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Dresdner Journal : 10.02.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190802101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19080210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19080210
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-10
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
- Titel
- Dresdner Journal : 10.02.1908
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Knust «»- Wissenschaft. Aentraltheater. (Leo Fall: „Der fidele Bauer") Unsere neue Operettendühne hatte wieder einmal einen „großen Tag". Unter der Leitung de» Komponisten fand die hiesige Erstaufführung eine» Werke» statt, da» bereit» während der vorjährigen Operettenfestspiele in Mannheim wie auch in Wien mit bestem Erfolge bestanden hatte Und Leo Fall» „fidelem Bauer" wird e» auch hier an Beifall und Zuspruch nicht fehlen, da« ersah man au» der überaus warmen Aufnahme, die er am Sonnabend fand. Da gab e» eine ganze Reihe von ä»o»pv8, und ein „Schlager" („I» man auch a Bauer, Bauer, Bauer") mußte sogar zweimal wiederholt werden. Man könnte nun schlecht und recht dem Werke sein Plazet geben, zumal man erfreulicherweise auch feststellen kann, daß e» ein« von jenen seltenen ist, in denen e« ohne Ein- und Zweideutig- kerten abgeht Indessen unsere Obliegenheit ist e« nun einmal, Bericht zu erstatten über da« wie und wa« man sah und hörte. Zunächst also: Das Werk segelt eigentlich unter falscher Flagge, ist keine richtige „Operette". Victor Löon, der unermüdliche Textverfasser unternahm eine Exkursion in da« Bereich der Anzengruber, H v. Schmid, Maximilian Schmidt, Morrs („'« Nullerl") rc, um eine Art oberösterreichlsche« „Volks stück" sich zusammenzuzimmern Da» Motiv rst da« alt- beliebte, vom Vater, der seinen Sohn zu den höchsten Ehren gelangen sehen möchte. Diesmal heißt der Sohn Stefan, der Vater ist der Bauer Ccheichelroither, der sich und seinem Töchterchen, dem Annamirl, den Kreuzer am Munde abspart, um jenen studieren zu lassen. Vorspiel: Der Abschied Stefan« vom Heimalsdorf. Stefan studiert und wird in Wien Doktor. Auf der Durchreise nach Berlin zu seiner Braut trifft er nach Jahren in der Heimat am Kirch rag zum erstenmal wieder mit feinem Vater und seiner Schwester zusammen, die ihn an seine bäuerische Herkunft erinnern — Diesem ersten Akte folgt ein zweiter, in Wien Stefan ist UniversitälSprofeffor geworden und erwartet den Besuch der vornehmen Verwandtschaft seiner jungen Gattin, deren Eltern und Bruder. Ein Zufall führte durch Vermittelung seine« Paten, des Lindode,er«, auch Stefans alten Vater und das Annamirl ins Hau« Da» Zusammentreffen von „Dors" und „Stadt" wird zum Zusammenstoß, und nur Stefans junge Frau Victoria rettet die Situation zugunsten de« greisen Echeichel- roither. Wäre nicht vom Librettisten mit aller Gewalt operettenkafte« Beiwerk herangezogen worden, es wäre ein VoNsstück „mit Gesang und Tanz" daraus geworden, und wir wissen nicht, ob nicht ein Farbebekennen in diesem Sinne noch vorterlhasler gewesen wäre. So wie das Stück jetzt angelegt ist, ist e« nicht Fisch nicht Fleisch. Für eine „Operette" ist e« zu ernsthaft, für ein Volksstück wird zu viel bloßer Ulk darin aetriebtn. Natürlich wirkt diese Stillosigkeit auch auf die Musik. „Volkston" und spezifische Operettenmusik stehen ost recht unvermittelt nebeneinander. Zwei der „Schlager" sind charakteristisch dafür: Bei Scheichelroithers „Jeder tragt sei Pinkerl" taucht die Gestalt de» „Nullerl" vor uns auf, während uns da» übrigens zündend einschlagende Terzett vom „In fanterist, Artillerist und Kavallerist" Operette in opüw» forma gibt. Aber wie dem auch sei, die Musik tut alles, um über die mancherlei Gebrcchen des Buches hinwegzuhelfen, vor allem über die toten Punkte in der Handlung, und sie ist so gemacht, daß sie, ohne originell zu sein, auch dem Kenner manche« hübsche Detail bietet. Ein Pendant gleichsam zu dem allerliebsten Duett „Wir singen einen Ringelreih'n der „Dollarprinzessin" schrieb übrigen« Leo Fall im „Fivelen Bauer" in dem kaum minder hübschen Zwicgesang: „Heinerle, Heinerle hab' kein Geld!" Hier holte sich neben Frl. Blanka Anday die kleine Clara Meißl, die eigen» von Wien hierher be rufen war und schon in Mannheim die Rolle de« Heinerle kreiert hatte, einen Sondererfolg übrigen« war auch sonst die Vorstellung, von der kundigen Hand Alexander Rotters geleitet, eine vortreffliche, flott im Zusammenspiel und wirksam in den einzelnen szenischen Bildern. Unter den einzelnen Dar stellern traten die Herren Edmund Loewe und Oskar Aigner wie ihre Rollen besonders hervor. Beide, jener al» Scheichelroirher, dieser al» Lindoberer, stellten Gestalten auf die Szene, die an „Echtheit" den Vergleich mit der Darstellung der Schlierseer nicht zu scheuen brauchten. Alsdann war auch degagiert und resch Frl. Meviola als Annamirl. Hr Han« Wernert (Stefan) ragte, wie immer, stimmlich hervor, wa« man von Hrn Charls (Vinzenz) nicht sagen kann Sehr lobenswert in kleineren und Eprsodenrollen waren Hedwig Margot (Victoria) und die Herren Albes („Obrigkeit"), Dillon, Conrad (Bauern), Bendey (Horst v. Grumow) rc. O. S. Konzert. (Liederabend von Ida Pepper-Schörling.) Tie Sängerin, die sich gestern in einem eigenen Liederabend dem Dresdner Publikum, und damit, wie es den Anschein hatte, übrrhaupt der breiteren Lffentlichkeit vorstellte, bnngt schöne Gaben für den von ihr erwählten Beruf mit: eine große klang volle Altstimme, die sich in guter Schule befunden hat, Wärme, einige« Temperament und eine sympathische Erscheinung. Auch bewies die Wahl der Gesänge (unter anderen die selten ge- höiten Zigeunerlieder von Brahm«) ein Streben nach höheren Zielen. Der Stand ihrer künstlerischen Entwickelung läßt aber da« große Wagni« eine« eigenen L ederabend« zurzeit noch al« durchaus verfrüht erscheinen. Frau Pepper-Schörling hat sich zunächst noch technischen Studien hinzugeben, so ist der Stimme in der Mittellage mehr Kopfresonanz be,zumischen, die allein dem Tone volle Rundung und Tragfähigkeit verleiht, das Forte in der Höhe bedarf der Veredelung, in der Tiefe noch weiterer Ausgestaltung In der Vokalisatwn ist da« i nicht einwandfrei („bün" statt „bin"), auch reicht der Atem nicht immer zur Durchführung einer zusammenhängenden Phrase au« Schließlich muß sie noch im allgemeinen mehr Sicherheit und Freiheit vom Textblatt gewinnen (sichtbare« Zählen ist unzulässig), dann werben sich auch die starken Jntonation»schwankung«n verlieren, die sich jetzt mehrfach (Zugaben!) störend geltend machten. Daß e« hiernach der Sänaerin nur in gewissen Grenzen möglich sein konnte, drn seelischen Inhalt der gewählten Lieder wieder- zugrben, bedarf keiner Darlegung Recht gut gelangen zwei ältere Gesänge von Pergolesi und Martin, und Schubert« „Im Abendtale", die der Wärme im Vortrage nicht ermangelten, während zarte Lieder, wie da« entzückende „Wiegenlied" von Richard Strauß und da« al« Zugabe gewährte „Gretel" von Pfitzner, bei solch dicker Tongebung nicht glücken können Hrn. Karl Pretzsch« prachtvolle Begleitung half über manchen toten Punkt hinweg. Der Saal de« Neustädter Kasino« war nur schwach besetzt. —t. Wissenschaft, über seine im Sommer 1907 auf Leuka»- Ithaka voraenommenen Grabungen hat Wilhelm Dörpfeld in seinem soeben erschienenen „vierten Brief" berichtet, der in erster Linie an seine Freunde und Gönner gerichtet ist, die chm die Mittel zu jener nunmehr vierten Grabungskampagne zur Verfügung gestellt haben Al« Mitarbeiter standen ihm vr Goeßler und Fräulein A Litco zur Seite. Auch in diesem Jahre wurden die Untersuchungen in der Ebene von Nidri be gonnen, wo nahe der Kirche Sotiro« eine aroße Zahl Scherben mit eingeritzten Ornamenten in großer Tiefe gefunden und wo ein prähistorische» Heiligtum vermuret wurde, dem später ein dorisches gefolgt war. An einer anderen Stelle, wo man auf eine starke Mauer gestoßen war, hatten Nachgrabungen keinen Erfolg. Aber südlich wurde bei der Untersuchung de« großen Olivenwald«, wo in Abständen von je 50 w brunnen artige Löcher hinabaetrieben wurden, in einer Tiefe von 3 bi« 5 w Funde gemacht, die von großer Bedeutung sind. Ein großer Raum, der durch mehrfache Gräben untersucht wurde, erwee» sich al« ein Gartenplatz, zu dem eine antike Wasser leitung hinführt. An einer anderen Stelle kam man, schon im Grundwasserbereiche, auf einen vorhistorischen Begräbnis platz. Derselbe besteht au« einem durch hochkantig gestellte Platten rechtwinklig eingefriedigten Platz, der acht Gräber ent hält und über dem sich der Erdhügel, Tymbo«, erhob; an der einen Seite war ein zweiter Bezirk mit einem neunten Grabe hinzugefügt worden. Bezeichnend ist e«, daß alle neun Gräber kleine Plattengräber find, in denen die Leichen al« liegende Hocker bestattet waren, ganz entsprechend den neuerdings aus Tyrins, au« Orchomeno« und au» Zafer bei Knosso« bekannten Grabanlagen Als Beigaben fanden sich monochrome Vasen und eine eigenartige Speerspitze aus Bronze, von einer Form, wie sie nur in zwei Exemplaren au« Sesklo und au« Mykenä bekannt geworden ist. Hiernach läßt sich der Begräbnis- platz von Leuka» in da« zweite Jahrtausend v. Chr zurück datieren, welcher Zeit Dörpfeld auch die ganze vorgeschichtliche Ansiedelung, die homerische Stadt Ithaka, in der Ebene von Nidri zuschreibt. An einer dritten Stelle de» Llwald» endlich wurden die Mauern eine» sehr bedeutenden Bauwerks gefunden Auch hier erschwerte das Grundwasser die Unter suchung; e» soll im nächsten Jahr durch einen AbzugLkanal in» Meer abgeleitet und der ganze Platz freigelegt werden Pithor- fragmente, monochrome Topfware. Obsidianmeffer u a. haben sich an dieser Baustelle gefunden. Dörpfeld hält dieses Gebäude, dessen Außenmauern 1,5 w stark sind, für das größte vordonsche Haus der Ebene, das nicht unwahrscheinlich mit dem gesuchten Palaste des Odysseus identisch ist. Auch die Angaben der Odyssee paffen sehr wohl zu dieser Stelle, besonders bezüglich der Entfernung vom Meere. Bei der weiteren Erforschung der Insel sind mehrfach Mauern und Gräber aus klassischer Zeit gefunden worden Am Nordostabhang de« Amali-Berge« konnten Reste mehrerer elliptischer Häuser mit Gräbern au« prähistorischer Zeit ausgegraben werden Hr. Gößler untersuchte antike Ruinen an dem von der Nidri-Ebene zum PhorkyS-Hafen führenden Weg und in der Ebene von Wasiliki Eine Grabung in der Sywota- (Phorkys-) Bucht, um dort die homerische Grotte mit der Quelle zu finden, hatte noch keinen Erfolg. Die Arbeiten auf Leukas sind hiernach vielfach ge fördert worden, die Kenntnis von dem vordorischen Volke, dem die uralte Ansiedelung in der Ebene von Nidri zuzu schreiben ist, ist in schon reichem Maße erweitert worden. Haus bau, Grabanlagen, BestattungSart mit Beigaben, Keramik und Erzeugnisse der Kultur entsprechen durchaus all dem, was man nach dem erwarten mußte, was die ältesten Ansiedelungen in Hellas uns über diese Zeit schon gelehrt haben Zu dem Stande der Leukas-Jthaka-Frage gedenkt Dörpfeld der von Partsch, dem bekannten Geographen und gründlichen Kenner der Jonischen Inseln, soeben veröffentlichten Untersuchung über das Alter der Jnselnatur von Leuka« in Petermanns geo graphischen Mitteilungen. Durch diese fachmännische wissen schaftliche Arbeit seien nun auch die letzten Zweifel beseitigt worden Leukas ist zu allen Zeiten eine Insel gewesen, sie darf daher bei der Würdigung der homerischen Angaben über die geographische Lage von Ithaka nicht außer acht bleiben, und wenn von Vollgraff in den „Neuen Jahrbüchern für da« klassische Altertum" vorgeschlagen wird, Leukas der von Dörpfeld vergeben» gesuchten vierten Insel Dulichion gleich zusetzen, so entsteht, wie Dörpfeld nachzuwelsen sucht, eine geo graphische Verwirrung, die keineswegs mit dem übriaen Inhalt der Odysee in Einllang zu bringen ist Die LeukaS-Jthaka- Frage ist auch durch Literatur vielfach gefördert worden In dem laufenden Jahre gedenkt Dörpfeld die Ausgrabungen fort- zusetzen, um vor allem das sogenannte Königshaus im Ol- walde der Ebene von Nidri in einem größeren Umfange frei zulegen — Die Geographische Gesellschaft in Rom hat in ihrer Generalversammlung vom 9. d. M unter lebhaftem Beifall den deutschen Ozeanographen Otto Krümmel zu ihrem korrespondierenden Mitglied gewählt. Bildende Kunst. Am 8 d M starb in Berlin im Alter von 50 Jahren der Maler Johannes Zehngraf. Zehngraf war ein Meister der Kunst, Porträte sn winiaturs zu malen, und so hat er die Herrscher und deren nächste An gehörige wohl alle gemalt. Auch Bilder von unserem Kaiser paar hat der Künstler so geschaffen. Däne von Geburt, war er vor zwanzig Jahren aus Kopenhagen nach Berlin gekommen, das seine zweite Heimat wurde — Die Menzelschrn Erben haben Prof. Oskar Bie und den Verlag S Fischer bevollmächtigt, die Briefe Menzel« zu sammeln und herauszugeben. Damit ein Charakterbild von möglichster Vollständigkeit entsteht, werden alle, die Briefe und schriftliche Mitteilungen Menzels in Händen haben, ge beten, die Originale zur Abschrift zu überlassen, eventuell genaue Abschriften herzustellen und einzusenden. Auch für Hinweise auf sonstige« Quellenmaterial wären die Beauftragten dankbar — Rudolph Lepke« Kunst-AuktionShau« in Berlin beginnt die Antiquitätenversteigerungen de« neuen Jahre« mit einer Sammlung von Elfenbein-Miniaturen de« 18 Jahr hundert« au« dem Nachlaß der Gräfin Clotilde v Lottum Sert Jahrzehnten genießt diese berühmte Sammlung allerseits wohlverdienten Rus Sie enthält ganz hervorragende Werke dieser auf« intime Betrachten gerichteten Kunst, die gerade im 18 Jahrhundert ihre Blütezeit erreichte Viele historrsche Per sönlichkeiten, Fürsten, schöne Frauen, Staatsmänner, Gelehrte ziehen in bunter Reche an un« vorüber und gewähren neben dem Genuß, künstlerisch so bedeutende Arbeiten eine« gar nicht mehr auSgeübtrn Kunstzweig« bewundern zu können, auch kultur historische Anregungen vielerlei Art, auf die einzugehen hier zu weit führt W»r verweisen auf den reich illustrierten Katalog de« Kunst-AuktionShause«, der auch noch zahlreiche Antiquitäten au« dem gleichen Nachlaß verzeichnet. Die Versteigerung beginnt am 18 Februar. Theater. „Da« Mädchen für alle«", eine neue Operette de« „Süßen-Mädel"-Komponisten Heinrich Reinhardt, erlebte in München im Theater am Gärtnerplatz seine Ur aufführung. Die sehr hübsche und flotte Darstellung mit Mizi Schrechardt in der Titelrolle hatte einen freundlichen Erfolg * Internationale Photographische Ausstellung Dresden 1909. Für den Wettbewerb zur Erlangung eine« farbigen Plakat« sind insgesamt 335 Entwürfe eingegangen Diese sind im Emtrittsraum des Sächsischen Kunstvereins auf der Brühlschen Terrasse während der bekannten Besuchsstunden öffentlich ausgestellt. Der Eintritt ist frei. * In der am Sonnabend abgehaltenen außerordentlichen Hauptversammlung des OrtSvereins Dresden der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft wurde die Vorstands- ergänzungSwahl vorgenommen. Da« Ergebnis war folgende«: erster Vorsitzender Maler A Thamm (zugleich Beisitzer im Hauptvorstanv München), zweiter Vorsitzender Architekt v. Mayen burg, eister Schriftführer Maler I Mogk, zweiter Schriftführer Bildhauer G. Gröne, Schatzmeister Architekt M Pretzsch. Ferner wurden noch als Vertrauensmänner gewählt: Maler A Flscher-Gurig (zugleich stellvertretender Beisitzer im Haupt vorstand München), Maler Prof. F. Heyser, Bildhauer Prof. E Hösel, Maler M Pietschmann, Maler O Rassow. * Im Literarischen Verein fand vorigen Dienstag eine Gedächtnisfeier für Holger Drachmann statt, die bei aller Schlichtheit einen sehr würdigen Verlauf nahm und tiefen Eindruck hinterließ Ein von erner jungen Künstlerin de« Verein« trefflich gezeichnetes, lorbeeiumrahmtes Bild Drach- mannS zierte das Rednerpult, von dem der Vorsitzende, Prof, vr. Heinrich Zschalig, dessen Verdienste al« Vermrttlcr nordischer Literatur bekannt sind, in gedrängte: Kürze begeistert taS geistige Bild des Dichter» und seine» vielseitigen, fast übermenschlichen Schaffens entwarf Abgesehen von zahllosen hie und da verstreuten und von hinterlassenen Arbeiten ent standen in etwa 30 Jakren über 50 Bände, darunter 14 lyrische Sammlungen und über 20 dramatische Werke Gleich beim Erscheinen seiner ersten „Gedichte" (1872) erkor ihn die kampflustige Schar der damaligen literarischen Jugend Däne marks, Georg Brandes an der Spitze, zu ihrem poetischen Vorkämpfer Al« „Vollblutrealtst" begrüßt, trat er jedoch bald zugleich als echter Idealist hervor, besonder» in seinen „Meerliedern", „Ranken und Rosen", in „SangeneS Bog" rc. Als Sänger der Frauenschönheit und Liebe, der viel ge schmähten, aber wett mehr verherrlichten Heimat und vor allem des Meeres steht Drachmann unerreicht da Selbst wo un« der Dichter in die düstersten Winkel der Wirklichkeit führt, verleiht er dem Elend noch einen mildernden Schimmer Da« ist sein romantischer Zug, der ihm auch den Zauber der Märchenwelt und Saga erschloß. Und dabei blieb er al« Dichter stet» Maler. Alle diese Vorzüge kamen ihm auch bei seinen Dramen zu statten Daher die wunderbare Anziehungs kraft seines Märchenspiels „Es war einmal", das in Kopen hagen schon über „200 Mal war" und auch jetzt zur Ge dächtnisfeier für Drachmann wiederholt wurde. Großen Erfolg erzielte außerdem „Schneefrid" in Mannheim und ein Seestück „Die Leute von Strandoog" in Oldenburg und Rostock überaus beliebt war Drachmann auch al« Erzähler, nament lich durch seine humorvollen „See- und Strandgeschichten", von denen der Redner die sehr wirkungsvolle Geschichte vom „Schiff in der Kirche" vorlas — In engem Anschluß an die Worte über den Dichter rezitierte Baron Carlo v. der Ropp mit bestem Gelingen eine sorgfältig getroffene kleine Auswahl Gedichte von ihm. Frisch uns lebendig ließ er die „Quelle" emporsteigen, unwiderstehlich zart und femgestimmt sprach er die Gedichte: „Ich träumte" und „Kindhettsparadies", sowie die fein-humoristrsche „Wasserhose" und die Worte de« Prinzen aus „Es war einmal". — Gewaltig ergriff die Zuhörer „Des großen Björns Ende", und die prächtige „Leichenpredigt" Am stärksten und mächtigsten aber packte da« kraftvoll vorgetragene Schlußgedicht „Die letzte Parade". Das sind Gedichte, die überall zünden und nachwirken werden, so daß man erwarten darf, Holger Drachmann wieder mehr von VorttagSkünstlern berücksichtigt zu finden Beiden Vortragenden wurde lauter, anhaltender Beifall — Sämtliche Dichtungen Holger Drach - mannS sind von Prof. Zschalig übersetzt. Die „Meerlreder" sind im Verlage von Heinrich Minden, die dramatischen Werke in Piersons Verlag erschienen. * In der Literarischen Gesellschaft finden die Vor stellungen des Marionettentheaters Münchner Künstler unter der Leitung deS SchrrfistellerS, Hrn. Paul Brann aus München, Montag und Dienstag, den 24. und 25 d. M abends 8 Uhr im großen Saale de« Neustädter Kasinos statt. An beiden Abenden wird Schnitzlers „Tapferer Cassian" und die komische Oper „La serva padrona" ron Giovanni Pergolefe zur Auf führung gelangen. Der beschränkte Raum macht eS nötig, zwei Vorstellungen für die Mitglieder der Literarischen Gesellschaft zu geben Außerdem soll m einer Nachmittagsvorstellung den jugendlichen Angehörigen der Mitglieder Gelegenheit geboten werden, das Marionettentheater zu besuchen, wofür deS Grafen Franz v Pocci Zauberdrama „Das Eulenschloß" gewählt worden ist Alle« nähere erfahren die Mitglieder der Literari schen Gesellschaft seinerzeit durch Zirkular. Theater, Koazerte, Bortrtge. * Residenztheater. Morgen Dienstag, wird die StrauSsche Operette „Ein Walzertraum" wiederholt Mitt woch und Donnerstag abends gastiert Hr Leopold Roland vom K K priv. Carl-Theater in Wien, und zwar am Mittwoch al» „Danilo" in „Die lustige Witwe" und am Donners tag als „Niki" in „Ein Walzertraum". Mittwoch und Sonnabend nachmittag wird das Weihnachtsmärchen „Blond- Elfchen" gegeben, Freitag abend» im Operettenabonnement 3 Serie „Flotte Bursche" und „Zehn Mädchen und kein Mann". Sonnabend und Sonntag abend wird zum ersten- und zweitenmal die Operettennovität „Der Herr Pro fessor" von Bsla v Ujj in Szene gehen Sonntag, den 16 d. M nachmittag» '^4 Uhr findet die letzte Sonntags aufführung de» Weihnachtsmärchen» „Blond-Elfchen" statt, später gelangt da» Märchen nur noch Mittwoch» und Sonn-
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