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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H YGI E N E - M U S E U M Ostersonntag, 29. März 1964, 19.30 Uhr Ostermontag, 30. März 1964, 19.30 Uhr 11. Außerordenllidies Konzert Dirigent: Dieter-Gerhardt Worin Solistin: Reine Gianoli, Paris Joseph Haydn 1732-1809 Sinfonie Nr. 104 D-Dur Adagio-Allegro Andante Menuetto Allegro spirituoso Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester A-Dur Kl 488 Allegro Andante Presto Pause — Franz Liszt Ungarische Phantasie für Klavier und Orchester Antonin Dvorak Tschechische Suite D-Dur op. 39 Pastorale - Polka - Sousedskä (Minuetto) - Romanze - Furiant ZUR EINFÜHRUNG Joseph Haydns Sinfonie Nr. 104, D-Dur aus dem Jahre 1795 ist das letzte sinfonische Werk des Komponisten. Sie gehört zu der berühmten Reihe seiner zwölf sogenannten „Londoner Sinfonien", die durch die Eng landreisen des Meisters zwischen 1791 und 1795 angeregt und für Londoner Abonnementskonzerte geschrieben wurden. Diese Sinfonien bilden den Abschluß von Haydns sinfonischem Schaffen und stellen in jeder Beziehung auch die Krönung dieses Schaffens dar. Sowohl in der geistigen und see lischen Vertiefung, in der Differenzierung der musikalischen Ausdrucks mittel als auch in der reifen souveränen Könnerschaft, mit der die klassi sche Form hier gemeistert wird, müssen sie als das Höchste gelten, was uns Haydn auf diesem Gebiet hinterlassen hat. In den „Londoner Sinfonien“ hat er, obwohl gerade hier eine tiefe innere Durchdringung mit Einflüssen der Sinfonik Mozarts zu spüren ist, doch seine ganz eigene, endgültige Lösung des klassischen Stils erreicht. Die D-Dur-Sinfonie Nr. 104 beginnt mit einer kurzen, geheimnisvoll ver schleiert verklingenden Adagio-Einleitung. Nach einer Generalpause setzt ein wenig klagend, elegisch das Hauptthema des Allegro ein, dessen moti visches Material den Satz weitgehend trägt. Das zweite Thema, gewinnt dagegen keine Bedeutung für die musikalische Entwicklung der Durchfüh rung und erscheint erst wieder in der Reprise. Trotz aller Ansätze zu kraftvoller Energie bleibt die Grundstimmung stiller Resignation, leiser Wehmut in diesem Eröffnungssatz vorherrschend. Als Variationensatz wurde das Andante angelegt; sein einfaches, liedhaftes Thema ist von größter Innigkeit und Süße. Zwar kommt es in den zwischen die Varia tionen eingeschobenen freien Zwischensätzen zu ungewöhnlich leidenschaft lich-erregten, dramatischen Ausbrüchen, ernsten, tiefempfundenen Episo den, aber immer wieder findet der Komponist schließlich doch zu den ruhi gen, friedvollen Tönen des Hauptthemas zurück. Von Kraft und Sicherheit erfüllt ist das rhythmisch eigenwillige Menuett, dem ein lieblich-sanftes, zartes Trio folgt. Das Finale (Allegro spirituoso) entfaltet sich auf einem lebhaften, der kroatischen Volksmusik entlehnten Thema, das anfangs über einem dudelsackartigen Baß erklingt und bald zu einem turbulent-fröh lichen Treiben führt. Ein sehr gegensätzliches, lyrisch-kantables Seiten thema wird dem Hauptthema gegenübergestellt. Ausgelassenheit und Lebensfreude dominieren in dem nur bisweilen leicht melancholisch ein getrübten Satz, der das Werk strahlend heiter ausklingen läßt. Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert A-Dur (KV 488) ist unter seinen meist für den eigenen Bedarf komponierten 21 Konzerten für dieses Instrument eines der bekanntesten und beliebtesten. Das am 2. März 1786 beendete Werk gehört zusammen mit den Konzerten Es-Dur (KV 482) und c-Moll (KV 491) zu einer Gruppe von drei Klavierkonzerten, die, in den Wintermonaten 1785/86 für die musikalischen „Akademien“ der Fasten zeit geschrieben, von der geistigen Atmosphäre geprägt sind, die die gleich zeitige Arbeit an „Figaros Hochzeit“ umgibt. Diese Zeit der Entstehung, eine Zeit glücklichen Schaffens, in der Mozart große künstlerische und sogar auch einige materielle Erfolge verzeichnen konnte, scheint gerade in dem liebenswürdig-heiteren, anmutig verspielten A-Dur-Konzert un mittelbare Widerspiegelung gefunden zu haben. Die hier vorherrschende lichte, liebliche Grundstimmung wird bereits durch eine entsprechende Instrumentation unterstützt: Trompeten und Pauken fehlen, statt der her beren Oboen wurden die weicher klingenden Klarinetten eingesetzt. Aber trotzdem sind auch in diesem Werk, das durch seine Einfachheit und leichte Eingängigkeit dem Publikum ganz besonders entgegenkommt. Töne zarter Wehmut und Melancholie nicht zu überhören. Ein festlich-heiteres, gelöstes Musizieren von größter Klarheit und Schön heit, bezaubernder Leichtigkeit und Eleganz — nur gelegentlich von An-