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Dresdner W Journal. Ttoniglieh Läehsisehev Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 102. o Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. <1 Montag, 4. Mai 1908. Bezugspreis, Beim »ezuae durch die Expedition, «roße Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespült. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3 mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktion«strich sEingesandt) 75 Pf. Preisermäßigg- auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Postsekretär Richter in Leipzig das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Professoren vr. Georg Fleischer und vr. Paul Guba in Dresden das ihnen von Sr. Königs. Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg-Strelitz verliehene Ritter kreuz des Greifenordens annehmen und anlegen. Der Gärtner Johann Karl Balzer in Bautzen hat für die am 18. Januar dieses Jahres bewirkte Errettung zweier Kinder aus der Gefahr des Ertrinkens eine Geldbelohnung erhalten. Bautzen, am 30. April 1908. ssslll Die Königliche KreiShauptmaunschaft. 3128 Vraenuvuge», Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. Im «eschLftsvereiche de» Gesamtmiutsterium». Bureau, assistent Friedemann beim Finanzministerium zur Kanzlei des Gesamtministeriums versetzt. Im Geschäft»»,,reiche de» Ministerium» de» Inner«. Bei dem LandgendarmertekorpS. Verstorben: Gendarm Walter in Reichenhain. — Angestellt: Bizewachtmeistrr Planert als Gendarm in der Brigade Abtnaundorf. Bei der Polizeidtrektion zu Dresden. Entlassen auf Ansuchen: Stadtgendarme Schmidt XIV und Ratz — Angestellt: Sergeanten Pfaff, Schmalz, Martin, Hoyer und Ficker als Stadtgendarme. Im Geschäftsbereiche deS Evangelisch.lutherischen LandeSkonsistoriumS ist im regelmäßigen Verfahren zu be setzen: Das Diakonat zu Colditz (Grimma) — Kl. I — Kollator: DaS Eo.-luth Landeskonsistorium. Hierüber ist noch zu besetzen nach dem Kirchengesetze vom 8. Dezember 18S6 die III. Stelle im 1. Halb jahr 1908: daS Pfarramt zu Pleissa (Chemnitz II) — Kl. i —. — Augestellt bez. versetzt wurden: O I. Voigt, Predigtamts- kandidat, als Pfarrer in Dorfschellenberg (Chemnitz ll); P. Kühnel, Hilfsgeiplicher in Kleinzschachwitz, als DiakonuS daselbst (Pirna). «Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche» Hose. Dresden, 4. Mai Se. Majestät der König wohnte gestern vormittag dem Gottesdienste in der HauSkapelle zu Wachwitz bei. Nachmittags 1 Uhr fand bei Allnhöchstdemselben Königliche Familientasel statt, an der Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde teünahmen. Nach der Tafel unternahm Se Majestät mit Allerhöchst- feinen Prinzen-Söhnen und Prinzessinnen-Töchtern einen Spazier gang durch die Dresdner Heide; der Nachmittagskaffee wurde im Parkhotel Weißer Hirsch eingenommen. In den heutigen Morgenstunden jagte Se. Majestät im Ullersdorfer Revier auf Birkhähne. Heute vormittag unternahm Se Majestät der König eine Landesreise durch die Lößnitzortschaften und kehrte nachmittags nach Wachwitz zurück Au» Anlaß de« Geburtstag« Ihrer Königl Hoheit der Prinzessin Anna konzertierte die Kapelle des 1. (Leib-) Grenadier- regiment« Nr. 100 heute nachmittag im Park der Königl Billa in Wachwitz. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. * Gemeindevertretertag der Amtshauptmannschaft Auerbach. Am 30. April wurde im Schmalfußschent Gasthof zu Grünbach der zweite diesjährige Gemeindever tretertag de» amtShauptmannschaftlichen Bezirk« unter der Leitung de« Hrn AmtShauptmann Michel abgehalten An der Versammlung nahmen außer den juristischen Hilfsarbeitern der Amtshauptmannschaft 61 Gemeindevorstände teil. Nach B.grüßung der Anwesenden durch Hrn Amt«hauptmann Michel hielt zunächst Hr Assessor Kegel einen Vortrag über „die Be- kämpfung der Zigeunerplage". Er erläuterte in eingehender Weise die hierüber erlassenen Bestimmungen und hob besonders die auf die Tätigkeit der Ort-Polizeibehörden bezüglichen Vor schriften hervor Den hierauf folgenden Vortrag über „die Aufgaben der Gemeinden im Kampfe gegen den AlkoholiSmuS" hatte in liebenswürdigster Weise Hr Pfarrer Piltz-Lengenfeld, der Vorsitzende des Auerbacher BezirkSverrin» gegen den Mißbrauch geistiger Getränke übernommen. Der Hr. Vortragende wies zunächst auf die weite Verbreitung ve« Alkoholmißbrauchs hin, beleuchtete dann die schädlichen Wir- ungen de« unmäßigen Alkoholgenusses in gesundheitlicher, sitt- icher, wirtschaftlicher und insbesondere auch gememdewirtschaft- icher Beziehung und erläuterte schließlich in eingehender Weise die Mittel, die den Gemeinden im Kampfe gegen den AlkoholiSmuS zu Gebote stehen. In der sich an den Vortrag anschließenden Diskussion legte eS Hr Amtshauptmann Michel den Gemeinde vorständen unter Hinweis auf die an die Polizeibehörden bereits erlassenen schriftlichen Verfügungen dringend ans Herz, nach der von dem Hrn. Vortragenden gegebenen Anleitung den Kampf zegen den AlkoholiSmuS in ihren Gemeinden aufzunehmen An amtliche Teilnehmer wurde ein aus Bezirktmitteln beschaffter Abdruck eines Vortrag« de« Stadtrat« Kappelmann-Erfurt über da« gleiche Thema zur Verteilung gebracht Nachdem der Hr. Vortragende in seinem Schlußwort die an ihn gerichteten Fragen beantwortet hatte und durch Hrn. AmtShauptmann Michel, Hrn. Bezirksassessor vr. Woelker und die Herren Assessoren Kegel und vr. Venu» noch eine Anzahl dienstlicher Angelegenheiten besprochen worden waren, wurde al« Versammlungsort für die nächste Tagung Brunndöbra bestimmt und hierauf der Gememde- vertretertag geschloffen. DentscheS Reich. Aus dem diplomatischen Dienst des Reiches. Der durch den diesjährigen Etat neu eingerichtete Posten eine« Ministerresidenten in Montevideo ist dem bisherigen Generalkonsul Armin Schäffer in Odessa übertragen worden vom Reichstage. (W. T. B.) Sitzung vom 2 Mai 1908. über die Beratung des Versicherungsvertrag« haben wir schon in einem Teile unserer Sonnabendausgabe berichtet. Die Debatte war unwesentlich, wir wiederholen sie deshalb nicht. DaS Gesetz sowie die Resolutionen der Kommission wurden an genommen ES folgte der Gesetzentwurf betreffend dieErleichterung des Wechselprotests. Staatssekretär vr. Nieberding führte auS: Zu der von der Kommission beschlossenen Abänderung deS Art 39 der Wechsel ordnung, wonach auf eine Teilzahlung des Wechselschuldners ein fache Quittung erteilt werden könne, könne er sein Einverständnis erklären. Nachdem sämtliche Redner ihr Einverständnis mit der Vorlage erklärt und namentlich ihren sozialen Charakter hervorgehoben hatten, wurde diese in zweiter Beratung angenommen. DaS Gesetz soll am 1. Oktober 1908 in Kraft treten. Der nächste Gegenstand, die Haftpflicht deS Tierhalters, wurde auf einen Antrag deS Abg. v. Treuenfels (kons.) von der Tagesordnung abgesetzt. ES folgte die dritte Beratung deS UnterstützungSwohn- sitzgesetzes. In der GeneraldiSknsston wurden die einzelnen Artikel nach einer kurzen Bemerkung des Abg Cuno (frs. Bp) nach der Fassung der zweiten Lesung angenommen und darauf auch der Entwurf im ganzen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten. Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildete die zweite Lesung des sogenannten Kleinen Befähigungsnachweises. Abg. Albrecht (soz.) lehnte die Vorlage sowie alle dazu ge stellten Anträge ab, weil seine Partei die Umkehr zu Künstlerischen Bestrebungen nicht mitmachen wolle. Die Srlbständigmachung der Handwerker dürfe nicht erschwert werden. Für eine bessere Aus bildung sei die Partei zu haben, aber für eine Ausbildung der Lehrlinge ein Privilegium zu erteilen, halte sie für falsch und zünstlerisch. Man möge für gute Volksschulen und für obligatorische Fortbildungsschulen, in denen der Unterricht nicht abends erteilt werde, sorgen. Abg. vc. Görcke (nl) begründet seinen Antrag, daß binnen vier Wochen nach Beginn der Lehre der OrtSpolizeibehörde das Bestehen eines Lehrlingsverhältnisses angezeigl werde. Hierauf wurde der Antrag des Abg. vr. Görcke (nl ) mit einem Unteranirag deS Abg Cuno (frs. Vpt.) statt Ort-polizei daS Wort „Handwerkskammer' zu setzen, angenommen. § 129 umgrenzt den Kreis der Personen, die zur Haltung von Lehrlingen und Führung deS Meistertitels berechtigt sind. Die Kommission hatte daS Lehrling-Privileg an daS Bestehen der Meister prüfung geknüpft und vorgeschrieben, daß, wenn Personen die Meisterprüfung bestanden haben, aber nicht für das Gewerbe, worin die Anleitung der Lehrlinge erfolgen soll, nur dann diese Befugnis erhalten sollen, wenn sie die Lehrzeit zurückgelegt, oder dir Gesellen prüfung in diesem Bewerbe bestanden oder fünf Jahre persönlich das Handwerk auSgeübt haben Dieser Kommission-Vorschlag wurde, nachdem die Abgg Riese berg (wirtsch. Vgg.) und Pauli-Potsdam (kons) dafür gesprochen hatten, angenommen. 8 129», betreffend die Anleitung von Lehrlingen durch den Unternehmer eines Betriebs, worin mehrere Gewerbe vereinigt sind, wurde in der Fassung der Kommission, die den Zusatz gemacht, daß diese Befugnis „in der Regel nach Anhörung der Handwerkskammer' erteilt werde, angenommen 8 13» der Gewerbeordnung betrifft Bestimmungen deS Meister titel», zu dessen Führung nach den KommissionSbeschlüffrn der Bundes rat Bestimmungen erlassen kann. Der Paragraph wurde angenommen; ebenso die übrigen Bestim mungen der Borlage in der KommisfionSfassung DaS Gesetz soll am 1. Oktober 1908 in Kraft treten. Nächste Sitzung Montag 12 Uhr. RechnungSsachen, Ostmarken zulage, Teuerungszulage; Petitionen. Das deutsche Weißbuch über Marokko. Da« Weißbuch über Marokko, da« dem Reichstage nicht schon, wie die Blätter meldeten, am Sonnabend zuge gangen ist, sondern «st heute auLgegeben wird, umfaßt XIV Abschnitte und 208 Seiten und behandelt die marokkani schen Vorgänge vom September 1906 bis zum April diese« Jahres Die Übersicht über da« weitschichtige Material ist da durch erleichtert, daß anstatt der üblichen chronologischen An- einandeneihung der Dokumente der gesamte Stoff in vierzehn Ab schnitten nach Materien gruppiert ist. über den Inhalt de« Weißbuchs entnehmen wir der „Nordd Allg. Zeitung": Die Darstellung beginnt mit dem Vorgehen gegen Raisuli und der französisch-spanisch«: Flottendemonstration. Kap II behandelt die Ermordung de« Arzte« Mauchamp in Marrakesch, Kap. III die Maßnahmen zur Unterdrückung des Waffen- schmuggel« Im Kap. IV werden zunächst die Vorgänge ge schildert, die zu dem Vorgehen der Franzosen in Casablanca geführt haben, dann Einzelheiten über d.e Kämpfe in Casa blanca gegeben. Kap. V bringt die Aktenstücke über die An rufung der Kaiser!. Regierung durch die beiden Sultane In Kap. VI wird die Frage der Entschädigungen au« Anlaß der Vorgänge in Casablanca erörtert. Kap. VII enthält Materialien über die wegen de« Leichterdienstes in Casablanca gepflogenen Verhandlungen. E« ergibt sich daraus, daß von deutscher Seite immer wieder auf Abstellung der Mißstände gedrungen worden ist. Kap. VIII behandelt die Einrichtung der drahtlosen Telegraphie in Marokko Kap. IX betrifft die Wahl eines Ingenieur« für die öffentlichen Arbeiten gemäß der Algecirasakte. Der deutschen Regin ung erscheint die Kan didatur eine« belgischen Ingenieur« am geeignetsten, ohne daß sie die Fräße unter politisch-nationalen Gesichtspunkten be handelt. Sre weist darauf hin, daß gemäß der AlzeciraSakte da« diplomatische Korp« mit Stimmenmehrheit zu entscheiden hat. Gewählt wird unter deutscher, belgischer und holländischer Stimmenthaltung ein Franzose und als Adjoint al« einziger Kandidat einstimmig ein Spanier. In Kap X werden Mitteilungen über den Eintritt der früheren deutschen Offiziere v. Tschudi und Wolff in marokkanische Dienste gegeben. Der erstere soll an Stelle de« verstorbenen marokkanischen Chefingenieur« Rottenburg treten, Wolff ihn be» gleiten. Beide scheiden au« dem deutschen Militärdienst aus E« wird besonders festgestellt, daß Hr. v Tschudi nicht die Ab > sicht hat, wie sein Vorgänger Rottenburg, die Vertretung von Kmpp in Fe« zu übernehmen. Kap XI ist der Angelegenheit de« HafenbaueS von Larasch gewidmet. Es handelt sich hier um eine im Prinzip nicht angefochtene deutsche Konzession. Nach längeren Verhandlungen sind die Interessenten in 1907 über folgendes Projekt einig geworden: I. Der Maghzen überträgt der Firma Häßner u JoachimSsohn auf Grund der in Algeciras abgegebenen Erklärung den Hafenbau in Larasch. II. Mit Rücksicht auf die schlechte Finanzlage des Landes und den augenblicklichen Umfang des Handels legt die Firma unter mög lichster Einschränkung ein Projekt zum Preise von rund 5 Mill M. vor, das nach Lage der sehr ungünstigen örtlichen Verhältnisse die technisch billigste Möglichkeit darstellt. in Larasch eine freie Hafen einfahrt und sichere Anlegestelle zu schaffen. III. Zur Deckung der Kosten sollen 251000 Psd. Sterl in die künftige Anleihe ausgenommen werden. Am 16. April kommt ein französischer Einwand: der franzö sische Gesandte bestreitet dem deutschen Interessenten da« Recht, für Larasch und für den Molenbau in Tanger zusammen mehr al« 3 600 OM Frc«. (Kosten der französischen Hafenbautcn in Casablanca und Sassi) einzustellen Hiergegen führte der deutsche Gesandte an, daß naturgemäß keine zwei Hafenprojekte den gleichen Preis hätten, wie ja auch die beiden französischen Projekte verschieden im Preise seien; daß die Kaiser!. Regierung sich bemüht hätte, den Preis der Haft »bauten in Larasch aufs äußerste zu reduzieren, und daß gegenwärtig das 5-Millionen Projekt das Minimum dessen sei, wofür dort überhaupt noch etwas Nützliches geleistet werden könne Hr. Regnault beharrte indessen gleichwohl auf seinem Standpunkte. Die brutschen wohlerworbenen Rechte werden darauf von Bnlin aus in Pari« geltend gemacht und die Forderung der mathematischen Gleichheit zwischen den Kosten der deutschen und der französi schen Hafenbauten al« unbegründet zurückgewiesen. Die Finanzierung de« Baue«, über die eingehend verhandelt worden ist, ist bisher noch nicht erreicht. Jedoch hat die französische Regierung erklärt, daß sie nichts dawider haben werde, daß die Kosten de« Larascher Hafenbaus unseren Wünschen entsprechend bei einer künftigen Anleihe ebenso berücksichtigt werden, wie die beiden französischen Pro ¬ jekte für Saffi und Casablanca. Allerdings scheint eine solche Anleihe noch im weiten Felde zu stehen. Kap. XU betrifft den Bau eine« Sammelkanals m Tanger. Am 5 Mai 1906 hat sich auf Antrag der Oomwission ä'Ufgidno der auS sämtlichen hier beglaubigten Missionschef» bestehende Oorweü 8»vit»irs durch Torre» mit dem Ansuchen an den Maghzen gewandt, dies« möge sich wegen de« Baue»