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Dresdner Journal : 12.01.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190701122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070112
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-01
- Tag 1907-01-12
-
Monat
1907-01
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 12.01.1907
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Heute abend wird Allerhöchstderselbe da» Diner bei Sr. Exzellenz dem Staatsminister vr. Rüger einnehmen. — Da» Königl Oberhofmarschallamt gibt bekannt, daß der für nächsten Mittwoch in Aussicht genommene Kammerball, der angeordneten Hoftrauer wegen, auf Mittwoch den 23. d M. verlegt worden ist Die im heutigen „Dresdner Anzeiger" verbreitete Nachricht, daß aus Anlaß der Hoftrauer ein Hof- und ein Kammerball ab- gefagt worden sind, ist unzutreffend. — Ihre Majestät die Königin-Witwe wohnte heute vormittag 11 Uhr der Jubelfeier des 25 jährigen Bestehens der von Allerhöchstderfelben gegründeten Anstalt „Dienstboten- Heim" in Dresden, Friedrichstraße 46, bei, wobei Allerhöchst- dieselbe der Frau verw. Geh Rat Hoffmann, dem Kom- merzienrat Karl August Richter, dem 0r. «oä. August Martin Karl Ludwig und dem Pfarrer Georg Friedrich v. Sevdlid - Gerstenberg die ihnen von Sr. Majestät dem Könige in Anerkennung ihrer Verdienste um die Anstalt Auergnädiast verliehenen Carolamedaillen in Silber übergab. Die älteste Insassin des Heims, die 90 jährige Frau Franke, wurde von Ihrer Majestät durch Schenkung einer Brosche mit der Allerhöchsten Chiffre ausgezeichnet. In der Allerhöchsten Begleitung befanden sich: die Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl, sowie Oberhofmeister Wirkl. Geh Rat v. Malortie, Exzellenz — Nachmittag« H4 Uhr hörte Ihre Majestät im „Hotel Palmengarten" die von der Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie veranstaltete englische Rezitation der Miß Evelyn Heepe aus London. Dresden, 12. Januar. Bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg findet heute abend 7 Uhr größere Tafel statt, zu der mit Ein ladungen ausgezeichnet worden sind: Der Königl Bayerische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf v. Montgela«, Staatsminister a. D und Minister de« Königl. Hause« v. Metzsch-Reichenbach, der kommandierende General de« XII. (1. A. S) Armeekorp« General der Kavallerie v Broizem, Exzellenzen, der Könial Großbritannische Ministerresident Viscount Gough, Oberstallmeister v. Haugk, Exzellenz, die Ministerialdirektoren Geh Räte vr Jahn und vr. Ritterstädt, Krntzhauvtmann Frhr. v. Welch-Leipzig, der Vizepräsident de« Evangelisch-lutherrschen Lande«konsistorium8 Se. Magnifizenz Oberhosprediger v vr. Ackermann, Kammerherr Sahrer v. Sahr- Ehrenberg, Geh. LegationSrat v. Stieglitz, Geh Regierung«rat Stadler, Oberbürgermeister Geh. Finanzrat a. D. Beutler, die Geh Hoftäte Professoren vr. Treu und Bracht, Oberstudienrat Rektor vr. Jungmann-Leipzig, der Gouverneur der Prinzen- Söhne Er. Majestät de« König« Major O'Byrn, Hoftal vr. meä. Klemm, der Hauptmann de« Generalstab« der 1. Division Nr 23 Frotscher, Hauptmann und Adjutant der 45. Infanterie- Brigade v Einfiedel, Prof. vr. Bantzer, Oberleutnant im 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 Gontard, der repräsent. Vor steher der privil. Bogenschützengesellschaft Stadttat a D. Weigandt und der Vorsitzende de« Königl. Sachs. Militärverein« „Jäger und Schützen" Steuereinnehmer Goldschmidt. Z»r Reichstagswahl. --- E« ist behauptet worden, daß den Beamten bei früheren ReichStagSwahlen vielfach nur die Mittagspause zur Ausübung ihre« Wahlrechts gelaffen worden sei, zu der sich ohnehin schon die meisten Wähler zur Urne zu begeben pflegen, und daß auf diese Weise den Beamten die Ausübung ihre- Wahlrechts erschwert worden sei. ES hat sich nicht fest stellen lassen, ob und in welchem Umfange diese Behauptung in den tatsächlichen Vorgängen bei den früheren ReichStaaS- wahlen begründet ist. Auf alle Fälle aber würde eine solche Einschränkung der den Beamten zur Ausübung de« Wahlrechts AU gebenden Zeit nicht im Sinne der Regierung liegen, die! im Gegenteil zu ermatten hat, daß den Beamten die Aus übung ihres Wahlrecht«, das auch für sie patriotische Pflicht ist, in jeder Weise erleichtert wird. Den Beamten wird möglichst bereits in den Vormittagsstunden aus reichende Zeit zum Wählen einzuräumen und diese Zeit insbesondere für diejenigen reichlich zu be messen sein, die ihre Wohnungen in den Vororten der Städte oder sonst von ihrer Arbeitsstätte weit entfernt haben. Daß den Beamten, die gegen Tage- oder Stundenlohn arbeiten, wegen dieser ihnen zur Abstimmung zu gönnenden freien Zeit die Bezüge nicht zu kürzen sind, ver steht sich von selbst MitteilUAge» der ösierttiche» --- Am Ende de« Jahre» 1906 betrug die Betriebslänge der Sächsischen StaatSeisenbahnen (einschließlich der gepachteten und ausschließlich der verpachteten Strecken) 3248,13 dm (62,32 dm mehr als am Schluffe des Vorjahrs). Vollspurig waren hiervon 2805,55 dm, schmalspurig 442,58 dm. Dem Personen- und Güterverkehr dienten 3143,09 dm, nur dem Güterverkehre 105,04 dm. --- Zwischen der Sächsischen und Preußischen Staat«- eisenbahn-Verwaltung ist ein Abkommen getroffen worden, zufolge dessen der in Görlitz aufgestellte, au» Arzt- und Werk- zeuawaaen bestehende preußische Hilf»zug und da» zur Hilfeleistung erforderliche Personal auch bei Unfällen auf den sächsischen Strecken Bautzen—Görlitz, Bautzen—König»wattha, Löbau—Weißenberg—Radibor und Zittau—Nikrisch heran- gezoaen werden kann. Die beteiligten sächsischen Eisenbahn dienststellen Haden jetzt Anweisung erhalten, die preußischen Hilf»wagen bei allen schweren Unfällen, bei denen e« sich um schnelle Hilfe für verletzte Personen oder um rasche Frcileguna der Strecke handelt, herbeizurufen, wenn anzunehmen ist, daß sie schneller zur Stelle sein können, al» die in DreSden-Friednch- fiadt und Zittau stationierten sächsischen Arzt- und Werkzeug- wagen Deutsche- Reich. Der Kaiser. (Berl. Lokalanz.) Berlin, 11. Januar Se Majestät der Kaiser empfing heute gegen 1 Uhr im Königl. Schlöffe zu Berlin den Staat»sekrttär de» Auswärtigen Amte» v. Tschirschky und Bögendorff und nahm dann da« Frühstück beim Fürsten von Hohenzollern ein Nachmittag» beuch >qte der Kaiser im Dome da« Erinnerung»denkmal für den Fürsten Bi«marck und einige neue Gemälde Da» deutsche Kolonialwesen. <W T. B) Berlin, 11. Januar. Im Mozattsaale hielt heute abend auf Veranlassung de» „Deutschen HandelStag»" Kolonialdirektor Dernburg einen längeren Vortrag über die Frage de» deutschen Kolonialwesen» Er behandelte zunächst die Frage, wie seit Beginn der deutschen kolonialen Bewegung, also seit 20 Jahren, sich die allgemeine wirtschaftliche Weltlage gestaltet hat, und welch« Stellung da» deutsche Vaterland m chr einnimmt Jene Sv Jahre haben, so führte der Redner aus, tu Deutschland die stärkste numerische Vergrößerung einer Ration mit sich gebracht, die in dem 19 Jahrhundert überhaupt sestgestellt werden kann, und eine Vermehrung de- nationalen Vermögen- um wenigsten» »0 Mtllarden Mk. Deutschland hatte im J^hre 182» — St Mill. Einwohner, 1884 — 4S Mill und 1905 -- so Mill Man hat be rechnet, daß im Jahre 1965 Deutschland 104 Mill. Einwohner aus weisen werde Amerika und England zusammen werden aber in 100 Jahren 900 Mill Seelen zählen. „Dbv vorlä L, rupiäl^ d«- vowius «unlieb" sagt Charle- Dilke. Gegen Mitte de- 18. Jahr hundert- gab eS nur S Mill. Englisch- und SO Mill Deutsch- redende, heute stehen 1SV Mill. Englrschredenden etwa 70 Mill. Deutschredende gegenüber, weil England in seinen Kolo nien nicht bloß den Überschuß seines eigenen Volk-tum» er hielt, sondern auch die europäische, insbesondere deutsche Aus wanderung sich assimilierte Deutschland verlor also an Bedeutung in der Welt, weil es keine Kolonien hatte, in denen e» sein Volkstum auSbreiten konnte. Das war eine der wichtigsten Fragen de» verflossenen Jahrhundert- Im Jahre 1800 haben nur! SH Mill. Europäer außerhalb Europa- gelebt, im Jahre 1900 schon 100 Millionen und in weiteren 100 Jahren können eS leicht mehrere 100 Millionen sein. Da- ist der zwingend« Grund für unsere Weltpolitik. Schon vor 100 Jahren schrieb JustuS Möser, .nicht Lord Clive, sondern ein Rat-Herr von Hamburg würde am Gange» Befehle erteilen, wenn die wirtschaftspolitischen Bestrebungen der deutschen Handelsstädte im alten Deutschen Reiche nicht Anfein > düng, sondern Förderung gefunden hätten'. WaS damals der Zwie spalt der territorialen Interessen verhinderte, die Schaffung und Er haltung eines Kolonialbesitzes, daS bedrobt heute der Zwiespalt der Klassenintereffeu und der Parteien im Reiche Wir sind aber heute durch daS Expansionsbedürfnis unserer Industrie noch viel mehr dazu gezwungen, als früher. Wie da- Ausland hierüber urteilt, sagt ein Franzose, Marcel DuboiS, in seinem Buche .Koloniale Systeme und KolonisationSvölker': .DaS Deutschland von heute muß entweder über See verkaufen oder untergehen.' Der Menschen- und Kapital zuwachs hat im wesentlichen seine Beschäftigung gefunden in der deutschen Industrie, und diese deutsche Industrie ist mehr denn je für ihre eigene Erhaltung angewiesen auf die Versorgung aus ländischer oder überseeischer, jedenfalls nicht deutscher Gebiete, und sie ist angewiesen anderseits für ihr Arbeitsmaterial mehr denn je auf den Import von Rohstoffen auS außerdeutschen Gebieten für ihre Arbeit, und von NahruagSstoffen au» außerdeutschen Gebieten für ihre Ernährung Unsere deutsche Wirtschaft, sowohl was den Absatz al» auch was die Zahlungsbilanz angeht, ist in eine weit stärkere Abhängig keit von den Verhältnissen des Weltmarktes geraten, al» früher Gleichzeitig aber hat sich di« Produktion anderer Länder, die früher und auch zurzeit und hoffentlich noch auf längere Zeit hin sichere Bezugs- und Absatzquellen gewesen sind, gewaltig verändert. Die Tendenz der deutschen Großindustrie, unter Ausschaltung aller un nötigen Glieder und des Zwischenhandels in der intensivsten Weise selbständige und durch die Mannigsalrigkeit der Erzeugnisse möglichst unabhängige Gebilde zu schaffen ist auch in der Weltwirtschaft in den letzten SO Jahren mehr oder weniger zum Durchbruch gelangt. Redner besprach sodann eingehend die Verhältnisse m den Vereinigten Staaten, indem er etwa folgende« ausführte: Nordamerika nimmt heute in der Kohlenförderung und Stahl produktion den ersten Platz ein und hat England und Deutschland überflügelt. 94 Proz. der NahrungSminelproduktion der Vereinigten Staaten werden heute im Lande verbraucht, und wenn auch nicht in gleicher Höhe, doch mit einer stetig steigenden Tendenz werden die Naturschätze im Lande selber verarbeitet Der Einfluß der Ber einigten Staaten in den lateinischen Ländern de» amerikanischen Kontinent- macht außerordentliche Fortschritte. Es wird dieser Er scheinung in Deutschland meine» Erachtens eine viel zu geringe Auf merksamkeit geschenkt. Die spanischen Besitzungen find in die Hände der Union übergegangen. Der merkantile Einfluß der Bereinigten Staaten in Mexiko nimmt von Jahr zu Jahr zu, wie ich mich selbst habe überzeugen können. Große Minenunternehmungen in den pazifischen Staaten Südamerikas, wie in Peru, sind in den Händen! der Nordamerikaner. Licht- und Elektrizitätswerke in Brasilien sind auS deutschen Händen in' amerikanische übergegangen. Die Schiff fahrt zwischen Häsen de» amerikanischen Norden» und Südens hat sich ungemein verdichtet und wird sich nach dem Ausbau de» Panama- Kanals noch weit mehr verdichten. Es ist nicht zu bezweifeln, daß der amerikanische wirtschaftliche Einfluß in dem ganzen amerikanischen Konti nent zum Schaden Europa» von Jahr zu Jahr steigen wird, und wenn dies« Erscheinung noch bisher nicht fühlbar geworden ist, so liegt daS nur daran, daß Süd- und Mittelamerika selbst in einer großen Ent wicklung sind und infolgedessen ihre Jmportbedürfnisse außerordentlich gesteigert haben. Japan und die Bereinigten Staaten sind unS an scheinend in Ostasien durch Frachtverhältnisse und durch die Eigen produktion von Baumwolle überlegen. Unser Handel mit diesem Lande seit 189b weist nicht absolut, aber gegenüber der allgemeinen Steigerung des Wette» deS chinesischen Handel» und der Beteiligung anderer Böller au diesem Handelsverkehr einen Rückgang auf. Der Anteil Deutschland- war 1895 6,2 H», 1904 5,7 yh. Die Einfuhr der Bereinigten Staaten in China ist während derselben Zeit auf daS sechsfache, die Japans auf da» fünffache gestiegen. Japan selbst sucht durch Entwicklung seiner Industrie wirtschaftlich unabhängiger zu werden. Ich verwerfe auf die Vorgänge in Kanada und Australien und im englischen Kolonialreich. Wie wird eine Fortdauer der Situation unseren deutschen Handel und unsere deutsch« Industrie beeinflussen, wie steht e» mit unserem Rohstoffbezug, wie steht e» mit unserem Absatz, wie steht e» mit unserer Zahlungsbilanz, wie steht e- mit unseren Mitteln, handelspolitische Abmachungen mit anderen Ländern zu regeln? Auch für unseren Rohstoffbezug habe» diese 20 Jahre große Veränderungen mit sich gebracht. Konnte mau vor 20 Jahren als Weltmonopol nur den Petroleumtrust anspreche«, so haben Eie jetzt an dessen Seite, ja unter denselben Händen ein Kupfermonopol. Brasilien sucht durch Einschrän kung der Produktion die Kaffeepreise mit staatlicher Hilfe in die Höhe zu setzen, in den amerikanischen Südstaaten will man durch einen Zusammenschluß der Produzenten den Weltmarktpreis sür die Baumwolle regel» Unser Etnfuhr- bedürfni» von Nahrung?Produkten wird nicht verringert, und alle» die- wirft auf unsere Zahlungsbilanz, d. h aus die Möglichkeit, den jenigen Stock von Edelmetall zu halten, der allein die Sicherheit einer Währung garantiert, ohne die eine WelthandelSnation nicht be stehen kann. Wir müssen für alle diese Dinge ein Gegengewicht suche», und wir können «S finden in der Entwickelung unsere» kolonialen Besitze» M H., wir stehen hier nicht allein Eine An zahl von naseren Nachbarn ist in der gleichen Situation; sie all« s ergreifen da- gleiche Mittel und sie sind in dem Tempo, in de« Zielbewußtsein, in der Zusammenarbeit von Regierung und Nation, in der Erkenutni- der Notwendigkeit der zu bringenden Opfer «n» voran-. Nach d«n Ziffern, die ich dem statistischen Jahrbuch fik da» Deutsche Reich für 190« entnommen hab«, betrug die deutsche Ein fuhr im Jahre 1905 an solchen Produften, die wir auch in unseren Kolonien erzevgen können, also Baumwolle, Kupfer. Kautschuk, Petroleum, Rei-, Kaffee, Hlfiuchicn, Hauf rc., weit über 1 Milliarde M E« ist nun di« Frage: ist unser kolonialer Besitz beratt, daß wir unseren Bedarf an diesen »nentbebtticben Rohstoffen ganz oder teil weise au- unseren Kolonien za decken in der Lag? find? Wenn wir nur teilweise decken, entgehen wir schon de« größten Schädigungen, die «in Fortgehen der oben beschriebene« Entwickelung mit sich bringen könnte Da- hat sich schon bei dem großen Kupserkoruer, da- im Jahre 1888 der französische Spekulant Secretan inszeniert hat, gezeigt Alle- sichtbare Küpser hatte dieser Mann in sei»en Besitz gemacht, aber er hatte nicht gerechnet mit jenen ua- bedeutenden Produktion-quellrn, die zu dem Preise, den da- Kupfer vor diesem Korner hatte, nicht rentabel waren, die aber durch die rapid« Steigerung al-bald in die Produktion eiutrateu und da« Zünglein bildeten an der Wage und dieser ganzen ungeheuren Machination da» Urteil sprachen. Wie wichtig eigene Produktion von Rohmaterialien ist, deren Prei- auf dem Weltmärkte durch Trust- hochgehalten wird, mögen Sie darau ersehen, daß schon eine Preissteigerung von 1 Pfennig für daS Kilo Petroleum für den deutschen Verbrauch 10 Mill. M. jährliche Er höhung bedeutet, die durch die Salpeterkombination bewirkte Preis steigerung von » Schilling für die Tonne Salpeter für die deutsche Landwirtschaft eine jährliche Berteueruug um SS Mill. M. Ma» wird also auch bet anderen Rohmaterialien, bei denen e- nicht viel besser steht, als bei jenen bekannten Weltmonopolattikeln Petroleum und Salpeter, vor allem daran denken müssen, in seinem eigenen Kolonialbesitz unabhängige Hilfsquellen gegenüber der Vertrustung deS Weltmarktes und der Abhängigkeit von diesem zu schaffen Dem FlächenauSmaß nach hat Deutschland den drittgrößten Kolonialbesitz in der Welt Die Hälfte unfere» Kolonialbesitzes der Fläche nach dürften Ansiedlungskolonien, die andere Hälfte Plantagenkolonien sein. Als Ansiedlungskolonien kommen in Frage Deutsch-Südwest- afrika und die hochgelegenen malariasreien Strecken von Deutsch-Ost- afttka. Roh gesprochen also sind zweimal die Flächen Deutschlands in unseren Kolonien AnsiedlungSkolonien, wenn man au» der Südsee die sür Europäer bewohnbaren Inseln noch hinzurechnet Die andere Hälfte Deutsch-Ostafrika» mit seinen tropischen Gebieten und seiner Küste, Kamerun und Togo und die tropischen Südseeinseln und Neu-Guinea, gleichfalls im Ausmaß zwei- bi» dreimal so groß wie da» Deutsche Reich, sind Plantagenkolonien, d. h. sie sind sür den dauernden Aufenthalt von Europäern nicht geeignet. Wa» die Bevölkerung angeht, so haben Togo und Kamerun dasjenige Menfchenmaterial, welches in den Bereiniglen Staate» zurzeit die Baumwollproduktion allein besorgt. In Ostafrika haben wir im allgemeinen ein nicht unbrauchbares Menschenmaterial, welchc« über das Gebiet allerdings sehr ungleich verteilt ist. In dem großen südwestafrikanischen Besitz ist leider der sür die Arbeit brauchbarste Stamm der HereroS in dem Kriege der letzte» zwei Jahre dezimiert worden. Immerhin wird sich auch dieses Volk unter verständiger Fürsorge retablieren können. Die Hauptfrage: können wir uns einen erheblichen Absatz für heimische Produktion auch in unseren Kolonien schaffen, kann man ohne weiteres bejahen. Die Einfuhr allein in den afrikanischen Schutzgebieten betrug im letzten Jahre 6» Mill. M, während die nach einem der wichtigsten überseeischen Absatzgebiete, nämlich China, nur 58 Mill M. betrug. Der Anteil Deutschlands an dem Gesamthandel unserer Kolonien ohne Kiautschou stieg von 50,7°/, auf «8,7°/, von 1908 bi- 1905, Englands Anteil ist von 11,5°/, auf 8,2°/, gesunken und Nord amerika und Japan, die unseren Anteil am chinesischen Handel von von K auf 5°/, berabdrückten, kommen als Konkurrenten in unseren Schutzgebieten nicht in Frage. In Deutsch-Ostasrika stieg der Ge samthandel von 18 auf 27 Millionen, die Einfuhr von 11 auf 17 Mill. M. von 1908 bis 1905 und die Beteiligung Deutschlands daran steht jetzt unter Zurückdränguttg Sansibars an erster Stelle. Mit dem Steigen der Kultur steigen die Bedürfnisse der Bevölkerung der Kolonien und mit dem Arbeitslohn die Kaufkraft und die Kauflust Was aber die Erzeugung der Rohprodufte, d. h. die Ausfuhr betrifft, so sind wir in der Tat nicht ungünstig gestellt. Während der Durch schnittspreis von Baumwolle im Jahre 1899 noch 8,5 Pence war, stieg er allmählich auf 7, 8, ja 9 Pence. Die Southern Cotton Growers Association will aber den Preis auf 10 Pence steigern und halten. Eine Steigerung um nur '/, Penny für da» Pfund bedeutet für den Verbrauch der Welt die enorme Mehr auslage von 320 Mill M., eine Preissteigerung von 40 Pf. für das Pfund, wie sie in den letzten Jahren eingetreten ist, für den Verbrauch eine Mehrbelastung von 3 200 000 000 M. Deutschland, das vor 10 Jahren erst 800 000 Ballen verbraucht hat, benötigt deute schon 1,6 Mill. Ballen und zahlte im Jahre 1905 470 Mill.M. für seine Einfuhr. Der Verbrauch auf den Kops der Bevölkerung, der vor 50 Jahren 0,50 kg war, ist heute in Deutschland etwa 7 Kx. Deutschland zahlt je nach den Preisschwankungen 150 bis 200 Mill. M. Mehraufwand jährlich an die auswärtigen Baumwoll produzenten. Tas ist das fünf- bis siebenfache von dem, waS das Reich jährlich sür unsere Kolonien ausgegeben hat. Kolonialdirektor Dernburg legte sodann unter Berufung auf Sachverständige eingehend dar, daß alle unsere Kolonien günstige Aussichten für Baumwollbau bieten, darunter auch Südwestaftika, und bemerkte weiter: Westafrika ist geeignet, uns die nordamerikanische Baumwolle zu liefern, während Ostafrika uns vorzugsweise die ägyptische Baum wolle liefern kann. Von Ostafrika sind sehr weite Gebiete in der Lage, Baumwolle rentabel zu produzieren. Allein im Rufidji-Delta ließen sich nach Paasche 20000 Ballen Baumwolle erzeugen und da» Bewässerungsgebiet des Pangani bietet ähnliche Vorbedingungen wie das Niltal. Schon macht sich eine Bewegung geltend bei den in Ägypten Baumwolle bauenden Griechen, deren Ernte als eine merk würdige Folge des Dammbaues bei Assuan in der Güte zurückgeht, und die sich in Ostafrika nach neuem Baumwollenland umsehen. Baumwollenland kostet in Ostasrika vier bis sechs Mark das Hektar, in Ägypten ist ein Hektar bewässerungsfähiges Baumwolland unter 2000 bis 8000 M. mit 100 M Grundsteuer überhaupt nicht mehr zu bekommen und in Texas ist Baumwollenland unter 1200 M. für das Hektar selten. Im ganzen, hat Prof. Warburg gerechnet, kann das für die Baumwolllultur geeignete Gebiet unsrer Schutzgebiete sehr wohl nach Einsührung der geeigneten Methoden (Pflugkullur) bis zu 2'/, Mill. Ballen erzeugen, also mehr als zurzeit der gesamte deutsche Verbrauch ist Die bei den jetzigen Verhältnissen in unseren Kolonien erzeugbare Baumwolle glaubte Warburg beim letzten internationalen Baumwollenkongreß auf 10O0O0 Ballen schätzen zu dürfen Dabei handelt e» sich in unseren Kolonien durchweg um vorzügliche Qualität. Togo-Baumwolle erzielt 8 Pf. mehr als amerikanische. Daß man in Dahomey jetzt deutsche Togo-Saat bezieht, ist bezeichnend. Die letzte Probe deutsch - ostasrikanischer Baumwolle wurde an der Liverpooler > Baumwollbörse als „tkv bett k^ptian substituts svor prockucs<l ^ bezeichnet und hoch bewertet. Natürlich kann heute nicht mit Sicher heit gesagt werden, in 10, in 15, in 20 Jahren werden wir dahin kommen, aber daß wir dahin kommen werden, wenn auch nicht das ganze unsere» gegenwärtigen Bedarfs, so doch einen erheblichen Teil zunächst an Baumwolle zu erzeugen, halte ich für wahrscheinlich. Da- Stadium der Entwicklung tst naturgemäß ein lange» und kostet erhebliche Mittel. Aber e» ist unrichtig, daß die Heimat von diesem Entwicklungsstadium nicht» habe. Die großen Ausgaben de» Reiche», sei e» für die friedliche Entwicklung, sei e» selbst für die kriegerische Okkupation der Kolonien, werden selbst, soweit sie Unternehmer- gewiun darstellcn. in produktive Arbeit umgesetzt und sind zum weitaus größten Teile, soweit sie nicht thesauriett sind, al» Arbeits lohn verausgabt worden. Wenn irgend jemand einen Vorteil davon gehabt hat und von der Weiterentwicklung haben wird, ehe die Produktionskosten an die Eingeborenen gezahlt werden, so ist e» d«r deutsche Arbeiterstand Die Kupfereinfuhr in Deutsch land betrug, wie oben erwähnt wurde, 151 Mill. M. im Jahre 1905. Der KupserpreiS ist von 1898 bis heute von 51 Psd. St. auf 107 Pfd. St. gestiegen; dies macht auf den Verbrauch de» Jahre» 1905 mehr al- 100 Mill M Preissteigerung Kupfer wird in unseren Kolonien bereit» produziert in Südwestaftika in den Otavi Minen Deutsche Syndikate explorteren ferner gegenwärtig die Gorup-Mine, ungefähr 100 km östlich und südlich von Swakop münd; ein andere» Syndikat die Mine bet Otjisongati; wieder andere die Gegend von Rehoboth, und neuerdtng» wiA> auch der Süden des Schutzgebiet» auf Kupfer untersucht, wo die äuf der anderen Seite de» Oranjeflusse» florierenden englischen Minen einen sicheren Be- l weis für daS Vorkommen geben. Die Wolleiufuhr in Deutschland
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