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Beilage zu Str. 106 des Dresdner Zsurnals Freitag, 8. Mai 1908. Kunst und Wissenschaft. de» Wettbewerb» für künstlerische Besuchskarten. D«, von der königk. Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe zu Leipzig und dem Deutschen Buch- «ewerbeverein auiarschriebene Wettbewerb zur Wieder« belebung der künstlerischen Besuchskarte war rege be schickt worden. E« gmgrn 2043 Kalten durch 525 Einsendungen dem Preisgericht zu. Da» Preisgericht au» den Herren Geh. RegirrunpSrat Stadler vom Königs. Ministerium de» Innern (Dresden), Prof. Graf v. Kalckreuth (Hamburg), Prof, vr Klinger (Leipzig), Prof. Die- (München), Maler Cissarz tStuttgart), Prof. Hein (Leipzig), vr Lolkmann (Leipzig), vr. Willrich (Leipzig), Prof. Seliger (Leipzig) trat am 4. Mai in der Akademie zusammen In dem kV» VIL 8L88M8- LXK'r« IVKLK X^.18888. VXD LSbtlvv. 80HLID OM XR0«?KIH2r88ir( VL8 VLVD808M 881688 88V VOIt 88888888 erhielt den I. Prei» von »00 M. Heinrich Vogeler, Worpkwede bei Bremen. Den II. Preis von 400 M erhielt Carl Throll, München 19, Jagdstr. 5 Einen III Prei» von 100 M. erhielt Walther Matthes, Leipzig, zurzeit Holzhausen bei Utting am Ammersee, Gasthaus. Einen III Preis von 100 M. K Holleck-Weithmann, Großlichterfelde, Jägerstr. 6. Belobungen erhielten: Oswald Weise, Leipzig, Rosentak- «affe 2/III; Alfred Rother, Berlin 0 19, Patristr. 8-9/1; Joh. Graf, Magdeburg, Wilhelm Raabestr. 20; Alexander Liebmann, Dachau bei München; Elli Hirsch, Berlin IV, Spichernstr. 3 für Motto „Goldprinzessin und Hermelin"; Fritz Amann, Naumburg a. S, Tomplatz 20. In dem ^V87"I'L8IV888 VOR VI8 8^818 18888 «08168. KOMI!' OLK 8818288818 ^08X88 68086 V08 8X08888 erhielt den I Preis von 800 M Heinrich Vogeler, Worpswede bei Bremen Den II. Preis von 300 M. Prof. Paul Naumann, Dresden, EliaSstr 34. Einen III. Prei» vcn 100 M erhielt Bernhard Lorenz, Leipzig, Gralsiftr. 34. Einen III. Preis von 100 M Rudolf Koch, Offenbach a M, Buchrainweg 12/1. Einen III. Preis von 100 M. Robert OröanS, Cassel, Ouerallee 20 Belobt wurden: August Glaser, München, Landwehrstr. 18/11; Johanne» Kühn, Lüpzig-Schleußig, Ouandlstr. 14/11; Bernhard Höltz?r, Hamburgs, Gr Reicher.str. 75/III; Oskar Schellhorn, Leipzig, Eüdstr 53; Theodor Gengnagel, Darmstadt, Erbacherstr 61; Walther MatlhrS, Leipzig, zurzeit Holzhausen bei Utting am Ammersee, Gasthaus; Fritz Amann, Naumburg a S., Dom platz 20; Elly Hirsch, Berlin IV., Spichernstr 3; Joh Graf, Magdeburg, Wi Hilm Raabestr. 20; Harald Tillberg, München, Zentnerstr. 2/IV, Joseph Engelhardt, München, Johannis- platz 201; Carl Troll, München 19, Jagdstr. 5; Emma Volck, Nürnberg, Lindenastr. 12; Fritz Endell, Stuttgart, RainSburg- straße 99/IV. In dem X8868LI8I888 VV8ll"I'88VV88ö kOk 888IDII8XX8D88 wurden gekrönt: Mit dem I. Preis von 800 M. Han» Volkert, München, Römerstr. 13 Mit dem II. Preise von 300 M W Conz, Karlsruhe, Westend- straße 65 Mit dcm III. Preise von 200 M. Hans Kurth, Berlin, Wilhelmstr. 21. Mit einem 1V. Preise von 100 M. Ernst Aufseeßer, München, Bavaria- rinz 26/III. Mit einem IV. Preise von 100 M Käthe Röhler, Leipzig-Neu,eudnitz, OSwaldstr. 4. Mit einem IV Preise von 100 M. Heinrich Vogeler, Worpswede Mit einem IV Preise von 100 M Carl Lange, Dresden, Schnorrstr 64/III. Belobt wurden hier: Moritz v. Gruenewalvt, Hamburg- OhlLdorf, Fuhltbüttelerstr. 593; Franz Heinrich Grcf, Stutt gart, Urbanstr. 50; Botho Schmidt, München 23, Siegfried straße 13/IV; Max Zöllner, Berlin VV., Potsdamer Str. 81»; Marcus Behmer, Florenz, 79/III vi» Caveur; Martha Cunz, München, Herzogstr 43/IV; Friedrich Blau, Karlsruhe i. B, Waldstr. 62; K Tuch, Halensee bei Berlin, Lützenstr. 6; Felix Heynig, Stötteritz, Schönbachstr. 62; K Möhler, Leipzig, Promenadenstr 26/IV; Gustav Tischer, Groß-Lichterseide, Ringstr. 71/11; Frau Bettina Feistel-Rohmeder, Heidelberg, Werderstr 29; Rudolf Koch, Offenbach a.M, Buchrainweg 12/1; Martha Buhl, Stuttgart, Schloßstr. 90; Joh Gras, Magde burg, Wilhelm Raabestr 20; Ilse Victor Friedenau-Berlin, WilhelmShöhec Str. 7; Fritz Amann, Naumburg a. S, Dom platz 20. Insgesamt wurden 16 Preise und die Gesamtsumme von 4500 M verteilt. Die ersten Preise wurden unverändert, die zweiten und dritten nach einstimmigem Beschluß de» Preis gerichts in der angeführten ein wenig abweichenden Weise ver- teilt, wodurch vier Preise mehr geschaffen wurden als aus geschrieben waren Ein kleiner Teil von 38 Arbeiten, der an Güte nahe an die Preise heranreichte, wurde wie oben angeführt belobt. Der Durchschnitt der Arbeiten war befriedigend. 464 Stück einschl der preisgekrönten und belobten Arbeiten wurden zu der Ausstellung zugelassrn, die vom Deutschen Buchgewerbeverein «in Jahr lang in deutschen Städten vorgeführt werden wird. E» ist nun zu hoffen und zu wünschen, daß da» Ergebnis de» Wettbewerb» dazu anregt, die Sitte künstlerischer Besuchs karten wieder einzuführen, damit der buchgewrrblichen und graphischen Industrie und den Künstlern ein neue» und reiches Betätigungsfeld eröffnet wird. Wissenschaft. Die Robert Koch-Stiftung zur Be kämpfung der Tuberkulose hat wiederum bemerkenswerte Zuwendungen erhalten Die Städte Breslau und Bremen haben jede 10000 M, München 5000 M, Halle und Königs berg i Pr je 3000, Stettin und Duisburg je lOOO, der Gr- schäftSautschuß de» Deutschen Arzte«VrreinSbunde» und der Deutsche Verein für öffentliche Gesundheitspflege je 500 M bewilligt Kleinere Beiträge sind von verschiedenen ärztlichen Vereinen gezeichnet worden Der berühmte Gelehrte, deff-n Namen die Stiftung trägt, ist bekanntlich zurzeit auf einer Er holungsreise durch di« Vereinigten Staaten begriffen. — Au» New Dork wird berichtet: Auf einer längeren Reise durch die Insel Jamarka hat der Direktor de» hiesigen Botanischen Galten», Hr N. L Britton, nicht weniger al» 4000 ganze Pflanzen oder Teile von solchen gesammelt Irr dem gesammelten Material dürsten sich, wie er glaubt, ewige di»her nicht beschriebene Arten finden, namentlich «ine Osratopteria, rin »m Wasser wachsende» Farnkraut, ein Rankengewäch» d«r 8vl„tow» - Familie und vielleicht eine 8»pockUI» 1- Au» Pari» wird gemeldet: Mit Jean Revill«, Pro« fessor der Geschichte der Religionen am College de France, der hier im 54. Lebensjahre vorgestern gestorben ist, versiert der liberale Protestantismus einen seiner geistoollsten und eifrigsten Vorkämpfer. Reville war rS, dessen Anträge auf dem großen Protestantentag von Montpellier die Stellung der reformierten Kirchen zum SeparatwnSgesetze entschieden -s - Die Schriftstellerin Guizot, die älteste Tochter de» bekannten StaatSmanne», ist in Pari» im 70. Leben»jahre ge storben. Sie setzte da» von ihrem Vater begonnene Werk: „Die Geschichte Frankreich» für meine Enkel erzählt" fort und ver faßte eine Anzahl vorzüglicher Jugendschriften. Sie war mit dem Deputierten de Witt vermählt. Literatur. Henri Dunant, der schweizerische Schrift steller, vollendet am heutigen Freitag da» achtzigste Lebens- iahr. Am 8. Mai 1828 wurde er zu Genf geboren Der ehrwürdige Grei» ist der Gründer und Förderer der internationalen Verbindung zur Pflege und Schonung der im Kriege Ver wundeten. Die Schrift, in welcher er voL Beredsamkeit diesem Gedanken Bahn brach, erschien 1862 unter dem Titel: „Da 8OUVSNÜ- äs 8olk«rino." Vom gleichen Geiste beseelt ist sein Werk „Xratsrnit^ st ekrrrits internationales SN tsmps äs xuvrrs." Auch sonst hat Dunant, der weit in der Welt herum gekommen ist, seine Beobachtungen und Erfahrungen in manches« Schriften niedergelegt. — Die neueste fünfaküge Komödie Bernard Shaws „Der Arrt in Nöten" wird, noch bevor sie in englischer Sprache erscheint, im Juni in der Wochenschrift „Morgen" zum Abdruck gelangen. — AuS Pari» meldet man: Im Vaudevilletheater gefiel bei der Gemralprobe das neue Lustspiel „Llariaxs ä'ötoils" von Bisson und Thurner weniger, weil es ein gutes Stück, als weil eS eine glänzende Rolle ist. Die drei Akte handeln mrt etwas antiquiertem Witz und einiger Sentimentalität von den Gefahren einer allzu feschen Schwiegermutter für ein junges Liebespaar und bieten reiferen Salondamen ein dankbares Feld für leichte Triumphe. Neben der Gramer, die sich in der Schlußszene mit überzeugendem Humor aus der Welt der Ver führung schaff», g fiel eine Anfängerin, Frl. Carsze, als nichts sagende Tochter einer zu viel verheißenden Mutter. Bildende Kunst. Aus Leipzig wird gemeldet: Bei der gestrigen Fortsetzung der Boernerschen Versteigerung von Kupferstichen alter Meister aus schlesischem und anderem Privatbesitz, bei der vor allem ein sehr wertvolles und rercheS Dürerwerk in kostbaren frühen Abdrücken der Kupferstiche und schönen Holzschnitt-Exemplaren auffiel und naturgemäß sehr großes Interesse weckte, wurden als die be achtenswertesten die folgenden Preise durch Privatsammler erzielt: Ein wundervolles Exemplar von Dürer» „Der heilige Hieronymus in der Zelle" 2560 M.; ein Abdruck von Dürer» „Apollo und Dmna" 1400 M.; ein Abdruck von desselben Meisters „Traum" auf Ochsenkopfpapier, den der Berliner Sammler Davidsohn erwarb, 1300 M; Dürer» „Kupferstich- Passion" wurde von Quaritch in London für 5000 M. er worben Diese „Kupferstich-Passion" befindet sich in der ur sprünglichen Gestalt, in der die einzelnen Blätter in Größe von 21:14 em in einem reich verzierten alten Lederband als Gebetbuch gebunden waren Der Einband trägt beiderseits das Wappen des sächsischen Kurfürsten Das Gebetbuch stammt also aus dem Besitze Friedrichs des Weisen oder wurde vom Kurfürsten verschenkt Leider ist der Einband nicht gut er kalten und sind auch die Blätter im Rande unbeschadet der Drucke leicht wasser- und fingerfleckig. Alle diese Umstände machten freilich das vorliegende Exemplar der Passion, da» in seiner Art ein Unikum genannt werden kann, zu einer Kostbar keit ersten Ranges. Von den übrigen versteigerten Drucken, die nicht dem Dürer-Werke angehörten, ist insbesondere LucrS Cranach» „Luther als Junker Jörg" zu nennen, ein außer old ntlich seltenes Blatt, da» in Privatbesitz für 1310 M überging. — Au» Düsseldorf wird gemeldet: Sicherem Ver nehmen rach wird Prof. Fritz Roeder der Nachfolger Peter Hanssen», also Direktor der hiesigen Akademie. Sein Lehramt für Historienmalerei wird der Künstler niederlegen. -j- Aus Karlsruhe wird berichtet: Der Dozent für Archi tektur an der hiesigen Hochschule Prof. vr log Karl Schäfer ist im Alter von 65 Jahren gestorben. Mtt ihm ist einer der bedeutendsten Baumeister des mittelalterlichen Etiles dahin gegangen Besonder» die gotische und romanische Bauweise wurden von ihm praktisch und theoretisch zu einer hohen Aus bildung gebracht. Seine fruchtbarste Tätigkeit entfaltete er während seine» Berliner Aufenthalt« Er kam 1878 al» Privatdozer.t an die Technische Hochschule der Metropole Vor her hatte Karl Schäfer, der am 18 Januar 1844 in Cassel geboren wurde, al» Lehrer der Baukunst in seiner Vaterstadt und dann in Marburg gewirkt 1884 wurde er Professor der mittelalterlichen Baukunst an der Berliner Hochschule Be deut« nde Restaurationsarbeiten mittelalterlicher Baudenkmäler wurden von Schäfer auSgeführt So vor allem die Arbeiten am Friedrichsbau de« Heidelberger Schlöffe», die damals große« Aufsehen in Deutschland machten und dem Künstler viele F:eunde, aber auch viele Gegner schufen; serncr die Wieder aufbauarbeiten der beiden Türme de» Dom«S zu Meißen. Die Berufuna nach Karlsruhe im Jahre 1894 bildete einen starken Verlust für die Berliner Hochschule Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die Studien au» allen Gebieten der deutschen Kunst au» der Zeit vom 14. bi» 15. Jahrhundert enthalten, zeugen von dem unermüdlichen Forschereifer de» Ver- sterbenen Musik. Au» Wien berichtet man: Gestern mittag wurde da» Johanne» Brahm«-Denkmal in feier! cher Weise im Neffelpark aus dem Karlkplatze enthüllt Da» Denkmal ist von Prof. Rudolf Weyr modelliert und stellt Brahm» fitzend dar — E« steht nunmehr fest, daß von dem „Hänsel und G.etel"-Komponisten Engelbert Humperdinck sehr bald ein neue» Oprrnwerk zu erwarten ist, da» sich „Die König»- linder" betitelt E» handelt sich um ein gänzlich neue» Opernivtrk, da» Humperdinck auf Grund der RoSmcrschen Dichtung fertigftellt, indem er nicht nur die ganze Oper durch- kompomert, sond.rn auch nur einen Teil von dem, wa» bisher in Musik gesetzt war, beibehält. Humperdinck gedenkt in diesem Sommer seine Arbeit zu vollenden und schon im Herbst die Parrrtur fertg zu hader. E» sind dem Komponisten von Amerika aus derartig glänzende Anträge gemacht wrrden, daß er der neuen Leitung de« Metropolitan Opera House in New Aork die Zusage machte, daß seine neuen „Königskinder" dort zu allererst in Szene gehen sollen. — Richard Strauß wird, wie man aus Berlin meldet, mit dem Schluß der diesjährigen Spielzeit seme Tätigkeit al« Kapellmeister auf ein Jahr unterbrechen Sem zehnjähriger Vertrag ist um jene Zeit abgelausen und der Künstler wird ein Jahr im Süden verbrmgen. Vor allen Dingen sind e« kompositorische Aufgaben, die e« ihm nahe- gelegt haben, ein Jahr nur seinen Arbeiten zu leben und dann soll auch sein Sohn au« Gesundheit«rücksichten eine Zeitlang unter südlichen Breiten leben Vom nächsten Jahre angefangen, nimmt Strauß seine Stelle an der König!. Oper wieder auf, doch hat er mit der Generalintendantur der König! Schau spiele nur einen vierjährigen Vertrag abgeschloffen, der am 1. Oktober 1909 beginnt. Unabhängig von dieser Unter brechung aber wird Richard Strauß seme vertraglichen Ver pflichtungen gegen die Hofkapelle in deren Symphonie-Abenden erfüllen und zu deren Leitung bez. zu den Proben jedesmal nach Berlin kommen Der Dienst an der König! Oper wird insofern eine Störung nicht erleiden, al« Kapellmeister Muck rm nächsten Winter nicht mehr nach Boston zurückkehrt, sondern an der hiesigen Oper im Sinne seine« Vertrags wirken wird Theater. Aus Leipzig wird un« geschrieben: Frau Sorma, der Trefflichsten eine, die sich um da« rasche Empor blühen jungdeutscher Schauspielkunst in Berlin ehrlich gemüht, begann gestern abend im Schauspielhaus auf der Sophien- straße ein kurzes Gastspiel. Noch vor einem Lustrum wäre das ein Aussehen erregende« künstlerisches Ereignis gewesen; gestern sah — auch ein Zeichen für die Wandelbarkeit des Mode geschmack» und der Modegunst unsere» Publikum« — die ost gar zu laut Gefeierte, die nur schwer den Übergang in ein ältere« Rollenfach finden will und kann, nur ein kaum halb- volleS Hau«, das die Künstlerin freilich um so herzlicher mit freudigem Beifall begrüßte. Sie brachte diesmal zwei neu: Stücke als Gastgeschenk: Hirschfeld« larmoyanten, herzlich un bedeutenden Einakter „Gewißheit", in dem Frau Sorma die ihr innerlich wie äußerlich — o diese« weiße Kleid, o diese blonde Perücke! — gleich ungünstig liegende Rolle der Frau eines verunglückten Nordpolfahrers zu spielen hat, und das übermütige Stücklein „Mandragola", das Pau! Eger, ein junger österreichischer Poet aus Machiavell s derber, aber witziger Vorlage für deutsche Schwankbedürfnisse zurecht geschnitten hat Leider ist bei diesem ja immer mißlichen Progreß ein ziemlich stillose« Opu« zutage gefördert worden, da« von dem kraft strotzenden Original nicht gar zu viel übrig läßt, auch die aus dem Zeitgeist von Emst zu erklärende Beimengung lasziver Elemente ein gut Teil zu stark betont, dafür aber die dramatische Fabel erheblich verwässert und dem Gange ein zwar bunte«, doch gar zu wenig charakteristische« VerSmäntelchen überwirft. Die satirische Tendenz de« Machiavellischen Fünfakters, die im Original namentlich gegen Schluß mit ätzender Bitterkeit zum Ausdruck kommt, geht in dem verliebten VerSgeplänkel der Bearbeitung natürlich ganz unter, und die Pointen de» Dreiakters liegen bei Eger fast lediglich m einer leiter nicht immer geschmackvollen Aus nützung der erotischen Moment? de« Sujets Da« Stück bedarf daher, um irgendwelchen stärkeren Eindruck zu machen, beträchtlicher darstellerischer Unterstützung, die ihm gestern in erster Linie natürlich durch Frau Sorma zuteil wurde. Sie spielte die lustige Witwe des Egerschen Dreiakter«, die den Troddel von unschön alterndem Ehemann — er nennt sich Pandolfo, und wurde hier von Hrn. Wildenhein im ganzen und großen wirklich komisch verkörpert — wegen seiner törichten Kinderhoffnung auf die Zauberwurzel Mandragola entzückend übermütig verulkt, ganz scharmant, lreß ihrer Kunst beste« Terl, eine wunderbar beweyliche Natürlichkeit, in tausend humoristischen Sprühlichtem aufblrtzen, tollte durch den Karnevalsreizen der besten Szenen der Komödie wie ein schillernder Kobold von bezaubernder Munterkeit und gab der deutschen Bearbeitung etwa« von dem „heiligen Lachen", das dem italienischen Original in so hohem Maße eigen ist. Neben dieser Bianca mußten die übrigen Träger des Erfolgs für diesen Abend verblüffen, und eS bleibt nur zu wünschen, daß Frau Sorma für den R«st ihre« in Anbetracht der vorgerückten Jahreszeit an und für sich schon karg genug bemessenen Gastspiel« mehr Teil nahme findet, al« am Abend ihre« ersten Auftreten» im Schau spielhause auf der Sophienstraße. W. Theater, Konzerte, Lorträge. * Residenztheater. Morgen Sonnabend verabschieden sich die Berliner Gäste und zwar wird Frank Wedekind« Kindertragödie „Frühlings Erwachen" m der gestern schon bekannt gegebenen eisten Besetzung aufgeführt. Sonntag nach mittag wnd bei ermäßigten Preisen „Die Glocken von korneville" gegeben Sonntag abend wird „Ein Walzer traum", Montag „Die lustige Witwe" wiederholt. Diens tag beginnt Mia Werber ihr Gastspiel in der Partie der „Mimosa" in Sullivan« Operette „Die Geisha." *Jm Zentraltheater wird morgen, Sonnabend, zum neuntenmal „Panne", Lustspiel in drei Akten von Rich Skowronnek, gegeben Am Sonntag geht nachmittag«4Uhr bei halben Preisen „Sherlock Holmes", abends H8 Uhr bei gewöhnlichen Preisen „Panne" in Szene * Sonnabendvesper in der Kreuzkirche, nachmittags 2 Uhr. 1. Dietrich Buxtehude: Passacaglia sür Orgel, dorisch. 2 Moritz Hauptmann: „vaucka, »nima wer!" Offertorium für Chor, op. 15. 3 G. Fr Händel: „Horch auf der muntern Vögel Lied!" Arie für Sopran mit Orgel a. d. Oratorium „Josua". 4. Wechselgesang: „Die beste Zeit im Jahr ist mein, da singen alle Vögelein!" (Luther). 5. Giuseppe Tar- tni: Sonate für Violrne mit Orgel in 6 mott, Satz 1. 6. A E. Kopp (1717): „Die Psyche ladet die Waldvöglein zum Lobe Gottes rin!" Lied für Sopran mit Orgel. 7 Karl Heinrich Döring: „Herr, wir singen deiner Ehre!" Motette in zwei Sätzen für sech»stimmigrn Chor, op 7, Nr. 2. — Mil wirkende: Der Krruzchor Doli: Frau Frida Trodler-Striegler, Konzertsängerin (Sopran), Hr Vwlinvirluo« Adrian Rappoldi (Violine). Orgel: Hr. Alfred Sittard, Organist der Kreuz- kirche Leitung: Hr. Otto Richter, Kantor und König!. Musikdirektor * Motette in der Frauenkirche zu Dresden, Sonn aberd, am 9. Mai 1908, nachw. 4 Uhr 1. Präludium Nr. 5 aus den „Monologen" für Orgel von Mox Regcr.