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Die Dresdner Philharmonie widmet ihre dies jährigen Zyklus- Konzerte Beethoven und Bartök Spieldauer: ca. 14 Minuten Bei „Fidelio"- Aufführungen erklingt heutzutage die 1814 entstandene vierte Ouvertüre Dem 225. Geburtstag Ludwig van Beethovens am 16. Dezember 1995 und der 50. Wiederkehr des Todestages des ungarischen Mei sters Bela Bartök, einer der heraus ragenden Persönlichkeiten der Musik des 20. Jahrhunderts, am 26. September 1995 sind die Zyklus-Konzerte der Jubiläums spielzeit 1995/96 der Dresdner Philharmonie gewidmet. Zum Auf takt der Konzertreihe erklingt die zweite der drei „Leonoren"-Ouver- türen Beethovens, deren Chrono logie insofern unklar ist, als nicht feststeht, wann die erste komponiert wurde. Die Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 C-Dur op. 72 a, die formal avan- cierteste unter seinen Ouvertüren, wurde bei der Uraufführung der Erstfassung der Oper „Fidelio", die damals noch „Leonore" hieß, am 20. November 1 805 in Wien ge spielt. Im Zuge der Umarbeitungen zur zweiten Fassung der Oper 1 806 unterzog der Komponist auch die Ouvertüre einer Bearbeitung, deren Ergebnis die dritte „Leono- ren"-Ouvertüre war. Für die dritte Fassung der Oper, die den endgül tigen Titel „Fidelio" erhielt, schrieb Beethoven schließlich 1814 eine vierte Ouvertüre, jene, die heute bei „Fidelio"-Aufführungen gespielt wird, die - neutral wie eine Ouver türe Rossinis - mit der Oper in kei nerlei unmittelbarem Zusammen hang steht, während die Leonoren- Ouvertüren sämtlich Bezug auf die Handlung nehmen. Die Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 „ist wesentlich schwerer, gehaltvoller, großartiger als die erste", stellte Karl Schönewolf fest. „Verglichen mit der noch glänzenderen, meist gespielten dritten Leonoren-Ouver türe wirkt sie zwar weniger ausge feilt, aber auch fast noch wuchti ger und urtümlicher als diese. Schon sehr ähnlich wie dort wird der Ideengehalt der Oper in sinfo nischer Gestaltung dargestellt: Kerkerszene, Leonores Heldentum, das Trompetensignal (mit dem die Ankunft des Ministers und damit die Rettung Florestans und Leonores an gedeutet wird), der Jubel der Be freiten und die Siegessinfonie. Das Thema der Florestan-Vision 'In des Lebens Frühlingstagen' bestimmt die Adagio-Einleitung..., 'Namenlose Freude' durchströmt schließlich den Schlußteil der Ouvertüre. Er gipfelt in einem triumphalen Geschwind marsch der Hörner und Holzbläser, der echt Beethovenisch von enthu siastischem Schwung und feurigem Rhythmus der französischen Revo lutionsmusik durchglüht ist". Der mit dem Trompetensignal be zeichnete Umschlag der Handlung erlaubte dramaturgisch keine Repri se dessen, was voranging. In der zweiten Leonoren-Ouvertüre ver zichtete Beethoven deshalb auf die Reprise und ließ der Durchführung, gegen deren Ende das Signal erklingt, nur noch eine ausgedehn te Coda folgen, die die Rettung feiert.