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— 142 — d< d l Lagesgefchichte De«tschla«d. Aus Sachsen. Leipzig. Eine exemplarische Strafe ist dieser Tage von der Polizei an einem hiesigen Schornsteinfeger statuirt worden. Sei es aus Uebermuth, sei es aus Dummheit ge wesen, kurzum, der rohe Mensch schlug ohne alle Veranlas sung auf einen Zughund los, mißhandelte das arme Thier und schlug ihm dabei ein Auge aus. Für diese Roh heit wurden dem Uebermüthtgen 14 Tage Haft diktirt. Wir sind der Meinung, daß diese Strafe noch außerordentlich milde zu nennen ist. Gerade die Mißhandlung von wehr losen Thteren, sie noch dazu gänzlich ohne Veranlassung auSgeübt wird, verdiente ebenso, wie jeder rüpelhafte Unfug auf den Straßen, eine derartig exemplarische Bestrafung, daß dem Betroffenen jede Neigung zur Wiederholung ver loren geht. — Der Landwehr-Bezirkskommandeur Oberst Friedrich Eduard von Gersdorff tritt voraussichtlich am 1. April d. I. in den wohlverdienten Ruhestand. Die Einwohnerschaft Schneebergs hat den früher in ihrer Mitte lebenden, wohl wollenden und liebenswürdigen Herrn gewiß noch in guter Erinnerung. — Der Vorstand der Arbeiterkolonie in Schnecken- grün sieht sich veranlaßt, das Publikum zu bitten, es möge keine Leute der Anstalt zuweisen, da der Andrang so groß ist, daß nicht alle Arbeitslosen, welche Aufnahme begehren, solche finde» können. Bis jetzt sind 30 Kolonisten unterge bracht; bis Ende des Monats wird diese Zahl auf 80 und später auf 120 steigen. Diejenigen, welche nicht ausgenom men werden, machen in der Regel ihrem Unmuth in schar fen Worten Luft, deshalb soll eben die Zuweisung vermie den werden. Damit ist wohl der beste Beweis für die Noth- wendigkest der Anstalt gegeben, aber zugleich ist auch damit die wettere Errichtung derartiger Kolonien als wünschens werth zu bezeichne». Zwickau. In einer hiesigen größeren Bäckerei ist seit einigen Monaten das System der Rauch- und Rußver- brennung eingeführt worden. Diese Einrichtung hat sich nach Ausspruch des Besitzers derselben und verschiedener Sachverständiger ebenso für den Kleinbetrieb bewährt, als dies im Großbetrieb, von der hiesigen Veretnsbraueret, wo selbst ebenfalls feit einigen Monaten die Rauch- und Ruß verbrennung eingeführt ist, der Fall ist. Adorf. Die von Plauen aus an die k. Negierung und die Ständekammer gerichtete Petition um Umgestaltung der dortigen kunstgewerblichen Fachzetchenschule in eine vogt- ländische Gewerbeschule ist vom hiesigen Stadtrathe mit un terschrieben worden, weil auch hier die Stickereiindustrie schon seit vielen Jahren einen HauptnahrungSzweig für die Bevölkerung bietet. Der Stadtgemeinderath zu Treuen hat mit dem Gasingenteur März aus Chemnitz einen Vertrag abgeschlos sen, in welchem sich Herr März verpflichtet, die öffentlichen Straßen und Plätze innerhalb 25 aufeinanderfolgender Jahre mit Gaslicht zu beleuchten und auf Verlangen jeder zah- Saal. Nachdem der Prinz sodann den Kammerherrn von Schrader zum Fuchsmajor ernannt und zu Füchsen alle diejenigen erklärt, welche unter 37 Semester hätten, hielt Herr v. Dechend eine Rede auf das CorpS, die mit einem Hoch aus den Prinzen Wilhelm endete. Sodann gedachte der Prinz des Reichskanzlers Fürsten Bismarck als eines hervorragenden CorpSburschen, dem am 1. April v I. die ganze Nation ihre Anerkennung gezollt, v. Meyer - Arns- walde begrüßte den anwesenden Senior des activen Corps, v. Massow. Nunmehr gebot der Prinz Silentium für das erste Lied: „So pünktlich zur Secunde trifft keine Uhr Wohl ein", nach besten drei Versen Graf Herbert Bismarck km Namen seines Vaters dankte und sein Glas auf die Ehrenmitglieder leerte. Es folgte noch eine längere Reihe von Liedern und Trinksprüchen, worauf das Semesterreiben den Uebergang zu dem Stadium der Fidelität bildete, wel ches die fröhlichen Genossen bis zu vorgerückter Stunde ver einigt hielt. Berlin, 10. Februar. In der Mottvirung des Ge setzentwurfs über die Kolonisation der Ostprovinzen wird auf die fortschreitende Ausbreitung der polnischen und auf die Verdrängung der deutschen Nationalität hingewiesen, was eine umfassende Abwehr fordere. Frühere Anlagever suche hätten nicht die volle Wirkung gehabt, namentlich we gen zu geringer Fonds, die Verwendung von Staatsdomänen und forstfiskalischer Grundstücke werde nur in beschränktem Umfange ausführbar sein, vielmehr sei die Bereitstellung von Staatsmitteln zum Erwerbe von Grundstücken erfor derlich. Der Staat müsse durch Anzahlungen, Geldrentsn oder durch eine mäßige Verzinsung sicher gestellt werden, verzichte aber andererseits auf alle finanziellen Vortheile. Die Aufgabe sei nur dann glücklich lösbar, wenn der Staats regierung in der Disposition über die Mittel vorbehaltlich der Rechenschaft an den Landtag möglichst freie Hand bleibe; die geforderten 100 Millionen würden für den Erwerb von mindestens 200,000 Hektar ausreichen, wovon 100,000 Hektar wohl schon jetzt verkäuflich seien. Die Besiedelung werde sich nur allmählich bewirken lasten; bis ausreichend Kolonisten angeworben seien, werde die Domanialbewtrth- schaftung der Grundstücke unter möglichster Berücksichtigung der Kräftigung des deutschen Elements fortdauern müffen. — Ein Arbeiterinnen-Strike in Berlin in Aus sicht. Die seit einem Jahre in Berlin sich zeigende Arbei- termnen-Bewegung, an der sich die Mäntel-Näherinnen un ter Leitung einer Frau Büge in hervorragender Weise be- theiligt haben, scheint nunmehr z» einem Strike führen zu wollen. Berlin ist der größte Handels- und Fabrikations platz in der Mäntel-Konfektion und als solcher auch der Hauptstapelplatz des Exports von Mänteln nach Amerika und England. Aus diesem Grunde werden in Berlin ne ben den besseren Sorten vornehmlich geringere Mäntel fa- Lrizirt und beschäftigt dieser Industrie-Zweig allein in Berlin ca. 8000 junge Mädchen. Ganz besonders ist aber bei dieser Fabrikation die Hausindustrie in hervorragender Weise betheiligt und zwar um deshalb, da das Unfertigen der Mäntel zumeist nicht in den Werkstätten der Konfek- tionSkaufleute geschieht, sondern an Unternehmer, zumeist Schneider, vergeben wird. Diese geben wieder die Arbei ten an sogenannte Arbeitsstuben - Besitzer, welche nun die Arbeiterinnen beauftragen. Durch diesen Modus der Ar beitsvergebung werden nun die Preise so gedrückt, daß die eigentliche Arbeiterin nur ein Minimum des Preises erhält, welchen der Kaufmann an den Unternehmer zahlt. Diese Arbeitsvergebung hat nun die Mäntel-Näherinn en-Bewegung gezeitigt und schon seit einem Jahre finden fast zweimal die Woche Versammlungen der Arbeiterinnen statt, um auf Be seitigung dieser Arbeitsvergebung und damit auf Lohner höhung für diesen Fabrtkationszweig hinzuwtrken. Wiede rum hatten sich am Dienstag Abend etwa 1000 Mädchen und Frauen und 500 Schneider und Konfektionskaufleute nach dem großen Saale des Konzerthauses „Sanssouci" (Kottbuserstraße 4u) etngefunden, um eine endliche Einigung herbetzuführen. Von fetten eines der anwesenden Meister wurde hervorgehoben, daß ein Mintmallohn von 2 Mark schon um deshalb nicht bewilligt werden könne, da die An fängerin diese nicht verdiene und ferner die Ueberprodukion auf die Löhne sehr etnwirke. Ein in Aussicht genommener Strike sei eine sehr zweischneidige Waffe, wie der stattge- fundene Mauxerstrike gezeigt. Zum Strtken gehöre viel Geld und wenn dieses nicht da sei, sei bald der Hunger ein ernster Mahner, die Arbeit wieder aufzunehmen. Zuge geben, daß eS den in der Mäntel-Konfektion beschäftigten Frauen und Mädchen schlecht geht, so liege dies etneStheil- an dem kolossalen Arbeitsangebot und andernthetls an den schlechten Preisen der Großkaufleuteund der Schleuder- Konkurrenz. Sache d« Nrbettg werde es jetzt sei«, endlich für Besserstellung der Arbeite rinnen einzutreten. Die Meister geben sich aber der Hoff« nun- hin, daß sie bei ihre« Beginnen nicht ohne die Unter stützung der Arbeiterinnen gelaffe« werde«. — Diesen Aus führungen wurden von mehreren Rednerinnen u«d Rednern gegenübergehalten, daß die Arbeiterin lange genug gedarbt habe und gesehen, wie der Meister auf Kosten ihrer Arbeits kraft und Gesundheit lebe. Dieser Ausbeutung müsse end lich et» Ziel gesetzt werden. Die Arbeiterin wisse der Noth ins Auge zu schauen und sie werde es, wenn der Strike eine Thatsache sei, mit doppelter Opferfreudigkeit thun. — Nachdem sich in diesem Sinne ein ganzes Heer von Redne rinnen und Rednern geäußert, beschloß die Versammlung eine Lohnkommtssion in einer am Freitag nächster Woche stattstndenden Mäntel-Näherinnen-Bersammlung zu wählen, welche die nvthtgen Schritte thun soll, um eventuell, wenn auch vorläufig nur in einen partiellen Strike einzutreten. Krankreich. Das Schreiben Rocheforts an den Präsidenten der Deputirtenkammer, worin er um seine Entlassung als De- putirter des Seinedepartements etnkommt, lautet: Herr Präsident! Nach der Art von Sündenvergebung, welche da» Parlament den Speeulanten, die die longkingsche Expe dition ins Werk gesetzt haben, hat zutheil werde» lassen, hatte ich die Hoffnung, daß die Amnestie sich auf die armen Teufel aut-dehnen würde, die gegenwärtig in den Kerkern und auf den Galeeren die Schuld der andern abbüßen. Ich habe meinen Wählern die Amnestie versprochen. ES wird mir nicht gestattet, dieselbe ihnen zum Geschenk zu machen. Ich bin leider nicht mehr jung genug, um vier Jahre mei nes Lebens mit Kämpfen zu verlieren, wobei ich mich ver- urtheilt sehe, stets geschlagen zu werden. Ich reiche meine Entlassung als Abgeordneter der Seine ein. e ihr Leben in seinem Dienst zubringen durften. Wenn wir uns fragen, wie es möglich war, daß der Kaiser das erreicht, wonach er gestrebt, so sei es das Gottvertrauen ge wesen, das dem Kaiser sein Selbstvertrauen gegeben. Und dieses Beispiel wollen wir nicht vergessen. Wer al» Soldat oder in einem sonstigen Beruf ihm diene, der möge beden ken, daß treu zu ihm zu halten die erste Pflicht. Dem Wohle Er. Majestät d.S Kaisers und Königs bringe ich das erste Glas!" Ein begeistertes Hoch brauste durch den p Berlin, S. Februar. Das -estrige Bereinigungsfest der hiesigen alte« Herren des Bonner CorpS „Borussia" ge staltete sich besonders feierlich uud freudig durch die Au- Wesenheit des Prinzen Wilhelm, der während seiner Studten- zeit in Bonn zu dem genannten Corps gehalten hat. Der große Speisesaal im Kaiserhof war glänzend geschmückt. In der Mitte der in Hufeisenform gedeckten Tafel nahm der Prinz, der über die Sardehusarenuniform das ihm über reichte CorpSband angelegt hatte, zwischen dem Oberst-Mar- fchall Fürsten zu Salm-Reifferscheivt-Dyck und dem Präsi denten der Reichsbank von Dechend Platz. Als Vorsitzender brachte er den ersten Trtnkspruch aus, in welchem er an die gleichen Farben des CorpS, des Vaterlandes und des HohenzollernstammeS erinnerte. ES sei nicht sein Amt und hier auch nicht der Ort, die Thaten des Kaisers zu schildern; d e ständen mit Flamenschrift in den Tafeln der Weltge ¬ schichte eingegraben. „Wir Jüngern sind stolz, dem Kaiser enen zu dürfen, und blicken mit Neid zu denen empor, lungSfähizen Person gegen Zahlung GaS zu liefern. Nach Ablauf der 25 Jahre ist der Stadtrath berechtigt, nicht aber verpflichtet, entweder nach einem bestimmten Satze die ge- fammte Gasanstalt für die Gemeinde anzukaufen oder den Vertrag zu prolongiren. Der Bau der Gasanstalt dürfte mit Eintritt des Frühjahres in Angriff genommen werden. Unwillkürlich fragt man aber bei dieser Nachricht: Wie nun, wenn Elektrizität das Gas verdrängt? Ist im Kontrakt da rauf Rücksicht genommen? Annaberg. Der am Mittwoch seit den ersten Früh stunden herrschende Sturm hat den Schnee in unserer Gegend derartig aufgewirbelt, daß auf der Eisenbahnlinie Annaberg- Weipert der Verkehr eingestellt werden mußte. — In Wurzen wurde am 1. Januar 1879 eine Kindersparkasse in das Leben gerufen. Der Zweck derselben bestand darin, durch Ansammlung kleinerer Beträge während der Schulzeit den weniger bemittelten Eltern die unvermeid lichen und doch nicht unbeträchtlichen Kosten bei Konfirmation der Kinder leichter beschaffen zu helfen. Die etnzulegenden Sparbeträge sind im geringsten Satz 10 Pfg,, im höchsten 1 Mk. pro Woche. Etne Rückzahlung der Einlagen erfolgt nnr in drei Fällen: 1) bet Wegzug von Wurzen, 2) beim Tode und 3) bet der Konfirmatton des Kindes. I» welch' überraschend günstiger Weise der Zweck der Kindersparkaffe verfolgt bez. erreicht worden ist, zeigte der in der General versammlung am Sonntag vorgetragene Rechnungsabschluß Konkurrenz.' Sache der Arbeitgeber, Meister wie Kaufleute, für da» verflossene Geschäftsjahr 1885. Rach demselben beträgt die Mitgllederzahl 74b, die Zahl der von diesen für ihre resp. Ktuder gelösten Sparbücher über 1400 und die darin bezifferte Sparsumme über 68000 Mk. Rückzahlungen find au- den zulässigen drei Gründen «bisher etwa» über 1800 Mk. erfolgt. Obgleich der Zinsfuß nur 3 Prozent beträgt, so haben sich die angesammelten Sparbeträge durch Gewinnanthetle re. in den beiden letzten Jahren doch auf 4 Prozent verdienst. BerwaltungSkosten sind sehr gering. Wenn man bedenkt, daß solche Summen in der Hauptsache nur von dem ärmeren Theil der Bevölkerung und nur aus treuer Elternliebe aufgebracht worden sind, so muß die-auch für andere Städte unwillkürlich eine Aufforderung sei», diese segensreiche Einrichtung auch bet sich einzuführen! — In Hainichen giebt es einen Verein für Geschworenen« Entschädigung. Derselbe hielt am 22. v. M. seine General« Versammlung im Hotel zum Goldenen Löwen ab und konnte da ein sehr 'günstiger Vermögensstand constatirt werden. Der Verein gewährt seinen Mitgliedern bei einer Aus lassung zu SchwurgertchtSsttzungen während der Dauer der Sitzungsperiode eine Entschädigung von 4 Mark pro Tag, bisher bet einer Jahressteuer von nur 1 Mark, die für dieser Jahr sogar auf nur 50 Ps. ermäßigt worden ist. — Das k. sächsische Ministerium des Kultus und öf fentlichen Unterrichts ist in der Lage, an Zugehörige seines ReffortS drei Unterstützungen im Betrage bis zu 100 M. zum Gebrauche einer Kur in Marienbad, nach Befinden freie Wohnung daselbst auf die Kurzeit zu gewähren. Be werbungen um diese Unterstützungen sind längstens bis zu« 15. März d. I. in der k. KultuSmtnisterialkanzlet in Dres den einzureichen. Seit dem Jahre 1818 besteht in Dresden ein Augenkrankenheilverein. Dis Hülfsbereitschaft desselben ist zwar wett bekannt, dennoch dürfte es vielfach erwünscht sein, über die Voraussetzungen, »ater denen er hilft, Nähe res zu erfahren. Der Verein verfolgt nach seinen Statuten den Zweck, mittellosen, im Königreich Sachsen wohnhaften Augenkranken ärztliche Behandlung sammt den erforderlichen Heilmitteln unentgeltlich angedeihen, ihnen in Bedarfsfällen namentlich auch künstliche Augen einsetzen und Brillen ver abreichen lassen. Für den Fall, daß die Kranken ein kur- gemäßes oder ein Unterkommen in Dresden überhaupt nicht haben, gewährt der Verein auch noch kostenfreie Verpfle gung. Gegenwärtig steht ihm ein eigenes Kar- und Ver- pflegungshauS noch nicht zur Verfügung, die Kranken wer den daher bei den VeretnSärzten, welche Kliniken unterhal ten, untergebracht. Der Aufwand wir» vom Verein nach festen Sätzen bestritten, die übrige ärztliche Hülfe ist unent geltlich. Der Grundsatz, daß dis Hülfe unentgeltlich er folgen soll, wird bet allen Kränkelt ohne Ausnahme vurch- geführt. Nur wenn der Verpflegungsaufmand etne außer gewöhnliche Höhe erreicht, sucht sich der Verein an die zur Unterstützung verpflichteten Gemeinden zu hallen. Die Ge meinden und Armenverbände haben sich in solchen Fällen gegen den Verein zumeist entgegenkommend bewiesen. Nur einige haben die Tendenzen des Vereins verkannt und den erstatteten Aufwand spälerhm von den geheilten Personen einziehen wollen, deren Armuth gewöhnlich notorisch war. Die Mittellosigkeit der Hülfesuchenden ist in der Regel durch ein pfarramtliches oder obrigkeitliches Bedürftigkeits- zeugniß zu bescheinigen. In demselben muß auch die Be dürftigkeit der gesetzlich zum Unterhalte verpflichteten Per sonen bescheinigt sein. Nur bet Gewährung von Brillen und leichteren Kuren kann von diesem Erfordern abgesehen werden. Mit dem Zeugniß hat sich der Kranke in der Veretnsexpedition in Dresden (Liliengaffe 24, 2) zu melden, von wo äuS er einem Vereinsarzt zur Untersuchung und Aufnahme in eine Vereinsklinik zugswiesen wird. Den Kranken, wie deren Begleitern, werden durch Vermittlung des Vereins meist Fahrtermäßigung-n auf der Eisenbahn, wie auf den Dampfschiffen gewährt. Baars Unterstützungen aus Vereinemitteln werden grundsätzlich nicht gewährt. — Der ärztliche BezirkSvsretn Zittau warnt vor den Broschüren „Der Juzendsptegel," „Das goldene Buch für Männer" rc., die Hilfe gegen Schwächezustände und dergleichen verheißen. Das in den Broschüren angepriesene Mittel be steht aus zwei Flaschen Honigwasser im Werths von 50 Pf., der Preis beträgt aber — 60 Mk. Einer Persönlichkeit, die sich zum Scheine an die „deutsche Gesunsheitskompaznie" um Rath wandte, wurde dieser unter der Bedingung zuge sagt, daß sich der Patient zuvor zur Zahlung eines Honorars von 100 Mk. verpflichte. — In Betreff des Projektes einer nach dem Beispiel der deutschen Reichsfechtschule zu errichtenden „Turnbau schule", erläßt in der neuesten Nummer der „Deutschen Turnzettung" Herr vr. msä. Götz in Lindenau folgende Erklärung: „Die von den Bonner Freunden gegebene Anregung scheint lebhaften Anklang zu finden, — dem Unterzeichneten sind heute von einem Braven 100 M. als Geschenk dazu gesendet worden. Wenn jeder der 300 000 zur deutschen Turnerschaft gehörenden Vereinsangehörtgen alljährlich für 30 Pf. eine Karte nimmt, giebt das jährlich 90 000 M. — In Bonn geht der Kartenverkauf vor Allem flott, —bestelle nur jeder Verein bei dem Oberbaumetster, Oberturnlehrer Fritz Schröder in Bonn seinen Bedarf, — bet jedem Fest, bei jeder Kneipe, bet jeder Gelegenheit, wo ein Mensch, männlich oder weiblich, zu finden ist, der noch 30 Pf. tm Portemonnaie hat, müffen Bauschülerkarten verkauft werden. Also frisch drauf los, — was die Turnsache fördert, fördert auch da» ganze deutsche Vaterland! ES mug ein kräftiges, gesunde», treues Geschlecht heran wachsen, um das kaum gewordene deutsche Reich und da» überall angefochtene Deulfchthum gegen die vielen Feinde zu schützen, die schwarz und roty in allen Farben und Zungen, offen und heimlich von außen und im Innern am Vater lands herumzetern! Zeige die Turnerschaft, daß sie Ehrs im Leibe und Vaterlandsliebe tm Herzen hat, und auch ein paar Groschen im Beutel, wo e- gut, die herrlichste Blathe des deutschen VoltSthum, die Turneret zu fördern! In Bälde, — ich darf es verrathen, wird auch, unterschrieben von vielen angesehenen Männern de- Vaterlandes, ein Auf« ruf an die ganze Nation ergehen, Mittel zu spenden für die Förderung der Turnsache, besonders für die Beschaffung von Turnstätten! Hoffen wir, daß auch da ein großer Er folg nicht au-bleibt! Lindenau, 30. Januar 1886. Ferd. Götz."