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ZUR EINFÜHRUNG Spieldauer: ca. 22 Minuten das sich zahlreiche namhafte Inter preten eingesetzt haben und immer wieder einsetzen, beeindruckt durch seinen starken emotionalen Gehalt, seinen Klangreichtum, sei ne geistvolle, differenzierte Gestal tung. Er schuf zahlreiche Opern und Ballette, Orchester-, Kammer musik- und Vokalwerke. „Um die Wahrheit zu sagen - ich bin ein Concerto-grosso-Typ", be merkte Martinü Ende September 1945 in seinen Memoiren und fuhr fort: „Man wird in den meisten Lehr büchern nur eine oberflächliche Be schreibung dieser Form finden, beziehungweise nur die Tatsache, daß Solo und Orchester in ihr mit einander abwechseln. In Wirklich keit gibt es dafür einen tieferen Grund. Die ganze Struktur dieser Form weist auf eine völlig abwei chende Konzeption, ein unter schiedliches Herangehen an dieses Problem hin. Wenn die Sinfonie die Einführung von emotionalen Elemen ten zuläßt, ja fordert, oft in sehr ver schiedener Gestalt und Äußerung, wenn darin dynamische Kulmination und Katharsis notwendig sind, wenn man hier die Themen auf Kosten der organischen Ordnung zu schier un geheuren Dimensionen ausdehnen kann, so erfordert das Concerto grosso ein striktes Festhalten am Plan, verlangt ein Einschränken und Ausgleichen der emotionalen Ele mente, von Klangvolumen und Dyna mik, einen gänzlich unterschiedli chen, strengen Aufbau der themati schen Anordnung - kurz, es ist eine ganz andere Welt." Anfang der 30er Jahre betrat Martinü in Paris diesen Weg: mit den 1930 als Concerto grosso kon zipierten Cellokonzert, dem im glei chen Jahr die gänzlich anders gear tete Serenade für Kammerorchester folgte. Weniger Bach und Händel als vielmehr deren italienische Vor gänger, insbesondere Corelli, wa ren es, deren freie Polyphonie Mar tinü interessierte, was im „Streich quartett mit Orchester" (1931) hör- und sichtbare Gestalt annahm. Zum gleichen Kompositionstyp kehrte der Komponist auch 1933 mit sei nem Concertino für Klaviertrio und Streichorchester zurück. In der Zeit, als Martinü sich mit der Concerto-grosso-Form auseinan dersetzte, beschäftigte ihn auch die Idee eines Werkes für zwei Orchester, also ebenfalls eine kon zertante Komposition, in der zwei musikalische Ensembles miteinan der wetteifern sollten. Er wollte Sergej Kussewitzky ein neues Werk widmen und entschied sich für eine konzertante Sinfonie mit zwei Orchestern. Die im Frühjahr 1932 entstandene Sinfonia con- certante blieb aber in seinem Schreibtisch liegen und wurde erst 1954 vom Schott-Verlag veröffent licht und 1955 in Basel uraufge führt. Sie ist der Vorläufer von Martinüs gewaltigstem, sinfoni schem Werk, dem Doppelkonzert für zwei Streichorchester, Klavier und Pauken von 1938, und den beiden anderen im gleichen Jahr geschaffenen Stücken, dem „Concer to grosso" und den „Tre Ricercari",