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Erzgebirgischer Volksfreund : 01.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-188607011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18860701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18860701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 635 als Seite 631 gezählt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-01
-
Monat
1886-07
-
Jahr
1886
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 01.07.1886
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bäudekvm, nur das l Weber ost Settengeb, ivahrt wu fabnkatior Beide Eta Weber wt Wilde), I kehungsur Feuer fan! Theerpapp des Dachei Aus freundlich, und unter tag an u Lie solche weisen ist. ten wir so spiel, Schi sehen. LS v ftatt der u jackets, die Kleiderschr« werden mr V Löß Tage und grüßt uns. Sauturnfes wetteifern sich, Euch gestalten. ; zusetzen. S Zucht, Ort edle Turns zu Schänd wird abem I und unsere Bode» verl zeigt, das I das wir de Kommt liel einem Stüc kein so her: wärmer sch! I die Gastfrei I sen. So a I und Umgeg I herzlich ein^ I Wegs, ist Gottes schöi I unserm Her, leg.nes Sch ladungsgruf Grün Maien, las klang es hi« I der Schwarz I sein diesjähi Hunderte vi I kommemn H zu bereiten, eilen und di ner hätte di können I I Festversamm 3 Uhr die i rend vom ! lutherischen unser Gott- Weisen zum ! Bersammlunz tenden Gotti Liedern: „E uns den 6 verlassen, v und zu preis herrlichen H des Ewigen vom hiesigen ^voller Andaö durch diesen ' noch wett m« H digt des Her derselben bat ' Kapitel 1, V „Gelobet sei der uns gese ltschen Güter Wortes laut Gustav-Adots -u b34 1en Nutzen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie schwer es hält, oberflächlich ausgebildeten Leuten, z. B. Beamten, gründliche Schulung beizubrtngen. Schweiz. Zürich, 25. Juni. Hier hat sich ein AktionSkomitL gebildet, um durch eine Sympathieadresse dem Stellvertreter der Justiz- und Polizeidirektion und den Polizetorganen den Dank des Züricher Volkes für ihr muthvolles Auftreten in der Angelegenheit des Schlosserstrikes auszudrücken. Dis Adresse hat, der „N. Z. Zt." zufolge, folgenden Wortlaut: „An die hohe Regierung des Kantons Zürich. Herr Präsident, hochgeachtete Herren Regierungsräthe. Unsere Hauptstadt war während der letzten Wochen der Schauplatz öffentlicher Unruhen. Tas Recht der unge hinderten Arbeit, die persönliche Freiheit und die öffentliche Ordnung wurden dabei vielfach und schwer verletzt. Nicht genug an dem: Die vollberechtigten Maßnahmen der kanto nalen und städtischen Polizeibehörden und ihrer Organe sanden in wiederholten Kundgebungen und in den bekannten oeren Kirchs sich der Staatsgewalt beugen mag und in wirthschaftiichen Fragen gestattet sie dem einzelnen eine ge wisse Freiheit (Freihandel ober Schutzzoll). Auf dem Ge biete der sozialen Frage sucht sie dis freilich nie ausrotl- bacen Gegensätze zu mildern unv bekämpft die revolutionäre Ideen der Sozialdemokraten. In dec Frage der Besteuerung wünscht die nationalliberale Partei das Reich auf eigene Füße gestellt zu sehen, wozu die Ibis jetzt noch wenig ausgebil deten indirekten Steuern beizutragen vermögen, ^wetst aber jedes Monopol entschieden zurück. Mit dem Wunsche, daß die nationalltberalr Partei, welche in her letzten Wahl be deutend mehr Stimmen als früher erhielt, immer mehr erstarken möge, schloß Redner seine sehr beifällig und viel fach von lebhafter Zustimmung unterbrochene Rede. Da rauf betrat Herr Generaldirektor Vr. Jerusalem die Reh- nerbühne und knüpfte an die 1b Friedensjahre, die wir unter Bismarcks Politik durchlebt, an, ging sodann auf die soziale Frage und die Machtstellung Deutschlands unter den Völkern über, ergänzte hie da, wasser Vorredner nur ge streift und sprach den Wunsch aus, daß die drei Stützen Deutschlands, Kaiser, Reichstag und Verfassung noch recht lange ausdauern mögen. Mit einem Hoch auf Kaiser und Reich schloß Herr vr. Gensel die Vorträge. Hieran schloß sich eine engere Versammlung, an welcher nur die Mitglieder oeS Vereins theilnahmen un in welcher ferne Angelegen heiten der Partei verhandelt wurden; ein gemeinsames Mit tagsmahl in spät vorgerückter Stunde bildete den Beschluß. Zwickau, den 29. Juni. Am 29. Juni 1846 trat Herr Kanzleisekretär Anger bei der Kanzlet der vormaligen Königlichen Kreisdirektion allhier ein, von welch' lAerer derselbe bei der Reorganisation der Behörden im Jahre 1874 mit zur Kgl. KretShauptmannschaft überging. Derselbe vollendet sonach heute eine 40jähr. Dienstzeit und hat hier von das Kanzletpersonal Veranlassung genommen, den Jubi lar durch einige Geschenke zu erfreuen. Möge derselbe noch viele Jahre in seiner Rüstigkeit dem Dienste seine Kräfte widmen können. Annaberg. Eine Feuersbrunst, wie wir ste Gottlob seit Langem nicht so heftig und vernichtend m den Mauern unserer Stadt gesehen, hat am Montag früh zwei größere Etablissement» der hiesigen Industrie dahingerafft. In der Posamentenfabrik de- Herrn Herm. Weber am Böhmischen Thor war um Mitternacht Feuer ausgebrochen. Mit rasender Gewalt vertheilte sich oas in der Mitte (einem SrbeitSsaal) des langgestreckten Etablissement- aus- gebrochene Feuer nach beiden Seiten, zugleich da- Hinter gebäude anzehrend, um schon nach einer Stunde den Ge« <l»ö Lachsen. Dresden, 28. Juni. Die ,Dr. Nachr." melden: Unmittelbar vor Schluß des Blattes geht un- die erschüt ternd« Nachricht zu, daß die königlich sächs. Hofschausptelerie Frl. Pauline Ulrich gestern in Bad Sylt, vom Schlag, getroffen, gestorben -ist. Die deutsche Schauspielkunst verliert in ihr eine ihrer bedeutendsten Vertreterinnen Unser köntgl. Kunstinstitut erleidet dadurch einen unersetzli chen Verlust, wie es ihn seit dem Tode von Emil Devrient und Friedrich Dettmer nicht erfahren hat. Die Nachricht von dem Tode dieser Künstlerin wird nicht nur die weite sten Kunstkreise, sondern alle Diejenigen, denen es hier ver gönnt gewesen ist, unsere Ulrich in ihrer Künstlerschaft zu bewundern,' in aufrichtige Trauer versetzen. „Kurz ist der Schmerz, und ewig ist die Freude!" waren die letzten Wor te, welche auf der Bühne von ihren Lippen geflossen sind. Es ist dies bekanntlich der Vers, welchen die Jungfrau von Orleans spricht, indem sie verscheidet. Leipzig, 27. Juni. Aus einer Polemik zwischen dem Obermeister der Bäckerinnung und den Bäckergesellen geht hervor, daß die Statuten der Bäckerinnung vorschreiben, es dürfte jeder Jnnungsmeister höchstens drei Lehrlinge halten, und daß bei Neueinschreibung°n diese Bestimmung streng stens innegehalten wird. kommen des Untauglichen ist vorgesehen. Weiter wird, un serem Systeme der DlenfialterSznlagen entsprechend, das Eingehen von Tapttulationen müt gedienten Unteroffizieren auf zwei Jahre gegen 100 Franc- Prämie in Aussicht ge stellt. Den Studenten der Mediein wird die Ausbildung mit der Waffe erspart, dieselben treten als HilfSärzte ein. Die dreijährige aetive Dienstzeit wird überdem durch grö ßere Beurlaubungen zur Disposition de- Truppentheils ab gekürzt, welche Trsparniß halber in der Zeit zwischen der am 1. Oktober erfolgenden Rekruteneinstellung und dem darauffolgenden 1, April für die sich im S. Dienstjahre be findenden Mannschaften eintreten. Der Disposition-Urlaub wird, entgegen dem deutschen Systeme, wonach gute Füh rung und erlangte gründliche Ausbildung maßgebend ist, nach dem Loose gewährt. Auch hierin kommt der demokra- ttfirende Zug »um Ausdruck. Endlich können nach abge leisteter zweijähriger Dienstzeit alle die Mannschaften beur laubt werden, die ein Certificat ihrer Heimathsbehörde be sitzen, welche- bestätigt, daß die Betreffenden vom 17. bis zum 20. Lebensjahre militärische Jnflructionsstunden ge nossen und an den monatlichen kantonalen Uebungen Theil genommen haben. MU allen diesen Bestimmungen steuert die französische Armee dem Milizsysteme entgegen, dw gedie gene Schulung der Mannschaften muß unbedingt darunter leiden. Die unter Leitung der Ortsbehörden erfolgende militärische Vorbildung gewährt nur einen sehr zwelfelhaf- lich beeinträchtigt wurde. Voran ritten in altdeutsche« Kostüm 2 Herolde mit den Standarten rechts „Gott Grüß : die Kunst. 1440" links „Unterstützungsverein deutscher - Buchdrucker 1886." In dem Zuge selbst, welchen »wei ! Mufikchöre begleiteten, gingen 20 Festjungfrauen mit blau und gelben, sowie weiß und grüne» Schärpen. Dicht hinter : dem Banner schritten ebenfalls in altdeutsche Kostüme gekleidet > Guttenberg, Fust und Schösser mit je einem alten Buche in der Hand, al-dann noch vier ebenfalls altdeutsch ge kleidete Setzer, von denen der ein« ein großes Tenakel mit den Worten trug: „Wenig Farbe, gut gezogen, geben einen guten Bogen", der andere einen große» silbernen Winkelhaken, der dritte die früher gebräuchlichen Auftrage ballen und der vierte eine große alte in Schweinsleder ge bundene Bibel. Auf dem mii 2 Pferden bespannten Fest wagen, welcher sehr reich mit Blumm und Fresco-Semälven geschmückt war, befanden sich Schriftkästen und zwei thätige Jünger Gutenbergs, sowie eine Handpresse, worauf von den ebenfalls wie die Setzer altdeutsch gekleidet en Druckern wäh rend des Umzuges ein Ueberblick über die Buchdruckerver- hältnifle der Stadt Chemnitz gedruckt und von Gnomen in unzähligen Mengen unter da- Publikum geworfen wurden. Außer einer großen Anzahl Buchdrucker von auswärts hatten sich noch Ehrengäste, Buchdruckerlehrlinge, Lithographen und Steindrucker, sowie der Gesangverein „Lyra" mit Fahne dem Zuge angeschloffen. Der Nachmittag brachte ein Eon- cert mit Kinderbelustigung, dem sich am Abende ein Com mers mit Abendunterhaltung onschloß. Zur Aufführung gelangte hierbei ein Festspiel eines Buchdruckers Robert Ehr hardt. Dasselbe, „Gutenberg" betitelt, fand sehr freund liche Aufnahme und reichen Beifall. Musikvorträge, Com- merslieder, da- Borlesen eingegangener zahlreicher Depeschen von auswärts und eine große Zahl von Toasten wechselten in bunter Reihenfolge ab und hielten die Festtheilnehmer noch lange nach Mitternacht fröhlich beisammen. Meerane, 27. Juni. Der „Nationalliberale Verein für das Königreich Sachsen" hielt am Sonntag Vormittag seine diesjährige Generalversammlung in Meerane ab. Es hatten sich zu diesem Zweck nicht allein viele Gesinnungs genossen aus dem Orte selbst sonder» auch von auswärts im dortigen Gasthof zum Kaiserhof eingestellt, um die Vor träge de- Herrn Prof. ür. Meyer-Jena über „Die Ziele und Aufgaben, welche sich die nationalliberale Partei stellt" und ein: zweite Rede des Herrn vr. Jerusalem-Berlin an- zuhören. Herr HanbelSkammersekretär Dr. Gensel.Leipzig, Vorsitzender des Vereins, begrüßte die ansehnliche Versamm lung und dis Herrn Redner, worauf Herr Schuloirektor Rother-Meerane im Namen der dortigen Parteigenossen und der Stadt die Anwesenden bewillko nmnste. Herr Prof. Meyer schickte seiner Rede voraus, daß er es gern über nommen habe, in Meerane zu iprechrn und gedachte pietät voll des verstorbenen RetchStagsabgeorünelen Stephani. Sils Fürst Bismarck in die politische Arena getreten, das deutsche Reich gegründet war, da mußte die nationalliberale Partei Stellung nehmen. Ste ist keine Bismarck-Partei saus xlaruss, sie hat dem Reichskanzler gegenüber ihrs» Standpunkt mit Energie und Erfolg vertreten. Sie unter stützt ihn in der auswärtigen Politik, denn er hat bereits 15 Jahre lang den Frieden erhalten und Freundschafts bündnisse, wie mit Oesterreich geschloffen. Sie unterstützt ihn ferner in dec Kolonialpolitik, deren volkswirthschaftliche Bortheile wir erst in 20, 30 Jahren grnießsn werden, in der GermaMrung Polens, die allerdings nicht ohne Schuld dec Regierung zurückgezanzen ist, diese Politik fordert aber auch ein gutes Heer, dessen Präsenzstärke lieber alle 7 Jahre festgesiellt werden mag, damit ste niht etwa Gegenstand der Wahl werde. Sie foroert die Volksvertretung im Parlament, die Freiheit dec Wahlen uno Vas geheime Stimmrecht. Nie schließt sie Wahlbündnisse mit der ultcamontan n Partei, Protestversammlungen den heftigsten, ja thätltchen Wider spruch, der sich sogar zu einer Anklage auf Verfassungsbruch »erstieg. Gegenüber solcher Verkehrung aller RechLsbegriffe halten eL die Unterzeichneten für ihre Bürgerpflicht, ihre volle Zustimmung zu den von dem Stellvertreter der Justiz- und Polizeidireltion und ihren Organen getroffenen Maß nahmen zu erklären. Gleichzeitig drücken sie den Wunsch aus, daß Sie, Herr Präsident, hochgeachtete Herren, mit aller Energie auch in Zukunft Ruhe und Ordnung aufrecht erhalte», die persönliche Freiheit schützen und Ausschreitungen, welche dem Kantm Zürich zur Unehre gereichen und die Republik schänden, zur Ahndung und Strafe bringen." Belgien. Aus Brüssel, 25. Juni, wird der „Allgemeinen Zeitung" gemeldet: „Die Ankunft des Prinzen Victor Napoleon in der belgischen Hauptstadt, die er zum Exil gewählt hat, ist natürlich das Ereigniß des Tages. Der Prinz langte hier Mittwoch um Mitternacht an, nachdem er an der belgischen Grenze von einem hohen Functionair Namens der Regierung begrüßt worden war. (?) Als der Zug in die Halle einfuhr und der Prinz dem Salonwagen, welchen ihm die französische Compagnie du Nord zur Ver fügung gestellt, entstieg, wurde er von dem zahlreichen Publikum — es hatten sich mehr als tausend Personen eingefunden — in sehr sympathischer Weise begrüßt. In Begleitung Les Prinzen befanden sich viele borapartistische Notadilitätsn, darunter Marquis de 'a Valette, der Erzieher und Freund Sr. kais. Hoheit, Graf Fleury, der Herzog von Padua, Baron Haußmann, die Abgeordneten Levert und JolibotS. Die bonapartistischen Abgeordneten und Se natoren find bereits nach Pari- zurückgereist, nur die Gra fen de la Palette und Fleury werden in der Umgebung de-Prinzen bleiben. Vorläufig hat der Prinz sein Ab steigequartier im Hotel Belle-Bue genommen, sein Inten dant beschäftigt sich jedoch mit der Adaptirung eines Hotels, da der Prätendent die ganze Zeit seines Exils in Brüssel zuzubringen gedenkt. Im Lause des Sommers wird Prinz Victor Napoleon einige Reisen machen und zunächst die Kaiserin Eugenie in Chiselhurst und seine Mutter, die Prin zessin Clotilde, in Moncalieri besuchen. WaS nun die polt tische Stellung des Prätendenten auf belgischem Boden be trifft, so glaube ich folgende Mitthetlungen verbürge» zu können. Der Prinz wird zwar die engste Verbindung mit seinen Anhängern in Frankreich pflegen; er wird jedoch auf belgischem Boden keinen Prätendenten-Act unternehmen und namentlich kein Manifest erlassen. Er will in Belgien lediglich die Ereignisse in Frankreich abwarten, und sobald dieselben eine monarchische Restauration in Aussicht stellen werden, ist der Prinz gesonnen, wie er sagt, „die Tradi tionen des napoleonischen Namens hochzuhalten". Im All gemeinen glaubt Prinz Victor Napoleon nicht an eine Wiederherstellung der monarchischen Regierungsform auf parlamentarischem Wege, weil die Mehrzahl der Wähler nach seiner Ansicht immer mit der jeweiligen Regierung stimme. Allein der immer mehr zur Herrschaft gelangende RadicaliSmuS werde schließlich ein der Anarchie verwandtes Regime schaffen, die Bourgeoisie werde wieder nach Ord nung rufen und dann werde die Zett für die Wiederher stellung des KaiserthumS gekommen sein. Mit diesen Ge danken hat Prtnz Victor Napoleon den belgischen Boden betreten, und die äußere Erscheinung des Prätendenten, welche eine auffallende Aehnlichkett mit dem ersten Napo leon, abgeschwächt durch einige Züge seine- Großvaters Victor Emanuel, ausweist, spricht dasür, daß eS dem Prin zen in der Stunde der Entscheidung weder an Muth und Entschlossenheit, noch an Rücksichtslosigkeit fehlen wird. anarchistischen Partei. Eine Versammlung, welche am vorigen Freitag die Steinsetzer von Leipzig und Umgegend im Saale der Tonhalle in Leipzig abhielten, ist insofern von Interesse, als man sich in derselben ganz entschieden gegen die Ein führung des NormalarbeitStager erklärte. Es wurde näm lich der 8 4 des vorgelegten Statutenrntwurfes. „Ein NormalarbeitStaz ist nicht einzuführen" angenommen. Ja den Verhandlungen über diesen Paragraphen wurde insbe sondere darauf hinzewiesen, daß man in Berücksichtigung der arbeitslosen Zeit im Winter die Zeit, wo es genügende Arbeit gäbe, nach Kräften ausnützen müsse. Riesa, 28. Juni. Seit dem letzten Sonnabend werden die Gemüther der hiesigen Bürgerschaft von folgen dem Vorkommniß heftig bewegt: Der Stadtsteuereinnehmer Pilz, der seit nun 10 Jahren hier angestellt ist, hat wegen bedeutender Kaflendekektr verhaftet werden müsse». Der Fehlbetrag vertheilt sich auf verschiedene Kaffen und soll, so viel jetzt erörtert worden ist, gegen 18,000 M. betragen. Die Hälfte davon entfällt auf das Kircheuärar. Wie diese Unterschlagungen, die durch geschickte Fälschungen und falsche Einträge in die Bücher bewirkt worden sind, viels Jahre lang nicht haben gefunden werden können, ist augen blicklich noch nrcht ganz klar. Es scheint, als ob die Fälschungen ungemein schlau ausgeführt worden wären, so daß sie einem ungsübten Revisor wohl entgehen konnten. Doch scheinen auch die Revisionen nicht mit der erforder lichen Sorgfalt ausgeführt worden zu sein. Jedenfalls haben die Revisoren dem RechnungSsührer zu viel Ver trauen entgegengebracht. Die Fälschungen datiren bereits aus dem Jahre 1877, und 1876 ist Pilz hier angestsllt worden. Er hat also damit gleich im ersten Jahre nach seiner Anstellung hier begonnen. Wie weiter bekannt wird, hat Pilz auch viele Eingänge nicht gebucht, sondern die selben in Rest gestellt, diese Reste aber später wieder ge löscht. Wie die Stimmung heute hier ist, wird man sich betreffs der Entschädigungen zunächst an die Revisoren halten, wobei man jedoch erst nachweisen wird müssen, daß dieselben eine Verschuldung trifft. Augenblicklich ist Pilz noch hier in Haft, derselbe soll jedoch nach Dresden abge führt werden. Als heute Nachmittag bekannt wurde, seine Ablieferung solle im Laufe des Nachmittags geschehen, sammelte sich vor dem Amtsgericht eine große Menschen menge an. Dieselbe verlief sich jedoch wieder, als die Ab führung nicht vor sich ging. Chemnitz, 28. Juni. Am gestrigen Tage erfolgte hierselbst im Gasthaus zur Linde die 'Bannerweihe des UnterstützungSveretnS deutscher Buchdrucker, Mitgliedschaft Chemnitz. Dank sehr reicher Spenden von Buchdruckereibe sitzern, von Freunden und Verehrern der Kunst Suttenbergs, sowie Dank dem Ertrage einer unter Mitgliedern de- Ver eins veranstalteten Sammlung ist es möglich geworden, schon nach Verlauf von einigen Monaten ein Banner za schaffen. Dasselbe ist in der Fahnenfabrik von Hietel in Leipzig hergestellt und zeigt in künstlerischer prächtiger Aus stattung auf dec Vorderseite da- Bild des Altmeister- der Buchdruckerkunst nebst den Buchdruckerwappen. Ttadtwappen und sonstigen Emblemen, auf der Rückseite „Unterstützungs verein deutscher Buchdrucker, Mitgliedschaft Chemnitz." Die Weihe de- Banners fiel zusammen mit der Johannisfeter des hiesigen BuchdruckerveretnS und erfolgte im Beisein des Oberbürgermeisters, der Stadtverordneten, einer An zahl Prinzipale und verschiedener: Personen, die mit der Buchdruckerkunst in engerer Berührung stehen, sowie hiesiger und auswärtiger BerufSgenoffen. Nach der Weihe ward das Banner an den Bannerträger feierlich übergeben und durch vier werthvolle, ebenfalls in Seide und goldge stickte Schleifen von den Jungfrauen und auswärtigen Ver einen geschmückt; außerdem wurden noch 10 Fahnennägel, theils von hiesigen Freunden, thetl- von auswärtigen Colle ge» resp. Vereinen gestiftet. Nach 1 Uhr begann al-sana der Festzug durch eine Anzahl von Straßen, der leider durch die Ungunst der Witterung, da sich Regen einstellte, wesent- Leipzig, 28. Juni. Die Sozialdemokraten in Leipzig haben aus Anlaß des Umstandes, daß am 28. Juni d. I. „ v»", der über Leipzig-Stadt und Leipzig-Land verhängte Be- die in einer Kriegsperiode gedrillt wurden, nachträglich eine lagerungSzustand abermals verhängt worden ist, - - - am Sonntag in Leipzig massenhaft ein Flugblatt verbreitet Dasselbe ist überschrieben mit: „An die Wähler des 12. und 13. Wahlkreises" und unterschrieben mit: „Die Sozial demokraten des 12. und 13. Wahlkreises." Es enthält mehrfache Beleidigungen der k. Kreishauptmanuschast und des Polizeiamtes zu Leipzig und läßt sozialistische Be strebungen offen zu Tage treten. Auf Grund des Sozialisten gesetzes ist es am Sonntag von der erstgedachten Behörde verboten worden. In der Nacht vom Sonntag zum Mon tag sind auch an verschiedenen Stellen Leipzigs Gedichte sozialistischen Inhalts verbreitet worden. Es sind sieben Personen, welche in Hast genommen und der k. Staatsan waltschaft zur Bestrafung überliefert worden. Unter den in Haft Genommenen befindet sich auch ein Anhänger der
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