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Anmeldung, ohne daß dieselbe wiederholt wurde, zehn Jahre verflossen find. Da da- Gesetz über Markenschutz mit dem 1. Mai 187b in Kraft getreten und die Annahme nicht ausgeschlossen ist, daß manche Severbtreibende der erwähn« ten GesetzeSvorschrift sich nicht zu rechter Zeit erinnern, an der solchenfalls leicht eintretenden Löschung der für sie ein getragenen Waarenzeichen aber sehr erhebliche Nachthrtle . entstehen können, so werden die betheiligten Kreise zur Wah rung ihrer Interessen auf die mehrgedachte Vorschrift hier mit aufmerksam gemacht. Dresden. Obwohl post Isstuw, nehmen wir doch noch Gelegenheit, von der Wandlung eines Thalers zu be richten. Als König Albert im vorigen Jahre in dem italienischen Badeorte Pelago weilte, übersandte ihm Herr Stlberfabrtkant Tschientschy hier als finnige GeburtStagS- gabe ein kleines Kunstwerk von getriebener SilberarSeit: einen zierlichen Trinkbecher, den Se. Majestät, wie dem Spender in einem Anerkennungsschreiben mitgetheilt wurde schuldvoll entgegengenommen. Den 6 Eentimeter hohen, aus geschweiften Becher schlug Herr Tschientschy aus einem sächsischen Thaler so kunstvoll, daß auf dem Rande des Bechers die Umschrift des ThalerS: „Gott segne Sachen' unversehrt blieb. Der innen und außen reich vergoldete, ciselirte und damaSeirte Becher zeigt in einem Schilde zudem noch folgenden Spruch: „Ein Thaler war ich, — als Sachse erkenn' mich, — getrieben würd' ich, — zum Trinken nütz'mich!" Dem schönen Ziergeräth ebenbürtig war auch das prachtvolle Etui, in welchem der Becher ruht und der jetzt im wahre« Sinne des Wortes ein Kadinetstück ge worden ist, den« es ist im Geräthezimmer Sr. Majestät des Königs aufbewahrt. Dresden, 2. Mai. Mit Befriedigung ist zu konsta- tirrn, daß es der Kriminalpolizei gelang, die Änbrecher, welche in Blasewitz auf der Naumannstraße, Striesener Straße und Allemanuen-Mee mit solch unerhörtem Vandalismus eingebrochcn, vorgestern zu erwischen. Es sind, wie dies kaum zu glaube« ist, vier Bürschchen aus Striesen im Alter von 12, 14 und 16—17 Jahren. Die beiden Jüngsten find die Söhne einer Frau, welche von der Familie des auf der Naumannstraße betroffenen Villenbefitzers seit langer Zeit unterstützt wird; der ältere dieser beiden ist Konfirmand und sollte auf Verwendung derselben Familie in einer hie sigen großen Nähmaschinenfabrik in den nächsten Tagen Stellung finden. Noch viel schlimmer als bei dem Einbruch in das Villengrundstück auf der Naumannstraße, wo sie sich in der Hauptsache auf grenzenlose Verunreinigung der Woh nung beschränkte«, haben die Wüstlinge in dem Grundstück auf der Striesener Straße gewirtschaftet. Hier hatten fir fast alle Möbelstücke zerschlagen oder zerschnitten, Spiegel und Uhren demolirt, Wäsche und Gardinen zerrissen, die Wohnung in der unfläthigsten Weise verunreinigt und sich an einigen Stellen mit dem Mitfortnehmr« weniger Gegen stände begnügt, aber nicht ein ganzes Stück zurückgelassen, sondern Alles zerschlagen. Ist eS angesichts solch bodenloser Gemeinheit und verderbter Jugend nicht sehr zu bedauern, daß die Prügelstrafe abgeschafft ist? Leipzig. Der Beginn der diesjährigen Ostermesse machte sich bereits in den letzten Tagen durch Errichten der Verkaufsbuden auf dem Augustus-, Roß- und Marktplatze bemerkbar. Am Sonntag brachten die Nachmittags- und Abendzüge eine größere Anzahl „Meßfremden" nach der Stadt der berühmten Messen und am Montag hat gleich zeitig mit dem Auspacken der Wahren auch der Verkauf derselben begonnen. Namentlich die Ledermeffe nimmt die ersten Tags in Anspruch. Die Detallmrsse "beginnt erst nach der Engroswoche nächsten Sonntag. —^Es ist sehr bemerkenSwerth, in welcher Weise die Nothwendigkeit, daß die einzelnen Berufe sich enger zusam- menschließen, immermehr sich geltend macht. Vor 5 Jahren hätte Niemand geglaubt, daß die Erkenntniß, auf dis Siche rung ihrer Zukunft durch Hilfskassen bedacht zu sein, unter den jungen Kaufleuten groß verbreitet sei und heute findet man, daß dem „Verbands Deutscher Handlungsgehülfen" (Leipzig), welcher diese HülfSkasssn nach jeder Richtung hin besitzt, über 7000 Mitglieder angshören. Wohl ein Be weis, wie nützlich der genannte Verband wirkt. Riesa, 2. Mai. Im benachbarten Gröba, dessen Pfarrerstelle durch den Weggang des Pastors Graf nach Schwarzenberg zur Erledigung gekommen war, ist nach vor ausgegangenen Probepredigten Pastor Werner aus Johann georgenstadt gewählt worden. Die Zahl der Bewerber um die Stelle war eine sehr große. — In Lichtenberg bei Freiberg spielten am zweiten Osterfeiertage die drei Knaben des Bahnarbsiters Glöckner mit 2 Hunden, unter welch' letzteren sich jetzt an einem die Tollwuth bemerklich machte. Seit einigen Tagen find nun auch die genannten drei Kinder Glöckner's förmlich rasend geworden. Sie toben, beißen, kratzen, jagen umher und man vermuthet, daß sie von diesem Thiers von der gräß lichen Krankheit angesteckt worden find. Zschopau. Bekanntlich liegt an der Chemnitz-Reitzen hainer Chaussee, etwa eine Stunde von Marienberg und Wolkenstein entfernt, die durch Heinrich den Frommen, den guten Heinz, geschichtlich bekannt gewordene Heinzebank, be stehend aus Gasthaus und Rittergut. Das letztere ist neuerdings vom Staat angekauft worden, und werden dis geräumigen, massiven Gebäude als Forstgebäude eingerichtet, der bedeutendste Theil der Fluren aber wird mit Wald be pflanzt werden. Zwickau, 3. Mai. Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg wird in Begleitung Sr. Excellenz des GenerallteutenantS v. Tschirschky und deS Herrn Generalmajors Freiherrn ö Byrn künftigen Donnerstag, den 6. d. M., Abends gegen halb 9 Uhr, von Werdau aus mittelst Wagen kommend, in der hiesigen Garnison eintreffen und im „Hotel zur Tanne" Quartier nehmen. Se. Kgl. Hoheit wird am 7. d. MtS., Vormittag- von 8 Uhr ab, die Bataillone des hiesigen 9. Infanterie - Regiment- Nr. 133 auf dem Exerzierplätze besichtigen. Abends 6 Uhr 43 Min. erfolgt die Weiterreise nach Chemnitz. — Der Bezirksverein der Militär- und Kriegervereine im Bezirk der Kgl. Amtshauptmannschaft Zwickau wird, wie mitgetheilt wird, Sonntag, den 23. Mai in Neukirchen bet Crimmitschau Versammlung abhalten. Werdau. Seit Mitts voriger Woche find die Boh rungen auf Steinkohlen auf Trünziger Rittergutsflur in bestem Sauge. Dieselben werden in rationellster und den Anforderungen der neuesten Technik entsprechender Weise ausgeführt. Bet de« bi» jetzt aufgefundenen Gebirge, Roth liegendes, werde» durchschnittlich jeden Tag 3 Meter erbohrt. Namentlich während der verflossenen Festtage erfreute sich unser Ort und speziell die Bohranlage eines sehr lebhaften Besuchs von den benachbarten Städten und Ortschaften. Sm 1. Osterfeiertaq früh 6 Uhr sprang ein 13jährigeS Schulmädchen in Kauschwitz im Bogtlande in den Mühlen teich der Holzmühl«, um sich zu ertränken. Sie wurde aber noch rechtzeitig aus dem Wasser gezogen und in der Holz- mühle ausgenommen. Dort ergriff das Mädchen ein Messer, um sich die Kehle abzuschneiden, doch wurde auch dieser Plan durch das Dazwischentreten dritter Personen vereitelt. Station Voitersreuth. Am Sonnabend hielt Herr Lehrer Haberland hier einen recht interessante« Bor trag über „Zweck und Methode der Handfertigkeit für Kna ben." Zunächst gedachte Redner der am 28. und 29. April in Dresden abgehaltenen Generalversammlung de» Landes verbandes zur Förderung des HandfertigkeitSunterrichtS. Hierauf schilderte er die Bewegung auf diesem Gebiete wäh rend der letzten Jahre und betonte besonders in seiner Aus führung die Anleitung des jungen Menschen zu praktischem Geschick, atto zu den Elementen der Handfertigkeit, wobei besondere Anlagen und Talente geweckt und entfaltet wür den. Redner legte hierauf dar, daß der Unterricht in der Handfertigkeit durchaus nicht als Vorbereitung auf einen bestimmten Beruf anzusehen sei. Die Arbeitsschule sei die thätige Hilfe zur Erkenntniß und zu« Wissen, sie ist ein Sporn zum Fleiß, sie bindet und befestigt das Band des Zutrauens und der Liebe zwischen Lehrer und Schüler, sie gehört zu den kleinen Stützen, die ohne große Mühe oder Zeitanwendung Berge tragen helfen, sie ist Erziehungsmittel fürs Leben und berufen, die Brücke zu schlagen von der Schulbank hinüber zum Beruf. Redner wies schließlich da rauf hin, daß die Handfertigkeit auch einen wohlthättgen Einfluß für die Landbevölkerung hat, und schloß mit den Worten: „Geben wir der Jugend nebst der Berstandes- und ScmüthLbildung auch etwas praktisches Geschick mit ins Leben, erziehen wir sie so, daß Liebe zu nützlicher Beschäf tigung mit ihr aufwächst, daß sie hierdurch vor dem Müs siggangs und dessen unheilbaren Folgen bewahrt bleibt, ver helfen wir ihr aber auch zu der Einsicht, daß nur Arbeit, gepaart mit Sparsamkeit und Genügsamkeit, zu Glück, Zu friedenheit und Wohlstand führt." Oertltche Angelegenheiten. Schwarzenberg, 3. Mai. Zur Nachfeier des Ge burtstages Sr. Majestät unseres allverehrten Königs fand heute Vormittag 10 Uhr im Rathhaussaale ein FestaetuS der hiesigen Bürgerschule statt. Derselbe wurde eingeleitet durch die Jubelouverture von C. M. v. Weber. Die Fest rede hielt Herr Organist Kohlschmidt und wies Redner durch geschichtliche Thatsachen nach, wie unser hochverehrtes Wet tiner Königshaus stets Religion, Wissenschaft und Kunst schützte und förderte und wie auch unser geliebter König Albert im vollsten Sinne des Wortes ein wahrer Vater des Landes ist. Der begeisterten Rede folgten verschiedene Ge sänge der Schuljugend, dann schloß sich ein von Herrn Schuldirektor Leschner gesprochenes Gebet an, dessen Innig keit alle Herzen tiefbewegte. Wir fügen den Wunsch hinzu: „Gott erhalte lange Zett König Albsrt zum Wohle und Gedeihen unseres Vaterlandes." — Am 1. d. M. ist früh in der 5. Stunde ein dem Sächsischen Privatblausarbeuwerksvrrstne mitgehörigeS Bret mühlen- und Kistenfabrikatiousgebäudr zu Schindlers BlaufarLenwerk durch einen entstandenen Brand zerstört worden. Die EntftehunqSursache ist noch unermittelt. Zwönitz. Eine, Sonntag, den 2. Mai Vonden Orts gruppenführern der hiesigen Gegend stattgefundens Ver sammlung aus dem guten Brunnen bei Affalter, welcher ca. 30 Personen beiwohnten, wurde durch das Erscheinen der Gendarmerie verhindert und zerstreute sich Erstere truppweise trotz allen Schneewetters in den Wald und auf die Felder und suchten schließlich in den Gastwirthscbaften zu Affaltrr und Streitwald einen Ruhepunkt, wo sie aber wiederum durch Gendarme unliebsam gestört wurden und resultat- loS auseinander gingen. 1. Ziehung 5. Klasse 109. Königs. Sächs. Landes-Lotterie, gezogen am 3. Mat 1886. 15000 Mark auf Nr. 40102. 5000 Mark auf Nr. 15240 81166 82221. 3000 Mark auf Nr. 5078 8833 9419 12128 12923 20140 22122 23966 26026 26523 28046 29883 32983 32846 32924 36912 36483 37839 38816 39025 41586 42733 42043 43362 49773 50335 55679 58086 58918 59217 59858 62936 63624 66275 67151 72509 74229 76636 82352 86845 87180 88753 89829 89879 8970Z 98805 1000 Mark auf Nr. 3483 3310 4716 6065 7314 9064 11926 11412 14900 16048 29413 31832 38628 39909 40596 41858 43653 47139 49895 54969 57296 57370 59776 66819 67707 69870 72975 73103 74862 76831 79795 86208 89237 90898 90973 94751 97390 98936 99441. 500 Mark auf Nr. 756 1266 5857 9806 13251 14946 17807 21546 22125 25875 26967 26629 27177 27086 27505 28030 S1041 34110 35991 36277 42278 42972 44572 46713 46143 48890 49217 50352 53256 54301 56851 60507 63075 63632 65608 66846 66394 71173 71866 71128 72207 76048 76335 79266 84346 84707 85249 86914 89336 91011 91556 91866 93315 95496 95300 99410. »00 Mark auf Nr. 970 497 1788 1593 3461 3500 4450 4614 5482 7512 9222 10818 10951 11787 12212 13095 14977 15700 16608 16047 17242 17215 19758 19618 21623 21900 22780 23689 24322 25051 26309 29783 30814 31223 31599 32108 32460 33209 36696 36478 38503 39681 40542 41959 41006 42147 43954 44980 44088 47356 48783 49834 49784 49303 50440 51197 53592 53479 54420 54739 56816 56320 59953 59419 60971 61782 62115 62549 62574 62801 63590 65204 65330 67118 67149 69580 69119 71713 72432 72723 73954 73695 74824 74724 75680 75130 77625 791S1 80654 81507 83637 83772 83602 83432 84566 85844 86615 86975 8747S 87939 88608 88466 89203 91509 92474 93299 93317 94601 94411 96880 96199 96514 97586 98591. Die Msschtueustickeret. Zu der großen Frage der Gegenwart, wie der aller- wärt- herrschenden Ueberproduetion abzuhelfen sei, hat eine große Industrie, die Maschinenftickerei am Bodensee, einen Beitrag geliefert, welcher, wen« er auch die Frage selbst nicht löst, in weiteren Kreisen Beachtung verdient, weil hier eine Industrie au« eigener Kraft und mit gutem Erfolge sich au« großer Nothlage in erträgliche Verhältnisse versetzt hat. Wie die Maschinenftickerei im oberen Rhetnthale am Bodensee erblühte, wie st« ins Kraut schoß und sich endlich wieder aufrichtete, da« hat der österreichische Gewerbeinspector v. Rosthorn für Vorarlberg in seinem neuen Jahresberichte für 1885 trefflich dargestellt. Nachdem die von Josua Heil mann im Jahre 1829 erfundene Stickmaschtne durch die Bemühungen der Techniker im Laufe der Jahre so weit ver bessert worden war, daß ihr keiner der ursprünglichen Fehler, die ihrer allgemeinen Einführung im Wege standen, mehr anhing, verminderten sich infolge der durch die Maschinen arbeit bewirkten Reduction der Arbeitskosten (es giebt be kanntlich Stickmaschinen, die gleichzeitig mit 500 Nadel« arbeiten) die Preise der Stickvaaren so bedeutend, daß das, was — so lange man auf Handstickerei angewiesen war — als ein theuerer Luxusartikel Monopol der Reichen blieb, nun auch dem Geringeren zugänglich wurde. Mit der rasch zunehmenden Nachfrage ging die Steigerung der Production selbstverständlich Hand in Hand, und die hohen Löhne — der Tagesverdienst eines gute« Stickers betrug eine geraume Zeit hindurch 10 Franken — rief unter der Arbeiterbevöl kerung der Ostschweiz und später Vorarlbergs eine wahre Manie hervor, sich mit der Stickerei zu befassen. Die Leich tigkeit, aus dem Wege mäßiger Ratenzahlungen in den Besitz einer Stickmaschtne zu gelangen, hatte eine wette Verbrei tung der Maschinenstickerei zur Folge, so daß heute, Sachsen und Böhmen gar nicht eingerechnet, bloS in der Ostschweiz und in Vorarlberg in diesem Industriezweige theils dtrect, theils tndirect gegen 45,000 Personen beschäftigt find. Ue- berproduction und infolge derselben fortwährendes Sinken der Stickerlöhne wuren die natürlichen Ergebnisse solchen Treibens. Je tiefer nun die Löhne sanken, desto ange strengter arbeiteten die Sticker und verschlimmerten dadurch da» Uebel nur um so mehr. In frühester Morgenstunde ward die Arbeit bet Lampenlicht begonnen und um 11 Uhr Nachts konnte man die Leute noch eifrig arbeiten sehen. Wer immer Auge« und Hände hatte, mußte hsrhalten. Schulkinder wurden bis tief in die Nacht zum Fädeln ge zwungen; ihre Augen wurden dadurch gründlich verdorben und ihre Gesundheit durch Mangel an Schlaf untergraben, und dieses tolle Treiben ging so fort, bis man zuletzt damit so weit kam, daß der Verdienst der Sticker geringer als der Taglohn war, den sie ihren Fädlerinnen zu zahlen genöthigt waren. Hätte die« länger io fortgedauert, so hätte dasselbe unausweichlich zur Verwandlung eines braven und fleißigen Volkes in ein trauriges Proletariat geführt. Da verband sich eine Zahl St. Gallener Firmen mit dortigen Fabrikanten und Einzelstickern und gründete einen Verein, dessen Haupt tendenz darin besteht, für alle Zeiten Erzeugung und Nach frage im Gleichgewicht zu erhalte»; eine schöne Aufgabe, die, vermöchte sie auch auf andere Productionszweige An wendung zu finden, eines der Grundelemente zur Lösung der schwebenden socialen Frage zu bieten im Stande wäre. Als Mittel zum Zwecke wurden drei Grundsätze aufge stellt und zwar: 1) Kein Arbeitgeber darf Sticker beschäf tigen, die nicht Mitglieder des Verbandes find und ebenso wenig dürfen Sticker Bestellungen von außerhalb des Ver bandes stehenden Arbeitgebern annehmen. 2) Die tägliche Ar beitsdauer der Sticker regelt stch nach dem jeweiligen Bedarfs. Dieselbe wird von Zeit zu Zett feiten eines in St. Galle« domicilirenden und mit allen einschlägigen Verhältnissen voll kommen vertrauten Centralcomitess vorgeschlagen, und «ach erlangter Gutheißung der Delegirtenversammlung sämmt- lichen Stickern zur Darnachthuung mitgetheilt. 3) I« gleicher Weise findet die Festsetzung der Arbeitslöhne für je i00 Stiche statt. Der Verein besteht heute aus 137 Sec- tionen, deren jede sich selbst regiert und einen Obmann an ihrer Spitze hat. Außerdem wurde ein Fachgericht aufge stellt, welchem hauptsächlich dis Entscheidung von Streit sachen zwischen Stickern und Arbeitgebern obliegt, eine In stitution, die in nicht geringem Grade zum Wohle der Sticker beiträgt, indem es dieselben gegen willkürliche Abzüge schützt, durch die ihr Verdienst feiten unlauterer Arbeitgeber nicht selten äußerst verkürzt worden war. Wäre ein der artige-, den Mitgliedern durch längere Zeit große Selbst verleugnung auferlegendes Projeet an anderen Orten auf getaucht, so dürfte dasselbe bei dem weitverbreiteten Un glauben an festen Gemeinsinn belächelt worden sei», da des sen, vom ehrlichen und strengen Zusammenwirken so vieler Tausende abhängende praktische Durchführung als Unmög lichkeit erschienen wäre. Dies war auch ursprünglich viel fach die Anschauung, doch man vergaß, daß es sich um Schweizer und Vorarlberger handelte, die gewohnt sind, einmal gefaßte Entschlüsse mit eiserner Con- sequenz durchzuführen; und daß Letzteres auch in der vorliegenden Frage der Fall ist, erscheint durch die bis herigen Ergebnisse glänzend erwiesen. Wenn schon die Schöpfu«g als genial bezeichnet werden muß, so erregt die wunderbare Durchführung derselben noch größeres Erstau nen, denn das Tanze geht wie ein Uhrwerk. Die gegen seitige Controls wird mit Strenge und Be harrlichkeit allenthalben geübt und trotz der Kürze der seit dem JnSlebentreten de- Verbandes verflossenen Zett lassen stch dessen segensreiche Wirkungen bereit- deutlich er kenne». Dieser Industriezweig, der der Ostschweiz und dem Vorarlberg jährlich gegen 80 Millionen Frauken au- dem Auslande zuführt, von denen «ehr al» 50 Millionen als Arbeitslohn t« Lande zurückbletben, kann nunmehr als ge rettet und einer besseren Zukunft entgegenseheud angesehen werden. Gegenwärtig zählt der Verband 10,268 Mitglie der und umfaßt 20,104 Maschine«. Bon den mit Stickerei- Handel stch befassenden Firmen stnd bereit» 250 demselben betgetreten. Die wenigen, noch außerhalb desselben stehen-