Volltext Seite (XML)
Tagesgeschichte. Deutschland. ' Berlin, 8. Febr. Die ultramontanen Zeitungen fangen an, die früher« Meldungen über den angeblich schlechten «An druck, den die geplanten preußischen ktrchenpolittschen Vor lagen im Battcan gemacht haben, zurückzunehmen. Man wird annehmen dürfen, daß im Battcan eine richtigere Er- kenntniß herrscht als in den ultramontanen Kreisen in Preußen und daß man die jetzige außerordentlich große Neigung des Reichskanzlers, zum Ende des Culturkampses zu gelangen, nicht unbenutzt vorübergehen lassen will. Wer weiß auch, ob sie jemals wiederkehren würde, wenn man sie durch Aufstellung unerfüllbarer Forderungen zerstörte? Und so ist es denn mehr als wahrscheinlich, daß diesmal kirchen politische Vorlagen an den preußischen Landtag kommen, die von der Centrumspartei nicht bekämpft werden. Aus dem Vorwurf, daß er seine Gesetzentwürfe vor der Einbringung nicht nur vom Könige, sondern auch vom Papste genehmigen lasse, wird sich Fürst Bismarck schwerlich viel Sorge machen; erreicht er dadurch doch, daß er das Centrum zum Schweigen bringt, das diesmal nicht päpstlicher als der Papst wird sein dürfen. Im übrigen wird man über die Vorlagen erst urtheilen können, wenn sie im genauen Wortlaut vor- liegen. — Wie in Centrumskreisen verlaute!, hatte man sich daselbst zuversichtlich der Hoffnung hingegebsn, der Papst werde die Gelegenheit der mit so großem Pomp in Scene gesetzten Geburtstagsfeier für Herrn Windthorst nicht vor übergehen lassen, ohne denselben durch eine Ordensaus^ Zeichnung zu ehren. Es ist sogar, wie ich aus sicherer Quelle erfahre, mehrfach versucht worden, von hier aus sowohl wie in Rom Leo XIU. zu bestimmen, daß er Herrn Windthorst wenigstens ein Glückwunsch-Telegramm schicken möge. Daß der Papst sich diese.» Einflüsterungen gänzlich unzugänglich gezeigt hat, erregt bei der Gefolgschaft und den Gönnern des Herrn Windthorst nicht geringes Unbehagen, und dieses Unbehagen ist um so größer, als man außerhalb dieser Kreise aus der Haltung des Papstes mit Genug- thuung folgert, Leo XUI. halte entschlossen fest an seinem Programm, wahrhaft ein Mann des Friedens zu sein. — Dem Vernehmen nach wird die Branntweinmono- polvorlage dem Reichstage Bayerns, Badens und Württem bergs zugehen, da diese Staaten die Ausdehnung des Ge setze« auf ihre Gebiete von der Zustimmung ihrer Landtag abhängig machen. Greiz, 8. Februar. In einer hiesigen mechanischen Weberei wurden heute Vormittag 40 Arbeiter entlassen, da dieselben gedroht hatten, die Arbeit niederlegen zu «ollen, falls nicht bis Mittag der neuangestellte Waarenschauec, welcher es bei Durchsicht der fertigen Stücke etwas genauer genommen hatte, wie sein Vorgänger, entlassen würde. Frantreich. Parts, 9. Febr. Im heutigen Mini terrathe im Ely säe bemerkte Freycinet, die Lage im Osten sei noch immer unklar; der Ausgleich zwischen der Pforte und Bulgarien stoße noch auf Einwendungen Rußlands und Griechenlands, deren Haltung gegen die Pforte sich noch keineswegs geändert habe. Der Minister des Innern meldete in betreff der Lage in Saint Quentin, die Arbeiter hätten theilwsise die Arbeit wieder ausgenommen und morgen werde wahrscheinlich dis Arbeitseinstellung vollständig beendet sein. Gns^-Ed. London, 9. Febr. Die gestrigen Ausschreitungen des Pöbels wären in keinem andern Lande der Welt möglich ge wesen, wenn nicht die Polizei mit dem Pöbel eine Verab redung getroffen hätte; denn die Polizei glänzte durch voll ständige Abwesenheit, sodaß das Westens stundenlang in vsr Gewalt des Pöbels blieb. Wenn die Polizei ihre Pflicht thut, wären solche Ausschreitungen kaum möglich. Dis gestrige Kundgebung der Stellenlosen vrrlief ordentlich; dagegen lagerten gegenüber vor der Nationalgalerie Haufen von Sccialdemokraten unter Anführung von Hyndman und Burns Hyndman ist das Haupt des LocialistenbundeS, ein Wanderpredizer und Verfasser socialistischer Schriften. Im vorigen Jahre wurde er, nachdem er am ThemsMds:: die Stellenlosen zum Kampfe um Leben gegen Leben aufze- fordert, aus dem Universtty Club ausgeschlossen; daher seins gestrige Privatrache. Zar Aufreizung des Pöbels sagte er: Weshalb sollen wir gemäßigt sein, wenn wir verhungern? Wenn von Tausenden hier nur wenige den Muth besäßen, wäre die bestehende Ordnung unmöglich. Ich und meine Freunde werden euch führen, wenn ihr folgt; denn 500 entschlossene Männer können einen Umschwung bewirkenuud die Bourgeoisie in die Enge treiben. BurnS, ein bei den letzten Wahlen in Nottingham unterlegener Candidat, sprach ähiilich: Wenn wir ein Zeichen der Schiloerhebung geben, wollt ihr folgen? Worauf dis Menge die Taschen füllten und nach der Pall Mall zog. Hyndman bleibt moralisch für die gestrigen Greuel verantwortlich, sodaß dis Times heute auf sofortige Verhaftung des Mannes drängt. Die Stellenlosen sind unschuldig. Es wurden hauptsächlich Clubs, Gasthöfe, Goldschmiedläden, herrschaftliche Häuser, nur wenige Bäcker- und Geflügelläden geplündert. Der Haupttadel trifft die Polizei und den neuen Minister des Innern, Childers, dem die Polizei untersteht. Heute ist überall dunkler Nebel. London, 9. Febr. Aus zuverlässigster Quelle wird verbürgt, daß das neue englische Cabinet sich davon über zeugt hat, daß die Haltung des Salisburyschen Ministeriums tu der griechischen Frage die einzig mögliche war, um den europäischen Frieden vor Erschütterungen zu bewahren. Demgemäß hat sich jetzt das englische Cabinet endgültig ent schlossen, das SaltSburysche Programm zur unbedingten Fcrnhaltung eines Seekrieges zwischen Griechenland und der Pforte vollauf durchzuführen. London, 10. Februar. HeuteNachmittag haben sich von Greenwich und Deptford starke Volksmassen auf London zu in Bewegung gesetzt, dieselben richteten auf ihrem Wege vielfache Beschädigungen von Eigenthu« an; in den südöst- lich'N Vorstädten herrscht eine starke Erregung. London, 10. Februar. Um 5 Uhr Abends schlossen heule die Juweliere und Goldschmiede ihre Läden, da ein Eindringen von Volksmassen aus den südöstlichen Vorstädten, sowie aus dem Stadttheil Southwark in die City befürchtet wird. — 13» — London, i« Febr. Während »droaä, in Paris, Louise Michel ihre Brandredrn heftiger denn je wieder aus genommen hat, haben auch wir hier in den letzten Tagen von unseren „vuswplo^säs«, unseren „unbeschäftigten un zum Theil stark sozialdemokratisch angehauchten Arbeitern Dinge hören müssen, deren sich englische Ohren schon so manche Zeit ganz entwöhnt hatten. Die Lage ist allerdings eine sehr ernste. Das unerhörte Darniederliegen fast sämmt- licher Gewerbe hat besonders unter den Arbeitern im Osten Londons eine entsetzliche Noth herbeigeführt. Der jetzt ver öffentlichte Bericht des im vorigen März zur Feststellung der Ursachen dieser Kalamität niedergesetzten Manston-Hovse- KomitSS läßt über die wirkliche Existenz und Größe dieses Uebels auch nicht den geringsten Zweifel aufkommen, obschon dasselbe nicht so akut wie beispielsweise 1879 aufgetreten ist. Die Deputation, welche vor einigen Tagen den Lord mayor um Abhülfe der herrschenden Noth im Wege mild- thätiger Sammlungen zu bitten kam, lieferte in ihrer Zu sammensetzung zugleich eine« beredten Beweis für die Ver breitung des Uebels. Nicht nur befanden sich in ihr Ver treter aller möglichen Gewerbe- und Tazearbetter, sondern auch die Seeleute, Dock- und Werftarbeiter und die Zucker sieder waren darin vertreten. Dabei steht es um diese An gelegenheit in den Provinzen beinahe noch schlechter wie hier in London. Die Baumwollspinnereien und Webereien in Lancashire, die Eisenindustrie in Staffordshire und Wor cestershire und in anderen Eisendistrikten, die Kohlenberg werke in Durham und Wales, das Schiffsbaugewerbe an der Clyde, Tyne und Themse, die Flachs- und Jutespinne reien in Dundee, sowie Handel und Schifffahrt in den großen Häfen — Alles liegt darnieder. Ueberall nur hört man klagen, überall werden die Löhne reduzirt, die Arbeit verkürzt, und Tausende von Arbeitern lungern auf den Straßen umher, indem sie vergeblich nach Arbeit suchen. Erfahrene Leute hier zu Lande meinen, das Elend wäre in England nie so groß gewesen, wie jetzt. Ein Theil der „Vaovapio^säs" erweist sich ja auch in dieser schweren Prüfung als verständige Leute, die ihr Schicksal mit Geduld und Entsagung, den allgemeinen Verhältnissen Rechnung tragend, in Erwartung besserer Konjunkturen hinnehmen. Andere aber, und namentlich die zahlreichen Mitglieder der „8ovia1 Oomooratio Psäsration", die neulich in Holborns Town Hall tagten, ließen sich in immer gesteigerter Ent rüstung vernehmen. Sie wollten Arbeit, so hieß es, aber kein Mitleid I Die Londoner Mitglieder des Parlaments durften mit Ausschluß der irischen Reform keine parla mentarischen Arbeiten geschehen lassen, bevor nicht die Be hörden für Arbeit und Ardeitswohnungen gesorgt hätten. Die jetzige Gesellschaftsorganisation theile das Volk in Ar beitgeber und Arbeitnehmer, in Arme und Reiche. Wenn man auf ihrs, der Versammelten Klagen nicht höre, vürde es Sturm geben. Ohne Revolution hätten sie überhaupt nichts zu hoffen. ES sei besser, schnell zu terbrn, als langsam im Eiend umzukommen. Ueber acht Stunden dürfe die Arbeit nicht ausgedehnt werden. — luter lauten Hochrufen wurden dann verschiedene Reso lutionen in solchem Sinne einstimmig angenommen. Daraus kann mau nun wohl einen Schluß ziehen, welcher Dinge man noch gewärtig sein darf, obgleich es, wie schon oben angedeutet wurde, in anderen Meetings der vnsmplozrsäs Gott sei Dank nicht an ernsten Mißbilligungen solches Ver haltens mangelte. Kaum minder interessant als die Be obachtung dieser Vorgänge bleiben indeß auch die Resultats der Untersuchungen jenes Mausion-House-Konitos und dis verschiedenartigen Vorschläge zur Abhülfe der herrschenden Uebelstände. Als Ursachen des über Englands und speziell über Londons Arbeiter hereingevrochenen Unheils führt nun zunächst dieser Komilsöericht Folgendes auf: Mangel, Un regelmäßigkeit der Beschäftigung and niedrige Löhne; Ab nahme oder Veränderung gewisser Handelsbetriebs; keinen Unterschied machendes Mitleid; hoher Zinsfuß; wachsende Einwanderung in London und unwirthschaftllcher Cyarakcsr des Volks. Gegen letzteres: frühe und unkluge Heirathen, Trunk und sonstige Extravaganzen — meint „Globe" läßi sich gesetzlich nichts machen. Die müßten ihre Konsequenzen selbst üben. Anders sei es mit unüberlegtem Mitleid. Be sonders erwähnsnöwerth erscheint auch wohl das, was Lord Salisbury der ihn um Rath ersuchenden Deputation ant wortete. Armengssetz und Hülfsfonds, meinte die Deputa tion, können die Noth nicht beseitigen. Die siScalische Be vorzugung der Fremden auf englischen Märkten, feindselige Tarife und fremde Staaten-Äusfuhrprämien schädigten die britischen Märktr und Arbeiter am meisten. Das Parla ment müsse produktive öffentliche Arbeite« unternehmen. Betreffs der fremden Ausfuhrprämien stimmte nun Lord Salisbury der Deputation zu, meinte aber, es sei Sache der Wähler, die Regierung in die Lage zu setzen, auf fremde Gouvernements zur Berücksich tigung auch der englischen Handelsinteressen wirken zu können. Die Beanspruchung wüsten Landes schien ihm kein erfolgreiches Mittel zur Besserung der Zustände. Die Lordmayors-Sammlungen wären nur fakultative. Anch Auswanderung könne nützlich wirken; besonders jaber Er leichterung der Kapitalbetheiligung, um privatliche ArbeitS- unternehmen zu unterstützen. In diesem Sinne habe er beispielsweise auch die Lsgsats Ouuul anä Lnilv»^ Lill l^ortstüsot und Oooko LiU lebhaft befürwortet. „Globe" verlangt indeß zu diesem Zweck einen systematischen Plan, wünscht den Abschub der Uebervölkerung, aber mit Vorsicht und Ueberlegung, damit nicht die geschicktesten Hände mit fortgehen. Kolonteen und Mutterland müßten sich dabei die Hand reichen. Die „Times" sagt: es bleibe noch abzu warten, ob Subskriptionen, Kundgebungen und nebelhafte Resolutionen, wie die in der Holborn-Stadthalle angenom menen, mehr Gutes stiftelt würden, als Selbstvertrauen, Mäßigkeit und Selbstgenügsamkeit. Alle besonnenen Blätter aber mahnen zugleich, mit ihnen die „Lnowplo^äs", die Sympathieen, welche man ihnen jetzt entgegentrage, nicht durch unkluge Ueberstürzungen zu verscherzen! Vertltche Angelegenheiten. Lößnitz. Wie alljährlich, so feierte auch in diesem Jahre der hiesige Militärverein a« vergangenen Sonntag sein Stiftungsfest. Nachdem Nachmittags die Beretn-fahne aus dem Haus« des Vorstehers abgeholt worden war, be wegte sich der Zug mit klingendem Spiel nach der Wohnung des Herrn Bürgermeister- vr. v. Woydt, wo di« Mufik ein Ständchen ivtontrte und sich von hier au- in da- ge schmückte Bereinslokal begab, woselbst ein ganz vorzügliche» Concert, abwechselnd mit Gesangsstücken und Zilhervorträgen ausgeführt wurde. An der Feier nahmen die außerordentlichen Ehrenmitglieder des Verein»: Herr Landwehrbezirk-komman- deur Oberstlieutenannt Brachmann aus Schneeberg in Be gleitung des Adjutanten Herrn v Selhorst, Herr Bürger meister vr. v. Woydt, Herr Stadtrath Stölzel und Herr Stadtrath Martin, ferner Herr Dtac. Schmidt, Herr Stadtver ordnetenvorsteher Neitzsch, sowie Herr vr. msä. Breitbarth theil. Nach herzlicher Begrüßung brachte der Verein-Vorsteher den ersten Toast auf den hohen Protector der Militärverein« und geliebten Landesvater, Se. Majestät den König Albert, aus. Hieran reihte sich der Vortrag des Jahres- und CaffenberichteS, welchem wir entnehmen, daß der Verein im Jahre 1885 M. 470 für Aussteuer und Unterstützung ver ausgabte, gegenwärtig 332 Mitglieder zählt und über 6000 Mark Vermögen besitzt. Der zweite Toast war den Herren Ehrenmitgliedern uns Ehrengästen, welche das Fest mit ihrer Gegenwart und trefflichen Ansprache« ver herrlichten, gewidmet. Nachdem die in allen Theilen ge lungene Feier mit einem Toast auf das segensreiche Wirken unseres verehrten Herrn Bürgermeisters vr. v. Woydt als Stadtoberhaupt einen würdigen Abschluß gefunden, folgte ein Ball vergnügen,', welches die alten und jungen Kame raden noch lange in der heitersten Stimmung zusammenhielt. Zwickau. In der am 23. v. Mts. unter dem Vor sitze des Herrn Amtshauptmanns v. Bose hier abgehaltenen Sitzung des Bezirksausschusses, an welcher von dessen Mit gliedern die Herren Rechtsanwalt Stadtrath Körner von hier, Oeconomierath Kraft Wieienburg, Rittergutsbesitzer Ebert aus Leubnitz, Bürgermeister vr. Grundig aus Crim mitschau, Fabrikant Ullrich aus Werdau, vr. msä. Leu- poldt aus Planitz und Amtslandschöppe Thümmel aus Helmsdorf, hiernächst als Referenten die Herren BezirkS- asseffor Or. Ayrer und Referendar Roch Theil nahmen, wurden die Beschlüsse der Gemeinden Schiedel und Niebra, Abweichung von der Bestimmung über die amtliche Ver kündigung allgemeiner Anordnungen der Verwaltungsbehör den betreffend, sowie die beantragte Abänderung des An lagenregulativs für Langenbach genehmigt, die HauShalt- pläne für die Bezirkskaffe und die Bezirksanstalt zu Wtesen- vurg auf das Jahr 1886 der Bezirksversammlurg zur Ge nehmigung empfohlen, pp. Wutzler in Wilkau und Flechsig n Pölbitz Dispensation von Bestimmungen des Dismem- brattonsgesctzes ertheilt, ein gleichfalls darauf gerichtetes Gesuch pp. Sarferts in Pölbitz jedoch abgewiesen, dem Waldarbeiter Keßler in Waidmannsruhe die erbetene Er- laubniß zum Bier- und Branntwetnschank ertheilt, auf oas Gesuch pp. Fischers in Beutha um Erlaubniß zum Bier- und Branntweinschank, sowie zum Krtppensetzen und das Gesuch pp. Weimlers in Fraureuth um Genehmigung zum Gasthofsdetrieb in Leubnitz jedoch in Mangel örtlichen Be dürfnisses abfällige Entschließung gefaßt. — Schließlich wurde «och von einer die Unterstützung der Bolksbibliotheken be treffenden Verordnung Kenntniß genommen. Vom Landtage. Dresden, 9. Februar. Dis Zweite Kammer beschäf tigte sich in ihrer heutigen Sitzung, welcher Staatsmintster Dr. v. Gerber mit mehreren Regierungscommtssaren bei wohnte, mit dem Bericht über die Verwaltung und Ver mehrung der König!. Sammlungen für Kunst und Wissen- chaft in den Jahren 1882 und 1883, zu welchem die Re- cheuschaftsdepulation (Ref. Abg. Grahl) der Kammer vor- chlug, sich durch diesen Bericht für befriedigt zu erklären. Die Kammer erklärte sich durch den Bericht einstimmig für befriedigt. Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete eine Beschwerde des RealgymnasialoderlshrecS Zettler in Chem nitz über den Stadtrath zu Chemnitz wegen des ihm ver sagten Eintritts in das Sladtverordneten Collegium daselbst, wozu Namens der Beschwerde- und Peittivnsdeputation Abg. Breitfeld beantragte, dieselbe auf sich beruhen zu lassen. Zur Sache theilte Referent mit, daß der Stadtrath zu Chemnitz dem Beschwerdeführer die erbeleue Erlaubniß ver sagt habe, weil derselbe Lehrer an einer städtischen Schule sei und aus der Stellung als Stadtverordneter Collistonen heroorgehen könnten. Nachdem das Cultusministerium den RecurS des Beschwerdeführers verworfen habe, beantrage die Deputation ebenfalls Zurückweisung der Beschwerde, weil es nicht zur Competenz des Landtages gehöre, Ent scheidungen der Regierung tn dieser Beziehung zu corrigiren. An dieses Referat knüpfte sich eins längere Discuffion, indem von Seiten des Abg. Kirbach der vom Stadtratye zu Chemnitz geltend gemachte Grund nicht für stichhaltig befunden wurde, weswegen er beantragte, die Beschwerde der Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Ihm schlossen sich dteÄbz. Bebel, Stolle und v. Voll mar an. StaatSminister Br. v. Gerber erklärte jedoch, daß der vom Referevten mttgetheilte Grund nicht der einzige fei, sondern der Stadtrath zu Chemnitz als weiteren Grund den angegeben habe, daß Zettler Vie Aufsicht über das gesammt« städtische Turnwesen führe und in dieser Eigenschaft fort während Gutachten an den Stadtrath zu richten und An träge zu stellen habe und daß zu befürchten sei, es werde derselve Anträge, die auf dem geschäftlichen Wege auf Schwierigkeiten gestoßen seien, im Stadtoerordnetencollegium zur Geltung zu bringen suchen, wodurch Colltsionen der bedenklichste» Art entstehen könnten. Das Ministerium habe auch entschieden, daß es zwar nach dem Wortlaut des 8 47 Absatz 2 der residieren Städteordnung zu weit gehen würde, wenn man jedes städtische Schulamt als unvereinbar mit dem Amte eine- Stadtverordneten ansehen wollte; daß es aber im vorliegenden Falle anzuerkennen habe, daß erheb liche im Wesen des Amtes liegende Gründe die Versagung der Genehmigung veranlaßt hätten. Nach dieser Mttthetlung erklärte Abg.Dr. Schill, daß die Angelegenheit ein ganz anderes Gesicht bekommen habe, und da auch andere Mitglieder der Deputation, die Abgg-