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ZUR EINFÜHRUNG Ferdinand Hiller, der Dirigent der Uraufführung Phantasie breitesten Spielraum ge bend, den Verlauf des Satzes be herrscht. Die Reprise hat ihren Ab schluß und Höhepunkt in der breit angelegten, verinnerlichten Kadenz des Soloinstrumentes. Kraftvoll vor- wärtsstürmend wird der Satz da nach abgeschlossen. Völlig entgegengesetzt erscheint der kurze zweite Satz (Intermezzo - Andantino grazioso), der durch die überaus poetische, graziöse Wiedergabe ruhiger, gelöster Emp findungen gekennzeichnet wird. In feinem Dialogosieren zwischen Kla vier und Orchester über ein Thema, das dem Hauptthema des ersten Satzes entstammt, entfaltet sich ein anmutiges, subtiles Spiel. Der kantable Mittelteil des Intermezzos bringt ein ausdrucks- und gefühlvol les Thema, das zuerst von den Cel li vorgetragen wird, während sich das Klavier in zarten Arabesken ergeht. Auch das schwungvolle, frische Hauptthema des Schlußrondos (Al legro vivace) wurde aus dem Hauptthema des ersten Satzes ge wonnen, und zwar diesmal durch eine rhythmische Verschiebung. Das sprühende, fast tänzerisch an mutende Finale nimmt einen leiden schaftlich bewegten, farbigen Ver lauf und endet auch nach einer im wesentlichen vom Soloinstrument getragenen Schlußsteigerung in le bensbejahender, freudig-weltzu gewandter Haltung. „Die Haupteigenschaften meiner Musik sind leidenschaftlicher Aus druck, innere Glut, rhythmischer Schwung und überraschende Wen dungen", schrieb Hector Berlioz, der große französische Komponist, glänzende Instrumentator, Begrün der der Programmusik und Schöp fer der sinfonischen Dichtung, in seinen Lebenserinnerungen. Ber lioz' Musik, die Frucht eines genia len Musikers, aber auch eines von außergewöhnlicher Überanstren gung gekennzeichneten schweren Lebens, spiegelt die geistige und gesellschaftliche Widersprüchlich keit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wider, insbesondere die typischen Wesenszüge der Menschen jener Epoche.