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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYG1ENE-MUSEU Ereitag, 20. März 1964,19.30 Uhr Sonnabend, 21. März 1964,19.30 Uhr Sonntag, 22. März 1964, 19.30 Uhr 8. PHILHARMONISCHES KONZERT Gastdirigent: Jiri Pinkas, Brno Solist: Prof. Gerhard Bosse, Leipzig Fidelio F. Finke geb. 1891 Frank Martin geb. 1890 „Pan“ Sinfonie für großes Orchester Konzert für Violine und Orchester (Zum ersten Male) Allegro tranquillo Andante molto moderato Presto — Pause — Antonin Dvorak 1841-1904 6. Sinfonie D-Dur, op. 60 Allegro non tanto Adagio Scherzo (Furiant) - Presto Finale-Allegro con spirito ZUR EINFÜHRUNG Der in Dresden lebende Komponist Fidelio F. Finke zählt zu den be deutendsten Vertretern der älteren Komponistengeneration unserer Repu blik. 1891 in Josefstal in Nordböhmen geboren, nahm er nach seinem Stu dium bei Vftezslav Noväk in Prag im Musikerziehungswesen der ersten tschechoslowakischen Republik verantwortliche Positionen ein. Nach sei nem Rektorat an der Dresdner Akademie für Musik und Theater von 1946 bis 1950 war er als Professor für Komposition an der Leipziger Musikhoch schule tätig. Finke, der fast alle kompositorischen Gattungen mit Werken bedacht hat und dessen musikalisches Gesamtschaffen Anlaß für die Aus zeichnung mit dem Nationalpreis war, ist in der sinfonischen Literatur u. a. mit einem Konzert für Orchester, dem bekannten Capriccio über ein polni sches Volkslied für Klavier und Orchester und mit mehreren Orchester suiten vertreten. Die Sinionie für großes Orchester „Pan" entstammt einer frühen Schaffens periode Finkes; die Wurzeln des Werkes liegen bereits in Kindheitsein drücken. 1916 wurde erstmalig das Thema der Sinfonie notiert, in den Jah ren 1918/19 die gesamte Komposition ausgeführt. Die Uraufführung erfolgte 1920 in Prag unter Alexander von Zemlinsky, kurze Zeit später erklang das Werk wiederum in Prag unter der Leitung von Vaclav Talich. 1923 nahm das „Dresdner Philharmonische Orchester" unter Edwin Lindner die Sinfo nie in ihr Repertoire und musizierte sie u. a. während einer Tournee durch Böhmen. Finke bezeichnete die Komposition ursprünglich als sinfonische Dichtung, hatte auch den einzelnen Abschnitten konkrete programmatische Überschriften gegeben, die er jedoch in der Endfassung bewußt wegließ. Die Sinfonie „Pan", im Stofflichen mit Debussys „Nachmittag eines Faun" verwandt und wie jenes den Hirtengott durch die ihm zugeschriebene Flöte symbolisierend, unterscheidet sich von der Komposition des Franzosen stilistisch und auch stimmungsmäßig. Während Debussy träge Nachmittags schwüle gestaltete, handelt es sich bei Finke um eine ausgesprochene Nachtstimmung, um einen inhaltlichen Ablauf zwischen Sonnenuntergang und -aufgang. Auch die Beschäftigung des Komponisten mit seiner Haupt mann-Oper „Die versunkene Glocke" wirkte anregend auf die Arbeit an der Sinfonie. Das Werk, das in stimmungsreichen, manchmal auch tänzerischen Episoden kontrastreich Naturerlebnisse zum Klingen bringt, zeigt verschie dentlich impressionistische Züge, besonders im instrumentatorischen Be reich. Jedoch besitzt es nicht die glitzernde Kühle des französischen Impres sionismus, sondern erinnert in seiner drängenden Ekstatik eher an Richard Strauß, an die Expressivität des musikalischen Expressionismus. Aber von dessen klangharten Ekstasen unterscheidet sich Finkes Werk auch in star ken dynamischen Steigerungen durch blühenden Wohllaut. Die außerordent lich spannungsreiche, effektvoll instrumentierte Sinfonie zeigt, obwohl sie sich monothematisch aus dem einleitenden Flötenthema entwickelt, das sich dem langausgehaltenen Hornton des Beginns beigesellt, verschiedene, aller dings nahtlos ineinander übergehende Abschnitte. Der langsamen Einleitung folgen ein Allegro und ein Scherzando-Teil, ehe nach einer ruhigen Episode, einer Reminiszenz an das Scherzo das Finale anhebt. Im Charakter der lang samen Einleitung schließt das Werk mit einem langen Hornton. Strenge sinfonisch-kontrapunktische Arbeit zeichnet es aus. Der wohl markanteste Vertreter der Musik der romanischen Schweiz Frank Martin (geb. 1890) hat sich mit seinem verhältnismäßig wenige Werke umfassenden Gesamtschaffen erst recht spät durchsetzen können. Nach kompositorischen Studien in seiner Heimatstadt Genf war er als Pia nist, Cembalist und Professor für Kammermusik am dortigen Konservato rium tätig. Er unterrichtete später am Institut Jacques Dalcroce und lehrte ab 1950 als Professor für Komposition an der Kölner Musikhochschule und