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Dresdner Journal : 10.02.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190802101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19080210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19080210
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-02
- Tag 1908-02-10
-
Monat
1908-02
-
Jahr
1908
- Titel
- Dresdner Journal : 10.02.1908
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Protestanten richteten eine Protestnote an den König Edward wegen dessen Beteiligung an dem Requiem für den ermordeten König Carlo« «US Rußland. (W T «) St Petersburg, 9 Februar. Die „St Petersburger Tele graphenagentur" ist ermächtigt, zu erklären, daß die in der Presse verbreiteten Gerüchte über ein bevorstehende« Eintreffen der russischen Botschafter au« Wien und Konstantinopel in St Peters burg ohne jegliche Begründung sind. Stockholm, 9 Februar. Wie „SwenSka Telegrambyran" au« HelsinaforS erfährt, ist die Meldung eine« Berliner Blatte«, daß der Generalgouverneur von Finnland Gerhard sein Ab schiedsgesuch bereit» eingereicht habe, nicht richtig. Die Situation habe sich allerdings mehr denn je zugespitzt Ebenso sei in RegierungSkreiscn nichts über den Rücktritt de« Staatssekretärs Langhoff bekannt. Zum Hinscheiden des Königs Carlos und zur Lage in Portugal. (W B T.) Lissabon, 8. Februar. König Manuel berief gestern abend den Ministerpräsidenten, dem er seinen Willen kundgab, in der nächsten Woche den Staatsrat zu versammeln, um ihn zu verständigen, daß er die Matrosen zu begnadigen wünsche, die an dem Aufruhr im April 1906 teilgenommen haben. Die außerordentlichen Gesandtschaften der Souveräne und Staatsoberhäupter wurden einzeln von König Manuel II. vor Beginn der Trauerfeierlichleiten empfangen Die beiden Königinnen waren bei dem Empfange nicht anwesend. Der König hatte den an ihn gerichteten Bitten nachgegeben und wohnte dem Leichenbegängnis nicht bei. Der Zug begann sich um ^11 Uhr zu ordnen Die Einsegnungsgebete wurden von der Geistlichkeit der Schloßkapelle um 11 Uhr gesprochen. König Manuel, der die Uniform eines Seekadetten trug, und die Königinnen Maria Pia und Amalie, die ihm folgten, gingen hinter den Särgen bis auf die Terrasse der Kapelle Sie trugen große Wachskerzen in der Hand. Die beiden Königinnen hatten das Trauerkostüm der englischen Witwen mit großen 'Armelaufschlägen und langen Kreppschleiern an gelegt Als der Trauerzug sich in Bewegung setzte, kehrte die Königliche Familie in das PalaiS zurück Auf den Straßen, durch welche sich der Leichenzug bewegte, herrschte feierliche Stille. Vor dem Leichenwagen fuhren in Galawagen die hohen Würdenträger und die Vertreter fremder Staaten und Fürsten, darunter Prinz Eitel Friedrich von Preußen, Prinz Ferdinand von Bayern, der Herzog von Connaught und der Graf von Paris. Die Särge sind mit Draperien von schwarzem Sammet mit Goldfransen versehen. AIS der Leichenzug das Palais NecessidadeS verließ, war eS ^12 Uhr Der Zug ging über eine etwa 6 lrw lange Strecke b>S zur Kirche San Vincente, wo die höheren Behörden und Persönlichkeiten, die nicht zum Folgen im Trauerzug eingeladen waren, diesen erwarteten Die Gebäude der Ministerien waren geschloffen, alle Fensterläden zugemacht. An der Stelle, wo das Attentat verübt wurde, war eine Kavallerieabteilung auf gestellt Der Leichenzug langte gegen 2 Uhr vor der Kirche San Vincento an. Die Särge wurden unter Geschützsalven in die Kirche getragen, wo nach einem von dem Patriarchen von Lissabon abgehaltenen Traueraottesdienst die Beisetzung in der Königlichen Gruft erfolgte. Nach der Beendigung der Trauer zeremonie übergab der Oberstkämmerer die Särge dem Patriarchen mit dem feierlichen Eide, daß die Leichen wirklich in den Särgen seien, worauf er die Schlüssel dem Patriarchen einhändigte Hohe Hofwürdenträger unterzeichneten dann als Augen die zwei Dokumente betreffend die Übergabe der Schlüffe! und der Särge. Die Särge werden eine Zeltlang ausgestellt bleiben und da» Publikum wird an ihnen vorbeiziehen können. Hierauf werden sie in die Kapelle gebracht werden, wo die portugiesischen Herrscher bcigesetzt sind. Lissabon, 9 Februar. Se König!. Hoheit Prinz Eitel- Friedrich von Preußen ist heute vormittag H10 Uhr mit dem Süd-Expreßzug von hier abgereist. Zur Verabschiedung waren auf dem Bahnhof erschienen der Oberkümmerer als Vertreter des König», Vertreter des Kriegsministers und des Ministers des Äußern, der deutsche Gesandte mit dem gesamten Personal der Gesandtschaft und die Spitzen der deutschen Kolonie. Auf dem Bahnhof war eine Ehrenkompanie mit Fahne und Musik aufgestellt. Etwa 10000 Personen defilierten heute vor den Leichen des König» und de« Kronprinzen, die in der Kirche San Vincento ausgestellt sind Es ereignete sich kein Zwischenfall. Die „Franks Ztg." meldet aus Lissabon vom 9. d. M.: Der frühere Minister Alpoim, der die Hauptstadt unmittelbar nach der Ermordung des König« und de» Kronprinzen verlaffen hatte, ist gestern abend von Salamanca hierher zurückgekehrt. Zur Lage in Serbien. (W T. B.) Belgrad, 8. Februar. Kronprinz Georg richtete an den Präsidenten der Skupschtina Ljuba Jovanovitsch ein Schreiben, worin er erklärte, daß er die in dem diesjährigen Budget für ihn vorgesehene Apanage mit Rücksicht auf tue gegenwärtige Lage des Landes nicht annehme, und von ihr in einem späteren Zertpunkte nur dann Gebrauch machen werde, wenn sie von sämtlichen politischen Parteien votiert würde. Diese Nachricht rief in der Stadt dm besten Eindruck hervor In einer für heute abend anberaumten Sitzung der Ministerrat« soll die Frage der Stellungnahme der Regierung zu der durch da« Schreiben des Kronprinzen geschaffenen Lage gelöst werden. Die für heute anberaumte Skupschtinasitzung ist wegen der Abhaltung des Ministerrats auf Montag vertagt. Belgrad, 9 Februar Die Ursachen, die zu dem Ge rüchte einer Ministerkrisi» Veranlassung gegeben hattm, sind beseitigt. Kronprinz Georg hat sein an den Präsidenten der Skupschtina gerichtete« Schreiben, worin er auf seine Apanage Verzicht leistet, zurückgezogen mit dem Hinzufügen, er sei jetzt überzeugt, daß er nicht der Verfassung gemäß gehandelt habe Er müsse sich aber da« Recht vorbehalten, nach der Abstimmung in der Skupschtina die Apanage anzunehmm oder nicht anzu nehmen Zu den türkisch-persischen «renzstreitigkeiten. (Meldung der St. Petersburger Telegraphenagentur ) Urmia, 9. Februar. Die persische Kommission übergab heute der türkischen Kommission ein Schreiben des persischen Hauptkommissar«, der vorschlägt, daß der türkische Hauptkom- miffar sich mit ihm nach Soudjbulak begeben möge, um die dortigen Vorgänge an Ort und Stelle zu untersuchen Tachir Pascha hat versprochen am Montag zu antworten. Zur Lage in Marokko. (W T. v) Pari«, 9. Februar. Admiral Philibert bestätigt in einer auf der Station für drahtlose Telegraphie auf dem Eiffelturm eingegangenen Depesche, daß da« französische Lager bei El Mekki von Banden angegriffen worden sei, zu denen Bestandteile der nicht unterworfenen Stämme Mzamza, Mediaka, Uted Said, Buziri und Bendaud gehören Die Feinde befanden sich im Besitze dreier Kanonen, System Canet 1888. Die französischen Truppen verfolgten den Feind bi« Settat, da« von der Aufklärungskolonne in Trümmern gefunden wurde General d'Amade wollte bei Settat kein Lager aufschlagen, um sein jetziges Operationsgebiet nicht zu überschreiten. Die Franzosen hatten 3 Tote und 14 Verwundete. Der Feind zeigte weniger Hartnäckigkeit, als in den vorhergehenden Treffen General d'Amade traf um Mitternacht mit den Truppen wieder in seinem Lager ein. Nach einem Telegramm des Generals d'Amade fand der Angriff auf da« französische Laaer bei El Mekki in der Nacht vom 5. zum 6 d M statt Nach einem Kampfe im Lager selbst hätten die Truppen die Rebellen bis nach Settat verfolgt. Die Operationen hätten 21 Stunden gedauert. d'Amade ist der Ansicht, daß die Nachricht, Mulay Hafid habe dm Schauja- stämmen Waffen und Munition geliefert, auf tmdmziöser Er findung beruht Die Franzosen hätten drei Tote und 24 Ver wundete gehabt General d'Amade telegraphiert weiter, daß infolge des Kampfes vom 6. Februar die au« dem Süden kommenden marokkanischen Truppen sich in der Richtung nach Mechracha zurückgezogen haben Die aus dem Gebirge gekommenen Reiter und Fußsoldaten sind in ihre HeimatSorte zurückgekehrt Alle Verwundeten, deren Zustand e« gestattete, wurden nach Ber Reschid gebracht. Mannigfaltiges. Dresden, 10. Februar. * Se Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg hat den Ehrenvorsitz im LandeSauSschuß für die freiwillige Hilfstätigkeit der Vereine vom Roten Kreuz im König reiche Sachsen — Alberiverein und Landesverein vom Roten Kreuz im Königreiche Sachsen — übernommen. * Se König! Hoheit der Prinz Johann Georg besuchte die Kunstausstellung Emil Richter, Prager Straße, und be sichtigte eingehend die dort ausgestellten Gemälde und Skulp turen von Kurt Eberhard Göllner und die Zeichnungen und Radierungen von D. v. Eschwege, Dresdm. * Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg hat da« Protektorat über den Hilfsverein über nommen. * Ein v. Watzdorfscher Geschlechtstag findet Sonn abend, den 28. März, im Hotel Bristol, hier, statt. 1- Am Sonntag vormittag verstarb hier der Königl Hofmusikattenhändler Hr Oswald Klemm san, Mitinhaber der bekannten Firma C. A Klemm * Zu den Schattenseiten des großstädtischen Verkehrs gehören die durch das schnelle Fahren entstehenden Gefahren für Fußgänger, namentlich für unbewachte und unbedachte Kinder. Die städtischen Behörden haben allezeit diesen Ge fahren ihre Aufmerksamkeit zugewendet und zu verschiedenen Malen den Schulen Anweisung gegeben, die Schuljugend zu belehren und aufzuklären, wie diesen Gefahren erfolgreich be gegnet werden könne. Durch die Vermehrung der Straßen bahnlinien, durch das vielfache Kreuzen derselben an verkehrs reichen Knotenpunkten, durch das Hinzutreten der Automobile und Fahrräder, sowie durch die Steigerung des Gesamtverkehrs haben sich in der letzten Zeit die Gefahren wesentlich verschärft Die städtische Schulverwaltung hat sich darum erneut mit dieser Angelegenheit beschäftigt und im Einvernehmen mit der Straßen bahnverwaltung nachstehende „Ratschläge zum Schutze gegen Straßengefahren" zusammengestellt. I. überschreiten der Fahrstraßen. 1. Trittst du aus einem Hause, so bleibe erst einen Augenblick aus dem Fußwege stehen und sieh nach rechts und links, ehe du die Fahrstraße überschreitest! S. Überschreite die Fahrstraße rechtwinklig und auf dem kürzeste» Wege, nicht in schräger Linie! 3. überschreite die Fahrstraße in raschen, aber nicht hastigen Schritten! 4. überschreite die Fahrstraße nie kurz vor oder hinter Straßen bahnwagen, Automobilen oder anderen Fuhrwerken! S. Breite, verkehrsreiche Straßen überschreite nur an Straßen kreuzungen! 6 Bleibe ohne Not nicht auf der Fahrstraße stehen! 7. Führe auf der Fahrstraße keine Gespräche! 8. Bemerkst du während deS überschreiten- einer Fahrstraße ohne Straßenbahnen ein plötzlich herankommendes Automobil oder anderes Fahrzeug, so bleibe in der Mitte stehen, springe aber nie zurück! ll. Elektrische Bahnen. S. Laufe nie abführenden Straßenbahnwagen nach, eS kommt ja bald ein anderer! 10. Unterlasse das Auf- und Abspringen während der Fahrt! 11. Halte dich beim Absteigen mit der linken Hand am linke» Griffe an und sieh vorwärts, nie rückwärts! 12. Betritt nach dem Absteigen sofort den Fußweg und gehe erst daun über die Straße, wenn du beide Gleise Überblicken kannst I III. Sonstige Gefahre«. 1». Berühre nie herabhängende Leitungsdrähte! 14. Hörst du hinter dir die Glocke eine- Radfahrer-, so springe nicht nach recht- oder link-, sondern gehe iu gerader Richtung weiter! 1L. Weiche stet- nach recht- auS! 16. Halte dich nie an einem Wagen an! 17. Laufe nie hinter oder neben Wagen her! 18. Tritt uie zu nahe an Zugtiere heran! Necke oder berühre sie nie! Diese Ratschläge in Form von Merksätzen werden in jedem Klaffenzimmer der städtischen Volksschulen ausgehängt und bei geeigneten Gelegenheiten mit den Schülern besprochen Auch können Eltern einzelne Druckabzüae dieser VerhaltungS- maßregeln durch die Schule zur Einsichtnahme erhalten. E« liegt nn eigenen Interesse aller Eltern, die Schulverwaltung in dem Streben zu unterstützen, unsere Jugend fortgesetzt auf di« ihr drohenden Straßengesahren aufmerksam zu machen, und eS empfiehlt sich auch, die gebotenen Ratschläge bei den Gängen durch die Stadt zum Heil der Jugend praktisch zu üben * Im letzten Vortragsabend des Deutschen Vereins für Volkshygiene sprach Hr. Prof. Päßler, Oberarzt am Stadt krankenhause Friedrichstadt, über Nervosität, nervöse Krankheiten, Nervenkrankheiten. Nach einleitenden Be- merkungrn über den Bau und die Funktion des menschlichen Nervensystem» erläuterte der Vortragende kurz das Wesen der Krankheiten am Nervenapparat Sodann verbreitete er sich namentlich über die Mittel, die geeignet sind, einer Erkrankung de« Nervensystem» vorzubeugen Die Vorbeugung muß im jugendlichen Alter bei der Erziehung einsetzen, stanz besonder« bet nervös erblich belasteten Kindern Aus zwei Dinge kommt e« hauptsächlich an: 1. Auf die Heranbildung eine« festen Willen«, der da« Aufkommen krankhaft-nervöser Regungen ein schränkt, und 2 auf die Vermeidung unnötiger und schädlicher Nervenerregungen aller Art Hier wird in unserer Zeit viel fach gesündigt. Zu vermeiden sind zu häufige und aufregende Vergnügungen (Schaustellungen, Kindergesellschaften rc), ferner unzweckmäßige, namentlich zu üppige Ernährung (Gewürze, zu reichliche Eiweißzufuhr in Gestalt von Fleisch, Wurst, vielen Eiern) Alkohol, selbst in kleinen Mensten, tst absolut verpönt Verweichlichung ist ebenso schädlich wre die Versuche einer zu gewaltsamen Abhärtung, z. B. durch kalte Duschen uad kalte Abreibungen Großen Einfluß auf die Entwickelung de» Nervensystem» der Kinder haben die Eltem und Erzieher weiterhin durch ihr eigene« vorbildliche« Leben, sowie durch ihr konsequente« Verhalten den Kindern gegenüber. Strafen brauchen auch einem empfindlichen Kinde gegenüber nicht ge scheut zu werden, wenn da« Kind stet« die Empfindung dabei behält, gerecht behandelt zu werden Für den Erwachsenen be steht die Vorbeugung außer in Vermeidung von allgemeinen Schädlichkeiten (Alkoholmißbrauch, Tee-, Kaffee-, Tabakmiß brauch, Ausschweifungen aller Art) in einer richtigen Verteilung von geistiger Arbeit, körperlicher Ausarbeitung und Ruhe. Auf die Beschreibung und spezielle Behandlung der einzelnen Nerven krankheiten ging der Vortragende nicht em; beide« kann nicht Gegenstand votk«hygienischer Belehrung sein Dagegen warnte Hr. Prof Päßler vor der vielfach verbreiteten irrigen Auf fassung, als ob die häufig bei Nervenkranken aagewendeten, oft von den Kranken leichtsinnig sich selbst verordneten physi kalisch therapeutischen Prozeduren, wie Kaltwasserkuren, Kohlen säurebäder, Schwitz- und einseitige Diätkuren, Elektrizität, etwas Harmloseres seien als die Arzneibehandlung Am un richtigen Platze und in unsteeigneter, namentlich zu starker Dosierung angewendet, kann jede solche Kur schweren Schaden stiften. — Morgen spricht Hr. vr. Hopf über häusliche Gesundheitspflege im Saal der Stadtverordneten, Landhaus- ftraße 7. Anfang 8 Uhr. Eintritt frei. * Der Verein für Erdkunde hielt am 7 Februar im großen Saale des Elektrotechnischen Instituts (Helmholtzstraße Nr. 9) der Königl Technischen Hochschule eine erweiterte Sitzung ab Hr Geh Hoftat Prof. Pattenhausen begrüßte in seiner doppelten Eigenschaft als Rektor Magnifiku« der Hoch schule und Vorsitzender des Vereins dessen zahlreich erschienene Mitglieder nebst Angehörigen und Hrn Geh Baurat Prof vr. Ulbricht, der einen Vortrag über das Seekabelnetz der Erde und seine technisch-physikalischen Grund lagen hielt Redner wies im Eingänge seine« Vortrag» auf die große Bedeutung hin, die ein äquatorialer Gürtel von zwölf Breitengraden, da« Gebiet der Sundainseln, durch Baumgewächse erlangt hat, deren Milchsaft nach dem Au»fließen erstarrt und so einen Stoff liefert, die Guttapercha, welche die wichtigen Eigenschaften besitzt, sich bei gelinder Wärme kneten und dadurch in jede beliebige Form bringen zu lasten und zu gleich dem Eindringen von Master den größten Widerstand entgegenzusetzen Al» die Guttapercha 1843 nach Europa, zu nächst nach England, gelangt war, erkannte man in den Kreisen, in denen man sich nm der Ausbreitung de« elektrischen Tele graphen beschäftigte, in ihr alsbald den Stoff, mittels deffen auf den Meeresboden verlegte elektrische Drähte auf voll kommene Weise und für eine, man darf sagen, unbegrenzte Dauer isoliert werden könnten. So wurde denn 1850 das erste unterseeische Kabel von Dover nach Calais gelegt, da« allerdings nicht von Dauer war; besser gelang die Ausführung des neuen 1851, das heute noch in Tätigkeit ist Der wich tigste Abschnitt in der Entwickelung des unterseeischen Tele- graphenwesenS begann mit der Legung des ersten transatlan tischen Kabels zwischen der Insel Valentia an der irischen Westküste und Neufundland Da» erste, 1857 gelegte Kabel zerriß, das von 1858 war nur einen Monat tätig, und weitere Mißerfolge lreßen die Hoffnung auf endliches Gelingen immer tiefer finken. Doch der Amerikaner CyruS Field, die treibende Kraft de» Unternehmen», verlor den Mut nicht, und endlich, im Jahre 1866, gelang eS; mittels de« bekannten Dampfers „Great Eastern" wurde die Kabellegung au»geführt. Mit Riesenschritten ging die weitere Verlegung von Seekabeln vorwärts, und gegenwärtig umspannt da« Seekabelr.etz die ganze Erde. Namentlich die Engländer waren e«, die 1870 mit großen Unternehmungen einsetzten. Große Gesellschaften bildeten sich, die bald die wichtigsten Netze schufen, durch die England mit Amerika, Indien und Australren verbunden wurde. 1907 hatte da» ganze Seekabelnetz eine Länge von 437 000 Irw Länge Ein Kapital von 1,108 Milliarde M ist darin an gelegt, ungefähr gleich den Anlagekapital der sächsischen Staat«, eisenbahnen. Ein Kilometer Kabel kostet alle« in allem durch schnittlich 2500 M, nicht sehr viel mehr, al» die Tonne eine« modernen Schlachtschiffs mit einer Wasserverdrängung von 18 000 t (rund 2000 M ). Die beiden längsten Kabel find die deutschen, die von Emden über die Azoren nach New Jork gehen, deren jede» 7000 km lang ist, und die zusammen un gefähr so viel kosten, wie eine« jener größten Schlachtschiffe. Vortragender wie« hierbei darauf hin, daß Kabeloerbindungen nach ihrer Bedeutung wohl Schlachtschiffen gleichkommen, da sie für die Aktionsfähigkeit unserer Kriegsflotte im Kriegsfälle von höchster Wichtigkeit sind. Was Deutschland bis jetzt erreicht hat, ist schon recht bedeutend, durch die Kabel nach New Dork steht ihm vertragsmäßig die Verbindung mit San Francisco, weiter mittels des amerikanischen Kabels durch den Stillen Ozean über Hawaii, Fanning, Guam und Jap nach Menado auf CelebeS und durch die deutsch-niederländlschen Kabel nach Tsingtau und Schanghai die Verbindung mit Indien und Ost asien zur Verfügung, ohne daß britisches Gebiet berührt wird. Doch ist die Vervollständigung der Verbindungen notwendig, und die Kosten, die das erfordert, erscheinen nicht abschreckend, wenn man bedenkt, daß die Herstellung der Verbindung Emden- New Dork 20 Mill M. gekostet hat, eine Summe, die wir unbe denklich in große Bahnhofsanlagen stecken, oder deren Verlust durch Diskontschwankungen oder große Bankkatastrophen unser Nationalwohlstand ohne dauernden Nachteil erträgt. Begrün dete Hoffnung auf Erweiterung unseres KabelaetzeL in nächster Zeit geben die Erlanguna des LandungSrechtS für ein Kabel aus Teneriffa und dre Aussicht auf ein deutsche« Kabel nach Südamerika An der Hand einer großen Weltkarte legte Redner die Verteilung de« Seekabelnetzes auf der Erde dar, unter Vor führung von trefflichen Lichtbildern die Gewinnung und Bear beitung der Guttapercha, die Fabrikation und Verlegung der Kabel und durch Experimente den Vorgang des Telegraphieren«
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