ZUR EINFÜHRUNG Gustav Mahler er am 7. November 1901 auf ei nem Fest von Berta Zuckerkandl in Wien kennengelernt hatte. Genau einen Monat später erfolgte in aller Stille die Verlobung. Zwischen Ken nenlernen und Verlobung fanden romantische Treffen statt und wurde heftig korrespondiert. Der entschei dende Moment im Kontakt zwi schen Alma und Mahler spielte sich zwischen dem 5. und 8. Dezember 1901 ab. In einem Brief vom 5. Dezember gebrauchte Mahler noch die Sie-Anrede, drei Tage spä ter sprach er sie in der Du-Form an. In diesen Tagen wurde das Ada- gietto geschrieben, und Alma Schindler hatte offensichtlich die Lie Spieldauer: ca. 70 Minuten schränkt - seit Luchino Viscontis Film wohl der Hit Mahlers als Liebeserklärung an Alma Maria Schindler, Tochter des Landschafts malers Emil Schindler, schickte, die beserklärung verstanden (sie war schließlich auch Komponistin). Hilfreich für die heute noch immer diskutierte, weil vielfach allzu lang same Tempowahl des Adagiettos ist jener von Mengelberg überlie ferte Text zum ersten Thema dieses Satzes, der exakt auf die Melodie paßt, wenn auch die Mahlersche Urheberschaft nicht definitiv zu be weisen ist: Wie ich dich liebe, Du meine Sonne, ich kann mit Worten Dir's nicht sagen Nur meine Sehnsucht kann ich Dir klagen Und meine Liebe Meine Wonne! Wenn man diesen Text zugrunde legt, ergibt sich ein mit den Atem phrasen übereinstimmendes, jedoch nicht langsames Grundtempo. Noch wichtiger für die Tempowahl ist aber ein Punkt, der bisher überse hen wurde, den Alma sicher ver standen hat, weil sie auch das ent sprechende Tempo dazu kannte: Das Blickmotiv aus Richard Wag ners „Tristan und Isolde" wird als Anspielung auf ihre Liebe „auf den ersten Blick" zitiert. Wie bei ande ren von Mahler benutzten Zitaten kann das kein Zufall sein. Somit gibt eigentlich die Verständlichkeit die ses Motives das Tempo an. Darüber hinaus bin ich überzeugt, daß dieser Satz in der „drän gend" überschriebenen zweiten Hälfte mehr als eine Liebeserklä rung ist. Wir können hören, daß Mahler Zweifel an der Liebe zu