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1. Beilage zu Nr. 141 des Sonnabend, 20. Juni 1908. 1, - -- .... ' Kunst und Wiffknschast. Max Klingers ^Quelle" in der Dresdner Galerie. Die Bilder, die der Akademische Rat au« den Zinsen der Pröll-Heuer-Stiftung aus unserer diesjährigen Großen Kunst. auSstellung mit Allerhöchster Genehmigung für unsere Gemälde, galerie erworben hat — sie sind an dieser Stelle schon bi. zeichnet und in anderem Zusammenhangs von anderer Seite besprochen worden — tonnen natürlich erst nach dem Schluss« der Ausstellung ihre Plätze in der modernen Abteilung unserer Galerie erhalten Nach Abschluß dieser Ankäufe hat der Aka demische Rat nun aber, von seinem Recht Gebrauch machend, auSnahmSwei« auch außerhalb der Dresdner Ausstellungen Bilder lebender deutscher Meister für die Pröll-Heuer-Stiftung zu erwerben, noch ein hervorragendes Bild eines hervorragenden sächsischen Meisters für die Galerie erworben, das, erst jetzt aus dem Privatbesitze wieder in den Handel gekommen, sofort der Galerie einverleibt werden konnte Es hat seinen Platz im großen Mittelraum 22 der modernen Abteilung neben dem Ein gang zu dem Zimmer gefunden, in dem Klingers Pieta hängt. Ist es doch selbst auch ein längst anerkannte« Meisterwerk unsere« großen einheimischen Künstlers, das ihn neben der Pieta, gerade weil von ganz anderer Seite als dieser, vortreff lich in unserer Galerie vertreten wird. ES handelt sich um das etwa 1892 in Rom gemalte Bild, da« anfang« als „Campagne", später aber, auch auf den Hanfftänglschen Photo graphien, die im Handel sind, als „Die Quelle" bezeichnet wurde. Es gehörte bisher Hrn. vr. Wilhelm Weigand, war übrigens vor Jahren auch schon in Dresden ausgestellt Das künstlerische Problem ist die Darstellung einer keuschen, jugendlichen, vom goldigsten Sonnenlichte umflossenen weiblichen Gestalt. Mit erhobenen Armen und an den Hinterkopf ge legten Händen steht das etwa fünfzehnjährige unschuldige, aber feurig dreinblickende Mädchen auf einer brllckenartigen Quader steinfassung, unter deren Bogen das blaue Wasser, das sich bachartig hinter ihr durch die Blütenwiese windet, einem Rohre entquillt. Hohe Binsen, Schwertlilien und andere Blumen füllen den Vordergrund. Ein niedriger senkrechter brauner Fellenhang bildet den Hintergrund. Wolkenlos strahlt der licht erfüllte Äther. Dieselbe Gestalt hatte der Meister etwas früher schon in seiner „Blauen Stunde" verwandt, die jetzt das Leipziger Museum schmückt. Aber Klinger hatte, wie sein jüngster Bio graph, Paul Kühn, sagt, „das Formale wie seelische Motiv der stehenden Mädchengestalt der „Blauen Stunde" in dieser Figur noch nicht erschöpft. Eben deshalb stellt er sie noch einmal in nur leichter Abwandlung, aber unter ganz anderen malerischen Gesichtspunkten dar. Wir könnten es nicht treffender schildern, al« mit Paul Kühn« ferneren Worten: „Erwachendes Leben in Mensch und Natur Wunderbar, wie Fleisch und Form im Lichte durchmodelliert sind. Der kräftige Körper, der vollkommen frei ist von klassizistischer Linien konvention, ist goldbraun im Spiel der Sonnenreflexe gegen den Hellen Hintergrund abgesetzt. Wundervoll ferner, wie Klinger diesem Körper ein höhere« künstlerisches Leben ein gehaucht hat, wie er ,hn mit der sonnig-lachenden, weitfernenden Campagnerlandschaft zu einer großen, von der Wärme sinnlichen Leben« erfüllten Licht- und Farbenharmonie vereint hat." In der Tat ist unsere Galerie durch diese äußerst glück liche Erwerbung der Prell-Heuer-Stiftuna um ein edle« Meister werk eine« unserer größten einheimischen Künstler bereichert worden. K. W. Zur 48. Hauptversammlung ves Vereins Deutscher Ingenieure in Dresden. (28. Juni bi« 2. Juli.) über die Entwickelung und die Leistungen de» Vereins Deutscher Ingenieure. Der Verein Deutscher Ingenieure ist am 12 Mai 1856 in Alexitbad von 23 jungen Ingenieuren gelegentlich des zehn jährigen Stiftungsfests der „Hütte", eines Vereins von Studierenden des König!. Gewerbeinstituts in Berlm, gegründet worden. Von vornherein sind drei große Gesichtspunkte auf gestelltworden: 1. daß der Verein, obwohl e« ein geeinte« Deutsch land damals noch nicht gab, ein deutscher sein und ganz Deutsch land umfassen sollte; 2. daß er die Bildung von Bezirksvereinen erstreben und 3 daß er eine große deutsche technische Zeitschrift herausgeben wollte. Diese drei großen Aufgaben sind im reichst-» Maße er füllt worden. Der Verein erstreckt sich jetzt mit seinen (ein schließlich eines österreichischen Mitgliederverbands) 47 Bezirks vereinen, die etwa drei Viertel seiner rund 22 500 Mitglieder umfassen, über ganz Deutschland. Merkwürdigerweise war das Königreich Sachsen, an dessen Grenzen fast die Gründung des GesamtoereinS stattfand, in vem Verein Deutscher Ingenieure bis 1881 ohne Vertretung Das ist aus dem Grunde befremd lich, weil Sachsen bekanntlich derjenige Bundesstaat ist, der nach Dichte der Bevölkerung, nach der Bedeutung seiner Industrie unmittelbar hinter Rheinland-Westfalen, dem großgewerblichen Mittelpunkt des ganzen europäischen Festlands, rangiert. Auf der Stuttgarter Hauptversammlung des Verbands Deutscher Ingenieure (1881) wurden die ersten Anregungen zur Gründung des Sächsischen BezirkSvereinS (Leipzig) gegeben, der aber vom Tage seines 25jährigen Bestehen« im Jahre 1907 seinen Namen geändert hat und jetzt Leipziger Bezirksverein heißt, weil in zwischen im Königreich Sachsen noch entstanden sind der Chem nitzer, der Zwickauer und seit dem 13. Januar 1897 der Dresdner Bezirksverein, der heute mit nahezu 600 Mit gliedern al« der größte der sächsischen Bezirk-Vereine an fünfter Stelle unter den 47 Bezirksverelnen steht ES ist nicht wohl möglich, die zahlreichen und zum Teil sehr bedeutenden Arbeiten, dre der Verein seit seiner Begründung geleistet bat, hier sämtlich eingehend zu besprechen oder auch nur anzusühren; um ein Bild von der Vereinstätigkeit zu geben, feien hier nur die bedeutendsten kurz erwähnt. Dampfkesselgesetzgebung und Dampfkessel» Überwachung. Sehr bald nach seiner Begründung, im Jahre 1858, nahm der Verein Deutscher Ingenieure die Stellungnahme gegen die Über wachung der Dampfkessel durch die staatlichen Baubeamten auf, weil diese Überwachung sich wegen der dafür ungeeigneten Aus bildung der Baubeamten al« gänzlich unzureichend erwies. An den allgemeinen polizeilichen Bestimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln hat der Verein Deutscher Ingenieure in den Jahren 1870 und 1871 eifrig mitgearbeitet, ebenso 1890, in«» besondere auch in der Richtung, daß diese Bestimmungen ein- heitlich für da« ganze Deutsche Reich würden Ebenso erfolg reich war seine Tätigkeit gegenüber der preußischen Ministerial- verfügung vom Jahre 1897, und in welchem großen Umfang sich der Verein an der Beratung der jetzt vom preußischen Handelsministerium entworfenen neuen allgemeinen polizeilichen Bestimmungen beteiligt hat, dürfte noch in aller Gedächtnis sein. Patentgesetz. Bereit« im Jahre 1858 gab Richard Peter« die An- regung, ein allgemeine« deutsche« Patentgesetz zu schaffen. Da« Ergebni« jener Bestrebungen war da« Patentgesetz vom 25. Mai 1877. Nachdem e« mehrere Jahre wirksam gewesen war, unter nahm eS der Verein Deutscher Ingenieure, die daran gemachten Erfahrungen zu sammeln und auf Grund deren eine Reihe von Änderungsvorschlägen zu machen Zurzeit ist der Verein mit der Beratung der Vorschriften beschäftigt, die der vorjährige Patentkongreß in Düffeldorf zur Verbesserung de» Patentgesetze» aufgestellt hat. Polytechnische Schule, technische Hochschule, Maschinenbaulaboratorium. Daß der Verein Deutscher Ingenieure die Stätten, wo seine zukünftigen Mitglieder ihre Fachausbildung erhalten, mit ganz besonderem Interesse beobachtet, ist selbstverständlich. Bereits 1893 gab der im Vorjahre verstorbene Prof A. Ernst (Stuttgart) in dieser Richtung Anregungen, und als die zahl reichen Mitglieder, welche die Weltausstellung in Chicago be sucht hatten, nach ihrer Rückkehr über die Laboratorien der technischen Unterrichtsanstalten der Vereinigten Staaten von Amerika eingehend und günstig berichteten, beschloß der Verein Deutscher Ingenieure auf seiner Hauptversammlung 1894 in Berlin, an die betreffenden StaatSregierungen Anträge wegen Errichtung von Maschinenbaulaboratorien zu stellen. Diese Bestrebungen haben den glänzendsten Erfolg gehabt: heute ist keine deutsche technische Hochschule mehr ohne ein Maschinenbaulaboratorium, und die für diese Anstalten erforderlichen großen Geldmittel sind bereitwilligst von den deutschen Bundesregierungen und den deutschen Volksvertretungen gewährt worden. Daß gerade die Dresdner Maschinenbaulaboratorien dank der Einsicht und Tat kraft der hohen Ständekammern wie der König!. StaatS- regierung und der Institutsleiter bez. Erbauer eine ganz her vorragende Stelle emnehmen, dürfte genugsam bekannt sein. Technische Mittelschule. Einerseits infolge des Umstands, daß die polytechnischen Schulen sich zu technischen Hochschulen und damit zu Unter- richtLstätten von hoher wissenschaftlicher Stellung entwickelten, und anderseits, weil um da» Jahr 1880 die Provinzialgewerbeschule in Preußen beseitigt worden war, fehlte e» an Schulen zur Aus- bildung von mittleren Technikern, während doch das Bedürfnis nach solchen Hilfslräften in der Industrie und zur Leitung technischer Betriebe immer größer wurde. Das veranlaßte den Verein Deutscher Ingenieure, 1886 einen Ausschuß einzusetzen, um diese Frage zu beraten. Das erste Ergebnis dieser Arbeit war die Einrichtung der Cölner Maschinenbauschule nach den Vorschlägen des Vereins Deutscher Ingenieure, und seitdem sind nicht nur zahlreiche Unternehmungen privater und städtischer Art auf den selben Grundlagen entstanden, sondern auch die preußische Re gierung hat fast Jahr für Jahr eine solche technische Mittel schule, von ihr „höhere Maschinenbauschule" genannt, auf den vom Verein Deutscher Ingenieure gegebenen Grundlagen errichtet Technische Normalien. Auf verschiedenen Gebieten der Technik hat e« sich der Verein Deutscher Ingenieure angelegen sein lassen, Normalien sür den allgemeinen Gebrauch aufzustellen; so für gußeiserne Muffen- und Flanschenröhren, für LerstungSversuche an Dampf- keffeln und Dampfmaschinen, für Hochdruck-Dampfrohrleitungen, für Walzeisen-Normalprofile und anderes mehr. Ebenso hat er für Aufzüge einheitliche Vorschriften entworfen Auf demselben Gebiet liegt auch die Gebührenordnung sür Arbeiten des Archi tekten und des Ingenieurs, die der Verein Deutscher Ingenieure gemeinsam mit dem Verbände deutscher Architekten- undJngenieur- Vereine aufgestellt hat. Wissenschaftliche Arbeiten. Der Verein Deutscher Ingenieure sucht seine Zwecke zu erreichen u. a: durch Stellung von Preisaufgaben und An regung von Versuchen zur Entscheidung technisch wichtiger Fragen und durch Beförderung der Herausgabe technischer Werke. In beiden Richtungen ist der Verein erfrig bemüht gewesen und noch bemüht, seinen Zwecken zu entsprechen. D,e Betäti gung auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Versuche hat sich der Verem Deutscher Ingenieure, seitdem ihm die erforderlichen Geldmittel zur Verfügung stehen, in fortwährend zunehmendem Maße angelegen sein lassen. Weltausstellungen. Die in erfreulichster Weise zunehmenden Einnahmen des Vereins — der Entwurf des Haushaltplans für das Jahr 1909 weist in den Einnahmen eine Summe von 1417 000 M., in den Ausgaben 1 405 300 M. auf — haben es ihm u. a. auch ermöglicht, sich an den Weltausstellungen der letzten Jahrzehnte wirksamer zu beteiligen, al» dos früher möglich war. Zu den Weltausstellungen in Chicago, Paris, St Loui» und Mailand, sowie auch zu der Ausstellung in Düffeldorf im Jahre 1902 und Nürnberg 1906 hat er eigene Vertreter entsandt, die wäh- rend der ganzen Dauer der Hutstellung den Vereinsmitgliedern mit Rat und Tat behilflich gewesen sind. * Auch gegenwärtig ist der Verein mit einer Reihe wichtiger Fragen eifrig beschäftigt; er verfolgt die Gesetzgebung des Reiches und der Einzelstaaten mit Aufmerksamkeit, um die Bedürfnisse und Interessen der Technik rechtzeitig und wirksam zu vertreten Den Fragen des Unterricht» an den Tech nischen Hochschulen und an dm Allgemeinschulen widmet er unausgesetzt seine Aufmerksamkeit. Prof. M Buhle. Wissenschaft. Aus Berlin wird gemeldet: Dm Moraenblättem zufolge richtete Prof. Bernhard aus Kiel an den Dekan der phrlosophischen Fakultät der hiesigen Universität ein Schreiben de» Inhalt«, daß er nicht ge willt sei, den Korporationsgrundsätzen zuwider zu handeln, weshalb er au» freien Stücken bereit fei, die Entscheidung über seinen Eintritt in die Berliner Universität noch nachträglich in die Hände der Fakultät zu legen und, fall« die Entscheidung gegen ihn ausfalle, beim Minister um seinen Abschied rinzukommen. — Ober die Verteilung der Geschlechter auf der Erde hat van Lint auf Grund statistischer Erwägungen eine neue Theorie ausgestellt, über welche die „Umschau" nach der „Politisch-anthropologischen Revue" berichtet. Danach soll sich das Geschlecht des Kinde« nach dem schwächeren der beiden Eltern richten Den tieferen Sinn diese« Naturgesetzes erblickt van Lint in dem auf Erhaltung der Art gerichteten Streben der Natur; der schwächere Ehegatte erhält einen Nachfolger, damit sein mehr gefährdetes Geschlecht nicht verschwindet und so das notwendige Gleichgewicht in der Fortpflanzung der Raffe bewahrt bleibt. Die auf der ganzen Erde beobacht-te Tatfache, daß auf 100 Knaben immer 105 oder 106 Mädchen geboren werden, gilt nur nicht für die Zeit nach einem Kriege; nach dem Kriege 1871 und während der langen Kriege Napo leon« hat man in Frankreich festgestellt, daß die Geburtenziffer bei den Knaben größer war. Van Lint erklärt die» so, daß bei einem Kriege alle starken und jungen Männer in« Fels ziehen nnd nur noch schwächliche oder ältere Männer zurück bleiben, die nach seiner Theorie zum großen Teil Knaben er zeugen. Ferner hat man beobachtet, daß Ehen zwischen einem alten Manne und einer jungen Frau häufig nur mit Knaben, und jedenfalls mehr mit Knaben al» mit Mädchen gesegnet sind. Nach einer Statistik von Sadler kommen auf 1000 Mädchen 865 Knaben, wenn der Vater jünger ist al» die Mutter, 948 Knaben, wenn sie gleichaltrig sind, 1037 Knaben, wenn der Vater 1 bis 6 Jahre, 1267, wenn er 6 bis 11 Jahre, 1474, wenn er 11 bi« 16 Jahre, 1632, wmn er 16 und mehr Jahre älter als die Mutter. Ist der Mann webr als 18 Jahre älter als die Frau, so sollen sogar aus 100 Mädchen 200 Knaben kommen In diesen Fällen ist cs das Alter, das die Schwächung des Vaters hervorruft. — Eine bisher unbekannte antike Schrift über gif tige Tiere, von dem Arzte PhilumenoS verfaßt, ist von Prof Max Wellmann aus einer vatikanischen HandsHiüt ans Licht gezogen worden Die Herausgabe der kulturgeschicht lich sehr interessanten Abhandlung ist auch darum von Wichtig keit, weil mit ihr die Veröffentlichung de« Korpus der griechi schen Arzte beginnt. Literatur. Aus Brüssel wird berichtet: Die belgische Akademie wird für den Literatur-Nobelpreis die beiden belgischen Schriftsteller Maurice Maeterlinck und Emile Verharren vorschlagen. — Hermann Bahr hat einen neuen Roman voll endet, der „Die Rahl" heißt und allerhand Wiener Figuren um die Erscheinung einer seltsamen Frau her in Bewegung setzt Es beginnt damit eine Reihe von Romanen, in dmen Bahr da» gesamte Leben des neuen Österreich darzustellen unternimmt. Musik. Aus Paris meldet man: Claude Debussy legt gegenwärtig die letzte Hand an die Partitur einer großen Oper „Tristan und Isolde", deren Dichtung von Gabriel Mourey geschrieben worden ist Außer diesem neuen Trrstan werden die Pariser in der nächsten Spielzeit aber höchst wahr scheinlich noch einen anderen kennen lernen. Sarah Bernhardt hat nämlich einen „Tristan" von LouiS Artus zu: Auf führung angenommen und will ihn schon im Winter spielen. Theater. Aus Thale a. H. wird berichtet: TaS Harzer Bergtheater bei Thale beginnt am Sonntag, den 12. Juli, seine sechste Hochsommerspielzeit, die mit der Komödie Shakespeare« „WaS Ihr wollt" und der Tragödie Fr. Lienhards „König Arthur" (15. Juli) eröffnet wird. Daran schließen sich von Neuheiten „Fritjof und Ingeborg" von Karl Engelhard, die Schelmenspiele „Der Liebestrank", „Der Pfennig", „Der Demokrat" von Wolfgang Hercher; von Wiederholungen „ FrühlinzSfahrt" (nach der Edda) und „BalderS Tod" von Paul Schmidt; auch ist „Die versunkene Glocke" von Gerhart Hauptmann in Aussicht genommen. Für die Jnnrnbühne werden außer den schon genannten Schelm» n- spielen das Lustspiel „Die schelmische Gräfin" von Karl Jmmermann und „Der eifersüchtige Müller" von Heinrich Kruse vorbereitet. — Aus Paris meldet man: Isidora Duncan und ihre Schwester Elisabeth haben ihre Tanzschule vom Grune wald nach dem Bois de Boulogne verlegt. Auf der Wiese vor der protestantischen Kirche, unter hohen Kastanienbäumen, tanzen die 15 kleinen Schülerinnen der Miß ziemlich un bekleidet und mit Sandalen von früh bis spät, wenn sie nicht von „Maestro" Mar Merz Gesangsunterricht erhalten Morgens um 6 Uhr erhebt sich da« kleme Völklein und beginnt den Tag mit schwedischen Turnübungen, welche die Mädchen schlank erhalten sollen Tagsüber gibt eö nur Gemüse, Früchte und Brot, welche Speisen sie mager erhalten sollen Abends promenieren die Kinder in ihren grauen Uniformen, Mützen und langen Mänteln im Bois Die Duncan möchte jetzt auch Frankreich erobern. * Die Galerie Ernst Arnold umfaßt zurzeit drei sehr sehenswerte Ausstellungen. Einmal die Wilhelm Diez-Schule, die hier sehr viel Bewunderung gefunden hat, dann eine Sammlung von 26 Gemälden von Camille Pissarro, dem feinfühligen Impressionisten, der nie zuvor in solcher Stattlichkeit hier vertreten war, und der Bilder aus den Jahren 1870 bis 1903 hier vorführt. Die dritte Kollektiv ausstellung ist die der verstorbenen Künstlerin Marie Gey- Heinze. Ein vornehm auSgestattetes Bändchen mit Vorwort von Walter Hofmann nennt 170 Radierungen, Pastelle, Exlibris rc. und sagt darüber: „Die Künstlerin war Ot:o Fischer« einzige Schülerin Wa« sie von ihm al« Wichtigstes lernte, war da« reine Entfalten eigener Art, das Aussprechen eigenen Fühlens, da» Gestalten au« der Voraussetzung eigener Sinnesorgane und eigenen Seelenleben«." * Kunstausstellung Emil Richter, Prager Straße: E« ist nun doch gelungen, den vielfachen Wünschen zu ent sprechen und die für das Schloß Schönfeld b. Großen» Hain bestimmten großen Wandgemälde von Rittmeister a D. Georg v. Boddien, die sich so großen Interesses erfreuen, noch einige Tage länger ausgestellt zu lassen. Auch die Ge mälde der Society of 25 English Painters sind noch wenige Tage zu sehen; ferner wurden neu ausgestellt Gemälde von F. Overbeck-WorpSwede und Marg Schwenker- Gera. Im Schaufenster ist für kurze Zeit eine Anzahl her vorragender Gemälde von Meistern der Münchner Schule aus gestellt worden, u. a Werke von Grützner, Max Gaisser, Albert Schröder, R Beyschlag, I. Loewith, E Rau.