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DieMtldung von d«r hervvrragtadeu Waffentat de» Expedition»- korp» Erckett hat Mich mit freudigem Stotz, zugleich aber auch mit tiefer Trauer um den Verlust der Offiziere und Mannschaften erfüllt, die den Erfolg über den Feind mit dem Tod« besiegelten Ich fpreche dem Kommando Weine wärmste Teilnahme au dem Tode Kiefer Braven und ganz besonder» an demjenigen de» Hauptmann» v Erckett, eine» der besten und ritterlichsten Offiziere der Schutztruppt, au». Berlin, 20. März^ Über di« Expedition gegen Simon Copper wird dem .Wölfischen Telegr-Bureau* von zuständiger Stelle weiter mitgeteilt: Stmon Copper war seit etwa Jahresfrist mit 200 bi» 300 Mann Gefolgschaft, unter denen sich auch einige Leute von der im Februar vorigen Jahre» zersprengten Lambert- Bande, sowie einige aus der Gefangenschaft entflohene WitboiS und HereroS befinden, in der Kalahari nahe der englischen Grenze bei Geinab sestgestellt Er bildete eine dauernde Gefahr für die am Westrand der Kalahari liegenden Farmen. So wurde durch Hotten- totten seiner Bande die Farm TaberaS auSgeraubt, ihr Besitzer Duncan getötet; auch Patrouillen wurden mehrfach angefallen und teil weise niedergemacht. Versuche der Truppe, im Frühjahr vorigen Jahres den Gegner zu fassen, mußten wegen Wassermangels auf gegeben werden. Die hierbei gemachten Erfahrungen haben gelehrt, daß bei einem Unternehmen in der Kalahari-Wüste die Wasser- Versorgung der Truppe mehr als sonst in Afrika die Hauptschwiertg- keit bietet In dieser Beziehung wurden daher für die — gegen wärtig einschließlich der Etappentruppen etwa 700 Mann starke — Expeditionsabteilung die eingehendsten Vorbereitungen getroffen Die vormarschierende Truppe (L , 7 , 1«. Komp., eine kombinierte Maschinengewehrabteilung, zwei Feldsignalabteilungen und ein Zug der 2. Feldtelegraphenabteilung, zusammen etwa 400 bis bvO Manu) wurde aus Kamelen beritten gemacht. Dadurch wurde nach vor herigem Training bei Fütterung der Tiere mit Tsamas eine vterzehn- tägige Operationsdauer ohne Tränken ermöglicht. Der Wasserbedarf für die Mannschaften wurde zum Teil aus den Reit-, zum Teil auf den Packtieren und durch eine besondere Kameladteilung mitgesührt. Die letztere bildete für das Expeditionskorps außerdem eine besondere beweg liche Munition» und Sanitätsstaffel von etwa 100 Tieren. Auf ihr wurden (bei Belastung des Kamels mit zwei Zentnern) verladen: drei Tagesrationen, zwei Wasserrationen zu 1^ Liter, so Patronen pro Gewehr, 2500 Patronen pro Maschinengewehr, Material und VorratSgegenfiände. Im ganzen wurden etwa 700 Kamele ver wendet. Die Vorbereitungen zur Verwendung der Kamele für den Transport und die Ausbildung der gesamten Mannschaften im Reiten auf den Kamelen nahmen viel Zeit in Anspruch. Die Wasserver sorgung ersolgte von zwei an den Etappenlinien — dem Buob und dem Nossob — angelegten Wasserstationen. Auch ist durch zwei Bohrkolonneu der Versuch gemacht worden, weitere Quellen zu er schließen. Dabei mußte zum Teil bis zu einer Tiefe von 200 m hinabgegangen werden. Auf jeder Etappenlinie wurden ferner mehrere Magazine und DepolS mit je einem Fuhrpark angelegt. Während der Operationen war die Nossoblinie durch die 8. Kompagnie, die Auoblinie durch die 1 Batterie gesichert Zur Sicherstellung der Nachrichtenverbindung nach rückwärts wurde eine 200 Lm lange Telegraphenlinie am Auob und Nossob entlang gebaut Der Gebrauch von Heliographen wird durch das ebene und dadurch für diesen Zweck unübersichtliche Gelände erschwert, so daß auf einzelnen Stationen besondere Türme bis zu ro m Höhe errichtet werden mußten. Mit Hilfe von Leuchtpistolen ist es gelungen, zwischen einigen, 50 Irin von einander entfernten Orten Signalverbrndung herzuftellen. Auch wurden Versuche mit Brief taubenpost angestellt, die jedoch infolge der in jener Gegend befind lichen zahlreichen Raubvögel keine große Aussicht auf Erfolg boten. Wenn nun auch alle Vorbereitungen aufs sorgfältigste getroffen waren, so erschien es doch sehr fraglich, ob die Expedition einen entscheiden den Erfolg zeitigen würde. Bei dem ungeheuer großen, etwa der ganzen Provinz Brandenburg entsprechenden Operationsgebiet, das dem Simon Copper zur Verfügung stand, lag die Gefahr vor, daß der Feind sich allen Weiterungen durch einen vorzeitigen Abmarsch entziehen, die vormarschierende Truppe also einen Luftstoß führen würde. Ein umfassendes Vorgehen ver boten die Wasserverhältnisse der Kalahari. Zeitlich waren die Operationen an die Monate der Tsamasreife gebunden, auch verfügte Simon Copper über ein wohl eingerichtetes Spionagesystem, so daß eine Überraschung kaum möglich erschien Wenn es nun doch gelungen ist, den Gegner am 16 zu stellen und ihm einen empfindlichen Schlag beizubringen, so spricht diese Tatsache besonders für die geschickten Maßnahmen des leider zu früh gefallenen Führers, Hauptmanns v Eickert. Wie schwer Simon Copper ge schädigt sein mutz, geht schon aus seinen Verlusten an Toten hervor. Wohl kaum jemals dürsten in einem Gesecht gegen Hottentotten beim Gegner 58 Tote gemeldet worden sein. Leider ist es nicht geglückt, des Kapitäns selbst habhaft zu werden, dem eS wohl in der von den Kapitänen meist beliebten Art gelungen ist, sich rechtzeitig in Sicher heit zu bringen, während ein Teil seiner Orlogleute sich sür ihn opferte Der errungene Erfolg hat gezeigt, was unsere Schutztruppe auch unter außerordentlichen BerpflegungSschwierigkeiteu zu leisten imstande »st. Bezeichnend »st, daß der Gouverneur nach einem heute eingegangenen Telegramm die Wirkung des Sieges noch höher ein- schäyt, als sie schon nach den bisherigen Nachrichten eingeschätzt werden mußte Ausland. Österreich - Ungarn. Aus Budapest wird einem Privatkorrespondenten de« W T B. gemeldet: In mehreren reichsdeutschen Blättern wird der Umstand, daß in der letzten Tagung der Delegationen die Frage der Erhöhung der Offiziersgehälter noch nicht zur endgültigen Entscheidung gelangte, dahin gedeutet, daß sich hieraus ein Gegensatz zwischen der Österreichischen und Ungarischen Delegation und zwischen der gemeinsamen und der ungarischen Negierung ergebe, der den Keim zu einer Krise in sich berge In hiesigen unterrichteten Kreisen wird diese Auffassung als unzutreffend bezeichnet Es wird versichert, daß zwischen den beteiligten Regierungen in dieser Frage keinerlei Gegensätze bestehen, und e« wird mit voller Zuversicht darauf gerechnet, daß Mittel gefunden werden, um die Frage der Gehalts erhöhung binnen kurzem in allerseits befriedigender Welse zu lösen Bei dieser Gelegenheit wird in hiesigen politischen Kreisen darauf hingewiesen, daß jetzt in Ungarn die Partei der äußersten Linken am Ruder ist, die vierzig Jahre hin durch von keinerlei gemeinsamen Angelegenheiten mit Österreich wissen wollte. Es braucht etwas Zeit, bis diese Partei ihre Aufgaben als gouoernementale Partei in ihrem ganzen Umfange erfassen kann. In vielen Fragen hat sie diese Auf gabe bereits gelöst, so in der Frage des wirtschaftlichen Aus gleichs mit Österreich. ES wäre jedoch höchst ungerecht, ihr das Rachgeben in dieser und jeder anderen Frage al« eine Nieder lage anzuschreiben, die Punkte hingegen, in die sie noch nicht einwilligte, so beispielsweise die Erhöhung der OffizierSgagen, ihr als einen Akt der Feindseligkeit gegen die Armee anzu rechnen Die äußerste Linke beruft sich darauf, daß beim Re gierungsantritt de« jetzigen Kabinetts für die Übergangsdauer dieses letzteren militärische Fragen auSaeschaltet wurden Will man nun haben, daß die äußerste Linke sich in einer Mililär- frage dennoch zu einem Opfer verstehe, dann sei die« nur er reichbar, wenn mit großem Takt und seinem politischen Ver ständnis zugegriffen werde Mit überhastetem Drängen und mit vorlauten Krisengerüchten könne der Sache nur geschadet werden Mannigfaltiges, Dresden, 2l. März. * Seine Majestät der König zeichnete die Kunstausstellung Emil Richter (Prager Straße) durch einen Besuch aus und nahm die Werke von Hugo Charlemont-Wien, eingehend in Augen schein. Die Ansichten aus Brioni fanden den besonderen Beifall de» Monarchen, Allerhöchstweicher dann noch Gemälde von Ernst Burmester, E. Richard Dietze, sowie die Bronzen von Carl Brose besichtigte. * Se Majestät der König hat das Protektorat über die von der Köche-Jnnung zu Dresden im Januar 1909 geplante Ausstellung für deutsche Kochkunst und verwandte Gewerbe übernommen Prospekte und Anmeldebogen, die schon jetzt aus allen Gauen Deutschlands und Österreichs leb haft begehrt werden, gelangen im nächsten Monat zur Ver sendung * Das Protketorat über den von der hochseligen Königin- Witwe Carola gegründeten Johannesverein ist auf Ihre Kgl Hoheit Frau Prinzessin Johann Georg übergegangen Die Wirksamkeit des Vereins nimmt ihren ungestörten Fortgang. Zur Vermittelung weiblicher Arbeiten unterhält der Verein in Dresden-A., Victoriastr. 22 eine Geschäfts- und Verkaufsstelle. Der Zweck dieser Verkaufsstelle ist nicht nur der Verkauf von Erzeugnissen weiblichen Fleißes, sondem auch die Übernahme aller m das Gebiet weiblicher Tätigkeit fallenden Arbeiten, als Herstellung neuer Wäsche, Ausbesserungen, Stopfereien.Stickereien, Spitzenwäscherei und aller kunstgewerblichen Arbeiten. * Die am 26 Oktober 1907 in Dresden verstorbene Frau Antonie Auguste verw. vr. Fehrmann geb Rudolph hat der Stadt lctztwillig 20000 M ausgesetzt mit der Auflage, von den Nutzungen dieser Summe eine Freistelle in der Anstalt für epileptische Kinder in Klein-Wachau zu begründen und zu erhalten * Die Prüfung der Lehrschwestern des Albert- VereinS findet Freitag den 27. März vormittags 11 Uhr im Carolahause statt * Am 28 März wird die Wache und Meldestelle des 4. Sicherheits-Polizeibezirks von Peteistraße 7/9 nach dem neuerbauten Sparkaffengebäude LöbtauerStraße 2,1 verlegt. * Die stenographischen UnterrichtSkurse des König!. Stenographischen LandeSamt» sür das Sommerhalbjahr beginnen kurz nach Ostern. Anmeldungen im StändehauS (Eingang Augustuvstraße, Ecke Brühlsche Gaffe) 9—1 und 4—6 (Sonn abend 9—2 Uhr) Dar UnterrichtSgeld beträgt für den An- fänzerkursuS 6 M , für den Fortbildungskurs»« 2 M * Der Sedanfeierausschuß hielt gestern abend eine Sitzung in Kneift« Restaurant ab, in der zunächst die Jnhretrechnung zum Vorlrage gelangte. Ferner beschloß der Ausschuß auch in diesem Jahre die Dedanfeier abzuhalten, um die Erinnerung an den nationalen Gedenktag de« deutschen Volke« aufrechtzuerhalten, über die Ausgestaltung der Feier wird eine besondere Sitzung Beschluß fassen. Au- der italienischen Deputiertenkammer. (W T B) Rom, 20 März In der Deputiertenkammer erklärte bei der Beratung de« Budget« der Kolonien der Minister de« Äußeren Tittoni, er glaube nicht, daß die Sicherheit im Benadir-Gebiete irgendwie verändert sei Bevor die Küste durch die Jahreszeit der Monsune unzugänglich würde, würden 15 Offiziere und weitere 1000 Askaris mit 500000 Patronen in Benadir ankommen —Die Kammer nahm alsdann den Ent wurf an Aus der französischen Deputiertenkammer. (W T «) Pari«, 20. März Die Kommission der Deputierten kammer für die Auswärtigen Angelegenheiten nahm den Gesetz entwurf betreffend die Einrichtung der Ämter von sechs Handels- attachsS an. Deputiertenkammer Justizminister Briand brachte in der heutigen Sitzung einen Gesetzentwurf ein, der den Geschworenen die Befugnis verleiht, bei der Beratung über Strafart und Strafmaß mitzuwirken Die Deputiertenkammer nahm den vom Senat bereits votierten Gesetzentwurf gegen die Verletzung der guten Sitten durch Veröffentlichungen unsittlichen Inhalts an Aus der russischen Reichsduma. (W. T B) Petersburg, 20 März Die ReichSduma nahm heute in erster Lesung einen vom Justizminister eingebrachten Gesetz entwurf an, der die bedingte Freilassung vor Ablauf de« End termins der Haft zur Einführung bringt Aus Norwegen. (W T B) Christiania, 20. März Der Storthing hat den Abg Liljedahl von der unabhängigen Partei der Linken zum Prä sidenten gewählt. Zur Balkansrage. (W T. B) Rom, 20. März Die italienische Regierung hat den General NicolaS de Robilant al« Nachfolger des Generals de Georgis im Kommando der macedonischen Gendarmerie vor geschlagen London, 20. März Wie das „Reutersche Bureau" er fährt, ist die auf dem Kontinent verbreitete Meldung, Groß britannien beabsichtige, seinen Vorschlag der Ernennung eines Generalgouverneurs von Macedonien zurückzuziehen, unrichtig Zur Lage iu Marokko. (W T B.) Paris, 20. März Nach einem Telegramm de» Generals d'Amade von gestern herrscht bei den BajanS und ZaraS, Stämmen, die abgesondert von den SchaujaS leben, eine gewisse Erregung. Die Mahalla Abdul Asis', die nach FeS marschieren sollte, habe ihren Marsch unterbrochen Paris, 21 März. Der Spezialkorrespondent des „Matin" meldet aus Dar Uled Fafina vom 15. d M, daß in einem an diesem Tage stattgefundenen Kampfe mehrere Zeltlager deSSchauja- stammeS auf eine Entfernung von 3 Km mit Schrapnells zu sammengeschossen worden seien und dabei 1500 Marokkaner, darunter Weiber und Kinder, getötet worden seien Amerika und Japan. (W. T. B) Washington, 20 März Der japanische Gesandte über mittelte dem Staatssekretär Root eine Einladung Japans dahin gehend, daß die Atlantische Flotte auf der Rückfahrt einen japanischen Hafen besuchen möchte Staatssekretär Root nah.a namens der amerikanischen Regierung die Einladung an Die amerikanische Flotte dürfte voraussichtlich Yokohama besuchen * Die Platzmusik wird auch im laufenden Jahre an denjenigen Sonntagen, an denen auf dem Lltmarkte Jahrmarkt oder WeihnachtSmarkt stattfindet, da» ist am 29 März, 28 Ium, 18 Oktober und 20 Dezember, auf der Brühlschen Tenaffe abgehalten werden. * Morgen früh gegen H8 Uhr wird von der Gasanstalt Reick au« wieder eine Auffahrt de« Ballon« „Dresden" ftattfinden An der Fahrt werden teilnehmen: Hauptmann z. D Baermann, Landrichter vr Illing, Hofrat Pfaff und vr. wsä. Weißwange. * über ein Preisausschreiben de» Verein» inaktiver Offiziere der Deutschen Armee und Marine wird uns folgende« mitgeteilt: Die schwierige Lage der frühzeitig ver abschiedeten Offiziere ist allgemein bekannt E« ist die Auf gabe deS Vereins inaktiver Offiziere eine Besserung an zustreben, er fordert »ur Mitarbeit auf Der Verein setzt eine Summe von 1000 M au», die verteilt werden soll auf die besten Arbeiten über die so brennende Frage der Zioilanstellung der verabschiedeten Offiziere Die Arbeiten sind bi» zum 1. Januar 1909 einzusenden. Die Preisbewerbung ist un beschränkt. Als Preisrichter werden vom Vorstand des Vereins fünf inaktive Offiziere bestimmt. Wortlaut de» Preisausschreibens, Namen der Preisrichter, Auskunft über Quellen rc. gibt aus Anfrage unentgeltlich die Geschäftsstelle de« Verein«: Berlin W. 62, Kurfürstenstraße 124. * Die gegen Ende des verflossenen Jahre« in« Leben ge rufene Gesellschaft für Christentum und Wissenschaft, auf deren Ziele und Bestrebungen wir schon wiederholt hin gewiesen haben, hielt gestern abend im Gewerbehause ihre erste Vortragsversammlung ab Das Thema de« Abends lautete: Naturwissenschaft und Christentum. Al» Redner war Hr. Prof. Vr. Lasson-Berlin gewonnen worden Der große Saal des GewcrbehauseS und seine Galerien waren dicht von Zuhörern au» allen Gesellschaftsklaffen gefüllt, ein Beweis, wie tief die Frage nach dem Verhältnis zwischen naturwissenschaftlichem Erkennen und religiösem Glauben die Gemüter bewegt. Der Hr. Redner begann seine Ausführungen mit dem Hinweis darauf, wie der materialistische, sensualistische und naturalistische Zug in der Denkweise der Menschen und ebenso der von großen Geistern gegen ihn unternommene Kamps uralt sei. Der moderne Monismus wisse im Grunde nichts anderes zu sagen, als was schon die ionischen Hylozoisten, als die Istrturwifsenschaft noch in den ersten Anfängen sich befunden habe, lehrten. Der gegenwärtige Materialismus bedeute nicht ein Fortgeschrittensein, sondern ein Zurückgebliebensein und Zurückgesunkensein in die ältesten kindlichen Anschauungen. Der Materialismus bekämpfe das Christentum, ja im Grunde allen religiösen Glauben, mit dem Vorgeben, die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft vertrügen sich nicht mit der Religion Monisten nennten sich diese Gegner deS Christentums, weil sie, wie der Redner humoristisch bemerkte, nicht bi» zwei zählen könnten. Denn mindestens müßten sie die Dinge und ihre Gedanken über die Dinge als zweierlei auseinanderhallen Freidenker nennten sie sich, weil sie sich vom Denken frei- aemacht hätten. Das erste, wovon denkende Menschen wüßten, sei nicht die äußere Natur, sondem das innere geistige Leben deS Menschen, danach müßten wir die Natur beurteilen, nicht die Natur zum Maßstab für die Innerlichkeit des Menschen machen Die Naturwissenschaft sei nicht die herrschende, sondem nur dienende Wissenschaft und vermöge sich nicht selbst zu begründen, sie sei abgeleitet und beherrscht von der Wissenschaft vom Geiste. Die Natursorschung, wie sie sich seit dem 17. Jahrhundert gestaltet habe, sei eine besondere Art der Naturbetrachtung, die sich für die technische Beherrschung der Natur sehr nützlich erwiesen habe, aber wirkliche Wissen schaft von der Natur weder sei, noch zu sein beanspruche Die Naturwissenschaft könne nichts als endgültige Erkenntnis be haupten, die ErfahrungSkenntniffe wechselten, jedm Tag könnten neue Tatsachen ans Llcht kommen, die alles bisherige umstoßen oder in eine andere Beleuchtung rücken. WaS in ver Natur wissenschaft bleibe, das Mathematische und die obersten Voraus etzungen, stamme aus dem vernünftigen Geiste, aus dem alle ileibende Wahrheit stamme Der Geist selbst und alle« Geistige, Gott, Freiheit, sittliches Leben, Gedanke und Tat seien der Naturwissenschaft unzugängliche Gebiete. Wenn man sich auf die DeSzendenzlehre und die EntwickelungShypothese berufe, um den Begriff des Schöpfers auszuschalten, so verwickle man sich in den äußersten Widersinn Man müsse für den Ursprung des Organischen den Zufall in Anspruch nehmen oder das ganz un geheuerliche Wunder der Urzeugung behaupten Ohne die mathematischen Gesetze, ohne die festen Qualitäten der Stoffe, ohne die logischen Grundformen der Geistestätigkeit, ohne die Gesetze des Kausalzusammenhangs gebe es kein Werden und keine Welt; alle« das aber sei Gedanke und setze den schöpfe rischen Geist voraus, der seine Gedanken der Natur eingepflanzt habe. Entwicklung bestehe nicht ohne ein Ziel, dem d»e Ver änderung zustrebe, und ohne einen Keimzustand, in dem da« Ziel schon voraebildet sei: Zeit und Keim müsse vom schöpfe- rifchm Gott gefetzt sein. Der Mensch sei nicht durch ein blindes Ungefähr in die Welt eingetreten, die Welt sei auf ihn angelegt und er auf sie Ohne ihn gebe es keine Welt , alles ließe sich au» der Welt wegdenken, aber nicht der denkende Mensch. Die Gottähnllchkeit de» Menschen müsse gerade die Naturwissenschaft notwendig anerkennen Nur dann dürfe man von einer wirk lichen Wlffenschaft der Natur sprechen Christentum und Natur wissenschaft widersprächen sich nicht, sondern bestätigten sich gegenseitig. Der gedankenreiche und überzeugungsvolle Vortraa, der oft von köstlichem Humor durchweht war, fand den leb- höftesten Beifall der zahlreichen Zuhörerschaft. Der Vorsitzende der Gesellschaft für Christentum und Wissenschaft, Hr. Erster Staatsanwalt Oberjustizrat vr. Bähr, sprach dem Hrn. Redner überdies den Dank der Versammlung au«. * Auf Veranlassung der Bezirksverwaltung Dresden de» Deutschen Technikerverbands hält der Direktor de» Deutschen Technikerverbands Hr. vr. Feldgen-Berlin morgen Sonntag, vormittags 11 Uhr, im Saale des „Eldorado", Steinstraße 15, einen Vortrag über das Thema: „Der Mittel stand und seine historische Entwickelung unter Berück sichtigung der neuzeitlichen Organisatlosbestrebungen der Angestellten" * Nächsten Mittwoch hält die Dresdner Ortsgruppe des „Alldeutschen Verband»" im Palmengatten ihre Jahre«- hauvtversammlung ab, in der Hr. Bibliothekar vr Armin Tille die innere Politik vom alldeutschen Standpunkt au« beleuchten wird Der Abend verspricht außerordentlich in teressant zu werden * Dienstag, den 24 März, abend» 8 Uhr wirs im Deutschen Verein für Volkshygiene Hr. vr. Riebold, Spezialarzt für innere Krankheiten, über das Thema: Er kältung und Erkältungskrankheiten, ihr Wesen und