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Dresdner Journal : 01.07.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190807016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19080701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19080701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-07
- Tag 1908-07-01
-
Monat
1908-07
-
Jahr
1908
- Titel
- Dresdner Journal : 01.07.1908
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„Memorabilien" dem deutschen Volke neu aeschenkt, und mehrere andere Kleinodien. Für die Zukunft beaosicht gt die Stiftung auch die Versorgung ganz bestimmter Kreise mit guter Literatur in die Hand zu nehmen. Im Jahre 1908 wird sie, wie der erwähnte Jahresbericht angibt, zunächst mit der Versorgung von Krankenhäusern und Heilstätten mit guten Büchern, sowie mit der Verteilung von Wanderbibliotheken an die Besatzung unserer Feuerschiffe und Leuchttürme beginnen, über die Unterstützungs- Würdigkeit der Stiftung geben nicht nur die Absichten, sondern auch die bisherigen Leistungen sicheren Bescheid. Die Ab teilung für Volksbibliotheken hat im Berichtsjahr 44841 Bücher in 37 692 Bänden verteilt, während bei der ersten Verteilung (1904) nur 18063 Bücher in 10948 Bänden verteilt worden waren. Die Steigerung betrug also innerhalb eines Zeit raums von vier Jahren 264 Prozent. Ein dem Jahresbericht beigegebenes Verzeichnis der Autoren der an Volksbiblio theken verteilten Bücher zeugt von der Güte der Gaben. DaS Autorenverzeichnis ist übrigens ein gutes Hilfsmittel für solche, die behuf» Autwählung guten, einfachen Lesestoff- nach Material suchen. Wir wünschen der Deutschen Dichter-Gedächtnis stiftung vor allem eine lebhafte Steigerung der praktischen Anteilnahme des Publikums. Wer sich für diese wichtige Kulturarbeit interessiert, schreibe eine Postkarte an die Kanzlei der Stiftung in Hamburg-Großborste! mit dem Verlangen um kostenlose Zusendung deö Jahresbericht-. Bildende Kunst. Au» Leipzig schreibt man un«: Durch die Freigebigkeit eines ungenannten Leipziger Kunst freundes, der dem Kunstgewerbemuseum eine bedeutende Summe geschenkt hat, ist diesem der Ankauf mehrerer sehr wertvoller Kunstwerke ermöglicht worden, die eine wesent liche Bereicherung der prächtigen Sammlung bedeuten Unter den neuerworbenen Gegenständen ist namentlich eine ziemlich einen Meter hohe weiße Porzellanfigur, ein frühes Werk der Meißner Porzellanmanufaktur, zu erwähnen, die um 1735 von Johann Joachim Kaendler, dem be kannten Meister der Meißner Plastik, modelliert worden ist und den Apostel Paulus darstellt. DaS Kunstwerk zeichnet sich durch eine ungewöhnlich großzügige Modellierung aus, be sonders hervorragend ist der wundervoll durchgebildete Kopf. Zu diesem Paulus gibt cs ein Gegenstück, einen Petrus, der sich in der König!. Porzellansammlung in Dresden befindet. Ver mutlich war geplant, alle zwölf Apostel in dieser Größe in Porzellan herzustellen, es haben sich jedoch beim Brennen dieser großen Figuren offenbar Schwierigkeiten ergeben, die sich durch Sprünge kundgeben, so daß man von dem Plane Abstand nahm. — Ferner ist eine große Florentiner Holztruhe, wie sie früher an Stelle eines Schreine« oder Schrankes benutzt wurde, zu nennen. Sie ist im Renaissancestil aus Nußbaumholz an- gefertigt, reichlich mit geschnitzten Girlanden und sonstigem Schnitzwerk geschmückt und stammt aus der ersten Hälfte de« 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist auch eine Schnitzarbeit aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, eine Schrankfüllung, sodann einige römische Tonlampen, die man in der Krim gefunden hat; das wertvollste Stück aber ist ein gotischer Altarschrein von großen Dimensionen mit drehbaren Flügeltüren. Der Schrein beherbergt in seinem Mittelstück fünf kunstvoll ge schnitzte lebensgroße Figuren, deren Bemalung und Vergoldung noch in voller Frische prangen, obgleich sie über 400 Jahre alt sind. Sie stellen die Mutter Maria inmitten der heiligen Barbara, der heiligen Katharina, dem heiligen Nikolaus und einem unbekannten Papst dar. Auch die Ölbilder im Innern der Flügeltüren und auf dem Untersatz, die u. a. Christus und seine zwölf Apostel in lebendiger Darstellung zeigen, weisen die Farben noch in aller Frische auf. Die Namen des Bildschnitzers und des Malers, die an der Schöpfung dieses Meisterwerkes, das al» eins der schönsten und kostbarsten Sachsens aus der spätgotischen Kunst epoche bezeichnet werden muß, beteiligt gewesen sind, haben leider bislang noch nicht festgestellt werden können. Die Ur kunden besagen nur, daß der Altar durch den reichen Zwickauer Ratsherrn und Tuchhändler Hans Federangel 1475 der Nikolai- kirche in Zwickau gestiftet worden ist Später wanderte er in die Kapelle des Schlosses Schweinsburg bei Crimmitschau. Unter Aufwendung beträchtlicher finanzieller Opfer bildet er nun eins der kostbarsten Objekte des Museums. Erwähnt sei noch ein ausgezeichneter, in Italien gefundener römischer Bronzespiegel mit einem sitzenden, Leier spielenden Apoll in Hochrelief. Derartige Spiegel sind äußerst selten, und ihr Erwerb ist daher nur unter Aufwendung ganz erheblicher Mittel möglich. — AuS Berlin wird gemeldet: Der Wechsel in der Leitung des KupferstichkabinettS der hiesigen Museen vollzieht sich heute. Geh Regierungsrat Prof. vr Lehrs kehrt nach Dresden zurück, von wo er im Herbste 1907 nach Berlin berufen worden war, und vr Max I. Friedländer, der bisherige zweite Direktor de» Kaiser Friedrich Museums, tritt an seine Stelle. -j- Am 26. Juni starb in Rom nach vollendetem 70. Lebensjahre der Direktor der Galerie für neuere Kunst, Francesco Jacovacci, ein verdienstvoller Geschichtsmaler, der seinen Ruf 1881 mit dem in Turin preisgekrönten Ge mälde „Michelangelo an der Leiche der Vlttoria Colonna" be gründet hatte. Er war in Rom im Jahre 1838 geboren und gehörte zu den ersten, die dort von der klassizistisch-akademischen Mode entschieden abwichen. Musik. AuS Wien meldet man: Felix Weingartner richtete an den Richard Wagner-Verein in Graz, der ihn wegen der jüngsten Striche in „Die Walküre" scharf ver urteilte, einen offenen Brief, in dem er sein Vorgehen ver teidigt und ausführt, manche Teile in den „Nibelungen", im „Tannhäuser" und im „Fliegenden Holländer" seien zu lang geraten im Sinne der organisch-dramatischen Notwendigkeit. Diese Stellen sinnvoll zu kürzen, halte er für seine künstlerische Pflicht. ' Theater. Aus London wird berichtet: Der Wieder aufbau des vor wenigen Monaten von einem Brande zer störten alten Drury-Lane-TheaterS, der eine Zeitlang durch die Feststellungen der Versicherungsbehörden aufgehalten wurde, ist jetzt mit allem Nachdruck ausgenommen worden, so daß das alte traditionsreiche Theater im Herbst wieder seine Pforten wird öffnen können Nur wenige Teile sind seinerzeit von dem Feuer verschont geblieben, und so gestattet der Wiederaufbau die Einführung wesentticher Verbesserungen und Erweiterungen. Die Bühne wird bedeutend vergrößert, in ihrer Tiefe um 32 Fuß erhöht und auch di« Höhendimensionen werden um 10 Fuß erweitert, so daß die Bühne des Drury-Lane-Theater» fortan wohl als die größte der Welt wird gelten können. DaS Dach muß vollkommen erneuert werden und für die Be- dielung der Bühne wird für Eichenholz ein Aufwand von 20000 M. erforderlich Bei der Wiederherstellung dieses alten englischen Bühnenhauses wird ausschließlich Material britischer Herkunft verwendet. * Im graphischen Kabinett der Emil Richterschen Hofkunsthandlung, Prager Straße, ist eine größere Sammlung der besten Radierungen und Holzschnitte von Aug. Lepsre- Paris ausgestellt. Theater, Konzerte, BortrLge. * Mitteilung aus dem Bureau der Könial. Hof theater. Hr Rudolf Weinmann vom Raimundtheater in Wien wurde vom September 1909 ab für das König! Schau spielhaus verpflichtet. * Residenztheater. Morgen und während der folgenden Tage gastiert Mila Theren vom K. K priv Theater an der Wien m der Schwanknovität „Die Welt ohne Männer" von Alexander Engel und Iuliu« Horst. * Im Zentraltheater geht morgen, Donnerstag, „Der Teufel", ein Spiel in drei Aufzügen von Franz Molnar, mit Albert Bozenhard als „Teufel" zum zehnten- mal in Szene. „Der Teufel" wird bi« einschließlich Diens tag, den 7. d. M., allabendlich 8 Uhr wiederholt Sonntag, den 5. d. M., nachmittags ^4 Uhr, wird bei halben Preisen „Ein Automobilunfall („Panne") von Rich. Skowronnek gegeben. 49. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure. III. Im weiteren Verlaufe der gestrigen Verhandlungen wurden in der Hauptsache Organisationsfragen erledigt und u. a. daS Bezugt quellen- und Adressenverzeichnis, da» Patentgesetz sowie die Polizeiverordnung, betreffend die Einrichtung und Überwachung elektrischer Starkstromanlagen nebst Sicherheits- Vorrichtungen, besprochen. Ein weitergehende« Interesse be anspruchte ein Antrag de« Bayerischen Bezirksvereins, betreffend die VerwaltungSinaenieure. Der Vorstandsrat schlug der Hauptversammlung hierzu folgende Resolution vor: „Der Verein Deutscher Jngrnieure hält eS für erforderlich, daß die Ämter der staatlichen und kommunalen Verwaltungen den Akademikern aller Berufsklaffen zugänglich gemacht werden, sofern sie sich die geeigneten Kenntnisse erworben haben. Der Verein Deutscher Ingenieure hält es für erwünscht, daß den Diplomingenieuren zur Ausbildung in der Verwaltung in den staatlichen, kommunalen und privaten Verwaltungen jeder Art Gelegenheit geboten werde, und beauftragt den Vorstand zur Erfüllung dieser Forderung die geeigneten Schritte in die Wege zu leiten." Nach der Beschlußfassung über den Hauöhalt- plan für 1909 war die Tagesordnung erledigt. * Am Abend vereinigten sich die Festteilnchmer mit ihren Damen in den prachtvollen Räumen de« Zentraltheaters zu einem glänzenden Festmahl. Im Parkett, im I. Rang und in dessen Wandelgang waren mit La France-Rosen dekorierte Tafeln aufgestellt worden und an der Mitteltafel des Parketts hatten die vornehmsten Festgäst: Platz ge nommen. Man bemerkte Ihre Exzellenzen die Herren StaatSminister vr. Graf v. Hohenthal und Bergen und vr. Beck, die Ministerialdirektoren Wirk!. Geh. Rat vr. Waentig, Exzellenz, Geh. Räte vr. Schelchcr und vr. v. Seydewitz, Bürgermeister vr. Kretzschmar an der Spitze mehrerer Mitglieder der städtischen Kollegien, sowie zahlreiche andere hervorragende Persönlichkeiten. Es war das erstemal, daß das Zentraltheater zu einer Festtafel benutzt wurde; der Versuch ist ausgezeichnet gelungen. Man kann sich keinen schöneren und stimmungsvolleren Raum für diesen Zweck denken. Den Reigen der Trinksprüche eröffnete Hr. Geh. RegierungSrat Prof. vr. Slaby-Berlin. Er wies darauf hin, daß da« Fest mahl einen Höhepunkt der Hauptversammlung bilde, und daß es Sitte sei, das erste Glas dem erhabenen Fürsten zu weihen, der an der Spitze Sachsens stehe, dessen Gastfreundschaft der Verein Deutscher Ingenieure soeben genieße. Die Deutschen könnten dankbar sein und voll Vertrauen zu ihren Fürsten aufblicken, denn die unermüdliche Tätigkeit der sachverständigen Männer, die an der Seite der.Herrscher stehen, habe die wirtschaftliche Entwickelung unseres engeren und weiteren Vater lands gefördert, wodurch auch unsere geistigen Waffen scharf und schneidig bleiben. Der politische Horizont sei jetzt bewölkt, doch wenn auch drohende Wolken heraufzögen, so möchten Deutsch lands Feinde wissen, daß das deutsche Volk seine geistigen und auch seine kriegerischen Waffen mit Mut und Entschlossenheit zu führen wisse und sich mit Begeisterung um seine Fürsten scharen werde. Die Rede klang in ein jubelnd aufgenommenes Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und unseren Allergnädigsten Herrn aus An zweiter Stelle sprach Hr. Bergwerksdirektor Treutler-Aachen Er erinnerte an die Rhein fahrt au» Anlaß der letzten Tagung in Coblenz. Damals habe man sich ge fragt, ob es wohl möglich sein würde, ein gleichschönes Fleck chen auf deutschem Boden zu finden. Nach einem Jahre ernster Arbeit habe Dresden die deutschen Ingenieure in gastfreundlicher Weise ausgenommen und ihnen ein Will kommen bereitet so schön, wie man es sich nicht entfernt vor gestellt hätte. Der herrlichen landschaftlichen Umgebung, den reichen Kunstschätzen und dem Kunstsinn der Dresdner Ein wohner sei noch die edle Gastfreundschaft hinzugefügt worden. Der Redner dankte den Bürgern Dresdens und besonders Hrn. Oberbürgermeister Beutler für die freundliche Aufnahme ES sei eine Tagung, die den deutschen Ingenieuren unvergeßlich bleiben werde, besonders durch die Anteilnahme Sr. Majestät des Königs. Die Sachsen zählten zu den ersten und besten Förderern der Jngenieurkunst Sie hätten zuerst der Erde ihre kostbaren Schätze abgerungen, sie seien die ersten Begründer vieler deutscher Industrien und die ersten Pioniere, die hinaus gingen in fremde Länder, um den deutschen Namen und den deutschen Erzeugnissen Verbreitung zu schaffen. In Sachsen seien die ersten technischen Lehranstalten begründet worden Doch alle diese Bestrebungen hätten den Erfolg nicht haben können, wenn nicht die hohe Sächsische StaatSregierung früh zeitig den Nutzen der Technik für die Förderung de» Gewerbe- fleißeS und des Volkswohls im Lande erkannt hätte, und wenn sie nicht jederzeit ein warmes Interesse für die Bestrebungen der Techniker bekundet hätte Dieses zeige sich auch in der großzügigen Ausgestaltung der hiesigen technisch-wissenschaftlichen Lehranstalt, der König!. Technischen Hochschule, deren Einrich tungen die deutschen Ingenieure bewundern durften. E« zeige sich aber auch an dem warmen Interesse, das die höchsten Würdenträger des Lande» den deutschrn Ingenieuren durch die Anteilnahme an der Tagung entgegenbringen Der Redner schloß mit einem begeistert ausgenommenen Hoch auf die Säch sische Etaattregierung, die Stadt Dre»den und da» Bruder volk, die Sachsen. Nunmehr erhob sich Se. Exzellenz, der Hr. StaatSminister vr. Beck, zu folgender Ansprache: Mein« hochgeehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir, daß ich dem Hrn Vorredner für den warm- empsuudenen Ausdruck seiner der Sächsischen StaatSregierung und unserem Sachsenlande gewidmeten freundlichen Gesinnungen und Ihnen allen, die Sie dieselben zu den Ihrigen gemacht haben, herz lich danke. Wenn ich eS gleichzeitig übernommen habe, Ihnen noch mals an dieser festlichen Stätte namens der StaatSregierung ein auf richtiges Willkommen in unserem Lande zuzurusea, so ist mir die» nicht nur eine Pflicht der Höflichkeit, nein, eine überaus freudige Herzenssache. Ich darf mich glücklich schätzen, Ihnen heute nicht erstmalig gegenüberzustehen, sondern Sie als alle und gute Bekannte zu be grüßen Schon vor zehn Jahren, als Sie zum letztenmal in unserem Sachsenlande tagten, hatte ich als Oberhaupt Ihrer damaligen Fest stadl Chemnitz die Ehre, Sie zu bewillkommnen. Die Erinnerungen an jene festlichen Tage sind mir unvergeßlich und werden eS allezeit bleiben. Denn wer einmal daS Glück hatte, zu Ihrem illustren Verein in nähere Beziehungen zu treten, wem eS vergönnt war, einen tieferen Blick in fernes Geistes Wehen, in seine großzügige Leitung, seine kühnen Aufgaben und seine hohe Idealität zu tun, der wird eS stets mit lebhafter Freude begrüßen, wenn sich die Wege wieder kreuzen, und wird gern mit einem warmen Händedruck die alten Be ziehungen erneuern. Aber diese alte Bekanntschaft ist es nicht allein, was mir den Willkommeogruß der StaatSregierung zur wahren Herzenssache macht, nein, vor'allem auch die hohe Wertschätzung, die den deutschen In genieuren überhaupt nach ihrer hervorragenden Betätigung in Wissen schaft und Praxis und Ihrem Verein nach seiner ruhmreichen Ge schichte, der Zahl seiner Mitglieder und dem Klange vieler Namen rückhaltsloS gebührt. Wir begrüßen unter Ihnen eine stattliche Anzahl von Männern und unter diesen an erster Stelle Ihren hochverdienten Hrn. Vor sitzenden, sowie — heute abend leider schon wieder in ndesntin — den kühnen Pfadfinder nach dem Reiche der Lüfte Se. Exzellenz Hrn. Vr.-Jng. ehrenhalber Grasen Zeppelin, die am Himmel deutscher Wissenschaft und praktischer Forschung als Sterne erster Klasse leuchten, die mit ihrem kühnen Wagemut unv ihrem hohen GeisteSflug die Grenzen von Raum und Zeit überspannend von neuem die Achtung der Welt vor deutschem Forschergeist errungen und deren Anwesen heit unter unS den Reiz der diesmaligen Tagung noch besonders erhöht. Wir beglückwünschen Ihren Verein zu seinen großen Erfolgen in seiner mehr denn halbjahrhundertlangen Geschichte, durch die er zu einem bedeutsamen Förderer der Kulturinleressen, zu einem der verdienstvollen Mitbegründer unseres ungeahnten wirtschaftlichen Auf schwungs geworden ist. Und welch gewaltiger Fortschritt seit dem Tage der Begründung im Jahre 18öS bis auf die Gegenwart! Zu einer Zett entstanden, wo der Väter heißes Sehnen nach einem geeinten deutschen Bater- lande noch lange dcr Erfüllung harren mußte und unser nunmehr erprobtes Sturmlied Deutschland, Deutschland über alle- nur einem geographischen Begriff galt, haben sich die Gründer Ihres Vereins weitschauend daS hohe Ziel gesteckt, „daß er, obwohl eS ein geeinte- Deutschland noch nicht gab, ein deutscher sein und ganz Deutschland umfassen sollte'. In unermüdlicher Tatkraft ist er diesem Ziele nach - gegangen, bis endlich in Otto v. Bismarck der größte deutsche Ingenieur aus der Wahlstatt erschien, der, nachdem er 1870/71 die Festigkeitsprobe mit dem in ihrer Einigkeit kernfesten Material der deutschen Stämme gemacht, unter Ausschaltung der bisherigen parti- kularistischen Reibungsflächen sein geniales Meisterwerk schuf, daS, will'S Gott, den Meister bis aus der Jahrhunderte Dauer loben soll. Und wenn wir heute hier an dieser in unmittelbarer Nähe seine- Denkmals gelegenen festlichen Stätte im Sachsenland als gut« Deutsche vereint sind, so bekränzen wir gewiß alle erneut daS Denkmal, da- wir dem großen Toten dort lm Sachsenwalde in unauslöschlicher Dankbarkeit und Treue für alle Zeiten in unseren Herzen er richtet haben. Denn erst das neuerstandene Deutsche Reich ist eS gewesen, da- dem deutschen Ingenieur den rechten Boden für die fruchtbringende Entfaltung seiner Kraft geboten Bon Erfolg zu Erfolg ist er dann seine SiegeSbahn gewandelt Alle Hindernisse kühn überwindend, hat er die Naturkräste in seine Macht gebannt. Im dunklen Schoße der Erde wie im Reiche der Lüfte, im Bunde mit des FeuerS Macht wie aus des Weltmeers trotzten Wogen hat er seinen Ruhm ver kündet Und wohin unser staunendes Auge in der Gegenwart auch blickt, stehen wir bewundernd vor den großartigen Fortschritten der Technik und empfinden die Wahrheit des Wortes des großen grie chischen Tragöden: „Vieles Gewaltige lebt, doch nichts ist gewaltiger als der Mensch!' So ist den kühnen Bahnen des Ingenieurs eine Fülle des Segens gefolgt, die ihn zu einem Wohltäter der Menschheit ins besondere auch in hygienischer Beziehung gemacht hat, der wir nicht zum geringen Teile den ungeahnten Aufschwung unseres Volkes zu seiner Weltmachtstellung zu verdanken haben. So hat er ganzen Zeiträumen in der Entwickelung der Menschheit ihren Namen gegeben. Denn wenn wir das vorige Jahrhundert alS das deS Dampfes und der Elektrizität bezeichnen, so wird vielleicht bald eine Zeit an brechen, welcher der beginnende Verkehr in den Lüsten ihren Namen gibt. Kein Wunder, daß bei solch verdienstvoller Tätigkeit die StaatS- regierungen nach dem erhabenen Borbilde unseres Kaisers den Ver tretern der Jngenieurwissenschaften gern und freudig die wohl verdiente Wertschätzung entgegengebracht, daß sie ihnen die amtliche und gesellschaftliche Stellung eingeräumt, die sie sich durch ihre Leistungen errungen, daß sie insbesondere durch Verleihung deS Promotion-recht- an die Technischen Hochschulen sie mit der Ehre der akademischen Doktorwürde ausgezeichnet, und vor allem dem Aus bau der Technischen Hoch- und Mittelschulen ihre besondere Auf merksamkeit zugewendet haben. Und wie in allen Bundesstaaten, so sind auch in unserem Sachsen- lande, das den Ingenieuren so viel in seiner industriellen Ent wickelung zu danken hat, Regierung und Stände eifrig bemüht, unserer jetzt auf eine achtzigjährige ruhmreiche Geschichte zurück- blickendcn Technischen Hochschule in Dresden einen Ehrenplatz unter ihren Schwesteranstalten zu sichern, ihrem ebenso von hoher wissen schaftlicher wie praktischer Besähigung und großer Idealität erfüllten Lehrkörper die Wege zur Entfaltung seiner schätzenswerten Kräfte zu ebnen und in freigebiger Weise die Einrichtungen unserer Hochschule so zu gestalten, daß sie in diesen Tagen, wie wir soeben zu unserer Freude gehört haben, vor Ihren kritischen Augen eine gute Prüfung hat ablegen können. Hoffentlich haben auch die heute morgen er öffneten, auf Anregung eines Professor- der Hochschule in dankens werter Weise auS Kreisen der Industrie und Landwirtschaft be gründeten Ausstellungshallen Ihres Beifalls sich erfreut. Sie werden es mir nachempfinden, wenn ich bei so hoher Wert schätzung für die Technik die Fürsorge für unsere Technische Hoch schule mit zu den schönsten und reizvollsten Aufgaben meines Amtes rechne und meinen hochverehrten Hrn. Kollegen, den Hrn. Minister deS Innern, fast beneiden könnte in dem Gnühle, mir nicht auch noch die mir in Chemnitz ans Herz gewachsenen, in so reichem Segen wirkenden Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz unterstellt zu sehen. So bringt Ihnen die Sächsische Staatsreginung ihre lebhafte Anerkennung entgegen und blickt hoffnung-freudig aus Ihre ferneren Entdeckungen. Denn so wenig erfreulich auch die Zeiten in politi scher Beziehung fein mögen, so sonnig und hoffnungsvoll dürfen wir doch in die Zukunft schauen, wenn wir die hervorragenden Errungen- ichasten der Technik des kühnen Unternehmungsgeistes und der zähen Tatkraft des deutschen Ingenieur- im Dienste de- Vaterland- ge- denken. Wir dürfen daraus die Hoffnung auch für di« Zukunft
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