6. Das menschliche Herz: Jetzt endlich ist das menschliche Herz bereit, sich im Gebet an den Herrn zu wenden, das Herz schreit nach Hilfe; denn der Kampf droht es zu zerreißen. Der Herr verspricht Schutz in den schweren Prüfungen und mahnt, zu Ihm zu stehen. 7. Der Brief (2): Noch einmal kommt der Briefschreiber der Bibel zu Wort und bringt den Zusammenhang zwischen unseren Ängsten und der Liebe Gottes gewissermaßen auf den Punkt: Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht. Kerygmatische Musik Musik der Verkündigung. So möchte ich meine Arbeiten der letzten Jahre bezeichnen. Hauptthema ist die Johannes- Offenbarung, also christliche Endzeitprophetie. Die Kraft, die von diesem Thema ausgeht, ist so groß, daß sie auch zu starken Veränderungen in meiner Musik geführt hat. Nicht nur, daß sie tonaler geworden ist und einfacher - das ist heute bei verschiedener Musik der Fall - nein, auch der Kompositionsvorgang selbst hat sich verändert. Das Bedürfnis vorausplanender intellektueller Tätigkeit ist zurückgegangen. Gestärkt wurde das innere Vertrauen, sich der Musik selbst ganz zu überlassen, was - nach meiner Überzeugung - ein Sich-Überlassen auch Gott gegenüber bedeutet. Dies war ein langer und schmerzhafter Weg, der ungefähr 1978 begann und über innere Krisen und Erschütterungen führte. Das in der DDR von damals herrschende Denkmodell der Dialektik mußte überwunden werden. Religiöse Erfah rungen, die gemacht wurden, mußten innerlich verarbeitet und angenommen werden. Die musikalische Ästhetik, in der man erzogen wurde, basierend auf einem materialen Fortschrittsglauben, mußte in Frage gestellt werden, um nur einige Probleme zu nennen. Zunächst ging es mir um meine Befreiung von einem ästhetischen Regelwerk, das meiner Sehnsucht nach einer neuen Musik nicht mehr entsprach. Zugelassen wurde ab jetzt, was von innen kam. Dann hatte ich mir die Frage zu beantworten, zu welchem Sinn die neu gewonnene musikalische Freiheit dienen sollte. Denn ich sah ja, daß auch das alt-neue musikalische Material wieder zu nichts anderem gebraucht werden konnte als zu einer anderen Spielart der „Ich-Musik", also einer Musik, die dem Ausdruck meines Ichs diente. Der Neubestimmung des musikalischen Ortes mußte eine Neubewertung des geistigen Ortes folgen. Diese Entwicklungen verlaufen nicht getrennt voneinander. Es ist der kerygmatische Ruf, den ich in mir vernahm, der letzten Endes alles verändert hat. Es ist die Einsicht, Gott und nicht mir selbst mit meiner Musik dienen zu wollen. Der biblische Ruf „Singet dem Herrn ein neues Lied" bekam für mich eine wirkliche Bedeutung.