STEINSAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM 3. KAMM Ausführende: Ludwig-van Beethoven 1770-1827 Dienstag, 3. März 1964, 19.30 Uhr ERMUSIKABEND der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie Heinz Butowski, Oboe Gerhard Hauptmann, Oboe Gerd Schneider, Englischhorn Werner Metzner, Klarinette Friedrich Damm, Klarinette Günter Erbstößer, Horn Alfred Brunn, Horn Helmut Radatz, Fagott Alfred Zwerg, Fagott Günter Siering, Violine Günther Schubert, Violine Herbert Schneider, Viola Erhard Hoppe. Violoncello Trio C-Dur, op. 87 für 2 Oboen und Englischhorn Allegro Adagio Menuetto (Allegro molto, Scherzo) Finale-Presto Sextett Es-Dur, op, 71 für 2 Klarinetten, 2 Hörner und 2 Fagotte Adagio - Allegro Adagio Menuetto * Quasi Allegretto Rondo 'Allegro — Pause — Streichquartett F-Dur, op, 18, Nr. 1 Allegro con brio Adagio-Affettuoso ed appassionato Scherzo'Allegro molto Allegro Zur Einführung Für die seltene Besetzung zwei Oboen und Englischhorn schrieb Ludwig van Beethoven außer den Variationen über „Reich mir die Hand mein Leben" aus Mozarts „Don Giovanni" das unser heutiges Konzert eröffnende Trio C-Dur, op. 87. Die Komposition soll etwa im Jahre 1794 entstanden sein, wurde 1806 als op. 29 herausgegeben, jedoch später noch einmal über arbeitet, wodurch sich die hohe Opuszahl erklärt. Es handelt sich um eine liebenswürdige Spielmusik, in der sich der 24jährige Komponist noch der Form- und Ausdrucksmittel Haydns und Mozarts bedient. Dem heiteren Eröffnungssatz (Allegro) schließt sich ein inniges Adagio an. Eine melo dische Wendung des Adagio-Themas erinnert an den Gefangenenchor aus dem „Fidelio". Dem Menuett (Allegro molto, Scherzo) ist ein zartes Trio beigefügt. Einprägsame musikalische Einfälle voll jugendlichem Schwung, phantasievoll verarbeitet, kennzeichnen das Presto-Finale. Wie eine Suite angelegt ist Beethovens Sextett für zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte Es-Dur, op. 71. Es gehört zu einer Reihe von Kam mermusiken mit Bläsern, die der Komponist in seiner Jugend schrieb und die unterhaltsamen höfischen Tafelmusiken des 18. Jahrhunderts noch art verwandt sind. Dem 1796 komponierten Sextett ist ein marschartiges Adagio als Ouvertüre vorangestellt. Leicht und anmutig ist das Eingangsthema des Kopfsatzes (Allegro). Ein reizvolles Fagott-Thema bestimmt den Charakter des langsamen Satzes (Adagio). Ein Hörnermotiv eröffnet das zierliche Menuetto quasi Allegretto. Die Holzbläser setzen das muntere Spiel fort; das Trio bestreiten sie allein. Ein handfestes, marschartiges Rondo (Allegro) steht am Schluß. Beethovens sechs Streichquartette op. 18 sind seine frühesten Schöpfungen in dieser Gattung, die als Schwerpunkt seines kammermusikalischen Schaf fens zu betrachten ist. Das Streichquartett F-Dur, op. 18 Nr. 1 lag in einer Erstfassung im Juni 1799 vor. 1801, kurz vor Vollendung der ganzen Werk gruppe, schrieb Beethoven an Karl Ferdinand Amenda, dem er das F-Dur- Quartett geschenkt hatte: „Dein Quartett gib nur ja nicht weiter, weil ich erst jetzt recht Quartetten zu schreiben weiß, was Du schon sehen wirst. . ." Inzwischen nämlich war eine Neufassung des Werkes entstanden, die der Komponist an den Beginn des Erstdruckes stellte (Die 1922 veröffentlichte Frühfassung des F-Dur-Quartetts erlaubt interessante Vergleiche und gibt einen guten Einblick in Beethovens schöpferische Werkstatt, rang er doch unablässig darum, Aussage und Form seiner Werke zu verbessern). Das heute in seiner Endgestalt erklingende Quartett gehört dank seines Gedan kenreichtums und organischen Aufbaus zu den Gipfelwerken von Beet hovens früher Kammermusik. Das energische, wandlungsfähige Kopfmotiv des Hauptthemas bestimmt im wesentlichen die motivische Arbeit und damit das dramatische musikalische Geschehen des ersten Satzes (Allegro con briö). Demgegenüber gewinnen