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Vertreter der „musikalischen Moderne" hingewiesen worden, und es ist bezeichnend, daß Arnold Schönberg und Alban Berg Worte höchster Bewun derung gerade für diese Komposition gefunden haben. Ungewöhnlich im herkömmlichen Sinne ist ferner in der 9. Sinfonie die Satzfolge: im Gegen satz zur traditionellen Aufeinanderfolge der Sinfonie-Sätze umrahmen hier zwei langsame Außensätze zwei schnelle Mittelsätze. „Der erste Satz ist das allerherrlichste, was Mahler geschrieben hat. Er ist der Ausdruck einer unerhörten Liebe zu dieser Erde, die Sehnsucht, im Frieden auf ihr zu leben, sie, die Natur, noch auszugenießen bis in ihre tiefsten Tiefen — bevor der Tod kommt. Denn er kommt unaufhaltsam. Die ser ganze Satz ist auf Todesahnung gestellt", schrieb Alban Berg in einem Briefe vom Jahre 1912 über den ersten Satz des Werkes, den auch Bruno Walter als „eine tragisch erschütternde, edle Paraphrase des Abschiedsge fühls" charakterisierte. Das in freier Sonatenform gearbeitete Andante, des sen elegisches, anfangs kaum als thematisches Gebilde zu erkennendes Hauptthema sich nach einer kurzen Einleitung in Horn und zweiten Violinen entwickelt, bringt in seinem Verlaufe einen Wechsel von zarten, gelöst transparenten Episoden voller ergreifend verinnerlichter Töne und Teilen leidenschaftlichen, trotzigen Aufbäumens voller gewaltiger Klangentladun gen und orchestraler Steigerungen. Auf dem Höhepunkt des musikalischen Geschehens erklingt „wie ein schwerer Kondukt" ein Trauermarsch, an wachsend zur erschütternden Totenklage. Leise, gleichsam verschwebend, klingt der Satz schließlich aus. Das auf diesen so bedeutungsvollen Anfangssatz in starkem Kontrast fol gende Scherzo, mit einer schwerfällig-tolpatschigen Ländlermelodie der Violinen einsetzend, zieht in häufig veränderter Bewegung an uns vorüber. Nach dem breiten Hauptthema des Beginns kommt es durch eine Steigerung des Zeitmaßes zu einem wild dahinrasenden, grotesken Treiben, das zwei mal von einem trioartigen, besänftigend wirkenden Ländlerteil unterbrochen wird. Trotz aller scheinbaren Vitalität, allen zur Schau gestellten Übermutes ist auch hier der tragische Unterton nicht zu überhören, mischen sich in die Tanzweisen immer wieder Züge spukhafter Dämonie. An dritter Stelle steht ein a-Moll-Rondo, ein Satz, dem sonst im. allgemeinen Final Charakter eigen ist. In dieser trotzigen, an den zweiten Satz der 5. Sin fonie erinnernden Rondo-Burleske mit ihrem störrischen, bissig zufahrenden Hauptthema zeigt Mahler noch einmal in geistreichster Weise sein eminen tes kontrapunktisches und instrumentatorisches Können. Ruhevolles, ergreifendes Lebewohl-Sagen bringt endlich das Adagio-Finale, das nicht zur Ausgangstonart D-Dur zurückkehrt, sondern einen Halbton tiefer, in Des-Dur, steht. Ausdrucksvolle, weit ausschwingende melodische Linien von stärkster Intensität beherrschen den größtenteils von einer feier lich-weihevollen, an Bruckner gemahnenden Grundstimmung erfüllten Satz, der Mahlers letztes vollendetes Werk beschließt. Urte Härtwig V orankündigung: 10. Außerordentliches Konzert am 24./25. 3. 1964, entfällt! 29. 3. 1964 (Ostersonntag), 19.30 Uhr 30. 3. 1964 (Ostermontag), 19.30 Uhr 11. Außerordentliches Konzert Nächste Konzerte im Anrecht B 4./5. 4. 1964, jew. 19.30 Uhr, Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr: Dr. Dieter Härtwig Dirigent: Dieter-Gerhardt Worm Solistin: Reine Gianoli, Paris Werke von: Haydn, Mozart, Liszt und Dvorak Freier Kartenverkauf! III 9 14 EMZ 364 2 It-G 009/18/64