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Dresdner Journal : 20.01.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190801202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19080120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19080120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-20
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
- Titel
- Dresdner Journal : 20.01.1908
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«M i- N-. is d-« Dresdner Journals —" >i Montag, den 20. Januar 1008. .Kunst und Wissenschaft. Köntgl. Schauspielhaus. (Gastspiel Meta Bünaer) Zum drittenmal m emer Woche stand der Name de» dänischen Dichter» Gustav ESmann (diesmal mit seiner Komödie „Da« alte Heim") auf dem Theaterzettel, weil man emem Gaste, Frl. Meta Bünger vom Raimund-Theater in Wien, Gelegenheit geben wollte, die Befähigung für die Nachfolge in dem von Frau Bleibtreu mit reifster Künstlerschaft verwalteten Rollenfach zu erweisen. Wer sich um diesen Platz bewirbt, erhebt Anspruch darauf, mit besonderem Maße gemessen zu werden. Man wird auch nach nur einer Rolle sein klare« Urteil über den Umfang der Leistungsfähigkeit fällen können Rein Äußerlich war die Urania Rade de« Frl. Meta Bünger ihrem Bruder Theodor (Hrn Fischer) sehr ähnlich, und die beiden durften wirklich al« Geschwister gelten. Der Familien stolz, die Entschiedenheit und Starrköpfigkeit, da«, wa« Olesen al» „verkrüppeltes Muttergesühl" bezeichnet, kamen zu über zeugendem Ausdruck; die weicheren Regungen erschienen zumeist, wie billig, unter der Maske der Strenge versteckt. Die Ge wohnheit de« Herrschens hatte freilich schon zu einer Über heblichkeit geführt, die vergaß, wie eng im Grunde die Macht befugnisse dieser Tante Urania sind. Da« Abwehren alle» Neuen, Ungewohnten, vermischt mit dem Gefühl de« Gekränkt sein« über den Mangel an Zutrauen auf feiten de« geliebten Neffen, machten die Szene, in der der neubackene vr. ^ur. seine Braut in« alte Heim bringt, zu einer der wirkungs vollsten. Die Darstellerin ordnete sich in da« glänzende Zu- sammenspiel so geschickt ein, daß die fremde Umgebung für sie nicht vorhanden zu sein schien. Die mäßig besuchte Aufführung erfreute sich mit Recht lebhaften Beifall« Nur Frl. Werner hätte im Ton mehr Herzlichkeit und Wärme erkennen lassen müssen. K R. Konzert. (Königl. Konservatorium.) Zum Besten der Schüler-UnterstützungLkaffe veranstaltete vorgestern das Königl Konservatorium im Verein«hauSsaale ein Konzert mit Orchester, da« sehr gut besucht war und in allen seinen Teilen mit den üblichen spontanen und reichlich bemessenen Beifallskundgebungen ausgenommen wurde. Eingeleitet wurde eS mit Siegfried Wagners Ouvertüre zur Oper „Herzog Wildfang", dre e« zu keinem recht einheitlichen Eindruck kommen ließ und überdies die Erfindung ihres Schöpfers sehr am Konventionellen haftend zeigte Aber auch die andere Orchester- kompofition, die der Abend bescherte, Hrn. Striegler« „Symphonische Phantasie" (Ls-äur), die ihre Uraufführung er lebte, erbrachte für ihren Urheber nicht den Beweis einer stärkeren selbstschöpferischen Begabung Bor allem wird Selbstzucht den Debütanten Maß halten lehren müssen. Das Werk ist für den dürftigen Gehalt an musikalischer Substanz viel zu groß angelegt und mit Jnstrumentaleffekten allein kann man die Kosten der Unterhaltung nicht bestreiten. Davon, daß Wagner den musikalischen Gedankengang des jungen Musikers noch all zusehr beeinflußt, wird man nicht viel Wesens machen können Und übrigens muß ja auch nicht komponiert werden! Ein Dirigent darf es sich schließlich genügen lassen, eben als solcher seinen Befähigungsnachweis zu bringen. Heutzutage ist es ohnedies nicht mehr wie einst notwendig, daß ein Kapell meister auch Komponist sei. Genug also, daß Hr. Striegler sich an der Spitze seiner Orchesterklaffe trefflich bewährte Gleich sein Akkompagnement des Saint-Salusschen 6-moU- Konzert« zeigte, daß er dort am rechten Orte steht. Mit dem Werke führte sich Frau Rappoldi-Kahrer, die einstmals mit ihm hierselbst debütierte, wieder bei uns ein. So glänzend wie möglich, wie wir gleich hinzusügen wollen. Da» Konzert, das beste des französischen Meisters und eins seiner besten Werke überhaupt, entspricht so recht dem Wesen ihrer Künstler schaft. Frau Rappoldis Spiel sucht und findet seine Stärke in der Brillanz und Verve des Vortrags. Eine eminente Fingertechnik ihr eigen nennend, verfügt sie überdies über ein besonders ausgeprägtes rhythmisches Gefühl. In Sätzen wie dem geist- und lebensprühenden Scherzo und dem brillanten Presto- Finalsatz mit seinen Tarantellen-Rhythmen, vermag sie das beste ihrer Kunst zu geben. Neben ihrer reifen Künstlerschaft vertrat Frl. Martick, obwohl sie schon im Engagement (Berliner Hof oper) war, noch das Noviziatcntum. Indessen ihre Wieder gabe der bekannten „Schottentanz"-Arie aus „Dinorah" machte der Schule Orgeni alle Ehre und gleicherweise erntete die junge Sängerin mit Liedervorträgen reichen Beifall. Den würdigen, ja glänzenden Abschluß des Konzerts bildete Felix Draesekes „Adventlied", ein nach Form und Inhalt gleich wertvolles, von echter Weihe erfülltes Werk. Zu seiner Wiedergabe vereinigten sich unter Hrn. Strieglers Leitung mit allseitig bestem Gelingen die Damen Katharina Jüttner (Klaffe Frau Eöhle) und Lydia Burger (Klasse Frl. Orgeni), die Herren Gustav Lohse (Klaffe Porth) und Paul Scheder (Klaffe Porth), die ZusammengesanaS- und oberste Chorklaffe Kluge und die Orchesterklaffe Striegler. O. S. Wissenschaft. Der erste weibliche Chefarzt Deutsch, land« fungiert seit kurzem in der Person de« Frl vr. Lina Schiemann am städtischen Krankenhaus in Pforzheim. Die Dame hat ihre medizinischen Examina in Freiburg i. Br. be standen. — In Wien hat sich eine Österreichische Gesellschaft für Photogrammetrie gebildet. Die Photogrammetrie, die in den letzten Jahren immer größere Bedeutung erlangt und Beziehungen zu zahlreichen Gebieten der Wissenschaft, Technik und Kunst gefunden hat, ist die Kunst, au« einer Photographie richtige Schlüffe auf die Lage, Form und Gröhe de« Dar gestellten zu ziehen. -j- AuS Greifswald wird berichtet: Am vergangenen Sonnabend vormittag verstarb hier der Geh. Justizrat Prof, der Rechte an der Universität Greifswald vr Felix Stoerk. Stoerk wurde am 20. Oktober 1851 in Ofen geboren, stand also im 57. Lebensjahre. Mehrfach hat er in selbständiger Weise mit politischen Tages fragen sich auseinandrrgesetzt So behandelte er die Thronfolge im Fürstentum Lippe Al« der Lübecker Senat sein Streikpostenverbot aufrechterhielt, hat Stoerk dessen Richtigkeit wirkungsvoll dargetan. Sein Arbeits gebiet war die Theorie der deutschen Verfassungen, des öffent lichen Recht« und de« Völkerrechts. Von Einzelstudien sind noch die über Schiffahrt-recht, Seekriege und AuSwanderung«- gesetze zu nennen -j- Au« Utrecht meldet man: Der berühmte Augenarzt Prof. Herman Snellen ist am vergangenen Sonnabend im Alter von 73 Jahren hier gestorben. Snellen hat durch seine bekannte Methode zur Bestimmung der Sehstärke inter nationale Bedeutung erlangt und zahlreiche Augenärzte au« allen Ländern zu ihrem Spezialberuf heranaebildet. Er wurde in Zeist al« der Sohn eine« bekannten Arzte«, vr. F. A Snellen, geboren und studierte in Utrecht, wo er 1857 promo vierte 1862 wurde er Dozent der Ophthalmologie am Nieder ländischen Spital für Augenkranke in Utrecht, 1877 Professor. Seine Antrittsrede beschäftigte sich mit der „Methode der klini schen Ophthalmologie". Im 65 Lebensjahre hat Snellen seine UniversitätSprofeffur niedergelegt und seinem Sohn und Nach folger vr Herman Snellen jr. übertragen. Er selbst blieb in der Stellung als Direktor de« Niederländischen Spitals für Augenkranke an dem klinischen Unterricht beteiligt. Der Dahin geschiedene war Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften und Inhaber vieler äußeren Auszeichnungen. Er hinterläßt eine große Anzahl wissenschaftlicher Werke. Literatur. Aus Berlin berichtet man: „Wolken kratzer", eine dreiaktige Burleske, die anonym über die Bühne des Neuen Schauspielhauses ging und deren Ver fasser Karl Reßner sein soll, erntete einen vollen HeiterkeitSerfolg. Das Treiben im Heim eines amerikanischen Multimillionär« ist nicht ohne Phantastik und Laune geschildert Die Aufführung war angemessen Hr. Arndt bot in der Rolle de« au« Mannheim stammenden amerikanischen Krösuö eine prächtige und charakteristische Leistung. — AuS Paris wird gemeldet: Alfred CapuS' neue« Schauspiel „Vos ckour dommss" fand bei der General probe im ThoLtre franyaise gute Aufnahme. Der Dichter war etwas sparsam mit seinen üblichen Paradoxen und auch mit seinem sentimentalen Humor. Dadurch erhielt das Stück freilich noch nicht da« starke Gefüge und die Tiefe eine« großen Schauspiel«, da« CapuS schreiben wollte Eine feinfühlige Frau gibt nach jahrelanger Ehe ihren oberflächlichen, streber haften Gatten auf und folgt einem wie sie vornehm gearteten Manne, dem eS widerstrebt, sich im Getriebe des modernen Lebens mit den Ellenbogen einen Platz zu erkämpfen. Die beiden Figuren sind wohl deutlich Umrissen gezeichnet, doch könnte das Werk mit gleichem Rechte nach den beiden Frauen betitelt werden, die zwei ebenso verschiedene Typen darstellen — Aus Jena wird gemeldet: Die weimarische Re gierung beabsichtigt, im hiesigen Schillergarten bi« zum stillen Winkel, wo Schiller und Goethe ihre Zwiesprache hielten, ein großes Direktorialaebäude für die Sternwarte zu errichten. Gegen diese Verletzung der geweihten Stätte be ginnt eine lebhafte Protestbewegung. — In der Sonnabendnummer wurde von uns mitgeteilt, daß Holger Drachmann ein fertige« Werk nicht hinterlassen habe Demgegenüber verlautet jetzt aus Kopevhagen, daß sich im Nachlasse des Dichter« doch eine abgeschloffene Arbeit vor gefunden hat Er beabsichtigte, wie es scheint, eine Roman- Trilogie „Venezianische Nacht" zu schreiben. Der erste Band dieser Trilogie ist bereits seit vorigem Sommer fertig gestellt und trägt den Sonderlitel: „Die kleine Marie von der Laguneninsel". Die Handschrift befindet sich in der Hand eine« Kopenhagener Juristen. Der Roman behandelt das Verhältnis eines Künstlers zu seinem Modell, und in weiterem Sinne das uralte Thema des Verhältnisses zwischen Mann und Frau überhaupt. Die Veröffentlichung soll nicht lange auf sich warten lassen. — Björnstjerne Björnson widerspricht der von Christiania verbreiteten Nachricht, daß er an einem politischen Drama schreibe. BUvende Kunst. Aus Jena wird gemeldet: Wer einst als fröhlicher Student in Jenas Mauern gelebt hat, der hängt mit ganz besonderer Liebe an der alten trauten Musenstadt. DaS zeigt sich deutlich auch darin, daß die einstigen Jenaer Studenten sich zusammengetan haben, um dem neuen Uni- versitätSgebäude, das in diesem Sommer eingeweiht werden soll, eine große künstlerische Gabe zum Angebinde zu überreichen. Geplant ist, die Wandelgänge der neuen Universität mit Darstellungen aus der Geschichte der Jenaer Hochschule zu schmücken, in Verbindung mit den alten ProfefforenporträtS, die bisher ein fast vergessenes Dasein auf der Universitätsbibliothek führten. Drei der Darstellungen, die als tlgemälde in der Größe von 2X1,60 w ausgeführt werden, sind auf Grund der bis jetzt angesammelten Mittel bereits in Auftrag gegeben worden: Otto Ubbelohde (Goß felden bei Marburg) malt den Empfang des aus der Gefangen schaft heimkehrenden Kurfürsten Johann Friedrich, des Stifters der Universität, am Fürstenbrunnen bei Jena im Jahre 1552; Ernst Liebermann (München) schafft an einem reizvollen Nachtbilde: der Mathematiker Erhard Weigel, der Stolz Jenas im 17. Jahrhundert, hält seinen Studenten eine astronomische Vorlesung auf dem Observatorium seine« originellen, jetzt leider zerstörten Hause«; im Hintergründe im Mondschein dre Baugruppe des alten Kollegicnhos« (1660). Prof. Han« W. Schmidt (Weimar) erhielt den Auftrag zu dem Gemälde: Goethe und Karl August im Gespräche im alten Jenaer Schloß - Hofe (1796) Al« vierte» Bild soll eine Darstellung der Antritts vorlesung Schiller« (1789) in Auftrag gegeben werden. Ereig. niffe aus der Geschichte der Hochschule im 19. Jahrhundert werden zur Fortführung des BrlderzykluS bi« auf die Gegen wart zur Darstellung kommen, sobald die nötigen Mittel ein- gegangen sein werden. — Die Sammlung Six in Amsterdam, deren Verkauf nach Amerika befürchtet wurde, ist nunmehr durch Beschluß der Zweitm Kammer für da« Rijksmuseum in Amsterdam an- aekauft worden. Der Preis betrug für die 39 Gemälde, deren hervorragendstes Stück „Da» Milchmädchen" von Jan Wermer van Delft ist, 751000 Gulden, wozu der Verein Rembrandt 200000 Gulden beigesteuert hat -j- In der vergangenen Woche starb in Düsseldorf Prof H I. Sinket, der namentlich in früheren Jahren ein sehr ge- uchter Porträtmaler war und außerdem auch als Darsteller religiöser Stoffe in katholisch kirchlichen Kreisen sich großen Ansehens erfreute. Musik. AuS Budapest wird berichtet: An der hiesigen Komischen Oper wurde am vergangenen Freitag die Oper ,6»vLll«ri» ru8tio»v»" von Monleone aufgeführt. Der Komponist war anwesend uni« wurde mehrfach gerufen Im ganzen hatte jedoch da« schwache Werk einen schwachen Erfolg Die Musik ist nur bessere Kapellmeistermusik. Da« Libretto M sich ebenso wie das der ,,6avaUeri» rveüoana" von MaScagni ziemlich ena an das Original Verga«, ist jedoch sehr primitiv gezimmert Im ganzen em wenig bedeutende« Werk — Wolf-Ferrari« neueste Oper „Üonn^ sott qui mal 5 PSN80" wird an der Münchner Hofoper ihre erste Aufführung erfahren. — „Die wilde Komtesse", Operette von August Neidhart, Musik von A Ripka-Rech,Hofen, wurde vom Carltheater in Wien zur Aufführung angenommen — Königsberg i. Pr. rüstet sich zu einer großen musikalischen Veranstaltung Auf eine Anregung de« Prinzen Friedrich Wilhelm soll anfangs Mai ein ost- preußische» Musikfest stattfinden. Prinz Friedrich Wilhelm hat den Ehrenvorsitz und zugleich den Vorsitz im Musikausschuß übernommen und leitet die Vorbereitungen Das Programm wird, da es sich um das erste ostpreußische Musikfest handelt, ein streng klassisches sein. Im Mittelpunkle sicht Beethovens 9 Symphonie; außerdem werden Werke von Bach, Schubert und Brahms aufgeführt. — AuS Oldenburg wird berichtet: Dora Moran, die Tochter der verstorbenen Sängerin Moian-Oven, ist vom Großherzog zur Kammersängerin ernannt worden. Theater. Das neue Lübecker Stadttheater, dessen Leitung dem bisherigen Direktor des Fürstlichen Theaters in Gera, Hrn. Jntendanzrat Georg Kurtschholz, übertragen wurde, wird im Oktober d. I. eröffnet werden. AuS München meldet man: Konrad Dreher, dem be kannten Komiker, wurde vom Prinz-Regenten die Luitpold- Medaille verliehen — Das deutsche Ensemblegastspiel in St. Peters burg, das unter der Direktion Bock alljährlich veranstaltet wird, findet diesmal im Kaiser!. Mchael - Theater statt. Es dauert vom 16 März bis zum 17. April Die ersten Mit glieder sind Adolf Klein (Neues Schauspielhaus in Berlin), Franz Ludwig (Raimund-Theater in Wien), Matthieu Lützen kirchen, Josefine Rottmann, Lina Lossen (Münchner Hoftheater), HannS Fischer (Dresdner Hoftheater), Meta Bünger, Tilly Waldegg und Helene Riechers Als Bonvivant ist wie sonst Hermann Böttcher vom Königl Schauspielhaus in Berlin in Äuesicht genommen. Auf dem Spielplan stehen an Neuheiten „Die Rabensteinerin" von Wildenbruch, Hauprmanns „Elga", die „Elektra" von HofmannSthal, die Einakier „Rosen" von Sudermann, Salten« Einakter „Vom anderen Ufer", „Die große Gemeinde von Lothar und Lipschütz, „Panne" von Skowronnek. Vortragsabend. Der als Rezitator hier wie übrigens auch auswärts bereits wohlakkreditierte Baron Carlo v der Nopp veranstaltete am vergangenen Sonnabend im „Palmengarlensaale" in Verbindung mit Hrn. Tonkünstler vr. Richard Hering einen Rezitationsabend, der Martin Greif, dem Prinzen Emil von Schönaich-Carolath, Richard Schaukal, Bodo Wildberg und Rudolf Presber gewidmet war. Baron v der Ropp ist ein feinfühliger Vortragskünstler, aber eben deswegen nicht immer Herr der rezitatorrschcn Situation; die schleppende Form, m der er z. B. Greifs „Klagendes Lied" vortrug, war die unmittel bare Folge davon, daß er den tiefen Inhalt dieses Gedichts nicht umwertete für das Ohr seines Hörers, es nicht mit dramatischen Lichtern belebte, nicht charaktervoll genug das subjektiv-handelnde Moment gegenüber dem rein schildernden hervorhob. Auch das an sich so schöne Organ des jungen Rezitators folgt noch nicht allen Stimmungen eines Gedichts; sehr sonor im Klange, erscheint es zunächst besonders prä destiniert für den Vortrag von Dichtungen, die in breiter, rein epischer Sprache dahinfließen. Die Nibelungenstrophe beispiels weise müßte ihm vortrefflich liegen. Für leichtere, kurzftrophige Gedichte wie das Schönaich-Carolathsche „Gretchen im Winde" fehlt dem Organ des Hrn v. der Ropp, wenigstens heute noch, d»'e schwingende Beweglichkeit. Trotz dieser Ausstellungen in einzejnem war der Eindruck, den Hr. v. der Ropp als Vortrags- lünstler hinterließ, wiederum ein günstiger. Man konnte sich erneut des guten literarischen Geschmacks freuen, den er in der Zusammenstellung seines Programms bewies, und des feinen VortragSgefühls, das er besitzt. Zwei der Schönaich-Carolathschen Gedichte, das stimmungsvolle „Ver sunkene Glück" und der herrliche „Letzte Tanz" wurden melo dramatisch vorgetragen. Die Musik zu den beiden Dichtungen rührt von dem hiesigen Tondichter vr. Richard Hering her. Leider ist sie ihnen nicht hilfreiche Förderin, da einmal die musikalische Begleitung der Verse sich allzu dominierend geltend macht und zum anderen der Inhalt der Dichtungen durch die musikalische Paraphrasierung nicht bedeutsam genug unterstützt wird. W. DgS * Internationale Photographische Ausstellung Dresden 1909 Ter Wettbewerb zur Erlangung eines farbigen Plakats, das in origineller, dabei aber gemein verständlicher und wirksamer Weise auf diese Weltausstellung des photographischen Faches hinweist, hat eine überaus große Beteiligung gefunden. Alle cingegangenen Entwürfe werten nach der Spruchsitzung des Preisgerichts, dem die Herren Geh Hofrat Prof. Gotthardt Kuehl, Stadtbaurat Han« Erl- wein, Prof. Otto Gußmann, Lichtbildner Hugo Erfurth und Lichtbildner Ernst Müller angehören, bis Ende Februar 1908 öffentlich ausgestellt werden. Die Frist für Einreichung der zum Wettbewerbe bestimmten Entwürfe läuft am 31. Januar 1908, mittags 12 Uhr ab. Theater, Koazerte, BortrSge. * Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof theater. Im Königl. Schauspielhaus wird zur Erinnerung an Lessing» Geburtstag am Vorabend, Dienstag, den 21 Januar, „Nathan der Weise" aufgeführt Besetzung: Sultan Saladm: Hr. Wahlberg (zum erstenmal), Sittah: Frau Salbach, Nathan: Hr. Müller, Recha: Frl. Treßnitz (zum erstenmal), Daja: Frau Bleibtreu, Tempelherr: Hr. Tiller, Derwisch: Hr. Neumann, Patriarch: Hr Bauer, Klosterbruder: Hr. Fischer. Im Königl Schauspielhaus finden die nächsten Wieder holungen de« neuen Lustspiels „Vater und Sohn" Mitt woch den 22, Sonnabend den 25. und Montag, den 27. Januar statt. Donnerstag, den 23. Januar, werden Fr. Hebbel« „Nibelungen" (1 und 2. Teil) außer Abonnement in der neuen Inszenierung und Ausstattung mit Hrn Wiecke al« Siegfried, Frl Treßnitz al« Kriemhild, Frau Salbach al« Brunhild, Frl. Ulrich als Ute, Hrn Mehnert al« Hagen zum sechzehnten- mal wiederholt. Der Vorverkauf beginnt Mittwoch, den 22. Januar, vormittag« 10 Uhr an der Kaff« de« Königl. Schauspielhauses. Die neue Oper „Acte" von Joan Manon, die Freitag, den 24. Januar, im Königl. Opernhaus die Uraufführung erlebt, geht mit vollständig neuer Ausstattung an Dekorationen
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