Volltext Seite (XML)
empfindlichen Strafen oder mindesten- der Lrretur und peiniaenden Schikanen auszusetzen. Die MaffenstrikeS tnFrcmkreich mehren sich so gut wie in Belgien; die bewaffnete Macht muß tagtäglich auf den Beine« sein, um das Lergste zu verhüten. Aber überall geschieht Alles mit dem Gefühl des Unrechts oder der Furcht vor der Verantwortung. Man bat dort keinen Minister Puttkamer, der genau weiß, wo die Grenze zwischen Recht und Unrecht zu suchen ist, und der mit fester Hand für da» erste gegen das letzte auftritt. Kaum hat in Frankreich ein Journalist sich unberufen in einen Streik gemischt, wie Roche in Decazeville, und hat wegen Aufreizung zum Auf ruhr verurthetlt werden müssen, so ist das in den Augen einer thvrichten Bevölkerung hinreichender Beweis, daß der dreiste Schreier zu« Deputirten sehr geeignet sein muß. Er wird aufgestellt, und in der That, das Gericht steht sich ge zwungen, dem edlen Kandidaten den nvthigen Urlaub zu seiner Komödie zu geben. Allerdings haben besondere Leute, auch von radikaler Seite, einen Gegenkandidaten aufgestellt; aber es ist schlimm genug, daß Roche aus dem verdienten Arrest entlassen werden konnte. Frankreich hat sich auch in der großen Politik eine häßliche Schlappe geholt. Es dachte es sich so hübsch, wenn, unmittelbar bevor die Großmächte der griechischen Regie rung das beschlossene Ultimatum überreichen, Frankreichs mächtige Stimme den krakehligen Kleinstaat zum Etnlenken gebracht und allein vollbracht haben würde, was dem gan zen europäischen Concert nicht gelungen war. Aber es hatte die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Nicht nur war das griechische Einlenkeu höchst schwach nnd durch lauter „Wenns" und „aber" sehr illusorisch gemacht, sondern die Großmächte kannten den Charakter de^ Herrn Delyannis besser, sie wollten sichere Garantien des Friedens, als sein zögerndes, aufgeblasenes Vielleicht - Einlenkrn - Wollen und überreichten das Ultimatum verabredeter Maßen, als wenn kein Frankreich extsttrtk. Frankreichs Wuth über diese still schweigende Abweisung richtet sich hauptsächlich gegen den englischen Minister des Auswärtigen, Lord Roseberry, den man natürlich beschuldigt, im Schlepptaue Deutschlands zu fahren. Delyaunis' Entgegnung auf das Ultimatum spricht die Hoffnung der Zurücknahme desselben aus, wenn Griechen land die Absicht erkenne»! läßt, von seiner großen Rüstung einige kleine Schienen abzulegen. Solche bescheidene An deutungen des nicht sehr wahrheitsliebenden Herrn dürften aber dm Großmächten schwerlich genügen; sie werden wohl bei dem einfachen Verlangen wirklicher Abrüstung binnen bestimmter kurzer Frist stehen bleibe». Eines giebt uns dabei zu denken. Das Ultimatum der Großmächte ist durch sine Flottendemonstration im Pi räus unterstützt, bei welcher sich kein französisches und — kein russisches Schiff befindet. Das kam» ja zunächst vielleicht nur Zufall sein und braucht noch kein Einver- ständniß voraussetzen zu lassen. Indessen gleiche Lage er zeugt oft ein Einverständniß; und Rußland war Lei dem orientalischen Auftreten des europäischen Conrsrtes ein höchst flauer Mitspieler. Rußland östlich, Frankreich westlich vor» uns, das will uns nicht gefallen; und wir wollen, so fest wir auf unseren Arm (nickt auf den etwaiger englischer Bundesgerwssenschaft) vertrauen, einstweilen wünschen, daß das Feuer unter dem orientalischen Hexenkessel für jetzt noch einmal ausgelöscht werden möge. Nach gar vielen Occupationsschmerzen hat Oester reich nun endlich auch einmal etwas Freudiges erlebt, da die kürzlich erfolgte Eröffnung der bosnischen Bahnlinie Doboj-Tuzla-Siminhan eine sehr sympathische Haltung der massenhaft zusammengeströmten Bevölkerung, erkennen ließ und dabet auch verschiedene maßgebende Persönlichkeiten ihr volles Einverständniß mit der österreichischen Verwaltung des Landes kundgaben. Ganz wesentlich trug zu diesem loyalen Verhalten der früher so störrischen Bosniaken ohne Zweifel der kürzlich erfolgte Besuch des Kronprinzen Rudolf in Mostar rc. bei, weshalb denn auch in den Wiener Hof kreisen lebhaft erwogen wird, ob es zur weiteren Aussöh nung mit den neuen Verhältnissen nicht empfohlen sei, daß Kaiser Franz Josef selbst es unternehme, eine Reise nach dem Occupationsgebtete zu unternehmen. Große Verdienste um die befriedigende Regulirung der Verhältnisse hat sich übrigens der Finanzmintster Kallay erworben, der bei der Bevölkerung anläßlich seiner wiederholten JnspectionStouren große Beliebtheit genoß und jetzt förmlich umjubelt .wurde, als er zu Tuzla in bosnischer Sprache auf das Wohl des Landes und seiner Bewohner toastete. Man spricht davon, daß dem Minister zur Anerkennung des von ihm unter den schwierigsten Umständen Geleisteten eine besondere Auszeich nung vom Kaiser zugedacht sein soll. In England benutzt man eifrig die Parlamentsferien, um für und gegen die Gladstone'schen irischen Bills Stim mung zu machen. Wohin sich dabet schließlich das Züng lein der Waage richten wird, kann man heute noch nicht vorhersagen. Das Hauptereigniß der letzten Tage ist das Massenmeeting in dem wichtigen Birmingham, von welchem wir in der Beilage unserer letzter» Nummer ei,»gehend be richteten und über das wir uns nicht heute wieder weiter auslaffen wollen. Sehr niederschlagend hat in Italien die Meldung überrascht, daß die afrikanische Expedition Porro durch den Emir von Harrar hingerichtet worden ist. Der Afrika- reisende FranyoiS hat sich nun der Regierung zur Verfü gung gestellt, falls «ine Expedition gegen den Emir veran staltet würde. Bon Massauah ist ein Kriegsschiff nach Zej- la abgegangen, und der Commandant desselben wurde ange wiesen, »m Vereine mit den englischen Behörden die Schick sale der Expedition Porro genau auszuforschen. Das Widderschtff „Bausan" soll ebenfalls nach Zejla abgehen. General Gens in Massauah erhielt den Befehl, im Falle etwaiger Sährungen unter den Mohamedaner infolge des Schicksals der Expedition Porro mit äußerster Strenge vor- zugehrn. Allem Anscheine nach wird der Vormarsch italie nischer Truppen gegen Harrar wirklich geplant. Man glaubt, England werde Italien- Anträge annehmen. De»tschlmw. Berlin, 30. April. Wenn man sich auch bemüht hat, der Nachricht, daß zu den diesjährigen Kaiser manövern in den Reichslanden keine fremdherrlichen Offiziere geladen werden sollen, jede politische Bedeutung abzusprechen, so wird man diese« ungewöhnlichen Entschluß der deutsche« Heeresleitung dennoch al« et« politische- Symptom vo« nicht geringer Tragweite ansehe« müsse«. Die Spitze des- selbe« richtet sich natürlich ausschließlich gegen Frankreich und bildet gleichsam die Antwort auf die verschiedenen Her- ausforderunge« von dieser Seite seit einiger Zett. Die Miß stimmung gegen unsere westlichen Nachbarn ist hier unver kennbar im Wachsen begriffen, und von demselben geschieht Alle-, um ste zu nähren. Der letzte Stretch war die offi- zielle Entsendung eine« Adjutanten des französische» Kriegs- Minister- zu dem jüngste« elsaß-lothringischen Fest in Parts, auf welchem die Deutschenhetze in der hmverblümtesten Weise betrieben worden ist. Die Spannung muß schon sehr er heblich sein, wenn die „Nordd. Allg. Ztg ", i« der ohne die ausdrückliche Billigung der Reichskanzlei keine Zeile über oder gar gegen Frankreich gedruckt wird, gestern Abend das neue französische Gesetz gegen die Spionage nebst einer scharfen Kritik desselben veröffentlicht. Man empfindet ge rade hier dieses Gesetz mit Recht als einen Hohn auf Deutschland, wo in jüngster Zett mehrere traurige Landes- verrathSprozesse verhandelt werden mußten, in denen das von Frankreich systematisch betriebene Kundschafterwesen gegenüber den Geheimnissen der deutschen Armeeverwaltung aufgedeckt worden ist. Auch die mehr als zweideutige Hal tung des französischen CabinetS in der griechisch - türkischen Angelegenheit hat hier verstimmt. ES wäre dringend zu wünschen, daß das Cabinet Freycinet zu jener Besonnenheit zurückkehrte, die das Ministerium Ferry auSzeichnete und der früher auch Herr von Freyciuet, nicht ohne Nutzen für sein Vaterland, huldigte. Da man von hier aus den Streit nicht sucht und am liebsten auch mit dem französischen Nach- barrsich in Frieden leben möchte, so wird man diesseits ge wiß nichts verabsäumen, was zu einer Beseitigung der un leugbar vorhandenen Spannung führen könnte. — Im Jahre 1881 ist von Männer« des edle» Waid werkes die Errichtung eines deutschen Forstwaisenhauses be schlossen worden. Sr. k. u. k. Hoh. der Kronprinz des deut schen Reiches und von Preußen hat der Stiftung seinen Schutz zugesichert, sobald die Lebensfähigkeit des Werkes sichergestellt ist, und genehmigt, daß die Stiftung den Namen „Vic- toria-Friedrich-Wilhelm-Stiftung für Waisen von Forstbe amten im deutschen Reiche" trage. ES sind bisher an freiwillgen Beiträgen, durch Strafgelder bei Treibjagden rc. 46 000 M. eingegangen. Da aber die Aussicht auf Verwirklichung des menschenfreundlichen Gedankens erst dann gesichert erscheint, wenn der hierzu verfügbare Fond die Höhe von mehreren hunderttausend Mark erreicht hat, so ist die Eröffnung neuer Zuflüsse dringend erforderlich, wenn dis Errichtung des Forstwaisenhauses nicht in wette, weite Ferns gerückt werden soll. In diesem Sinne hat ein großer Theil der Jäger und Jagdfreunde Bertins und Um gegend bei Gelegenheit der Feier des diesjährigen Jagd- sylvesterS beschlossen, einen Ausschuß niederzusetzen mit der Aufgabe, für die Sammlung der abgeschossenen Patronen hülsen, deren Ablieferung an eine Centralsammelstelle in Berlin und Berwerthung des gesammelten Materials zum Befielt des Reichsforst^aisenhauseS in geeigneter Weise ein- zuteeten. Ein vor» diesem Ausschüsse versendeter Aufruf bittet alle Freunds des edlen Waidwerkes, überall örtliche Sammelstellen zu obigem Zwecke zu gründen und das Er gebniß dieser Sammlungen an die Centralsammeistelle in Berlin zu Hände»» des Gewehrfadrikanten Otto Bock, Berlin, Friedrichstraße 60, abzuführe». Der Erlös aus den Hülsen wird dem Fond des Forstwaisenhauses zuzeführt und hier über in jedem Jahre nach Schluß der Jagd in den deutschen Jagdzeitungen öffentlich Rechnung gelegt. Münster, 1. Wai. Zufolge Meldung des »Westfälischen Merkur" aus Rom bemerkte der Papst gegen die Rompil ger, daß er nicht zweifle, binnen Jahresfrist mit der preu ßischen Negierung zu einem vollständigen Ausgleich zu ge langen. GKalarrd. London, 1. Mai. Die „Daily News" bezeichnen die Antwort Griechenlands aus das Ultimatum als nicht befriedigend, hoffen jedoch, daß ein gütlicher Ausgleich zu Stande kommen werde; im Interesse Griechenlands wäre ein baldiger Ministerwechssl angezeigt. Aus Sachse». — Als eine eigenthümltche Erscheinung der letzten Wo chen ist das häufige Auftreten von Gewittern zu erwähnen. In unserem Sachsen und in den angrenzenden Gebieten der Nachbarländer find vom 17. bis 21. April täglich (also an 5 Tagen hintereinander) außerdem am Charfreitage Ge witter zum Ausbruch gekommen und an vielen Orten be reits mit Hagelschlag verbunden gewesen. Die weiteste Ver breitung fanden ste besonders am Montag, den 19. April, wo fast das gesammte Königreich Sachsen davon betroffen wurde und auch mehrere Häuser und Gehöfte durch Blitz schlag eingeäschert wurden. Zwar waren diese elektrischen Entladungen zumeist noch nicht von heftiger Art, doch weisen ste auf die nun beginnende gewitterreiche Zeit hin, die man chen Feld- oder Grundstücksbesitzer mit Besorgniß zu erfüllen vermag. Die Gegenwart mahnt daher den Landmann, mit der „Hagelversicherung", sofern sie bis jetzt noch unterblieben ist, ja nicht mehr zu säumen; sie mahnt den Hausbesitzer, der sich vorgenommen hatte, seinem Hause einen Blitzab leiter zu geben, nun schnell zur That zu schreiten; sie mahnt namentlich auch Den, der sich von der Zweckmäßigkeit und des Jntaktseins der vorhandenen Leitung bisher noch nicht Gewißheit verschafft hat, eine sachverständige Untersuchung so bald als möglich vornehmen zu lassen. Leider giebt es vieler Orte«, namentlich auf dem Linde, noch gar manche Blitzableitungsanlagen, die nichts weniger als den Schutz von Leben und Etgenthum verbürgen und doch ist statistisch nachgewiesen, daß der größte Theil der Blitzschläge auf das platte Land, d. h. kleinere Ortschaften, entfällt. Wie man che Leitung wurde durch einen Schmied oder Schlosser her- gestsllt, der sonst zwar ein ganz geschickter Mann sein kann, für derartige Anlagen aber doch nicht das nöthtge theore tische Verständntb besitzt. Wie mancher Blitzableiter entbehrt der genügenden Erdleitung oder er wird durch anhaftende Rostschichten dem Hause geradezu gefährlich. Je mehr e« sich herausgestellt hat, daß in den letzten Jahren insbeson dere auch in Sachsen die Zunahme der Blitzschläge ein« sehr erhebliche war, um so mehr ist an die Sicherung der 'Ge bäude zu denke». Hierzu ist aber eine fachmännische Prü fung der vorhandene« Blitzableiter alljährlich unbedingt er forderlich. Dresden. Al- präsumtiver Bräutigam Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Marta Josepha wird von glaubwürdiger Seite der Prinz Franz Ferdinand, Erzherzog von Oesterreich - Este, genannt, ältester Sohn de- Erzherzog- Karl Ludwig, sonach Reffe des Kaisers von Oesterreich. Der Vater de- Bräutigam ist bereit- unserem Königshaus« nahe verwandt, denn der Erzherzog Karl Ludwig war mit der erlauchten Schwester unsere- König- Albert, der Prin zessin Margarethe, vermählt, die jedoch 1858 nach kaum zweijähriger kinderloser Ehe starb. Der Erzherzog ver mählte sich 1862 ein zweites Mal mit der Erzherzogin Annunciata, Prinzessin beider Stellten; aus dieser Ehe ent sprossen 4 Kinder, deren ältestes eben der Bräutigam unse rer lieblichen Prinzessin Josepha ist. Der Bräutigam ist 1863, die Braut 1867 geboren. Der mehr erwähnte Erz herzog Karl Ludwig ging nach dem Tode seiner zweiten Gemahlin eine dritte Ehe mit einer portugiesischen Prin zessin ein, aus welcher zwei Töchter entsprossen find. Dresden, 29. April. Der kürzlich durch sozialdemo kratische Agitatoren ins Leben gerufene Dresdener Arbei- teünnen-Verein ist behördlich als ein politischer Verein an gesehen und als nach dem sächsischen Vereinsgesetze unzu lässig erklärt worden. Dis von Berliner Frauen inscrntrte „Dresdener Frauenbewegung" ist demnach als im Sande verlaufen zu betrachten. Leipzig. Nach dem in Amerika erscheinenden „So zialist" besuche« Bebel und Liebknecht im September dieses Jahres die Vereinigten Staate»», um eine größere Agita- tionSreise zu unternehmen. Chemnitz. In nicht geringe« Schrecken wurden am 28. St-ml Abends die Besucher der Vorstellungen im Mo- sellasaale versetzt, als gegen 10 Uhr in dem Zuschauerraum der Galerien plötzlich zwei Schüsse fielen. Ein junger Kauf mann von 25 Jahren, der am Tage vorher aus seiner Stellung entlassen worden war, hatte sich den Ort ausge sucht, um sich angeblich durch di« abgefeuerten beiden Schüsse zu lödten. Man trug den jungen Mann in bewußtlosem Zustande nach der Polizeiwache und hat bis heute weder am Körper desselben eine Verletzung durch Kugeln wahrge nommen noch am Platze der That eine Spur entdecken können, welche von einer abgefeuerten Kugel herrührtr, und nimmt deßhalb a«, daß der angeblich Lebensmüde nur durch blinde Schüsse für seine Person hat Reklame machen wollen. Am 28. v. M. Abends in der 10. Stunde wurde ein Werdauer Fuhrwrrksbesitzer, welcher von Reichenbach kam, in der Nähe von Neumark von einem ihm un bemerkt folgenden Fremden überfallen und demselben mit einem scharfen Gegenstand eine erhebliche Wunve am Kopfe beizeoracht, sodaß derselbe ärztliche Hilfe in Anspruch neh men mußte. Elsterberg. Zur Beachtung für Taubenhändler. Ein hiesiger Taubsnhändler hatte vor kürzerer Zeit auf einem Plauenschen Wochenmarkte eine Anzahl Tauben zu« Verkauf ausgestellt, unter welchen sich auch ein außerge wöhnlich großes Exemplar, ein sogenannter franz. Kropf tauber befand. Um dieses Thier dem den Taubenkäfiz um stehenden Publikum noch größer und anschaulicher erscheinen zu lassen, peinigte er dasselbe abwechselnd mit Aufblasen de- Kropfes, und zwar so lange, bis ein hrrbeizerufener Polizei sergeant diesem quälerischen Spiel ein Ende machte und unser Händler auf erstattete Anzeige hin, trotzdem daß er in dem Aufblasen der Kröpfe bei Tauben keine strafbare Handlung erkannte, es vielmehr als eine zum Taubenhandel gehörige Nothwendigkeit hinstellte, vom Königl. Amtsgericht Plauen wegen Thisrquälerei in Strafe genommen wurde. Auf erhobenen Einspruch des Angeklagten wurde die Sache zur weiteren Entscheidung vor das Königl. Schöffengericht gebracht, woselbst vergangenen Mittwoch Verhandlungstermin anstand. Der Angeklagte zog aber noch rechtzeitig den erhobenen Einspruch zurück und begnügt« sich mit der vom König!. Amtsgericht zuerkannten Strafe. Orrtltchr Angelegenheiten. Schneeberg. Vom Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts ist noch der Kandidat des hö heren Schulamtes, Herr Pietzsch, seither in Dresden, als Lehrer für die Gymnastalklaffe« in Schneeberg abgeordnet worden; derselbe übernimmt mit den Unterricht in den ma thematische» Fächern. Es sind nunmehr 3 Lehrkräfte vom Königl. Ministern« für die Gymnastalklaffen abgeordnet worden. In unserer Stadt sind die diesbezüglichen Be schlüsse des Königl. Ministeriums mit lebhafter Freude aus genommen worden. Schneeberg, 3. Mai. Der „Wonnemonat" Mai ist in der unfreundlichsten Weise in unsern Bergen einze- zvgen. Nach den wahrhaft köstlichen Ostertagen berührt die eingetretene niedrige Temperatur um so unangenehmer, und der Schnee auf den blühenden und belaubten Bäumen will Niemand behagen. Heute Morgen verzeichnete das Thermometer 2 Grad 0 unter Null, sodaß die Blüthen je denfalls Schaden gelitten haben und die Aussichten auf eine Obsternte nur geringe sind. Lößnitz. Au die Herren Lehrmeister und Prinzipale von Lößnitz richtet der Turnverein das freundliche Ersuchen, die Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter zu« Turnen anzu halten. Der Turnunterricht wird unter Aufsicht unserer Turnwarte Dienstags und Freitag- Abends von */,9 Uhr an auf dem Turnplatz gegen einen Beitrag von 50 Pfg. für- ganze Jahr ertheilt. Wir glauben, die Nützlichkeit und Zweck mäßigkeit des Turnens, besonders auch für die aus der Schule entlassenen Knaben nicht weiter heroorhebe« zu müssen. Darauf wollen wir aber Hinweisen, daß mit dem 14. Jahre für den größten Theil unserer Knaben das Schulturnen aufgehört hat und dann für Dieselben bis zum 20. Jahre vielfach eine Zeit schwerer und nur zu oft einseitiger, kör perlich aufreibender Arbeit bevorfieht, die häufig aus dem frischen Knaben einen schwächlichen, welken, aber keim« arbeit-frohen, kräftigen und brauchbaren Jüngling heran wachsen läßt. Deßhalb bitten wir alle Wohlgesinnten, un- in unserem Bestreben für das Wohl der Heranwachsenden Jugend kräftig zu unterstützen und ihrs Schutzbefohlenen zum Turnen zu schicken.