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— 827 Oertltche Augelegeuhetteu. Aue. (Die nächste Synodalwahl betr.) Kommende Mittwoch soll für hiesigen Wahlbezirk aufs Nsue ein geist liches Mitglied zur Synode gewählt werden. Zu würdigster Weise wurde auf der letzten Synode dieses Amt durch den EphoruS dieses KreUes, Herrn Snp. Noth zu Schneeberg vertreten. Wenn wir uns nun tm Folgenden nicht ohne Weiteres für eine Wiederwahl des genannten, von uns hoch verehrten Herrn aussprechen, so geschieht dies ohne jedes persönliche Motiv, lediglich aus sachlichen Gründen, wie sie uns namentlich im Gesetze selbst, der Kirchenvorstanos- und Synodalordnung vom Jahre 1868 zu liegen scheinen. Zu nächst liegt es in der Natur einer solchen 'Versammlung, wie die Synode ist, daß ihr Zweck nicht sein kann, möglichst viel oder alle Glieder des KirchenregimeatS (zu denen ja unbestritten auch die Superintendenten gehören) in sich zu vereinigen, im Gegentheil will sich das Kirche uregtment in der Synode gerade durch nicht lirchenregtmenlüche Persön lichkeiten ergänzen und die Meinung auch dieser Kreise hören. Ganz deutlich spricht dies auch Feller in seinen doch immer hin authentischen Erläuterungen zub KirchenoorstandS- und Syuodalordnung (Anmerkungen zu 8 33) aus mit folgen dem: „Im Uebrigen hat man sich bejchteden, daß die Synode, wenn auch ihre Aufgabe allerdings nicht die ist, dem Kir- chenregimente gegenüber zustehen, sie doch als Helferin zur Sette steht. Sie hat also, genau gedacht, das Kirchenregtment nicht in sich aufzunehmen, sondern sie hat dasselbe zu unterstützen, zu ergänzen, zu stärken. Sie ist nur eine Potenzirung der Gemeindevertretung, die nach gesetzlichen Normen die Stimme der Kirche das Ktr- chenregtment vernehmen läßt." Ebenso weist unser- Erachtens auch der Paragraph des Gesetzes selbst, ^der von der Wählbarkeit zur Synode handelt, deutlich darauf hin, daß, wenn auch Mitglieder des KircheareMents von de- Wählbarkeit selbstverständlich nicht ausgeschlossen sind, doch nicht in erster Linie an sie gedacht ist. Es heißt in 8 37 der Kirchen».- und Syn.-Ordnung: „Zu einem geistlichen Abgeordneten für die Synode sind nur tm Amte stehende, confirmtrte Geistliche, Professoren der Theologie an der Laudesuntversttät, Superintendenten und theo logische Mitglieder der Eonsistortalbehörden,sowie des Mnistertt des Cultus wählbar." Mit Geflissenheit scheinen uns hier die nichtkirchenregtmeutlichen Per sönlichkeiten (Geistliche und Profeisoren der Theologie) vorangestellt, und erst in zweiter Linie die Glieder des KirchenregimentS und zwar durch ein und verbunden (Superintendenten und theol. Mitglieder der Consistortal- behöroen re.) angeretht zu sein. Mch diesen Erörterungen haben unsrer Meinung nach die für eine Synodalwahl ab geordneten Wahlmänner nicht blos das Recht, sondern nach dem Gesetz eigentlich die Pflicht, zunächst sich zu fragen, ob sich für sie in ntchtktrchenregtmeutltcheu Kretsen (an der Mitte der Geistlichkeit oder sonst) eine Persönlichkeit findet, welche geeignet sei, in würdiger Weise den Wahlbezirk auf der Synode zu vertreten, und erst, falls die- nicht statt hat, ihr Augenmerk auf ein Glied des Kirchenregtment» zu richten. Da Schreiber diese- selbst Wahlmaun ist, und das Vorstehende nur ausgezeichnet hat, um sich und vielleicht Anderen über seine -Verpflichtung al» Mahlmann zur Klar heit zu helfen, so würde e» ihm lieb sein, wenn in der wie wir hören, beabsichtigten Vorbesprechung am Wahltage vie ler Pnnct näher erörtert würde. Hacke (Freis.) 5179. der Kandidat der Sozialisten men. Lme Stichwahl ist nothwendtg. Au» Suhl wird der „N.-A." geschrieben: Unserer gewerblichen Etablissements, die Militär-Gewehr- fabriken, befinden sich in einer Krtfi», die für die Besitzer sowohl, al- auch für die Arbeiter bedenklich »u werde« droht. Mährend vor Jahren diese Fabriken für die verschiedenen deutsche«, auch außerdeutschen Staaten beschäftigt waren, ist die» jetzt «icht mehr der Fall; das Reich und viele fremde Staaten habe« StaatSfabrlkev errichtet, so daß Suhl nur bei größerem oder dringenderem Bedarf in Anspruch ge nommen wurde, wie die- s. Z. bet Einführung de- Mauser aewehre» und in letzter Zeit de» Revolvers der Fall war. Die LvruSgewehrfabrtkation hat sich in den letzten circa zwanzig Jahren zwar sehr gehoben. Suhl liefert ein vor zügliches Jagd- und Echeibengewehr, das nach allen Län dern der Welt exportirt wird, dieser Zweig ist aber nicht ausreichend, die gelammte Arbeiterzahl, die sich auch über die nächstgelegenen Ortschaften um Suhl ausbreitet, zu be schäftigen, und in wenigen Wochen gehen die letzten Arbeiten, die Revolver, für da» Kriegsministerium zu Ende und neue Aufträge stehen für die Mtlitär-Gewehrarbeiter nicht in AuSstcht, obwohl die königl. Fabriken Erfurt, Spandau und Danzig Arbeiter in so großer Zahl beschäftigen, daß von hier und Umgegend zahlreiche Arbeiterschaaren, meist jün gere Leute, dahin übergesiedeit sind. Eine große Zahl, theils ältere Leute, aber vorzügliche und solide Arbeiter, theils durch Familienverhältnisse, ein Häuschen, ein Stück Acker rc. an die Scholle gefesselt, sehen unter den obwaltenden Ver hältnissen einer schlimmen Zukunft entgegen, wenn nicht bald Hilfe in Gestalt eines Auftrags von dem Militärfiskus eintrifft. Die Arbeiter in ihrer Noth haben sich in einer Petition an den Fürsten Bismarck gewandt und um Be schäftigung gebeten. Sofort wurden die Fabrikanten zur Angabe ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Preise für Ge- wehrtheile veranlaßt. Dabei ist es aber bis jetzt geblieben, es find Monate verflössen und nichts verlautet, ob Beschäf- igung zu erwarten ist. Was soll werden, wenn keine Auf träge eingehen? Neue Industrien lassen sich nicht aus der Erde stampfen, ebensowenig läßt sich mit einer seit Jahr hunderten heimischen Industrie aufräumen, und doch muß Hilfe geschaffen werden, wenn nicht Noth und Elend ein ziehen soll. Die Arbeit wird hier bestimmt ebenso gut und nicht theurer, als in den königlichen Fabriken geliefert. Viele Beamte der königlichen Fabriken haben sich hier ge bildet, oder find Suhler, eine große Anzahl Büchsenmacher stehen bei der Armee und es dürfte der vaterländischen Ge wehrfabrikation nicht zum Nachtheil gereichen, wenn Suhl als Pflanzschule erhalten bliebe, zumal sich dies ohne beson dere Kosten, nur durch Hergebung von Arbeit hierher er reichen läßt. Möchte Hilfe bald kommen, denn sie thut Noth!" Aachen, 31. März. Die Polizei verhaftete heute zwei Frauen in Verviers, welche die Most'sche „Freiheit" unter ihrer Tournure verborgen aus Deutschland einschmuggelten. Die Polizei erhielt Kenntniß, daß die Agitationen in Verviers Geld von den Gesinnungsgenossen in Preußen bekommen. Der Aachener Landrath und der Polizeicommiffar des Be zirkes Ellien sind heute in besonderer Mission in Verviers eingetroffeu. Kranerrich. t-Paris, 3. April. Kardinal Guibert richtete ein Schreiben an den Präsidenten Grevy, in welchem er bittet, der Präsident der Republik wolle seinen Einfluß dahin gel tend machen, daß die belästigenden Maßnahmen gegen die Katholiken aufhörten. Die Katholiken ständen den republi kanischen Staatseinrichtungen, vorausgesetzt, daß die Religion respecttrt werde, durchaus nicht feindselig gegenüber. Auch in Frankreich ermannt sich die vom Radica lismus angekränkelte Regierung, indem sie den Uebertritt belgischer Anarchisten zu verhindern sucht und eine von bel gischen Republikanern in Paris einberufene Versammlung verboten hat. Der Aufruf, welcher die Einladung zu dieser Versammlung bildete, kann wohl als das Frechste und Em pörendste angesehen werden, was in dieser Beziehung zu leisten ist. Daß die gesammte Bewegung in Belgien eine einheitliche anarchistische ist, darüber ist kein Mensch im Zweifel. Wer aber die Führer und Leiter find — das läßt sich noch nicht sagen. Die belgische Regierung macht zwar bekannt, daß sie die ernste Absicht hat, die Lage der Arbeiter zu bessern, aber die anarchistischen Versammlungen, die man unbegreiflich genug immer noch zuläßt, reizen mächtig auf. „Haben die Reichen", ruft ein Führer, „an dieser Lection nicht genug, so wird sie wiederholt werden." Dazu aller Orten aufrührerische Anschläge. In Louviers stand an den Boel'schen Werken: „Kein Arbeiter betritt mehr den Bagno!" In Löwen forderte ein Anschlag zur Plünderung der 40 Klöster der Stadt auf; in Gent fordert das Arbeiterblatt „Loornit" alle seine Leser auf, an dis Armeemitglteder zu schreiben, daß sie nicht auf das Volk schießen. „Die Regierung und die Reichen machen das Volk zu Mördern!" Andere Arbeiterblätter erscheinen schwarz verändert mit der Ueberschrist „Blut"; in Brüssel, wo selbst die Polizei alle Steine bet den Bauten hat in das Innere dec Gebäude bringen lassen, weht bei dec Arbeiterltga eine mächtige schwarze Fahne. Belgien. Au» Brüssel liegen neben den beruhigenderen Mel dungen des „W. T. B." und den Versicherungen der Re gierung auch Nachrichten vor, welche die Situation fortge setzt al» tm höchsten Grade bedrohlich erscheinen lassen. So wird der „Weser-Zeitung" unterm 1. d. M. aus Brüssel geschrieben: „Nichts charakteristrt die anarchischen Zustände, die augenblicklich in Belgien herrschen, besser, al- die Thatsache, daß die Kommunalräthe der kleineren Oerter auf dem flachen Lande offiziell mit den Räuberbanden verhandeln müssen, wofern sie ihre Dörfer vor Brand und Plünderung behüten wollen. Die Banden, 100 bi» 200 Kövfe stark, mit Knit teln und Strohfackeln (!) bewaffnet, stellen ihre Forderung, ' SOO, 700 und 1000 FrcS. und ziehen ab; das ist geschehen « z. «. in FlorenneS, Waleourt. In anderen Orten schätzen i diese Horden Haus für Hau» ab mit 200, 100, SO Fr. Da die Truppen die großen ArbeitSzentren schützen müssen i und selbst dazu nicht einmal ausreichen, so muß man die ' kleinen Orte ihrem Schicksal überlassen. Jetzt werden fite- > btbetlungen durch die Pro- ntsendet, um — eine lang- die Banden zu vertreiben. General Vandersmtffen hat sein Hauptquartier «ach Mon» verlegt, denn hier liegt der Schwerpunkt, und die Lage ist dort bedrohlich. Schon kündige« 10,000 Arbeiter den Strike an; die 7000 Arbeiter der Gruben Mariemont, die 2600 Arbeiter der Gruben von StrSpy-Bracq uegnteS fordern durch Delegirle 4 Fr. täglichen Lohn bei achtstündiger Arbeitszeit — was rundweg abgelehnt worden ist. Die Arbeiter wollen nicht weiter arbeiten — führen sie da- morgen au», so ist der allge meine Strike im Centre eine Thatsache. Haben doch schon wieder die Arbeiter in 11 Gruben tm Borinage, in 3 Gruben bei Mons, in 5 Gruben bet BervterS u. s. w. die Arbeit eingestellt, dazu Gewaltthaten der Gtrikenden gegen dte Arbeitenden, welche von den Truppen geschützt werden. Die Folge davon neue blutige Zusammenstöße mit den Truppe«: tn St. Ghislain 2 Verwundete, in CarntereS 2 Todts, 1b Verwundete tn Marcinelle u. s. w. Einzeln für sich betrachtet, ist jeder Vorgang nicht von entschiedener Bedeutung, aber sie geben in ihrer Gesammtheit ein Bild von dem Ernste der Situa tion in Belgien. Man macht große Anstrengungen, um das Mißtrauen des Auslandes zu beschwichtigen. 24 Werke haben ihre Feuer angezündet, 15000 Arbeiter arbeiten — unter militärischer Aufsicht. Alle Etablissements, die über haupt in den Bezirken Charleroi, Lüttich und Mons arbeiten, sind militärisch geschützt, selbst ihre Einrichtungen und Bureaux durch Soldaten gedeckt. Würde man die Besatzung zurückztehen, sofort bräche dte Revolution wieder aus und die furchtbarsten Exzesse würden folgen. Man kann sich denken, was dabet gearbeitet werden kann, wo die Arbeiter, selbst unzuverlässig, ringsum von strikenden Banden bedroht wer den. Unter solchen Umständen ist die Stimmung eine sehr düstere. Der Bürgermeister von Charleroi hat jede MaS- kirung und KarnevalSfeter verboten. In Brüssel selbst ist der am nächsten Sonntag geplante Makenzug „da Blut fließt und die Ruinen rauchen", aufgegeben worden. In der Hopfenstadt Alost haben gestern 500 unbeschäftigte Ar beiter auch „manifestirt" und mit dem Rufe „Es lebe die Republik" einen Umzug gehalten. Die Bürgergards ist zu heute Abend eingerufen. — Die Anarchisten in Gent haben auch „manifestirt", sie haben ihren Brüdern in Charleroi 500 Fr. und den Familien der Verhafteten 5000 Brote gesandt! Für den Ersatz des in Bassin Charleroi anze- richteten Schadens wissen sie Rath: „Leopold U. kann ihn bezahlen, indem er für ein Jahr auf seine Zivilliste ver zichtet! — macht fünf Millionen!" — Zur Berthetdigung der bei den Unruhen im Lande Verhafteten hat sich in Brüssel selbst ein aus radikalen Advokaten zusammengesetztes Komitee gebildet." Italien. Florenz, 1. April. Im hiesigen ZwangsarbeitshauS brach eine Revolte aus. Die Häftlinge zerschlugen die Einrichtung und bedrohten den Aufsichtskörper. Sofort wurden die Wachen und Carabinieri zur Hülse gerufen. Die Rebel len hatten sich tm Hofraum eingeschlossen und mit den Ru fen: „Es lebe die Republik!" um eine improvisirte rothe Fahne geschaart. Die Truppen feuerten in die Luft, ohne die Aufwiegler einzuschüchtern; endlich wurde der Hof ge stürmt und es kam dabei zu einem ernstlichen Kampf, bei welchem beiderseits Todte und Verwundete blieben. Rußland. Der Kaiser von Rußland wird, wie dis „Schlesische Zeitung" schreibt, bei seiner Reise nach dem Süden, bei der er mehrere am Schwarzen Meer gelegene Städte berührt, wahrscheinlich deren größte und bedeutendste, Odessa, nicht besuchen. Nach allen von dort in Petersburg eingegangenen Nachrichten sollen gerade in Odessa die nihilistischen Bestrebungen von Neuem Wurzel gefaßt haben. Dis Ueber wachung der selben fällt in Odessa besonders schwer, weil tn dieser beinahe international zu nennenden Stadt auch zahlreicher Auswurf aller europäischen Völkerschaften vertreten ist. Ueberhaupt läßt der Nihilismus wieder mehr als früher vyn sich merken. Alan spricht von wichtigen, in der letzten Zeit vorgekommenen Verhaftungen sowie davon, daß einzelne, besonders ver dächtige Persönlichkeiten im Begriff gewesen sind, nach Ruß land zu kommen, und daß sie nur durch die ihnen gewordene Kunde von jenen Verhaftungen davon zurückgeschreckt wor den sind. Zum Glück ist die Polizei jetzt so sehr viel besser als früher, daß alle verbrecherischen Anschläge der Nihilisten im Keime erstickt werden. Zur Bewachung der vom Kaiser benutzten Bahnstrecken sind etwa 50—60,000 Mann noth wendtg. Die Kosten für dte diesen Truppen zu gewährenden Zulagen und für verstärkte Verpflegung, sowie für denHin- und Rückmarsch dürfen mit 150—180,000 Rubel nicht zn hoch begriffen sein. Die Mannschaften lagern tn Zelten längs der Bahn; die Officiere werden in den dort befind lichen Dienstgebäuden einquartiert. An- Sachse«. — Ueber die landwirthschaftltchen Verhältnisse im Königreich Sachsen schreibt die „Letpz. Ztg.": Der schnee reiche Winter mit ziemlich hohen Kältegraden hielt bis zum 20. März an. Bon diesem Tage ab brach das Frühjahr mit solcher Macht herein, wie man sich kaum zu erinnern vermag; lachender Himmel und Wärme bis 17 ° R. herrsch ten bis heute andauernd. E» war aber auch die höchste Zeit, daß trockenes warme» Wetter etntrat, denn durch den langen Winter war eine rechtzeitige Frühjahrsbestellung un möglich gemacht. Während man sonst schon Ende Februar Sommerroggen und im März Hafer und Erbsen zu säen pflegte, hatte Heuer bis gegen Ende März noch kein Acker- geräth dte Felder berührt, und erst tn diesen Tagen wird man auf leichtem Boden mit der Frühjahrsbestellung begin nen können. In Folge der Verspätung derselben wird man entweder mehr j Gespanne halten oder es an tüchtiger Be stellung fehlen lassen müssen. Was die Wintersaaten be trifft, so hatte man für dieselben groß« Besorgntß; e» ist auch zu konstatiren, daß Weizen und Roggen nicht ganz un- gefährdet aus dem Winter gekommen sind, doch ist der Schaden bet Wette« nicht so groß, al» man befürchtet hatte, und günstige Frühjahr-Witterung kann denselben vollständig au-hetlen. Ander- verhält e- sich mit de« Rap«, welcher von der für ihn ungünstigen Wtnterwttterung nicht unbe ¬ deutend gelitten haben dürste; der Schaden wird sich aber erst ermitteln lassen, wen« da» Wach-thum der Rap»pflanze beginnt. Am schlimmsten steht e» mit de« Klee, welcher große Blößen zeigt und Futtermangel mit seinen schlimmen Folgen befürchten läßt. Dem Rathe, welchen Here Inspektor Dietrich tn einer der letzte« Nummern der Leipziger Zeitung ertheilte, den Klee i« zeitigen Frühjahr tüchtig auftanrrn, schließen wir un- ganz und voll an, bemerken aber dazu, daß man es mit dem Lufeggen allein nicht bewrnden lassen darf, sondern daß e- nothwendtg ist, unmittelbar vor dem Eggen tn dte Blößen SomKerstaudenroggen zu säen, theils zur Erzielung höherer Futtererträgs, theils zur Verhütung des Verunkrauten- der leeren Stellen. Der Egge muß dann noch die Walze folgen. Kleefelder, welche durch Mäuse rc. ziemlich ganz verwüstet find, bricht man am besten, sobald man tn den Acker kommen kann, um und besäet sie mit einem Gemenge von Wickfutter uni Kleegras. Da- Wick futter muß aber gemähet werden, ehe e» sich lagert, damit es das Kleegras nicht erstickt. — Die Gstretdepreise scheinen nun doch ihren tiefsten Slandpunkt erreicht zu haben und nach aufwärts zu gehen. Am meisten hat von dem Steigen des Preises der Weizen prositirt, eine Erscheinung, welche hauptsächlich darin begründet ist, daß in Nordamerika die Bestände an Weizen bis zur nächsten Ernte sehr gering sein weroen. Dem Weizen ist hinsichtlich der Preissteigerung gute Braugerste gefolgt, an welcher e« ziemlich mangelt ; aber auch Roggen, Hafer und Hülseufrüchte Huben sich ziem lich befestigt. Meißen, 1. April. Gestern Abend verschied infolge Herzschlags Herr Bürgermeister Karl Richard Hirschberg, welcher sein Amt im Jahre 1859 antral, nachdem ec vor her neun Jahrs Bürgermeister in Wurzen gewesen war. Am 23. März 1884 beging er hier unter allgemeiner Bethetli- gung seitens dec Bürgerschaft sein 25jährizes Jubiläum als Bürgermeister hiesiger Stadt. Dte Verdienste des Verewigten, welche damals der Stadtoerocdnetenoorsteher Herr Prof. ür. Flathe rühmte, werden noch lange anerkannt werden. Un ter Hirschberg wurde die „Idylle Meißen zur Industrie stadt" ; unter seiner Verwaltung wurde dte Gasanstalt für dte Stadt erworben, wurden Straßen erweitert und ver bessert, wurde das Rarhhaus stylvoll erneuert, da- Trte btschthal erschlossen, der Stadtpark geschaffen, das städtische Volksschulwesen reorganisirt, die Realschule errichtet, die re- vtdirte Städteordnunz etngeführt rc. Bon Sr. Majestät dem Könige wurde er zum Mitglieds der Ersten Stände kammer ernannt; im ersten deutschen Reichstage vertrat er den 7. Wahlkreis. Die Bürgerschaft rühmt an ihm feine Pflichttreue, Rechtschaffenheit und Tüchtigkeit und wird ihm immer ein dankbares Angedenken bewahren.