Beginn der Tanz suite. Autograph Spieldauer: ca. 18 Minuten Die Tanzsuite für Orchester war das erste Werk Bela Bartoks, das auf Bestellung entstand, wurde sie doch im Jahre 1923 für ein Fest konzert anläßlich der Fünfzigjahr feier der Vereinigung von Buda und Pest zur Hauptstadt Budapest kompo niert und neben weiteren Festkompo sitionen wie der Festouvertüre von Ernst von Dohnänyi und dem Psalmus Hungaricus von Zoltän Kodäly am 19. November 1923 vom Budape ster Philharmonischen Orchester un ter Dohnänyi uraufgeführt. Der ei gentliche Siegeszug des für die Ent wicklung des Bartokschen Orchester stiles wesentlichen Werkes, das schließlich ein Welterfolg wurde, be gann jedoch erst im Mai 1925 in Prag, als es die Tschechische Philhar monie unter Vaclav Talich beim Mu sikfest der Internationalen Gesell schaft für Neue Musik vorstellte. Es handelt sich bei der Tanzsuite um sechs originelle tänzerische Sätze, die durch ein gleichbleibendes ele gisch-besinnliches und variiertes Ritornell - eine Verbunkos (Werbe- tanz)-artige Melodie - mit sinfoni schen Mitteln sehr einheitlich zusam mengefaßt werden. Uber die The men der einzelnen Sätze äußerte sich der Komponistfolgendermaßen: „Teil No. 1 ist teilweise, No. 4 ganz orientalischen (arabischen) Charak ters, das Ritornell und No. 2 ist unga risch, in Teil No. 3 wechseln ungari sche, rumänische, sogar arabische Einflüsse miteinander; das Thema von No. 5 ist aber so primitiv, daß man von nichts anderem sprechen kann als von primitiv-bäuerlichem Charakter und auf die Klassifizierung nach Nationalität verzichten muß". Ohne nur eine einzige Volksweise direkt zu zitieren, führt uns die Tanz suite gleichsam durch alle Gegen den, die der Komponist im Laufe sei ner Forschungsreisen aufsuchte (mit Ausnahme der Slowakei, allerdings blieb unter den Skizzen auch der Plan eines slowakischen Satzes er halten), und verweist derart auf die Ursprungsquellen seines Melo dienschatzes. Bei kühner Satztechnik und Harmo nik gelang Bartok mit der Tanzsuite ein übersprudelnd musikalisches, mitreißendes Werk, neben dessen folkloristischen Quellen auch auf den Einfluß eines Nachbarwerkes, der Pantomime „Der wunderbare Mandarin" hinsichtlich gewisser Orchesterfarben und -effekte hinge wiesen werden muß.