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über die Rechtmäßigkeit der unge wöhnlichen Originalität, mit der Beethoven da aufwartete, weit aus einandergingen. Seitdem ist dieses Werk immer wieder in den Sog der Deutungen und Spekulationen ge raten, die vor allem die Einbezie hung des Vokalen in das Instru mentalwerk betrafen. Mit Sicher heit bildet die 9. Sinfonie einen entscheidenden Markstein auf dem Weg zur Ideen- und Programm- Musik im 19. Jahrhundert, zu einer Ästhetik, deren Kernproblem die Verbindung von Wort und Ton, von Sprache und Musik ist. Aus der Sicht kompositionstechni scher Aufgabenstellung ist die Ein beziehung der menschlichen Stim me für Beethoven ein besonderes Mittel zur Finalgestaltung. So ist es auch nicht zufällig, daß Solostim men und Chor erst dann hinzutre ten, wenn die Freudenmelodie als „Thema" des Finales im instrumen talen Bereich schon eine Entwick lung durchmessen hat, die nicht mehr weiterzuführen ist. Die menschliche Stimme als zusätzli cher Ausdrucksträger erscheint ge radezu durch die nicht mehr zu steigernde instrumentale Entfaltung gefordert; und die vokale Dimensi on ist es dann auch, die in form typischer Hinsicht die Mischung aus Variation und Rondo zusätzlich ergänzt durch kantatenhafte Züge. Damit entzieht sich dieses Finale einer Bestimmung und Zuordnung zu Formtypen, wie sie für die Gat tung der Instrumentalsinfonie bis dahin Geltung besaßen. 5ftübcmic Wl §errn £ dqii gkctjoven, • tf 4 < morgen am 7. SRap 1824, •'m t f. $oftbratet ndtbfl btm Sdrntbnrrtborr, ©ie babtp vortomnienbf n SERufif itücfe Ftnb bie neueften Sßerte bcS-ötrnt Äubmigoan SJeetboben Etflenü. Stabe ßuberture ätoeptcns. ©rep grobe ®omnen, mit ®olo- unbdbor- Stimmen ©ritten«. Stabe gpmpbonie, mittm ffinalr eintre- trnben Solo- unb COor-Stimmtn, auf gStbiUerO Jieb, an bie grcube ©ie Solo-Stimmen inerten bie©Heb. Sontag unb Un ger, unb biefetten-fcauinget unb Seipeltwttragen. -örrr etpuppanjigb bat bie ©irection Pes ßrtbtfterS, .t>err Saprltmeifler Umlauf bie Leitung beS Sanjen, unb bet SBiufit-JBerein bie iBetflArtung beö ßporä unb ßr- ebefterS aus ©rfiltigteit übernommen $trr ÄuVroig Van 35ttt(rovtn felbfl, Wirb an bcr Leitung beö Sanjtn SIntptil nehmen, ©ic ©ntrittöpreift finb rott gerobbnlicb. Dir £ogrn nnb fltfptrrten ©tpe ftnb am brc üonJeflung an brr ibeaterfaffe, in brr ftärntbnerftrafte 9?ro 1058, im Wbaufe bepm &iriitU:ierrbore, im erflenölorfe, ju bra ge®tytUitfceafcmr«ftunbeo tu batxa ^repbllleie |« a » ■ n 9 ü I t I « ©er Stufung iß um 7 Ubr Stbenbo Ungewöhnlich aber ist dieses Werk nicht erst im Finale. Bereits der Anfang des ersten Satzes, der sukzessive Aufbau eines dominan tischen „leeren" Quintklanges, der sich in das Hauptthema des Satzes entlädt, signalisiert im Vergleich zu den vorangegangenen Sinfonien eine völlig neue Auseinanderset zung mit den Möglichkeiten sinfo nischer Konzeption. Hier, in dieser Anschlagzettel für das Konzert am 7. Mai 1824 im Kärntnertortheater in Wien