Beethovens einziges Violinkon zert D-Dur op. 61 aus dem Jahre 1806 entstand in unmittelbarer Nachbarschaft mit der 4. Sinfonie, dem 4. Klavierkonzert und den Rasumowski-Quartetten. Das Kon zert, das wohl das bedeutendste dieser Gattung überhaupt ist, dem zufolge zu den Standardwerken der Violinliteratur gehört, hatte Beet hoven für den Konzertmeister des Theaters an der Wien, Franz Clement, komponiert, der es auch am 23. Dezember 1806 uraufführ te, ohne allerdings damit eine rest los befriedigende Resonanz bei der Kritik finden zu können. Der Wiener Geiger Clement (1780-1842) war ein Künstler nach Beethovens Geschmack. Schon als Vierzehnjähriger hatte ihn sein Violinspiel in Erstaunen ver setzt. „Ganz dein Freund", unter schrieb er ein Stammbuchblatt für den Wunderknaben, „Natur und Kunst wetteifern, dich zu einem der größten Künstler zu machen - sei glücklich, lieber Junge, und komme bald wieder, daß ich dein liebes, herrliches Spiel wieder höre". Seine immense Begabung scheint ihn aber für eine dauerhafte Anstellung ungeeignet gemacht zu haben, denn sowohl als Konzertmeister als auch als Orchesterleiter hielt er es nie länger als ein paar Jahre aus. In Beethovens letzten Konversations heften wird er als „moderner Dioge nes" geschildert, der in einer „Kam mer zu ebener Erde gleich einem Saustall wohnt. Ich habe nie etwas Ähnliches von einer Wohnung gese ¬ hen. Der ärmste Tagelöhner ist bes ser damit versehen". Tatsächlich hat er es nie zu einer „ordentlichen Le bensweise" gebracht und ist im Al ter „kümmerlich zu Ende gegan gen", wie Eduard Hanslick in sei ner „Geschichte des Konzertwe sens in Wien" berichtet. Mit der Uraufführung des beinahe tinten nassen Werkes, das noch lange Jahre nach Beethovens Tod als „unspielbar" galt, kaum zwei Tage nach seiner Vollendung, vollbrachte Franz Clement eine staunenswerte Leistung, spielte er doch „sein Solo ohne vorherige Probe a vista", wie ein Zeitgenosse überliefert hat. Viel leicht reichte die Zeit gerade zu ei ner Verständigungsprobe, denn ihn unterstützte „ein Gedächtnis son dergleichen; wenige Proben reich ten hin, um ganze Partituren voll ständig, bis ins kleinste Detail der Instrumentation auswendig zu be halten". Ludwig van Beethoven, um 1806. Gemälde von Isodor Neugaß Spieldauer: ca.42 Minuten