitig getroffen haben, wa» wohl ein Abtreiben de» Dampfer» nach Osten bewirkt haben mag, und den Kapitän beim Einlaufen in den Neuen Wasserweg, an dem die Landungsstelle Hoek van Holland liegt, zwang, Halo gegen den Sturm zu laufen, um den Molen - köpf zu passieren. Die außerordentliche Stärke und Gewalt de« Sturme» werden dann die „Berlin" im Augenblick der Kind. Am Ufer stehen tausende von Zuschauern. Die erste Kunde von dem Untergang des Dam vier» „Berlin" brachten die Passagiere des von Hoek in Cöln ein- treffendcn Schnellzugs. Da die „Berlin" den Anschluß an den Schnellzug nach Cöln vermittelt, und zahlreiche Personen erschienen waren, Freunde und Verwandte erwartend, spielten ich am Zuge erschütternde Srenen ab. Eine Anzahl Personen ühr sofort nach der Unglücksstätte. London, 21. Februar. Nachmittags teilte die Great ist .... Harwich—Hoek van Holland an der Nordmole von Hoek ge scheitert. Der Dampfer barst in zwei Teile. Von den auf dem Schiffe befindlichen 141 Personen, darunter 91 Passagiere — nach Mitteilungen de« Agenten der Linie Harwich—Hoek hatte der Dampfer insgesamt 180 Personen an Bord — dürsten nur ganz wenige gerettet sein. Nach den letzten Meldungen ist sogar nur erne Person gerettet worden, Kapitän Parkeson aus Belfast; dieser war auf der Reise nach Amsterdam, um dort ein Schiff für seine Reeder zu übernehmen. Er erzählte, die Nacht sei schrecklich gewesen; in seiner eigenen Laufbahn al» Seemann habe er wenig ähnliche erlebt. Er hätte sich deshalb vollständig bekleidet beständig auf dem Oberdeck auf gehalten. Da» Leuchtfeuer war. wie Parkeson erzählt, schon rn der Nähe gewesen, und die Passagiere, von denen sich die meisten wegen de« Sturmes nicht zur Ruhe begeben hatten, schöpften schon wieder Hoffnung, da erfolgte die Katastrophe. E« wurde ein furchtbarer Stoß verspürt und plötzlich saß da» Schiff unbeweglich fest. Parkeson stürzte auf Deck, um lewe Hilfe anzubieten, da er Seemann ist; aber in dem Augenblick sah er den Kapitän und den Steuermann im Wasser verschwinden WaS dann geschah, weiß Parkeson nicht genau. Als er wieder zum Bewußtsein kam, fand er sich im Meere, von Holz gestellt, die unter Leitung ihre» Dirigenten, de» preußische» Musikdirektor» und ottomanischen Fregattenkapitän» Lang« konzertierte (Verl. Lokalanz.) Rotterdam, 21. Februar. Heut, strandete vor Waffenaar bei Scheveningen der deutsche Frachtdamvfer „Venus", der eine Ladung Steinkohlen nach Rußland gebracht hatte und mit Balast zurückkehrte Da» Rettungsboot brachte einige Personen an Land, die übrige Be- satzung weigerte sich, da» Schiff zu verlaffen, weil der Kapitän wegen der nicht ungünstigen Lage de» Schiffe» hofft, e« flott bringen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)