chen Tangoinstrument geworden. Gute Bandonionspieler beweisen im übrigen, daß das Instrument so gar für die Musik Johann Seba stian Bachs zumindest nicht völlig ungeeignet ist. Die Erweiterung des Instrumenta riums geht mit einem weiteren Formwandel einher. Der Tango als Gesellschaftstanz bewies vor allem in Europa nur geringe Variations breite, mußte also das rhythmische Muster streng beibehalten. Viel zur Verbreitung dieser Spielart hat der legendäre Carlos Gardel beigetragen. Letztlich ist es ihm zuzuschreiben, daß der Tango in den zwanziger Jahren in ganz Westeuropa populär wurde. Gleichzeitig entwickelte er den Tango in Argentinien zu einer Lied form, in der sich gesellschaftliche Existenz der Bewohner des Landes spiegelte. Hier war eine Lösung vom strengen Formenkanon, dem rhythmischen und Schrittmuster möglich. Der Tango wandelte da durch seine Form, so daß er sich heute in außerordentlicher musika lischer Vielfalt darbietet. Carlos Gardel wurde als Charles Romuals Gardes am 11. Dezember 1890 in Toulouse geboren. Die Geburtsur kunde verzeichnet seinen Vater als „nicht bekannt". In Wirklichkeit ist er, da bereits verheiratet, außer stande und wohl auch nicht interes siert, sein außereheliches Verhält nis zu der Büglerin Berthe Gardes zu legitimieren. Die 25jährige un eheliche Mutter sieht sich dem Un verständnis und der Verachtung ih ¬ rer Umgebung ausgesetzt und ent schließt sich zur Auswanderung. Im März 1893 trifft sie mit ihrem kleinen Sohn in Buenos Aires ein. Charles singt zu Hause und im Schulchor, arbeitet als Laufbursche, in einer Uhrmacherwerkstatt und einer Buchdruckerei und eignet sich autodidaktisch musikalische Grundkenntnisse an. Seine Karrie re beginnt er als Sänger kreo lischer Volkslieder. Bereits als 15jähriger reist er seinen Lieblings musikern hinterher. Die Mutter hispanisiert den französischen Fa miliennamen - aus Gardes wird Carlos Gardel. Letztes Foto vor dem Flugzeugabsturz am 24. Juni 1935