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- Erscheint täglich^ Tageblatt für Schwayenberg «nd Umgegend. AmtsölE für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. ' JnsertloMibüWsW die ftespalten, KM- 10 Pfennig«, s» die »WeispMg, M amtlicher Jnle:iü«sf " 25 Kenuixr.' ' ! mit Ausnahme der M Sonn, und Festtage. M Preis vierteljährlich /M 1 Mark 80 Psemüg«. 1V Redaction, Verlag nnd Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. 1886. Freitag, den 2. April M 76 s traten gegenüber nicht über den Rahmen der gesetzlichen sagte der Reichskanzler: lös hängt danach doch allein von Maßnahmen htnauszugehen nöthtg habe. Hierauf wurde) Ihrer theoretischen Beurthetlung ab, ob Sie die Zustände die Diskussion geschloffen. Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen wurde der Antrag des Sbg. Windthorst, das Verbot der Versammlungen au» dem Gesetz zu streichen, in einer durch Zählung erfolgenden Abstimmung mit 146 ge gen 13b Stimmen angenommen, dafür stimmten das Len« trum und die Rattonailiberalen. Die Sozialdemokraten ent« stimmen wird und bekämpfte die gestrigen Ausführungen des Abg. Stöcker. Abg. Marquardsen verwendete sich für die Verlängerung des Sozialistengesetzes auf zwei Jahre. Man möge dafür sorgen, daß man den irregeleiteten Sozialdemo- dies mir Rückücht auf die Person des Monarchen, von dem man zwar wisse, daß er selbst keinen Schutz wünsche, den zu erhalten aber dis Pflicht des Landes sei. Abg. v. Vollmar erklärte, dis sozialdemokratische Partei werde sich der Komödie der Verhandlung der Windthorst'schen Anträge fernhalten und wurde deshalb zur Ordnung gerufen. Der Antrag des Abg. Windthorst zu 8 28 wurde sodann angenommen. Sämmtliche unter Artikel 1 zusammengefaßten Anträge des Abg. Windthorst wurden bei der Gesammtabstimmung mit 164 gegen 142 Stimmen angenommen. (Während der Abstimmung erschien der Reichskanzler Fürst Bismarck.) gewonnen werden muß. — Zu den belgischen Arbeiterunruhen bemerkt die „Nat.-L. Corr.": Eine bei der Erörterung der Sozialisten« rage außerordentlich beliebte und oft angewandte Behaup- ^.j ung der clsriealen Partei wird durch die Vorgänge in Bel- N Abhaltung des 1. diesjährigen Mehmarkte» hier ohne Erhebung von Standgeld. Lößnitz, am 30. Mär, 1886. Der Rath der Stadt Lößnitz. vr. von Woydt. Bekanntmachung Dienstag nach Liitare den 6. April 1886 hier für solche halten, wie in Rußland. Sie hallen sich also unter Umständen zum Morde berechtigt und deshalb find Ausnahmegesetze gegen sie durchaus nothwendig. Sie find die einzigen Menschen, die den Mord unter Umständen für erlaubt halten, gegen solch« Anschauungen aber müssen wir ««kämpfen. Anlangend die Ehefrage, so habe ich der Sivil« gesetzgebung nur zugesttmmt, um nicht vier Ministerporte- feutlle- vakant werden zu lassen, aber zwischen der Stvtlehe und der Ehe auf Kündigung ist doch ein großer Unterschied. Das sozialdemokratisch« Programm ist ein« Negation von Allem, was da» Leben werthvoll macht. Wenn nun Bebel nicht begreift, warum die Vorlage nicht al» «ine dauernde Institution beautragt wird, io ist e» doch Kar, daß An solcher Antrag keine Au-ficht ans Annahme hält«, jedensall» aber bedürfen wir den Schutz der Verlängerung um zw«i Jahre, und dies ist das Mindeste, was gsthan werden kann. -! Abg. Winterer sprach gegen die Vorlage. Während der p Rede desselben verließ der Reichskanzler den Saal. Ei»! Antrag auf Vertagung wurde abgelehnt, ebenso ein Schluß^ I antrag. Abg. Windthorst führte aus, er habe die GewaÜ»y« samkeiten gegen die Obrigkeit oder Private in Schutz a«. ' nommen, er verabscheue sie aber und werde sie immer be kämpfen. Der zweite Antrag auf Vertagung wurde abge-' i lehnt. Abg. Level hielt die Interpretation seiner Worte s, seitens des Reichskanzlers für irrig. Er müsse bestreiten, daß der Fürsteamord das Programm der Sozialdemokraten sei. Redner führte verschiedene Beispiele de» Fürstenmordes aus dem Alterthum und der Neuzeit an, um zu beweisen, daß auch andere Parteien zu einer derartigen Gewalt« thätigkeit greifen. Die Debatte wurde darauf geschloffen: und die Regierungsvorlage mit dem Amendement Windthocst* abgelehnt, darauf wurde dis unveränderte Regierungsvorlage ebenfalls abgelehnt und endlich die Regierungsvorlage nfit dem Amendement des Abg. von Hertling (zweijährige Ber« längsrung) mit 173 gegen 146 Stimmen angenommen. Die nächste Sitzung erfolgt morgen. Berlin, 31. März. In der gestrigen Abendsttzung der kirchenpolitischsn Commission des Herrenhauses wucom die Anträge Kopp mit 13 gegen 5 Stimmen abzslsh.it, di nach Ansicht der Majorität der Commission zunächst Klrc- , heit über Annahme der Änzeigepfltcht Seitens der Curie .— —— r Oeffentliche Sitzung des Stadtgemeinderathes in Aue Freitag, den 2. April 1886, Nachmittags 6 Uhr i« der Aula der Bürgerschule. Die Tagesordnung wird durch Anschlag in der Hausflur der Bürgerschule bekannt hielte« sich der Absttmmuug. Nunmehr wurden die Anträge de« WH. Windthorst zu den die Presse betreffenden 88 11, 13 und 24 debatttrt und nach unerheblicher Lebatte ange nommen. Hierauf folgte die Berathung der Anträge de» Abg. Wiudthorst zu den 88 26 und 27, betreffend die Be« schwerdekommtsfion. Dieselben wurden angenommen. Zu 8 28 beantragte der Abg. Windthorst, den Belagerungszustand mir für Bvcltn und Umgegend zuzulaffen und befürwortete Hierauf folgte die Berathung über den Artikel 3, betreffend dis Giltigkeitsoauer des Gesetzes, die nach der Regierungs vorlage eine fünfjährige, u.-ch dem Antrags des Abg. Windthorst, sowie nach dem Eventualantrag« des Abg. Hertling eine zweijährige sein soll. Abg. Graf Ballestrem trat für eine zweijährige Verlängerung des Sozialistenge setzes ein. Abg. Meyer (Jena) ebenfalls für eine zweijäh rige Verlängerung. Fürst Bismarck erklärte: Die Regierung wird zwar dis Verkürzung der Frist auf zwei Jahre nicht zum Anlaß einer Ablehnung der Vorlage nehmen, dis gest rigen Auseinandersetzungen des Abg. Bebel sollten aber doch dazu uuffordern, einen längeren Zeitraum anzunehmen. Bebel hat gestern den Fürstenmord wie den Meuchelmord uuter gewissen Umständen zum Programm seiner Partei gemacht. Solchen Theorien gegenüber müssen Ausnahme maßregeln zulässig sein; wir werden, fuhr Fürst Bismarck fort, auch nach 2 Jahren nicht in der Lags sein, den Meuchelmord in unsere Theorien aufzunehmen. Mit einer zweijährigen Verlängerung wird sich die Regierung also einverstanden erklären, wenngleich dadurch das Gefühl dec Sicherheit nicht in dem Maße erzeugt wird, wie wir es wünschen. Sollten ste jedoch das Sozialistengesetz nur für ein Jahr verlängern wolle», dann würden wir es lieber versuchen, einmal ein Jahr ohne dieses Gesetz auszukom men. Das Bewußtsein der Nothwendigkeit dieses Gesetzes würde dann größer sein. Abg. Bebel behauptete, der Reichskanzler Habs seine Rede unrichtig aufgefaßt. Ec habe behauptet, daß die russischen Zustände jenen Zaren mord erklärten und daß man in Deutschland zu ähnlichen Konsequenzen kommen werde, wenn da ähnliche Zustände einträten. Dies sei aber in einem solchen konstitutionellen Staate in absehbarer Zeit noch nicht zu erwarten. Red ner kam auf die gestrigen Aeußerungen des Ministers v. Puttkamer zurück und fand es für haarsträubend, daß man ihm das Reden verbiete» wolle. Was- d-rMg. Stöcker gestern gesagt habe, sei belanglos, eS gebe aber keinen ! haßerfüllteren Zeloten, als gerade Stöcker. (Der Präst- i dent rief Bebel zur Ordnung). Der Abg. Stöcker, fuhr Bebel fort, fei der gewohnheitsmäßige Schürer des ' Raffen- und KlrffenhaffeS; die Sozialdemokratie werde ; auch unter dem Sozialistengesetze leben und sie sei ! beständig. Reichskanzler Fürst Bismarck erwiderte, er habe nicht zu viel gesagt und verla» zu« Be weis dieser Behauptung die betreffende Stelle des stenographischen^ Berichts^ über, die Rede Bebel'S. Hierauf gien vollständig Lügen gestraft, die Behauptung nämlich, daß der Sozialismus in der katholischen Kirche ein unüber windliches Bollwerk finde, in Ländern, wo diese frei ihre» Amtes walten könne, gar nicht aufzukommen vermöge. Die Behauptung stützt sich vornehmlich darauf, daß in etliche» rheinischen und oberschlefischen Wahlkreisen mit starker Ar- bettsrbevölkecung clsrical und nicht, wie man vielleicht er warten könnte, sozialdemokratisch gewählt zu werden pflegt. Das trifft aber keineswegs überall zu, und wo es zutrifft, kommt es einfach daher, daß die «ltcamontane Agitation das Aufhstzen der Massen selbst so gründlich besorgt und in so demagogischer und radicaler Weise auftritt, daß ste von der Sozialdemokratie nicht mehr überboten werden kann. AngBcht« der Zustände in allen romanischen Länder» und der neuesten entsetzlichen Vorgänge in Belgien ist die Be hauptung, daß der Sozialismus verschwinde, wo die katho lische Kirche frei walte, einfach lächerlich. Belgien ist das fanatisch cleriealsts Land in ganz Europa, es hat überdte- zur Zeit eine vollkommen ultramontane Regierung, und doch toben hier Aufruhr und Anarchie in einer Weise, wie es seit Jahrzehnten sonst nirgend» vorgekommen ist. La» wird aber Herrn Windthorst und die „Germania" schwer lich abhalten, immer wieder zu behaupten, die Gewährung der vollsten Freiheit an die katholische Kirche sei das ein zige Mittel, der Anarchie und Revolution vorzubeugen. Uebsrau» abgeschmackt nehmen fich auch die fortschrittlichen Blätter im gegenwärtigen Augenblick au»: Erst einen Leit artikel gegen da- Sozialistengesetz und unmittelbar hinter« her schreckenerregend« Berichte über den belgischen Aufruhr. E» ist nur gut, daß die „reactionären Parteien" für die Ordnung und Sicherheit sorgen und im Vertrauen darauf der fortschrittliche Bürger sich den Luxu» der Freifinnigksit gestatten kann. E» ist gar zu schön, gegen die Polizei zu eifern, wenn man doch weiß, daß sie zur Hand ist, sobald e» an den Krage« geht. — Der „Schwäbische Merkur" sagt: „Roch vor we nigen Jahre« verstchertr« liberal« Gelehrte, wie Emile d« , Laveleh«, ntrge«d» sei der Sozialismus weniger gefährlich al» i« Belgien; dort halte di« Internationale ihre Kon- -reffe, nicht» schränke ihre Thätigkeit ein, ste erfreu« sich TÄgesgeMchte. Deutschland. Berlin, 29. März. Se. Majestät der Kaiser erschien' wie die „Post" melyet, heute Punkt 3 Uhr im Herrenhause zum Besuch des zur Zeit daselbst wohnenden Statthalters von Elsaß-Lothringen Fürsten von Hohenlohe. In der Be gleitung Er. Majestät befand sich Oberstlieutenant von ^e- tersdorff. Der Kaiser sah sehr wohl aus und schritt rüsti gen Schrittes die Treppe zur Wohnung des Fürsten Statt halters hinan. Eine eigenthümliche und wahrlich spontane Ovation wurde dem greisen Herrn durch die zum „großen Retnmachen" des Herrenhaussaales versammelten Scheuer frauen bereitet, die es sich trotz dec strengsten Kanzleibesehls nicht nehmen ließen, mit aufgepflanzten Besen und Schrub bern und — leuchtenden Augen vor Sr. Majestät Front zu machen. — Der Besuch Lr. Majestät des Kaisers bei der Fürstin Hohenlohe, Gemahlin des Statthalters von Elsaß- Lothringen, dauerte beinahe Stunden. Der Präsident des Herrenhauses, Herzog von Ralibor, geleitete Se. Ma jestät die Stufen des Hauses hinab. Vor dem letzteren hatte sich eine nach Tausenden zählende Menge angesammelt, welche den im bekannten grauen Mantel und Helm erschei nenden Monarchen mit brausendem Jubel begrüßte. Ein kleines Mädchen trat von der Seite herzu und überreichte dem Kaiser eine Blume, welche Allerhöchstderselbe mit freundlichem Dankes lächeln entgegenzunehmen geruhte. Nach dem Se. Majestät in den offenen Wagen gestiegen und sich vom Herzog von Ralibor verabschiedet hatte, erschollen noch lange die begeisterten Hochrufe der begleitenden und folgen den Volksmenge. Berlin, 31. März. In der heutigen Sitzung des Reichstages erfolgte die Fortsetzung der zweiten Lesung des Sozialistengesetzes. Abg. Leuschner befürwortete die Regie rungsvorlage, da deren Ablehnung den öffentlichen Frieden bedenklich gefährde. Abg. Hänel erklärte, die Freisinnigen würden für die einzelnen Anträge des Abg. Windthorst even tuell stimmen, das Gesetz tnsgesammt aber in jeder Form ablehnen. Die eventuelle Annahme der Anträge des Abg. Wtnvthorst würde wenigstens beweisen, daß die Majorität des Reichstages das Sozialistengesetz als Ausnahmegesetz nicht für richtig halte. Redner wendete sich dann gegen den Abg. Stöcker, den er als den Bebel bezüglich religiöser Intoleranz und bezüglich des Staatssoziaiismus bezeichnete. Die belgischen Unruhen könne man hier nicht htneinziehen, da dieselben nichts mit dem Anarchismus^» thun hätten, sondern lediglich aus der Lohnbewegung entsprungen feie«. Abg. v. Hertling tritt für denjenigen Theil des Centrums ein, welcher nach Ablehnung der Anträge des Abg. Windt- Horst für die Verlängerung des Gesetzes auf zwei Jahre Wegen Reinigung der Expedittonslokalitäten werden Freitag und Sonnabend, den 9. und 10. April dieses Jahre» bei dem unterzeichneten Amtsgericht nur ganz dringliche Sachen erledigt.. Johanngeorgenstadt, am 31. März 1886. Königliches Amtsgericht. vr. Nodig. Nachdem die legitimirten Erben weil. Herrn Friedensrichter Heinrich Eduard Richter in Scheibenberg das auf Folium 221 des Grund und Hypothekenbuchs für Mitt weida eingetragene Bergbaurecht des Berggebäudes Silberschwan Fundgrube und Erbstolln bei Mittweida losgesagt haben, so wird Solches mit dem Bemerken andurch bekannt gemacht, daß gemäß 8 169 des Berggesetzes vom 16. Juni 1868 und 88 136 und 137 der dazu erlassenen Ausführungsverordnung vom 2. December 1868 den Gläubigern des gedachten Bergge bäudes das Recht zusteht, binnen einer Frist von 3 Monaten von der öffentlichen Bekannt machung angerechnet, bei dem unterzeichneten Amtsgerichte auf gerichtliche Zwangsverstei gerung des gedachten Bergwerkseigenthums anzutragen und ihre Befriedigung aus demsel ben zu verlangen. Schwarzenberg, den 24. März 1886. Königliches Amtsgericht daselbst. Fiedler.