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auch an Choralharmonisierung, an Kantaten und Passionen vor ihm geleistet sein mochte, er wußte alle Formen mit Leben zu erfüllen, zugleich den Text in Tönen wiederzugeben und au« dem „Choralvorspiel" eine musikalische Dichtung zu machen Wir verfolgen die äußeren Schicksale Johann Sebastian«, erfahren nähere» über seine Stellung im Musik leben, über seine Persönlichkeit al« Künstler, Lehrer und Freund, über die Schicksale seiner Werke bi« zur Gegenwart Da« letzte der historischen Kapitel „Tod und Auferstehung" leitet über zu dem weitau« umfangreicheren ästhetisch-praktischen Teile de« Buche«, zu der äußerst fesselnden Analyse der einzelnen Gattungen der Bachschen Musik und zur Anleitung für die beste Art ihrer Wiedergabe Wir müssen un« darauf beschränken, hier einige Punkte de« Inhalt« von aktuellem Interesse heraus zugreifen In erster Linie sind e« die feinsinnigen Ausführungen über die Wiedergabe der Orgelwerke Bach«, über die „geheime" Phrasierung, welche die Starrheit de« Orgelton« bricht, die aber dem Hörer nur al« eine fesselnde Klarheit de« Spiele« bewußt wird Wa« der ernste Künstler längst weiß, kann hier der Musikliebhaber des genaueren erfahren: daß die einfachsten Orgelstücke schwer werden, sobald man nicht nur die Noten richtig spielt, sondern auf größte Plastik de« Spiele« bedacht ist, und daß davon und nicht von geistreichen Registriereffekten die Wirkung Bachscher Orgelwerke abhängt Naturgemäß wird dabei auch die Frage der „Bachorgel" erörtert, (die Schweitzer bereits in einer eigenen Schrift: „Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgelkunst" behandelt hat), als deren Ideal die moderne Orgel mit ihren mehr orchestralen Tendenzen im allgemeinen nicht zu gelten vermag, von einigen Ausnahmen abgesehen. „Es scheint al« ob Bach berufen wäre, durch seine Werke nicht nur als Erzieher der Organisten, sondern al« Reformator des Orgelbaue« unserer Zeit aufzutreten, um uns aus dem Erfindertaumel aufzuwecken, und uns von der komplizierten zur einfachen, von der tonstarken zur ton- schönen Orgel zurückzusührcn" In der Tat ist es das Kenn zeichen eines guten Organisten, wie er Bach spielt (nicht was er von Bach spielt), und einer guten Orgel, ob rran die Gotik der Bachschen Musik daraus zur rechten Geltung bringen kann Und neuerdings sind einsichtige „Sachverständige" bemüht, den deutschen Orgelbau wieder auf die richtige Straße zu lenken, und bemessen den Wert aller technischen Errungenschaften nach der „Bachfrage". Höchst beachtenswert ist die feine Unter scheidung zwischen der Struktur der Orgel- und der Klavier themen Der Natur des Instruments entsprechend sind die Orgelthemen einfacher und vermeiden metrische Kompliziertheit. ES ist deshalb häufig ein Mißgriff, Klavierstücke Bachs auf die Orgel zu übertragen. In Bachs Orgelsugcn sehen wir größere und einfachere Linien, reich bewegte» subjektives Leben in den Klavierfugen Auf der Orgel werden Bachsche Klaviersugen stets unruhig wirken, auch wird eine befriedigende Registrierung schwer aufzufinden sein. Der charakteristische Unterschied von Orgel- und Klavierstil läßt sich an Bachs Werken bis ins einzelne verfolgen Die Übertragungen von Orgelwerken für da« Klavier spielen eine ähnliche Rolle wie der Stich in der bildenden Kunst: sie dienen der Verbreitung und Vervielfältigung Ihr Kunstwerk ist ein relativer Hinsichtlich der Wiedergabe der Klavierwerke Bachs vertritt Schweitzer den gemäßigten Stand punkt Bülow«, Busoni« und Vianna da Motta«, welche die Hauptwirkung der Bachschen Klaviermusik nicht in einer bunten und geistreichen Dynamik, auch nicht m einem gewalt samen Herausarbeiten von Effekten suchen, sondern darin, daß die große Linie sich dem Hörer von selbst plastisch aufdrängt. Schätzenswerte Winke betreffen eine fubtile Phrasierung, Betonung der Themen und die Detaildynamik ver vollständigen die vortrefflichen Ausführungen, die durch zahl reiche Notenbeispiele, zumeist au« dem wohltemperierten Klavier, wirksam erläutert werden Schweitzer sucht die dargelegten Prinzipien durch authentische PhrasierungSangaben Bach« in dm Orchesterstimmen zu stützen Nach der ebenso fesselnden Besprechung der Kammer» und Orchestermusik Bach», de» „Musikalischen Opfer»" und der „Kunst der Fuge" schiebt Schweitzer mehrere hochwichtige ästhetische Kapitel ein, die das Verhältnis der Künste unteremander, ja das Wesen der Kunst an sich beleuchten In überzeugender Weise und unter Heran ziehung zahlreicher Beispiele begründe er, daß Bach mit Be wußtsein darstellerische, malerische Absichten in denjenigm seiner Werke verfolgt, in denm Wort und Ton zusammenwirken, oder in denen der Ton, wie in dm Choralbearbeitungrn für Orgel, von einem poetischen Gedanken beeinflußt ist. Während Spitta und im Anschluß an diesen andere Ästhetiker gewisse nicht zu übersehende Eigentümlichkeiten bei Bach als belanglose Zufälligkeiten hinzustellen sich bemühten, um Bach für die „reine Musik" zu retten, weist Schweitzer nach, daß sich bei Bach, wenn e« sich um die Vertonung analoger Gedanken handelt, jedesmal eine ganze Reihe von malerischen Idem- assoziationen wie nach einem inneren Gesetze einstellen Das genaue Studium der Themen und Motive der Choral phantasien, Kantaten und Passionen liefert dafür eine über große Fülle an Material. Man muß also Bach eine aus gebildete Tonsprache zuerkennen, obwohl ihm diese sein großer Antipode Wagner, der Hauptvertreter der dichterischen Musik, nicht wie einem Beethoven zuzugeben vermochte, obwohl er sonst ein begeisterter Bewundererde» „unbegreiflich großen Sebastian" war. Die Ergründung der musikalischen Sprache Bach» bezeichnet Schweitzer nicht als einen Zeitvertreib für dm Ästhetiker, sondern als eine Notwendigkeit für den praktischen Musiker. Um Willkürlichkeiten und Mißgriffe bei der Wiedergabe Bachscher Werke zu vermeiden, ist deren möglichst umfaffen- de« vergleichendes Studium zu empfehlen, um seine Ton sprache als Ganzes verstehen und beherrschen zu können Die« kommt der Interpretation der Jnstrumentalweike in gleichem Maß zugute wie der der Vokalwerke. Schweitzer will mit seinen Ausführungen nur Anregungen zu weiterer Arbeit geben, in dem Bewußtsein, daß man nur das Allergröbste an der Bachschen Tonsprache in Sätzen und Behauptungen formulieren kann Äußerst wertvolle Ratschläge sind in den letzten Kapiteln de« Buche« über die Wiedergabe der Kantatm und Passionen niedergelegt, Ergebnisse vielseitiger Erfahrungen und feiner Beobachtungen. Die zahlreichen Einzelheiten, die für da« Zu- standekommen einer „bachaemäßen" Ausführung irgendeiner Kantate oder Passion auf« genaueste berücksichtigt werden müssen, werden eingehend behandelt. E« seien hier nur einige Schlagworte genannt, wie Phrasierung, Betonung, Tempo- nahme, Vortrag der Arien, Rezitatioe, Ausführung der Orna mente, Behandlung der Bachschen Koloratur, dynamische Schattierungen in den Chören, vorteilhafte Verwendung von guten Knabenstimmen Die heute meist übliche Orchester besetzung wird einer kritischen Beleuchtung unterworfen. Die Wiedereinführung der Gambe und Oboö d'amore gehört nicht zu den Unmöglichkeiten Die Besetzung der Blechbla-instrumente muß den jeweiltgen Chor- und Orchesterverhältniffm angepaßt werdm. Im ganzen soll al« Grundsatz geltm, daß jede Vokal» wie Jnstrummtalstimme in Bach» Partitur den gleichen Wert hat wie die andere und demgemäß zur rechten Geltung kommen muß E» handelt sich stets um ein Zusammenwirken von Chor und Orchester, nicht um Chor mit Lrchestelbcakttung Mehr al» bi»her ist der Aus sühruna de« bezifferten Baffe« größte Sorgfalt zu schenken: dieser ist ein selbständige« Gebilde, da« harmonische Fundament gegenüber den in absoluter Freiheit sich bewegenden obligaten Stimmen. Welche Wichtigkeit Bach dem bezifferten Baß bei legte, erhellt au« der Genauigkeit, mit der er ihn stet» selbst anfertigte. Und zwar setzt Bach stet« die Orgel al» aus» führende« Instrument voraus, wie au« der Transposition (wegen der damal« abweichenden Stimmung) der Continuo- stimme hervorgeht. Die Verwendung des Cembalo bei Solo gesängen ist nicht erwiesen Schweitzer gibt zu, welch' künst lerischen Reiz eine Überarbeitung der Bachschen Partituren nach modern-orchestralen Prinzipien haben kann, und daß in dieser Richtung auch schon Gutes geleistet worden sei. Indes erwiese man dem Werke wie dem Hörer wohl stet» den besten Dienst, wenn man alles auf das Verstehen und Genießen der schlichten Schönheit zurichtet, und Bachs Musik so aufführt, wie sie gedacht ist. Als Continuoregeln empfiehlt Schweitzer nach Silbermannscher Art intonierte zweimanualige Portative Den Schluß bilden Ratschläge für die richtige Auswahl der Kantaten, und die Aufforderung zur tätigen Mitarbeit an der Lösung der Bach-Frage Je weiter wir es darin bringen, um so mehr wird Bach unserer Zeit zur geistigen Sammlung und Innerlichkeit verhelfen, die ihr so not tun. Mögen Schweitzers Anregungen allenthalben lebhaften Widerhall finden und reiche Früchte tragen. Der Ruf „mehr Bach!" kann nicht oft und eindringlich genug erschallen b)r. E S. v C. Mkkl° Man verlange ausdrücklich NIN68I* TuppLN 8 938 mit dem Krvuzntorn verwendet. Nur mit Wasser wenige Minuten aufzukochen. Mehr als 30 Sorten. — Ein Würfel zu 10 Pfg. gibt 2 Teller 8lW6NtIMl:Il 8Ml, für» InUustrk» unU liefert rvizduroav in üoivrlx. bödrs-klstr l. klirbsre u. kestrlelienäe 8Lttckampk- u. Patent- ttei88dampk- Lokomobilen bis ru 50V Pferdestärken. V^irtsctiaftlicbste, dauerhafteste und miveriässiLste Letriebsmascbinen 6er bleureit. l^lekte Wortung. Vervensunn teile» krenomsterksls. Ververtuox «les atxlampke». Vro„er Kraklüberscba». Mken- u. Matergaröerode Dresden-/»., Qalsrisstr. 22/24, ksrnspr. 8603, kiltsstss u. grvsstss Qsseiiükt der Drsnebs, rivlia Preis». Srüsrts Ssobsrkolt. prompt» LeNisnung. kur Kinder unt.KdaNren 301^.,kür Kinder üb.6dahre35?k^., kür Krvueiisens 50 kk^. Oe^en bladen vürmer „Mseien- NuunmLLpßeken", Sekaelitei 50 pk^- in. genauer 6oi>rauell8- anweisun^. 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