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Redaction, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. 1886. Freitag, den 9 Juli 156 B. 1. Or. von Woydt, B. Erdm. Oeffentliche Sitzung des Ztadtgemeinderathes in Aue. Freitag, den 9. Juli 1886 Nachmittags 6 Uhr in der Aula der Bürgerschule. Die Tagesordnung wird durch Anschlag in der Hausflur der Bürgerschule be- kannt gegeben. role „Abwarten" entschieden. Um die russisch-französische Königl. Amtsgericht Müller. Tagesgeschichte. Deutschland. Während in Europa die parlamentslose Zeit beginnt, scheint die Diplomatie allgemein einen thatenreichen Sommer feldzug zu planen. Obenan steht in dieser Beziehung die Thatsache, daß Fürst Bismarck, der zur Zeit in Kissingen weilt, mit dem deutschen Kaiser in Gastein eintreffen wird. Diese Nachkur des Kanzlers hat jedenfalls noch andere Zwecke, als die Erprobung der Heilkraft der Quellen des WtldbadeS, da auch der österreichische Kaiser und wahr scheinlich mit ihm Graf Kalnoky daselbst sich einfinden wer den. In mysteriöses Dunkel gehüllt bleiben inzwischen die Dienstpflichtige Feuerwehr, 3. Spritzenzug, Piouierzug und Wachmannschaft Section 2 Sonntag, den 11. Juli d. I. früh halb 7 Uhr u e b u n g. WildWsels, am 7. Juli 1886 Liebold, Branddirector. Annäherung wird es so lange schlecht stehen, als die Re publik sich auf der schiefen Ebene des Radikalismus bewegt. Der General Boulanger, welcher vor Kurzem noch der gute Freund des Herzogs von Aumale und ein eifriger Kirch gänger war, hat mit seinem Versuche, das Vertrauen der Republikaner zu erringen, wenig Glück gehabt; sein Ehr geiz war größer, als seine politische Klugheit. Seine Spe- culation, im Jacobinermantel die Stufen der Präsidentschaft empor zu steigen, scheint völlig FiaSco gemacht zu haben, zumal sein Rückzug die öffentliche Achtung, welche bei den Franzosen leicht der Energie gezollt wird, nicht gerade er höht. Mit den Ausweisungen der Prinzen ist die franzö- fische Diplomatie unzufrieden; das Ministerium Freycinet hat sich znm großen Theile die Gunst der conservativ-mo- narchischen Höfe verscherzt, besonders auch die russischen Sympathien. Wie verlautet, reichten sowohl der Geschäfts träger der französischen Botschaft zu St. Petersburg, Bot- schastsrath Ternaux-CompanS, wie desgleichen der zweite Seeretär, Graf de Voize, bet Herrn Freycinet ihre Demis sion ein. Es liegt die Vermuthung nahe, daß in der durch die brüske Abberufung des sehr beliebten Botschafters, des Generals Appert, bereits nichts weniger wie angenehm ver änderten Stellung der Vertreter Frankreichs am russischen Hofe, welche dann durch die neuesten, hier ungemein pein- i lich berührenden Pariser Vorgänge einen abermaligen Stoß erhielt, der Grund dieses Rücktrittes zu suchen ist. > Altenburg, 6. Juli. Der im März dss. IS. unter ! später festgestellter Mitnahme von ungefähr 52,000 Mk. i flüchtig gewordene und im Mai in Brünn festgenommene i frühere Prokurist und stellvertretender Direktor der „Allge- < «einen Deutschen Kreditanstalt' (Filiale Altenburg), Lurt Friedrich Lingke, wurde heute nach vierstündiger Verhandlung im hiesigen Landgericht wegen Urkundenfälschung in eine " ängntßstrafe von 10 Jahren und in Ehrverlust von - , verurtheilt. In der Anklageschrift wurde Lingke Betrugs in fünf Fällen beschuldigt, auf Grund der Bekanntmachung. Nachdem Herr Victor Pitschel, Schützenhauswirth hier, von uns zum stellvertre tenden Stadt- und Sparkassenkasfirer ernannt m.d in Pflicht genommen worden ist, wird Solches zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Hartenstein, am 7. Juli 1886. Der Stadtgemeinderath. Berger. Dienstag, den 13. Juli lauf. Jahres, Nachmittags 2 Uhr, gelangen im Kickel'schen Gasthofe in Bernsbach verschiedene Pfand- stücke, darunter: 2 Reisekoffer, 1 Wanduhr, 1 Speiseschrauk, 1 Tisch, 5 Stühle, Kleidungsstücke, 1 Spiegel, 1 Reisekorb u. s. w. meistbietend gegen sofortige Baarzah lung zur Versteigerung. Schwarzenberg, am 7. Juli 1886. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Roth. Vertheidigungsrede aber später freigesprochen. Unter schlagungen hatte er sich in mindestens 24 Fällen zu Schulden kommen lasten und die Gesammtsumme derselben ! bezifferte sich auf 382,468 M. Diesen hohen Betrag hat Lingke an der Börse verloren, zum Theil in anderer Weise ' durchgebracht. Aus dem Hauptbuchs, auf besten einem Blatte die etngelieferten Depositen der Schwester Lingke'S verzeichnet waren, hatte der Angeklagte dies eine Blatt herauSgeriffen und die Seitenzahl durch Radiren geändert, um auf diese Weise die Revisoren zu täuschen. Aus eine« Depositum hatte er allein 181,000 Mk. entnommen und die Gelder feiner verwittweten Schwester ebenfalls für sich -» verbraucht. Oesterreich. Wien, 6. Juli. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Cettinje: Die in Mojkovac eingeschloffenen Türken er gaben sich am 4. d. M., nachdem sie einen mißlungenen Ausfall gemacht hatten, und gaben die beiden gefangenen Kapitäne heraus. Am 4. Juli schlug in Prag während des Gottes dienstes in der Geistktrche der Blitz in die Kirche ein, als der Pfarrer zu predigen begann. Derselbe war in eine Flamme gehüllt, die ihn jedoch nicht verletzte. Nur am Havptaltar wurde ein Bild herabgeriffen und ei« silberner Leuchter abgeschmolzen und in der Sacrtstet ein Bret abge- gertffen. In der Kirche waren etwa hundert Personen anwesend, welche sich alsbald beruhigten, nachdem der Pfarrer die Predigt wieder aufnahm. Zwei Frauen wurden ohn mächtig weggetragen. — Auf den Wolschauer Friedhöfen entstand während des Gewitters ein entsetzltcher Wirrwarr; ein siebenjähriger Knabe wird vermißt. Euglaud Eine Vorstellung von der Erregung des Wahlkampfes in England mag da- von Algernon Swinburne in der . „Times" veröffentlichte „Lied für die Unionisten" geben, welches den „Bruderkuß zwischen dem Schwätzer Gladstone und dem Mörder Parnell" brandmarkt. „Seht" — so 2 Z 1. Jede in Schneeberg Wohnung nehmende Person, mit Ausnahme der aktive Mtlitärpersonen, ist verpflichtet, binnen 8 Tagen vom erfolgten Anzüge 1 ., ihre Wohnung und, dafern sie nicht selbstständig ist, binnen 3 Tagen, 2 ., das Verhältniß, in welchem sie hier lebt (ob al- Commis, Sewerbe- gehilfe, Arbeiter, Schüler, Lehrling, Dienstbote u. s. w.), an PolizeiexpeditionS- flelle zu melden und über ihre OrtSangehörigkeit, ihr Militär-Berhältniß, sowie darüber sich avszuweisen, daß nicht gegen sie ein AuSweisungSgrund nach 8 3 des FreizügigkeitSgesetzes voritegt. 8 2. Familienglieder, welche sich durch eigne Thätigkeit nähren, unterliege», wenn sie 18 Jahre alt sind, derselben Anmeldepflicht. 8 3. Die erfolgte Anmeldung wird bescheinigt durch Ausstellung eines Wohnung-- und CondttionSanmeldescheins resp. durch Eintrag in das Gesindezeugnißbuch. — ES ist für letzteren, sowie für jeden Anmeldeschein eine Gebühr von 25 Pf. zu entrichten, von welcher nur Schüler und Lehrlinge befreit sind. tz 4. Jede Veränderung 1) der Wohnung, 2) des Erwerbs-, ArbeitS- oder Dienstverhältnisses (tz 1) der 1 und 2 bezeichneten Personen ist ebenfalls binnen der tz 1 gesetzten Fristen an PolizeiexpeditionSstelle anzuzeigeu, wogegen uä 1 ei» mit 25 Pf. zu bezahlender Anmeldeschein ausgestellt wird; während sä 2 eine Umschreibung auf dem beizubringenden Anmeldeschein gegen 25 Pf. Gebühr und der Eintrag in das Gesindr- Mgnißöuck nach tz 14 dec Verordnung vom 10. Januar 1835 erfolgt. tz 5. Die Anmeldescheine und Gefindezeugntßbücher sind binnen 24 Stunden nach der Ausstellung oder Umschreibung oder der'. Einträge den Hausbesitzern oder deren Vertretern, den Principalen, Arbeitsgebern, Dienstherrschaften zu übergeben, von denen ie aufzubewahren sind bis nach Lösung des KontcaktverhältnisseS. 8 6. Die 8 5 genannten Personen find dafür verantwortlich, datz die Anmeldung beziehend»«- Abmeldung rechtzeitig erfolgt. 8 7. Wenn sie am 9. Tage nach erfolgtem Einzüge, ArbeitS- oder Dienstantritt oder Beginn des Kontraktverhältnisses überhaupt noch nicht im Besitze der Anmeldescheine oder Gefindezeugnißbücher gekommen find, so haben sie, nm sich gegen die 8 9 geordnete Strafe zu schützen, Anzeige davon an Polizriexpedilionsstelle zu machen. tz 8. Binnen 3 Tagen nach Lösung ves Kontraktverhältniffes haben sie dies an PolizeiexpeditionSstelle anzuzeigeu. tz 9. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieses Regulativs werden mit Geldstrafe von 1 M. bis zu 15 M., im Zahlungsunoermögensfall mit entsprechender Haststrafe geahndet.— angeblichen Besuche des Herrn von Sters bei unserem Reichs kanzler, die nach einer Version bereits stattgefunden haben sollen, nach einer anderen aber bis nach den Gastetner Be sprechungen vertagt seien. Würde der Leiter der russischen auswärtigen Politik nachträglich noch in Kisstngen oder später in Gastein eintreffen, so würden damit jene zahl reichen auswärtigen Stimmen zum Schweigen gebracht wer den können, welche sich darin gefalle«, daß Dreikaiserbündniß als nahezu völlig gesprengt zu schildern und von einer Ver stimmung zwischen Oesterreich und Rußland zu melden, wel- che bezüglich der Balkanfrage und des Schicksals der euro päischen Türkei au-gebrochen sei und sich von Tag zu Tag verschärfe. ES mag ja sein, daß die steigende Agitation der allrussischen und panslavisttschen Elemente dem Czar Alexander III. seine Absicht, den Frieden zu erhalten, sehr erschwert, indessen dürste kaum darauf zu rechnen sein, daß eine russische Action schon in diesem Jahre vor sich geht. Die russische Diplomatie hält vorläufig im Verein mit dem Ezaren der russischen Kriegspartei die Waage; sie pflegt den Baum nicht eher zu schütteln, als bi- die Früchte reif find. Sowohl an der indisch-englischen, wie an der russisch- Gefängnis türkischen Grenze hat man sich in Petersburg zum großen 5 Jahren Aerger der in Moskau tagenden „Patrioten" für die Pa-s auch des LGrzgek.^Mssreund.S Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden in Aue, Grünhatn, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Nenstädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Bekanntmachung. Nachdem Herr Fabrikant Hermann Tautenha«, hier, von uns zum stellvertreten den Branddirector für den Stadt- und Gutsbezirk Hartenstein gewählt woiden ist, wird Solches zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Hartenstein, em 7. Juli 1886. Der Stadtgemeinderath. Berger. Zur Nachachtung bringen wir nachstehend das Regulativ, das Einwohner- und Fremdenwesen für hiesige Stadt betr., in Erinnerung. Schneeberg, den 3. Juli 1886. Auf Folium 97 des Handelsregister- für die Stadt Schneeberg ist heute verlaut bart worden, daß die daselbst eingetragene Firma richtig „A«g. Gommer" und nicht August Gommer lautet, und daß die Kaufleute Carl Gustav August Sommer und Fried rich August Sommer in Schneeberg Mitinhaber der genannten Firma geworden find. Schneeberg, am 6. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. Müller. B. Auf dem die Firma C. M. Gärtner in Schneeberg betreffenden Folium 85 des Handelsregisters für Schneeberg, sowie «uk dem die Firma E. M. Gärtner in Aue, Zweigniederlassung der vorgenannten Firma, betreffenden Folium 179 des Handelsregisters für Nenstädtel, Aue und die Amtsdörfer ist heute verlautbart worden, daß a Ernst Franz Reinhard Gärtner in Aue und d. Panl Alfred Gärtner in Schwarzenberg Prokuristen genannter Firmen sind. Schneeberg, am 8. Juli 1886.