vorausgehenden drei instrumenta len Sätze mit dem abschließenden Vokalteil war ein mühevoller Pro zeß. Das Rezitativ sollte ursprüng lich mit den Textworten „Heute ist ein feierlicher Tag... dieser sei ge feiert mit Gesang" beginnen. Dann dachte Beethoven an die Worte: „Laßt uns das Lied des unsterbli chen Schiller singen!" Endlich wur de die textliche Lösung des Baß- Solos gefunden: „O Freunde, nicht diese Töne, sondern laßt uns ange nehmere anstimmen und freuden vollere". D. H. Anfang 1824 konnte Beethoven auf eine beachtliche Schaffensaus beute der letzten Jahre zurückblik- ken. Das Entscheidende daran war aber nicht so sehr die Quantität der Werke als vielmehr ihre neue Qualität. Beethoven war sich dar über völlig im klaren, vor allem bei der „Missa solemnis" und der 9. Sinfonie. Beide Kompositionen weisen schon rein äußerlich Di mensionen auf, die nichts Ver gleichbares hatten. Vor allem aber demonstrieren sie doch eine neue künstlerische Haltung. Die „Missa solemnis" läßt unmißverständlich erkennen, daß mit im Zentrum der Beethovenschen Gedankenwelt nun die Religion steht. Damit war allerdings nicht die institutionali sierte Macht der christlichen Kirche gemeint. Das religiöse Welt verständnis Beethovens greift wei ter aus. „Von Herzen - möge es wieder zu Herzen gehen" - so hat te er über den ersten Satz der Mes se geschrieben; und zu Andreas Streicher hatte er geäußert, daß es seine „Hauptabsicht war, sowohl bei den Singenden als bei den Zu hörenden religiöse Gefühle zu er wecken und dauernd zu machen". Beethovens Konzeption bezieht also in die religiöse Perspektive die gleichsam humanistische Uto pie nichtentfremdeter gesellschaftli cher Beziehungen mit ein. Ihren Zentralpunkt, ihre Mitte hatte Beet hovens Gedankenwelt nicht mehr allein in der Idee der Vernunft, die ihm durch die Aufklärung vermittelt war, sondern darüber hinaus in Gott, der wie er an Erzherzog Rudolph in einem Brief vom 18. Juli 1821 schrieb, „mein Inneres kennt und weiß, wie ich als Mensch überall meine Pflichten, die mir die Menschlichkeit, Gott und die Natur gebieten, auf das Heiligste erfülle, und der mich wohl endlich wieder einmal diesen Trübsalen entreißen wird." Die 9. Sinfonie stellt in gewisser Weise, im Blick auf die auch hier enthaltene religiöse Perspektive, eine Ergänzung zur „Missa solemnis" dar. Einer ihrer entschei denden Impulse aber ist der der Rückschau. Beethoven kehrt zum heroischen Stil zurück, d.h. weni ger zum Stil der früheren Phase als zum nie preisgegebenen Anspruch auf eine humane, von Repressio nen freie gesellschaftliche Wirklich keit. Das Werk bildet einen Gegen entwurf zur politischen Realität der Restauration, wobei die Einbezie hung des gesungenen Wortes, die