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gen. Auf dem Höhepunkt der dramatischen, erregenden Durchführung, in der das thematische Material überaus kunstvoll verarbeitet wird, erreicht plötzlich ferner Glockenklang unser Ohr. „Es ertönen inmitten wilder Lei densausbrüche für einen Augenblick vertraute Klänge von Bergesseligkeit und Weltenferne (,wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual'). Sire- nenhaft lockende Vorstellungen von Gelöstheit und Freiheit nehmen Ge stalt an von .Freiheit' — in Einsamkeit auf Alpengipfeln — zauberhaft in ihrer Tonwelt, in ihrer für Mahler ja fast sprichwörtlichen, unerhört diffe- lenzierten Orchesterbehandlung, mit hochgelegenem Streicherpianissimo, Herdenglocken, pastoralen Hornrufen: ein ergreifend musiziertes .Verweile doch, du bist so schön' — doch nur, um alsbald noch abgrundtieferem Leid, noch rasenderem Kampf Platz zu machen. Denn er weiß wohl von der Kurz lebigkeit solcher Trugbilder in einem tobenden Meer brutaler Wirklichkeit" (E. H. Meyer). Erneut beginnt in der Reprise das erbitterte Ringen; doch hier erscheint der Kampf noch nicht als aussichtslos: in strahlendem A-Dur schließt der Satz mit gewaltigen, sieghaft-triumphalen Klängen. Das folgende, in Es-Dur stehende pastorale Andante war ursprünglich als dritter Satz der Sinfonie gedacht worden, wurde von Mahler aber später mit dem Scherzo ausgetauscht. In stimmungsmäßigem Kontrast zum Eröff nungssatz wird hier mit kantablen, zum Teil etwas elegischen Melodien ein Bild scheinbaren inneren Friedens gezeichnet. Doch dieses Bild trügt: der dritte Satz, ein typisch Mahlersches skurril-bizarres Scherzo mit dämonisch fantastischen Zügen, dessen Thema aus einem Paukenrhythmus entsteht, zeugt wieder von größter seelischer Zerrissenheit und Zerklüftung. Auch ein Teil mit Triocharakter, „Altväterisch, grazioso" überschrieben, trägt trotz schlichter, volksliedhafter Thematik durch seltsam schwankende Dynamik und unsteten Wechsel zwischen 3 /s- und 4 /s-Takt (womit übrigens das „arhythmische Spielen der beiden kleinen Kinder" wiedergegeben werden sollte, „die torkelnd durch den Sand laufen") zu dieser Haltung des düster verklingenden Scherzos bei. Ungeheure Steigerungen und Höhepunkte bringt endlich das gigantische, monumentale Finale, der eigentliche Kernsatz der Sinfonie. Nach einer mächtigen Sostenuto-Einleitung und der nacheinander erfolgenden Aufstel lung des äußerst vielfältigen thematischen Materials werden in diesem sehr umfangreichen, größte Anforderungen an den Hörer stellenden Satz, der besonders mit dem ersten Satz durch thematische Beziehungen verknüpft ist (Marschrhylhmen, Choral, „Leitmotiv"), in der riesenhaften Durchfüh rung — es handelt sich dabei im Grunde um drei Durchführungen — ge waltigste Kämpfe und Auseinandersetzungen voll stärkster Kraftentfaltung ausgetragen. Doch diesem wahrhaft erbitterten, heroischen Ringen und Auf begehren ist kein Sieg beschieden; zweimal gebietet ihm ein symbolisch aufzufassender wuchtiger Hammerschlag Halt. Dann ist die Widerstands kraft endgültig gebrochen, und in Resignation und dumpfer Hoffnungslosig keit klingt das Werk aus. Urte Härtwig Vorankündigung: 22./ 23. Februar 1964, jeweils 19.30 Uhr 9. Außerordentliches Konzert Dirigent: Gerhard Rolf Bauer Solistin: Bella Dawidowitsch, Moskau v. Beethoven: 8. Sinfonie F-Dur W. A. Mozart: Klavierkonzert A-Dur KV 488 R. Schumann: Klavierkonzert a-Moll Freier Kartenverkauf! Sehr geehrte Konzertfreunde! Die Tournee des sowjetischen Cellisten Professor Rostropowitsch muß aus dringenden persönlichen Gründen des Künstlers um eine Woche vorverlegt werden. Um die Verpflichtung dieses weltberühmten Solisten nicht scheitern zu lassen, entschlossen wir uns, das 7. Philharmonische mit dem 7. Zyklus- Konzert auszutauschen und die Zyklus-Konzerte wie nachstehend zu ver legen: B 1 vom 29. 2. 1964 auf Sonnabend, den 7. März 1964 B 2 vom 1. 3. 1964 auf Sonntag, den 8. März 1964 (Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr: Dr. Dieter Härtwig) Da uns die Verlegung auf wieder einen Sonnabend und Sonntag möglich war, hoffen wir, eine für Sie günstige Lösung getroffen zu haben. Ihre Dresdner Philharmonie