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Dresdner Journal : 18.01.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190801183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19080118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19080118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-18
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
- Titel
- Dresdner Journal : 18.01.1908
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Kunst und Wiffenschast. Konzerte. (Tonkünstler.Verein; zweiter Auf- führungSadend) Die diesmalige Veranstaltung war in ihrer Bortragt ordnung in der Hauptsache einem leichten Genießen gewidmet. Weder Heinrich G. Noren» Suite für Klavier und Violine, op. 16, die Jnstrumentalnovität des Abends, noch Heinrich HosmannS Oktett, op. 70, für zwei Violmen, Vwla, Violoncell, Flöte, Klarinette, Horn und Fagott, waren mehr als „umerhaltende" Werke. Darin liegt nun aber, meinen wir, keinctwegS etwa ein Tadel. Im Gegenteil möchte man fügen, in unseren Tagen atmet man aus, wenn sich die Kunst wieder einmal auf ihre Aufgabe, „heiter" zu fein, besinnt, da« Wort im eigentlichsten oder auch im erweiterten Sinne verstanden Wa« war e« z. B, daß Noren, dessen Namen die „Kaleidoskop"»Variationen 'über Nacht zu einem beglaubigten machten, mit seiner Suite gestern einen so starken und echten Erfolg eintrug? Da« Merkchen gibt dem Fach musiker doch wahrlich keine Rätsel zu raten Wir meinen, der Umstand ließ ihn gewinnen, daß er den Mut hatte, so zu sprechen, wie ihm, m»t Respekt zu sagen, der Schnabel ge wachsen ist E« ist leichtflüssige, dabei ausgesprochen melodiöse, und darum gefällige Musik. Die Hörer erlabten sich daran Vornehmlch der prächtige Schlußsatz (Kolo) des ganz auf dem Boden slawischen MusikempfindenS erblühten Werkes schlug zündend ein Allerdings Ehre dem Ehre gebührt, Noren hatte auch treffliche Interpreten gesunden. Die Wiedergabe der Suite durch die Herren Bachmann und Bärtich war meister lich auf den rechten, liebenswürdig leichten Ton gestimmt. Heinrich Hofmann« Oktett bedarf keiner kritischen Würdigung mehr. Der Komponist hatte eine größere Ahnenreihe als der slawische Kunstjünger, der direkt aus der Volksmusik schöpfte. Seine Musik entbehrt also der Quellfrische. Aber den Sinn für die poetische Seite der Musik, für die Schönheit der Formen und der Klangwirkung war ihm als Vermächtnis des klassischen Romantizismus eines Mendelssohn überkommen. So überaus tonschön wie sein Werk von den Herren Els- mann, Lederer, Eller, Nüsser, Peschel, Lange, Lindner und Knochenhauer vorgetragen wurde, mußte es den Beifall aller auch für nicht Sensationelles zu haben den finden. Schwerere Kost als die Jnstrumentainummern tischte uns die Vortrageordnung diesmal in den Gesang- vorträgen auf. Aber mcht schmackhaftere, da« muß vorauS- geschickt werden, wie lecker sie auch Hr Scheidemantel mit seiner Vortragskunst anrichtete. Richard Wagner« Ver- to-mng der Heineschen Romanze „Die beiden Grenadiere" ver mochte nur mehr ein historisches Interesse zu erwecken. Zu gegeben, daß manche Unstimmigkeiten zwischen Text und Musik dadurch veranlaßt wurden, daß der Komponist eine tragische Übertragung der Dichtung in Musik setzte, nicht da« Original, so vermißte man überhaupt einen aus dem Ganzen gestalten den einheitlichen Zug und vor allem mutete e« an, al« hätte Wagner seiner Zeit Löwe« Schaffen noch gar nicht gekannt. Wird man allo sagen muffen, daß selbst em C. G. Reißiger den Text glücklicher vertonte, so fesselte an Wagner« Jugend schöpfung doch die Verwendung der Marseillaise in der Be gleitung der letzten Strophe des Gedicht« um so mehr als Schu manns Meisterschöpfung erst einige Jahre nach der Wagnerischen erschien Wie wenig aber unsere neueste Zeit zum Vallüdenstil Stellung gewinnen kann, da« zeigte dann Adolf Dopplers „Sylvesternacht" (Fontane), das weit eher als ein in Noten gesetzte« Melodrama zu bezeichnen wäre Hans Sommers „Odysseus" (Dahn), mit dem sich die Sangeskunst Scheide mantels ein Dacapo gewann, ist zwar gleichfalls keine „Ballade", wirkt aber durch ein gewisses rhetorisches Pathos der Melodik O. S. — Als ein Zeugnis künstlerischen Strebens und ernsten Wollens konnte das Konzert gelten, welches Frl. Martha Berthold gestern im Palmengarten gab. Vermochte uns die junge Künstlerin auch noch nicht viel eigene« zu sagen, so ver riet doch dir sehr anerkennenswerte Wiedergabe der Waldstein sonate von Beethoven, auch das Impromptu Pis-äur op. 36 von Chopin, daß wir ein cntwickelungsfähiges Talent vor uns haben, da« sich besonder« in der Ideenwelt der Romantiker heimisch fühlen dürste Ebenso wußte Frl. Berthold O Urbachs „Kobold", ein Stückchen von prickelndem Reize, sehr anmutig zu gestalten. Noch etwas spröde ist jedoch ihr Anschlag an Stellen, die höhere Anforderungen an die Kraft des Spiels stellen, wie in LisztS XIII Rhapsodie und in der das Konzert einleitenden Toccata und Fuge v-moU von Bach-Tausig, deren Wiedergabe überdies ein wenig durch überhastetes Tempo litt. Warum übrigens hört man Bach immer wieder in Klavier Übertragungen, welche wie gerade die ebenbesprochene ein leicht verwirrendes Bild Bachscher Kunst zu geben imstande sind? Zur gesanglichen Mitwirkung hatte die Konzertgeberin Frl. Lotte Kreisler gewonnen, die mit dem warmbeseelten Vortrage von Rubinsteins gehaltvollem, charakteristisch orientalisch gefärbten Liede „Mein Herz schmückt sich mit dir" und LiSzt« ,,E« muß ein Wunderbares sein" erfreute Mit Schumanns „Aufträgen" und „Soldatenlied" fand sie den Übergang zum leichteren Genre, dem sie auch beim zweiten Auftreten treu blieb. Sech« Kmderliedchen von C. van Rennes, sowie eine Zugabe, lauter harmlose Sächelchen, brachten freundlichen Beifall ein. Auch die Konzertgeberin wurde von befreundeter Seite lebhaft begrüßt, und dankte mit einer Zugabe. Al« Gesangsbegleiter am Klavier zeichnete sich Herr Emil Klinger sehr vorteilhaft au» Wissenschaft, über den Fortgang des DbosLurus Iingu»s V»tillL6 hat Geh Rat Diels der Berliner Akademie der Wissenschaften einen Bericht vorgelegt, der die Zeit vom 15 Juni 1905 bi« 30. September 1907 umfaßt An dem Werke sind fünf Akademien beteiligt: Berlin, Göttingen, Leipzig, München und Wien. Gcneral- redakteur ist Prof, vr E Lommatzsch. Au« dem Bericht ergibt sich rin erfreuliche« Fortschritten sowohl in der Bear beitung de« Materials wie rn der Fertigstellung de« Drucke«. Gesetzt sind Band 3 bi« carmen, Band 4 bi« eouvsotus und die von dem übrigen Wortmatcrial abgelöften Eigennamen bi« 0»ssi6ins Zu Beginn dieses Jahre« hat die bayerische Regierung dem IbvsLurns neue geeignete Räume in der ehe maligen Augenklinik in München zur Verfügung gestellt. — Eme Expedition, die sich die Erforschung eine« weiten, bl«hrr noch gar nicht wissenschaftlich ergründeten Ge biet« im Kongofreistaat zwischen dem oberen Kwilu- und dem Luluafluß zur Aufgabe gestellt hat, ist im Auftrage de« englischen Anthropologischen Institut« und de« Britischen Museum« abgegangen und bereit« glücklich an Ort und Stelle angelangt, wo sie ihre Arbeiten bereit« mit günstigstem Erfolge ausgenommen hat Der Leiter diese« Unternehmens, E Torday, ein geborener Ungar, hat bereit« auf einer zweijährigen Forschungsreise in diesen Gebieten reiche Erfahrungen gesammelt und sich auch die Kenntnis der Sprache der Eingeborenen angeeignet. -j- Wie aus Ann Arbor (Michigan) gemeldet wird, ist der Askonom Aasaph Hall, der Entdecker der zwei kleinen Marsmonde, im Aller von 79 Jahren gestorben. Literatur. Aus Berlin meldet man: Die Intime Bühne blingt Ende Februar das neue, bisher noch nirgends aufgesührte Kammerspiel „Scheiterhaufen" („Der Pelikan") von August Strindberg (übersetzt von Emil Schering) zur Darstellung. — Franz Molnar« Komödie „Der Teufel", die in Turin mit Ermete Zacconi zur Uraufführung gelangte, wird Anfang Februar im Deutschen Volkstheater in Wien zum erstenmal in deutscher Sprache in Szene gehen. — Aus Kopenhagen wird berichtet: In DrachmannS Nachlaß scheinen sich nur Fragmente zu befinden. Der Dichter Peter Nansen, der Leiter des Gyltendalschcn Verlags, der Drachmanns Werke während der letzten 30 Jahre verlegte, erklärt, er habe Grund, anzunehmen, daß Drachmann vielleicht mehrere bedeutende Bruchstücke angefangener Arbeiten, jedoch kaum etwas Fertiges hinterlasse. Drachmann konnte im letzten Sommer überhaupt nicht mehr arbeiten. — Heinrich Laubes Gesammelte Werke erscheinen vom Januar dieses Jahres ab in einer fast vollständigen Sammlung von nicht weniger als 50 Bänden. Diese Aus gabe wird alles enthalten, was Laube Dauerndes und noch heute Lesenswertes an Dramen, Romanen, politischen, drama turgischen und ähnlichen Schuften geschaffen hat Die Sammlung erfolgt unter Mitwirkung seines Stiefsohnes, des früheren Ab geordneten, jetzigen Geh. Justizrats Prof. vr. Albert Hänel in Kiel, und erscheint in Max HesseS Klassikerverlag zu Leipzig. Die Herausgabe hat der Literarhistoriker Vr. Houben (Leipzig) übernommen, der bereits die kleine zwölfbändige Laube-Aus gäbe vor zwei Jahren im selben Verlag mit einer ausführlichen Biographie dieses jungdeutschen Schriftstellers eingeleitet hat. Bilvenve Kunst. Aus Berlin berichtet man: Zur Erlangung einer Movellskizze für eine von der Kömgl preußischen Akademie des Bauwesens an deutsche Architekten und Ingenieure für hervorragende Leistungen zu verleihende Medaille wird ein allgemeiner Wettbewerb unter Künstlern ausgeschrieben, welche die deutsche Reichsangehörigkeit besitzen. Für die fünf besten Modellskizzen sind je 600 M als Preis bestimmt worden. Die Modellskizzen sind bis zum 1 März an das Berliner Kunstgewerbemuseum einzureichcn. Die näheren Bedingungen für den Wettbewerb sind vom Bureau der Akademie des Bauwesens, Berlin 66, Leipziger Straße 125, zu beziehen. — Im Dachraume der Barfüßerkirche in Augsburg ist aus der Fläche über dem Triumphbogen, die ehemals jedenfalls vom Langhause aus sichtbar war und erst durch das Einziehen einer geraden Decke im 18. Jahrhundert dem Blick entzogen wurde, eine gut erhaltene Malerei von 3,80 w Höhr und 9,50 m Brette dloßgelegt worden. Das Bild zeigt fünf übir- lebenSgroße, schwebende EngelLfiguren in reich drapierten Ge wändern, in den Händen LeidenSwerkzeuge tragend Die untere Fortsetzung der Malerei ist durch die eingezogene Decke bis auf wenige Fragmente zerstört Die Technik des Gemäldes ist nicht Fresko, sondern Kasein oder Temperamalerei. Der ganzen Stilisierung und Farbengebung nach muß nach dem Gutachten des Königl. Konservators AloyS Müller das Bild um da« Ende des 15. Jahrhunderts entstanden sein^ — Ein Bronzeschild aus der Zeit Hadrian« wurde auf einem Felde auf der Farm eine« Mr Eame« in New Barn bei Winchester gefunden. E« ist ausgezeichnet erhalten und zeigt in getriebener Arbeit eine zwöliruderige Galeere Die Ruderer sind Soldaten, und auf dem Bug des Schiffes sitzt ein Soldat, der eine Standarte hält — Die Galerie Borghese in Rom hat eine interessante Bereicherung erfahren. Die von Bernini auSgeführten beiden Büsten des Gründer« der Galerie, Kardinal« Scipione Borg hese, Nepoten Pauls IV., sind von Venedig nach Rom geschafft und im Museum aufgestellt worden. - -j- Theodore Jourdan, Professor an der Lools äs« 8e»ux-^rts in Marseille, der sich als Tiermaler einen Namen gemacht hat, ist dieser Tage gestorben. Musik. Au« New Aork wird berichtet: Das erste Auf treten der Signora Tetrazzini in der Manhattan Opera ge staltete sich zu einem ungewöhnlichen Triumph für die Sänge rin, deren Namen noch vor drei Monaten so gut wie unbe kannt war, bi« sie in London austrat und in wenigen Tagen den Ruf einer „neuen Patti" errang. Sofort nach ihrem Londoner Auftreten hatte der Wettkampf der amerika nischen Direktoren um da« jüngste Weltwunder begonnen; Conried zog dabei den kürzeren, Hammerstein war ihm zuvor gekommen und hatte die Italienerin mit 16000 M. Honorar für den Abend für die Manhattan Opera verpflichtet. Am vergangenen Mittwoch abend debütierte sie vor den New Aorkern al« Violetta Eonrieds vergebliche Werbung war bereit« be kannt geworden und hatte die Erwartung auf« höchste ge steigert. Aber Conried wollte sich nichr al« geschlagen be kennen, und drei Tage vor dem Austreten der Tetrazzini in der Manhattan Opera brachte die Metropolitan eine Aus- f chrung der gleichen Oper mit Frau Sembrich al« Violetta, Caruso al« Alfredo und Scotti al« Giorgio Hammerstein nahm die Herausforderung entschlossen auf Schon mehrere Tage vor der Aufführung begann ein heißer Kampf um die Eintrittskarlen, und die 20 M - Plätze erreichten Preise von 150, 200 M und mehr Die amerikanische Reklame schien die Sängerin mehr zu verwirren, als zu erbauen; al« sie austrat, spürte man ihre Befangenheit, aber bald fand sie ihre Sicher heit wieder, und al« sie geendet hatte, kannte die Begeisterung keine Grenzen Da« amerikanische Publikum hat damit die enthusiastischen Urteile der Londoner Kritik bestätigt; wie sich aber die New Aorker Musikrichter zu dem neuen Stern stellen werden, ist noch unentschieden Denn die durch ihr strenge« Urteil gefürchtete New Aorker Kritik betrachtet die Begeisterung ihrer Londoner Kollegen mit einigem Mißtrauen; da« Londoner Musikleben wird in New Jork nicht allzusehr erngeschätzt, und Berlin, Pari« oder Wien genießen ungleich ernstere Beachtung Theater. Die Direktion des Stadttheater« in Bamberg wurde durch einstimmigen Beschluß der städtische« Theater-' kommission dem seitherigen Direktionssiellvertreter Han« Amalfi unter zahlreichen Bewerbern vom September 1908 ab über tragen. — In Rom hat sich eine Gesellschaft gebildet, um aus der Piazza Colonna an der Stelle des demolierten Palazzo Piombino ein großes Opernhaus zu bauen. DaS Opern haus soll noch größer werden als las Ma länder Ecalatheater und wird einen Konzertsaal und eine prächtige Passage nach dem Korso enthalten — In Moskau soll in Kürze eine Aufführung des Schau spiel« „Die Früchte der Aufklärung" stattfinden, in dec alle Rollen von bekannten Schriftstellern dargestellt werden Man nennt unter anderen Leonid Andrejew, Tschirikow und Bjeli. Die Vorstellung findet zu wohl tätigem Zwecke statt. — Sollte da« Beispiel Wedekinds diesem Projekt, da« in Rußland das erste seiner Art ist, zum Leben verhalfen haben? * „Häckel« Welträtsel" waren der Gegenstand eines öffentlichen Vortrages, den am 16. d M. Hr Pastor Forberger für den Evangelischen A>beiterveiein in Hollocks Saal hielt DaS Buch, so wurde ausgeführt, wird von vielen kiiüklosen Lesern als „Bibel des Monte mus" gepriesen, von vielen Fachgenoffen Häckel« aber wie Philosophen aufs schärfste verurteilt. Schon im naturwissenschaftlichen Teile milcht Häckel Wahrheit und Dichtung stellt vielumstrittene Vermutungen a!s sichere Erlebnisse der Wiffenschast hin und fitzt sich m Wider spruch mit Tatsachen, die zu fetter Weltanschauung nicht paffen Der tatsächlich rein materialistischen Auffassung Häckels bezüg lich der Entwickelung der Lebewesen geben immer mehr Forscher den Abschied. Die Philosophie Häckels, der Monismus, ist nicht nur höchst widerspruchsvoll, sondern auch ungenügend zur Erklärung der Welt und völlig unbeweisbare Dichtung der Phantasie. Die maßlosen Angriffe HäckrlS gegen da« Christen tum beweisen nur seine völlige Unkenntnis auf theologischem Gebiete, malen ein Zerrbild des ChrstentumS und fallt n mit seiner Weltanschauung selbst zusammen. Die „neue Religion Les Monismus" ist religiös minderwertig, sittlich bedenklich. Bei alledem suchte Redner sachlich dem Gegner gerecht zu werden, nur Wahrheit und Dichtung zu scheiden und das gute Recht des Christenglaubens neben der modernen Wiffenschast festzustellen Beide lassen sich harmonisch vereinigen, wenn beide in ihren Grenzen bleiben — Dem Vort age folgte eine Aussprache, die von Häckelschen Parteigängern, meist jungen Leuten, teilweise in erregtem Tone geführt wurve, so daß auch der Widerspruch dagegen sich lebhaft gestaltete Daß mit ehr lichen Waffen und im Sinne evangelischer GeisteSfreiheit allein der Kampf um die Weltanschauung zu führen sei, war das, was versöhnend durch das Schlußwort des Hrn. Referenten klang, zugleich die überzcugung, daß die christliche Welt anschauung keinen Kampf mit wahrheitsliebenden Gegnern zu fürchten hat. * Große Kunstausstellung Dresden 1908 Einen interessanten Überblick über Sachsens Kunst und Kultur ver- splicht die Sonderausstellung „Kunst und Kultur unter den Kurfürsten". Die Ausstellung, die unter der Leitung des vom Ausstellungsdir^ktorium damrt betrauten Hm Oberst o. Kretschmar vorbereitet wird, umschließt die Zeit von 1547 bis 1806 und wird insbesondere ein Zeugnis von der Kultur unter der albertinischen Linie der Wettiner ablegen, aber nicht nur der höfischen Kultur, sondern auch der des ganzen Landes, wenn auch die höfische als die Trägerin der gesamten Kultur natürlich in den Vordergrund treten muß. Für die Aufnahme der Gegenstände ist drr künstlerische Wert entscheidend. Die Ausstellung wird am 1. Mai eröffnet. * In der Galerie Ernst Arnold, Schloßstraße 34, sind an Neuaufstellungen zu verzeichnen: 9 Gemälde von Albert Lamm, Juralandschaften rc, 11 Gemälde von Benno Becker, sowie Darstellungen aus „Lohengrin", dem „Fliegenden Holländer", „Walküre", „Parfival", „Meistersinger" rc. von Ferdinand Leeke, ferner Einzelgemälve von Fritz v Uhde, „Christus" und Stauffer-Bem, Kopie nach Van Dyk, „Jean de Wael und Gemahlin". Die Sammlungen vr. Treumann, M Kowarzik und Richard Dreher verbleiben nur noch kurze Zett in der Galerie Mit Allerhöchster Genehmigung sind Originalgemälde Ihrer Majestät der Königin Carola von Sachsen zur Aus stellung gebracht worden, deren Besichtigung nur noch kurze Zeit erfolgen kann. * Der vorgestrige vom Ausschüsse zur Pflege heimat licher Natur, Kunst und Bauweise, sowie vom Verein für Sächsische Volkskunde veranstaltete Vortragsabend im Brühlschen Festsaale der neuen Kunstgewerbeschule über Volkskunst, Denkmalpflege und Heimatschutz, wozu Einladung nur an die Mitglieder der beiden hohen Ständekammern, der RegierungS- und Verwaltungsbehörden rc ergangen waren, soll einem allgemein ausgesprochenen Wunsche zufolge wieder holt und hierzu Einladung an einen größeren Kreis gerichtet werden. Al« Zeitpunkt hierfür ist vorläufig Dienstag, der 28 Januar, in Aussicht genommm worden. * Gestern abend fand die zweite Vorstandssitzung der Gesellschaft für Christentum und Wissenschaft statt Hr. Oberjustizrat vr. Bähr, der in der vorigen Ver sammlung zum Vorsitzenden erwählt worden war, übernahm den Vorsitz. Mit großer Freude wurde eine Zuschrift de« Kepler-Bunde« ausgenommen, worin der jungen Gesellschaft kräftiges Gedeihen und guter Erfolg gewünscht wurde. Dem Ersuchen angesehener auswärtiger Preßorgane um Benachrich tigung über Wirken und Fortgang der Arbeit der Gesellschaft soll entsprochen werden Man war überhaupt über die Teil nahme und Beachtung erfreut, die dieses Unternehmen in vielen Teilen Deutschlands gefunden hatte. Bereit» hat sich, obwohl die Gesellschaft erst demnächst in die größere Öffentlichkeit treten wird, eine Anzahl Mitglieder gemeldet, und ohne Zweifel werden sich ihr fortan viele au» allen Kreisen unserer Stadt anschließen * Man schreibt uns: Am morgigen Sonntag, dem 19 Januar, vollendet Prof vr. Hermann Kretzschmar in Berlin da« 60. Lebensjahr. Au« diesem Anlaß findet in den Räumen de« musithistorischen Seminar» der Berliner Uni versität ein Festakt statt, an dem auch zahlreiche auswärtige Vertreter teilnehmcn werden Kretzschmar erhielt seine Gymna- ialbildung auf der hiesigen Kreuzschule, deren Alum nus und Chorpräfekt er war. Nach seiner Studienzeit be kleidete er verschiedene musikalische Dirizentenämter, wurde hier auf Universitätsmusiksirektor in Leipzig, Mitglied der theologi- chen Prüfungskommission, de« staatlichen musikalischen Sach- verständigenvrrrin«, de» Direktorium» drr Bachgesellschaft und später Dirigent des Riedelvrrein». Seit 1901 hat er die
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