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Mannigfaltiges. Dresden, 26. Juni. Gestern mittag verschied hier der Generalmajor z. D. Bernhard Weigel. Er wurde 1870 bei der Mobilmachung im 1. Jägerbataillon eingestellt und nahm als Leutnant be, diesem Bataillon am Feld,uge gegen Frankreich teil. 1874 avancierte er zum Oberleutnant, 1881 zum Hauptmann und Kompaniechef. Am 1 April 1887 erfolgte seine Versetzung in das neuformierte 3 Jägerbataillon Nr. 15. Vier Jahre später wurde er als Major dem Leibgrenadierregiment und 1892 dem Schützen- (Füsilier-) Regiment zugeteilt; in letzterem befehligte er das 3. Bataillon bis September 1906 und gehörte dann als Oberstleutnant und etatsmäßiger Stabsoffizier dem 6. In fanterieregiment Nr. 105 in Straßburg an. Im März 1899 wurde Oberstleutnant Weigel unter Beförderung zum Obersten zum Kommandeur des in Döbeln garnisonierenden 11. In fanterieregiment« Nr 139 ernannt. Dreses Regiment befehligte er bis zu seiner Verabschiedung im Juli 1902. Bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienste erhielt er den Charakter als Generalmajor * In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten wurde, worauf wir bereits vorgestern hingewiesen haben, u a. über die für da« Jahr 1911 geplante Internationale Hygieneausstellung beraten. Da» Zustandekommen der Ausstellung kann nach den gestern gefaßten Beschlüssen der Stadtverordneten nunmehr als vollständig gesichert gellen. Der Vertrag mit dem AuLstellungSdirektorium und Hrn. Geh. Kom- AuS Sachsen. Leipzig, 25. Juni Die Vorstände der Leipziger Jugend organisationen und der Vorstand des Leipziger ArbeiterblldungS- institut« befaßten sich in einer Sitzung mit der Frage der sozialdemokratischen Jugendorganisation und nahmen eine Resolution an, in der es u. a. heißt, daß es gegenüber dem Verlangen der Gegner, schon in der Volksschule, insbesondere in den Fortbildungsschulen und den höheren Schulen, in ver fälschendem Sinne Unterrichtsfächer über das innere Wesen des StaateS und die Wohltaten für die Arbeiterklasse einzuführen, Pflicht der Arbeiterbewegung sei, die arbeitende Jugend möglichst stütz über ihre Lage auszuklären, was keineswegs eine „Überladung mit schwierigen wirtschaftlichen Problemen" bedeute. Um diese« Ziel zu erreichen, sei e» nötig, überall mit Unt.-r- stützung von Partei und Gewerkschaft Jugendorganisationen in« Leben zu rufen, um so tüchtige Rekruten für die Arbeiter schaft heranzubilden. Leipzig, 25. Juni. Die Zimmerer Leipzig«, deren Lohntarif am 30. Juni d. I abläuft, beschlossen in Anbetracht der ablehnenden Haltung de» Arbeitgeberverband« gegenüber den aufgestellten Forderungen einen endgültigen Beschluß über die weiteren Schritte (Arbeit«rinstellung) am 1. Juli herbei zuführen. Madrid, 25. Juni. Deputiertenkammer. Auf eine Anstage erklärte der Minister des Äußern, Spaniens Aufgabe in Marokko sei es, dahin zu wirken, daß der Sultan, gleich gültig wer es sei, Leben und Eigentum der Spanier schütze. Auch habe Spanien mit Marokko völkerrechtliche Verträge ab- geschlossen, deren Innehaltung und Ausführung es unter Beobachtung striktester Neutralität in dem Kampfe der beiden Sultane verlangen müsse. Zur Lage in Persien. (Meldung der St. Petersburger Telegraphen-Agentur.) Täbris, 25. Juni. Zwischen den Parteien wurde heute nacht bis zum Morgengrauen gekämpft; die Reaktionäre behielten die Oberhand. Die Verluste beider Parteien betrugen gegen 100 Tote und Verwundete. Jetzt werden Friedensverhandlungen geführt. Der Generalgouverneur Muckber e» Saltaneh verläßt Täbris und begibt sich nach dem Kaukasus bez. Europa. Als sein Nachfolger wird Ermüd Dauleh Sadr Asam genannt London, 26. Juni. Nach der Meldung eine« hiesigen Blattes au« Teheran sind die Reaktionäre Herren der Situation Die Verhaftungen und Plünderungen werden fort gesetzt Der Schrecken nimmt überhand. Alle Zeitungsbureaus und Geschäftsräume der politischen Klubs werden geplündert und geschlossen. Die Gattin des Zahir ed Dauleh, eine Tante des Schahs, beging, als ihr Haus zerstört wurde, Selbstmord. Zur Lage in NiederlSnVisch-Jndien. (W. T. B.) Haaß, 25. Juni. Nach einer amtlichen Meldung haben niederländrsche Truppen auf der Insel Celebes der autonomen Regierung von Belomarae auf deren Ersuchen gegen etwa fünfzig Aufständische au» dem Nachbargebiet von Laranggonau Beistand geleistet. Vier Aufständische, einschließlich de» Anführer», wurden gelötet, der Rest ergriff die Flucht. Die niederländischen Ver luste sind nicht bedeutend. Amsterdam, 25. Juni. Wie „Handelsblad" aus Batavia meldet, ist der Distriktschef von Boewah von Eingeborenen ermordet worden, nachdem sie von ihm die Wiederherausgabe der bezahlten Steuern verlangt hatten. Der Distriktschef von Palembajan ist nach Fort de Kock geflohen, von wo eine 75 Mann starke Abteilung nach Palembajan aufgebrochen ist. fluß auf die Finanzverwaltung der Ausstellung gesichert ist. Bemerkt sei noch, daß der Ausstellungsleitung die der Stadt- aemeinde au» dem Restaurationsbetriebe im Ausstellungsgrund stücke zustehenden Einnahmen während der Dauer der Aus stellung überlassen werden. Diese Einnahmen sind auf 30 000 M geschätzt worden. Für den Garantiefonds sind bereits früher, als noch beabsichtigt war, die Ausstellung im Jahre 1909 zu veranstalten, rund 700000 M. gezeichnet worden. Im Finanzplane besindet sich auch unter den Ein nahmen eine Summe von 150000 M. als Beitrag des Geh. Kommerzienrat» Lingner, der bekanntlich die Veranstaltung dieser Ausstellung seinerzeit angeregt hat. — Die gestrige Sitzung der Stadtverordneten beschäftigte sich nochmals mit dem Regieweinbetrieb im neuen Dresdner Ratskeller. ES wurde nunmehr endgültia beschlossen, daß in der Kellerei des neuen Rathauses ein Regieweinbetrieb eingerichtet, daß aber von Abgabe der Regiewcine an Private sowie an Krankenhäuser und sonstige städtische Anstalten gänz lich abgesehen wird. Ferner wurde beschlossen, daß die Ratskellerwirtschaft als 'Weinschank verpachtet und der Pächter verpflichtet wird, ausschließlich Weine aus der Stadt kellerei zum Ausschank zu bringen. Zur Leitung des Rats kellers soll die Stelle eines Kellermeisters für den 1 Juli 1908 mit 5000 bis 7000 M. Gehalt begründet werden. Zur Be schaffung der Kellereieinrichtung und des WeinlagerS bewilligte das Kollegium 350000 M darlehnSweise aus dem Betriebs vermögen. Dieses Darlehen soll aus den Erträgnissen der Stadtkellerei mit 4 Proz verzinst und in etwa zehn Jahren dem Betriebsvermögen wieder zugeführt werden. Bezüglich des Einkaufs von Wein und Sekt für den Regieweinbetrieb sollen die Dresdner Weinhändler zum Wettbewerbe zugelaffen und bei gleichen Preisen, gleicher Güte und gleichen Lieferungs bedingungen nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Ein Gesuch der Dresdner Zentralstelle für die Enthaltsamkeitsbewegung, das dahin geht, im neuen Dresdner Ratskeller auf Wunsch auch alkoholfreie Getränke zu verabreichen, wurde dem Rate zur Berücksichtigung empfohlen. * Ein Kreistag der Stände des Meißner Kreises fand gestern mittag im Saale der Ersten Ständekammer unter dem Vorsitzende des Hrn. Kammcrherrn Sahrer von Sahr auf Dahlen statt. Der Sitzung wohnte Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg bei, während als Ver treter der Stadt Dresden Hr. Oberbürgermeister Geh Finanz- rat a D. Beutler anwesend war. Der Vorsitzende eröffnete die Verhandlungen mit Worten der Begrüßung, besonders an Se. Königl. Hoheit den Prinzen Johann Georg und widmete der dahingeschiedencn Königin-Witwe Carola herzliche Worte de« Nachrufs. Nach einem Überblick über die Personalver änderungen des letzten Jahres erstattete Hr. Geh. Okonomierat Steiger.Leutewitz den Bericht über die Prüfung der JahreS- rechnung der Kreiskaffe, worauf die Richtigsprechung erfolgte, über die vorliegenden Unterstützungsgesuche referierte Hr. Oberst leutnant z. D. v. Schönberg auf Bornitz im Namen der kreisständischen Prüfungsdeputation. Es wurden rund 6000 M. Unterstützungsgelder an Wohltätigkeitsanstalten rc. bewilligt. An den Kreistag schloß sich ein rrtterschaftlicher Konvent, über die Verwaltung der ritterschaftlichen Vorrals- kaffe von 1905 bis 1907 referierte Hr. Kammerherr v. Schön berg auf Mockritz Nach der Richtigsprechung der JahreS- rechnungen wurde die Verwaltung der Kaffe dem Kreisvor sitzenden übertragen. Nach der Erledigung einiger Wahlen für die Rechnungsprüfungsdeputation war vie Tagesordnung erledigt. * Das XIII. Deutsche Bundeskegeln wurde aestern mit einem großen FestkommerS in der Festhalle abgeschlossen. Auch gestern war wieder vom frühen Morgen bis abends gegen 8 Uhr auf sämtlichen Bahnen flott gekegelt worden, während vormittag« und nachmittag« die Kapellen de« Allgemeinen Musikervereins und de« 13. Jägerbataillons konzertierten Au der Festwiese fand von 6 Uhr an Tanz statt Der Besuö war gestern außerordentlich zahlreich. Die Verkündigung der ersten Sieger erfolge erst zu später Abendstunde, und zwar errang, wie bereits vermutungsweise gemeldet wurde, die Würde de« deutschen KeglerkönrgS Hr. Fischer-Burgstädt, der dafür den Preis der Stadt Dresden, einen Silberkasten im Werte von 1000 M, erhielt. Die Meisterschaft von Deutschland erzielte Hr. Böhme-DreSden vom Klub „Früh auf" auf Asphalt mit 15 Kugeln. Dafür erhielt er 100 M in bar, ein Diplom und einen Meisterschafttorden. Die weiteren Ergebnisse stehen noch au«. Heute, Freitag, findet eine Dampferfahrt mit Musikbegleitung nach der Sächsischen merziemat Lingner wurde mit einigen Abänderungen genehmigt. Da« Au«stellung«gebäude wird bereit« im Frühjahr 1910 über geben werden, so daß ein volles Jahr Zeit für die Vorarbeiten und da« Arcangemmt der Au«stellung vorhanden ist. Dem Rate ist seitens des AuSstellunaSdirektonum« die Zusicheruna gegeben worden, daß alle Arveiten und Lieferungen, soweit an gängig, Dresdner Firmen übertragen werden. Ler Vertrag zwischen der Stadt und dem Ausstellungsdirektorium wird mit einem besonder« begründeten Verein zur Veranstaltung der HygieneauSftellung abgeschloffen, der die Ausstellung als rechtlicher und finanzieller Unternehmer dr chführt Die Verlegung der Ausstellung auf da« Jahr 1911 hat sich not wendig gemacht, weil e« ausgeschloffen war, daß bei der vor geschrittenen Zeit die umfänglichen und zeitraubenden Vor bereitungen blS zum Jahre 1910, dem früher in Aussicht genommenen Zeitpunkt, mit der erforderlichen Sorgfalt zu Ende geführt werden können. In den Finanzverwaltungsrat der Aus stellung werden vier Vertreter der städtischen Körperschaften ab geordnet, wodurch der Stadtverwaltung ein entsprechender Ein Schweiz statt. * Der Evangelische Bund hält nächsten Montag abends 8 Uhr in den „Drei Raben" vor der Sommerpause seinen letzten monatlichen Besprechungsabend. Hr. Pastor Tischer wird einen Vortrag über „Jerusalem und Rom" (Reiscennncrungen) halten Mittwoch, den 1. Juli, abends 7 Uhr findet im „Waldschlößchen" da» alljährliche Sommerfest statt, bei dem Hr. Graf HoenSbroech über „UltramontaniSmuS und Kultur" sprechen wird. * Der Besuch der Dresdner Friedhöfe aus Anla de» Johannisfestes ist ein so ansehnlicher gewesen, daß ma behaupten darf, daß die schöne Sitte, gerade zur Zeit der Sonnenwende, wenn die Natur in vollster Pracht und Schön heit prangt, die Grabhügel mit lebenden Blumen und frisch grünen Laudgewinden zu schmücken, immer mehr an AuSbreitun gewinnt. Auf dem St. Pauli-Kirchhofe hatte eine Kolonn Soldaten (gelernte Gärtner) jene Riesengräber wundervoll ge schmückt, in denen die 1866 und 1870—71 in den hiesigen Lazaretten verstorbenen Krieger ruhen. Hierbei galt eS auc zahlreiche Fahnenmasten mit den deutschen, sachlichen, preußischen und österreichischen Farben und Flaggen auszurichten, Kränze und Girlanden anzubringen und rund um die verschiedenen llonumente frisch in Töpfe eingepflanzte Blumen mit ihren Wurzelstöcken einzusenken. In versöhnlicher Weise wurde bierbei auch da» Marmorkreuz nicht vergessen, da» Frankreich bereits im Herbste 1871 seinen hier verstorbenen Soldaten hat errichten taffen. Ebenso wurde der auf dem inneren Neustädter stiedhose befindliche Obelisk, der das gemeinschaftliche Riesen rab der Sachsen und Preußen ziert, die 1849 wahrend der dresdner Mairevolution gefallen sind, nebst der Umfriedigung innig dekoriert. * Für die Ferienkolonien des Gemeinnützigen Vereins für arme, schwächliche Schulkinder sind in »iesem Jahre bis jetzt 8712 M 30 Pf. gesammelt worden Mit seinem Danke verbindet der Ausschuß die Bitte um weitere Spenden. Die Expedition unsere» Blatte» ist zur An nahme von Beiträgen gern bereit. * Unter dem Namen Tonbildtheater ist heute Prager Straße 47 ein Etablissement eröffnet worden, da» sich die Auf- abe gestellt hat, die Kinematographie für das gute Publikum u erschließen. Die Deutsche Tonbild-Theatergesellschaft m b H. at nach dieser Richtung hin bereit« in Frankfurt a. M., Naunschwrig und Magdeburg sehr gute Ergebnisse erzielt und nach der heute mittag vor geladenem Publikum stattgefunde- en Eröffnungsvorstellung zu urteilen, dürfte das Tonbild- Heater tatsächlich geeignet sein, die vielen mangelhaften Dar bietungen auf dem Gebiete der Kinematographentheater vollständig u verdrängen. In einem stimmungsvoll auSgestatteten Raume, »essen Zuschauersitze sich nach hinten mäßig erhöhen, befindet sich ,m Hintergründe eine Bühne, auf der die Darbietungen vor ich gehen. DaS Theater bietet eine Kombination der Sprech- maschme und des Kmematographen, die in ihrer Vereinigung tanz neue und überraschende Wirkungen auszulösen imstande st. Das Programm umfaßt ein Repertoire von über 300 Nummern, das die Perlen der Opern- und Operettenliteratur n vo 'ständig bühnenmäßiger Anordnung von ersten deutschen Künstern gesungen und dargestellt, vorführt. Hierzu kommt noch eine reiche Auswahl humoristischer und instrumental- musikalischer Szenen und Tänze, Bilder aus dem Volksleben rc. Außerdem sind noch Gegenstände au« der Länder- und Völkerkunde, der Technik und Industrie und Hunderte anderer Motive, deren Auswahl so getroffen ist, daß sie einem guten Familienpublikum geboten werden können. DaS heutige EröffnungSvorstellungS-Programm brachte u a. dm Prolog aus „Bajazzo" (gesungen von Siegmund Lieban-Berlin), farbenprächtige Bilder von einem Frühlingsfest in der Schweiz, die Arie der Titania aus „Mignon" (gesungen von Gertrud Runge-Weimar), reizende Szenm aus dem Gebiete der Kinder- sürsorge, die Cavatine aus „Margarethe" (gesungen von Hrn Sembach - Dresden) und als Glanzpunkt hochinteressante Auf nahmen von der ersten Fahrt des Zeppelinschen Luftschiffs am 20. Juni d. I. Das Theater wird morgen, Sonnabend, er öffne»; sein Besuch kann wärmstens empfohlm werden. — Die Feuerwehr wurde gestern abend in der zehnten Stunde nach dem Grundstück Crispiplatz 15 (Vorstadt Löbtau) alarmiert, wo im ersten Stockwerk dadurch Feuer entstanden war, daß durch Luftzug die Fenstergardinen an offenes Licht getrieben wurden. Die Bewohner vermochten durch rasches Eingreifen die Gefahr selbst zu unterdrücken. * Aus dem Polizeiberichte. Vor einigen Tagen fiel auf der Gerokstraße eine Kellnerin beim Aufspringen auf einen in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen infolge eines Fehltritts zu Boden und trug mehrfache Ver letzungen im Gesicht, auf der Brust und am linken Oberarm davon — Am Montag wurde auf der Ringstraße eine Rad fahrerin, die zwischen dem Pirnaischen Platze und dem Amalienplatze noch kurz vor einem ankommenden Straßen bahnwagen die andere Straßenseite gewinnen wollte, von diesem umgerissen und kam unter den Borderstandplatz zu liegen. Sie fand die erste Hilfe in der Unfallstation auf der Marschallstraße, wo festgestellt wurde, daß sie nur leichte Ver letzungen davongetragen habe. — Vorgestern wurde auf dem Bahnkörper zwischen Dresden und Klotzsche, oberhalb der König Georg-Allee, vom Weichensteller Hausmann ein Mann auf den Schienen liegend betroffen und der Polizei über geben Der Mann gab an, daß er wegen größerer Geschäftsverluste den Entschluß gefaßt hatte, sich durch einen Eisenbahnzug überfahren zu lassen, um auf diese Weise aus dem Leben zu scheiden Der Lebensmüde, wie sich später ergab, ein wohnung«- loser Uhrmacher, wurde in die Heil- und Pfleganstalt gebracht. — Am 4. d. M. ist eine 52jährige Arbeitersehefrau, bekleidet mit langem, schwarzem Umhang dabei fest genommen worden, wie sie in einem Geschäft zwei Herkenanzüge gestohlen hatte. Diese Anzüge hatte die Diebin unter dem Umhang verborgen. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung sind noch verschiedene neue Sachen, wie verschiedenfarbige Blusen, Ober- und Unter röcke, ein dunkelgrüne« Cape, ern blaue« MoimenNeid, eine graue Herrenweste, weiße Nachtjacken, blaue Schürzen, ein Sonnenschirm mit schottischen Streifen, Lack« und Gummi schuhe gesunden worden. Bei ihrer Festnahme war sie außer dem im Btsitze einer weißen Flanell-Herrenhose und von vielen schwarzen Damenstrümpfen. Hierüber war bereit« am 7. d. M. Polizeibericht erlassen, doch haben sich nur wenige Geschädigte gemeldet. Sollten sich hierzu noch Verlustträger finden, so werden diese gebeten, sich bei der Kriminalabteilung, Haupt polizei, Zimmer 37, zu melden, wo auch die Sachen zur Ansicht ausliegen könne, während die ziffernmäßige Lösung den Sachverständigen vorbehalten werden müsse. Der Redner forderte die Regie»ung auf, alle politischen Fragen auszuschalten, wie e« auch die Bahn kommission im Interesse de« Lande« tue, und schlug im Namen der Kommission vor, für die Dringlichkeit zugunsten de« Rück- kaufSprojektS zu stimmen, die Abstimmung über den Art 1 da gegen bis zum Wiederzusammentritt des Senats im Oktober zu vertagen, um der Regierung die Möglichkeit zu geben, tie Verhandlungen mit den Gesellschaften zu Ende zu führen. NOnisterpräsident Clemenceau erklärte, die Regierung habe die Rückkaufsfrage in voller Kenntnis der Sachlage aufgestellt; sie könne den Antrag Prevet nicht annehmen, sonst würde sie ihrer Würde und damit auch ihrer Daseinsberechtigung verlustig gehen Clemenceau fügte hinzu, daß die Regierung keinen Druck gegen den Senat auSübe, wenn sie ihm eine Reform unterbreite, die einen ihrer Programmpunkte bilde. Wenn die Regierung ihr Programm nicht verwirkliche, habe sie kein Recht, am Ruder zu bleiben, die Vertrauensfrage ergebe sich von selbst Der Ministerpräsident betonte schließlich, er und seine Kollegen seien bestrebt, Frankreich in Frieden stark zu machen, und sie akzeptierten die Möglichkeit eines Krieges nur, um seine Verteidigung sicher zu stellen. (Beifall.) Prevet erwiderte mit dem Hinweise, den Kredit Frankreichs verteidigen, heiße auch Frankreich groß und stark machen. Das Reaierung«programm stehe nicht zur Debatte. Clemenceau nahm schlreßlich den Antrag auf Dringlichkeit an, lehnte jedoch den zweiten Teil des Anttag« Prevet, der die Vertagung fordert, ab. Bei der Abstimmung wurde durch Handausheben die Dringlichkeit angenommen und die Vertagung mit 128 gegen 125 Stimmen abgelehnt (Lebhafter Beifall links ) Nachdem mit 151 gegen 116 Stimmen der Art. 1 des Rückkaufsprojekts angenommen worden war, wurde die Sitzung aufgehoben. Unterrichtsminister Doumergue brachte in der Kammer eine Vorlage ein, welche die Neutralität der Schulen wahren soll, indem sie Strafen festsetzt gegen Personen, die Kinder verhindern, zur Schule zu gehen, und gegen Ver einigungen oder Genossenschaften, die den Lehrern den Gebrauch gewisser Bücher beim Unterricht verbieten wollen. Schwei;. (W. T. B.) Bern, 26. Juni Der Nationalrat hat die Ver- faffungsrevision, die dem Bunde das Recht der Oberaufsicht über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte gibt, ebenfalls ein stimmig angenommen Spanien.