Volltext Seite (XML)
Rüge nicht ersparen werde. (Fortsetzung folgt.) » 2 dsooev »s ^co >8 82! ms« qc>qok^ Ak « WZ. L T am- m "ch- Z md- 2 clich L res- 7 res- » rg. — >N « U- » <2 L ZK der französischen Grenze die Vorstellung einer herumztehenden Schau spielertruppe, und als maitro-äs-xotLZs begrüßte mich auf der Bühne — die Jammergestalt Fritze Bliemchen's i.i Vie ein findiger Komiker seine Rolle zum Gaudium der Zuhörer gekleidet hatte. Bei einem Picknick auf der Halbinsel Hela, also am anderen Ende de« Reiches, lernte ich einen stattlicher- jung n Seemann kennen, der ganz vir tuos Platt sprach, später aber beim Hochdeutsch entpuppte er sich durch seinen Dialekt als Sachse, und sofort war «an bei der Hand, den braven Blaurock, welcher erst jüngst King-Äell in Kamerun deutsches Recht in sächsischer Interpretation klar gemacht hatte, die geistreiche Frage vorzulügen, ob er „nich aus Bürne sei". Im Osten, m jenem gesegneten Landstrich, wo man scharf aufpassen muß, daß einem keine gefälschten russischen Banknoten unterlaufen Nach diesen Worten verabschiedete sich Joseph von seinen Eltern durch einen stummen Gruß, ohne die Schwester zu beachten, die gleich nach ihut das Zimmer verließ; hegte sie doch die nicht ungerechtfertigte Vermuthung, daß der Vater ihr eine ernste Fritz Reuter, jener wunderbare Mann, der aus dem groben, spröden, verschlossenen Volkschum Norddeutjchlands das lautere trachtet — auch die wohlwollendste Kritik wird wenig daran zu loben finden, ausgenommen natürlich jene handwerksmäßige, der man die „Unaufgeschnittenheit" der gesandten Nszensionsexemlare sofort ansieht. Was kürzlich in den „Grenzboten" (Nr. 36, xmz. 85) über Julius Sttnde's „Buchholzens in Italien" — ein Buch ähnlichen Genres, das aber ungleich höher steht, als die läppischen Memchenfahrten — gesagt ist, gilt auch hier: Einzelnes ist in der That komisch, aber das schwimmt in Gestalt spärlicher Fettaugen auf einer langen dünnen Brühe. Da muß doch eben wohl diese Brühe den Geschmack des großen Publikums getroffen haben! — Wir wollen hier nicht über den literarisch-ästhetischen Werth der Bliemchenliteratur und ihrer Gefolgschaft zu Gericht sitzen, sonder» nur ihr Verhäliniß zu Land und Leuten in Sachsen als Grund lage für einige allgemeinere und weitere Betrachtungen benützen. digt zum Theil gegen vis Bsiemchenliteratur und die Bliemchen- leser richtet. Es ist mir jederzeit unerklärlich gewesen, wie dieser Genre von Volksliteratur so große Verbreitung und so viel ver gnügte Leser finden konnte. Es ist nicht zu leugnen, daß : einer kritiklosen Menge ist, die jener gehässige Spott amüsirt, ohne ihr zum Bewußtsein zu bringen, daß gerade sie selbst in eigener Person verhöhnt wird. Von welcher Seite man auch die Bliemchenliteratur be- Der Sachse Bliemchen Eine KontroverSpredigt. .L § sicht gelangst und Dein heutiges liebloser Betrage» wieder gut machst." „Nie!" versetzte Fra,: «da erregt. ... Ich th«t nur das Rechte und erkläre hiermit feierlich, daß ich nieo als meine Einwilligung FZ Ferdl versicherte unter mehrfachen Verbeugungen, daß er alles zu einer Verbindung zwischen meinem Sohne und der Tochter genau auSrichten wolle, und verlieb dann das Gemach, in welchem eines Bettlers, eines vagabondirenden Musikanten geben werde!" die Uebrigen in begreiflicher Aufregung zmückblieben. „So werde ich Mary ohne diese Einwilligung zu« Altäre „Also, Du willst die Visite abstatten bei der Tochter des führen!" sagte Joseph trotzig. Etraßenwusikanten in der Arbeiterwohnung zu Ottenring," rief Der Professor hob abwehrend die Rechte und meinte seufzend! Frau Ada ihrem Gatten zu, „Unserer Jugend mangelt das Gefühl der Pietät in höchstem „Ja, natürlich werde ich Has thun," erwiderte gelassen der Grade; da« war früher anders und wohl auch besser. Da dachte Professor. „Noch weiß ich, was sich schickt, gar nicht davon zu man in solchem Falle des Spruches: „De- Vaters Segen baut reden, was der Takt der Herzens in solchem Falle gebietet. Du den Kindern Häuser, aber der Mutter Fluch reißet sie nieder!" ziehst Dich kalt und hoSmüthtg von dem armen Kinde zurück, Joseph war wohl erblaßt bet des Vaters Worten, doch seine das vielleicht mehr denn je eines mütterliche« Rathes bedürfte, Stimme klang fest, als er erwiderte: „Ich bin in meinem Fühlen und Joseph darf jetzt Mary'S Haus nicht betreten. Wenn der und Denken ein Kind der neuen Zeit, mein Vater, und mir er- wiederaefundene Vater des lieben Mädchen auch nur ein armer scheint es als eine völlig unmotivirre Grausamkeit, wenn ein Mensch Straßenmufikant ist, wie Du geringschätzend geäußert hast, so und wäre er dem anderen durch noch so enge Bande verknüpft, würde er es doch nicht dulden, daß seine Tochter den Besuch diesem gegenüber Schicksal spielen will." eines jungen Mannes empfinge, während dessen Familie, in dessen Schooße sie gelebt, sich scheu vor ihr znrückzieht. Ich hoffe, daß er nur einer kurzen Ueberlegung bedarf, bis Du zu besserer Ein- er 2 «> K K K MW - «8 Mr » K ff ca dv e-t,-t —t 2K CK LV e^i> ^.^22 2 — die dort ebenso geschätzt sind, wie die Kultur ihres Stamm landes — traf ich kürzlich ein impcrtirtes Gänger quartett, das sich nach einer sächsischen Stadt nannte und den Sachsen Bliemchen in vielfältiger Variation einer johlenden Mense präsentirte. Die , Münchner Volkssänger, ein Institut, das ungleich höher steht, alr Gold seiner Poesie zu schmelzen verstand, verwahrt sich irgendwo die nordischen TingeltawMruppen, halten es zur Zeit gleichfalls in seinen Werken nachdrücklich Md ernsthaft gegen den Vorwurf, für nöthig, den Partikularisten Bliemchen auf die Bretter zu als habe er Land und Leute seiner Heimath verspotten ober lächer- bringen, und der biedere Altbayer schau- dabei kopfschüttelnd in ltch machen wollen. So barock es klingen mag — zwischen dem den Maßkrug, verwundert darüber, daß sei» braver Waffenbruder Genre der Fritz Reuter'schen Dichtungen und unseren Bliemchen- auf einmal ein so närrischer Kerl geworden sei. Nehmen wir ttraden besteht ein fast unmerklicher Zusammenhang, und es ist hierzu noch die zahllosen Zeitungswitze, die unter der interessanten bezeichnend, daß jener große Mann, die Gefährlichkeit seines Genre Rubrik „Vermischtes" von einem Blatt zum anderen kolporttrt erkennend, zu der vollendeten Thatsache seiner Heimathsliebe und AsZ werden, in denen der sächsische Eisenbahnschaffner, der sächsische seines Patriotismus noch die Erklärung hinzufÜM zu müssen H Briefträger, der sächsische Schutzmann, der „Kalkelader aus Drüsen" glaubte: AU die fröhlichen Gestalten, die ich Euch vorführte, jene --geradezu typisch geworden sind; nehmen wir endlich den in Maku- schlichten, einfältigen Männer, jene in ihrer GemüthStiese beschränk- WKNÄNÄosZ katur umgesetzten, durch ine „siebente Auflage" oder da- „dritte ten Naturen, über welche Ihr unter Thräueu lächelt — sie be- Tausend" offiziell beglaubigten „Bliemchen" selber, wie er in Paris sitzen meine vollste Achtung; ich Hase sie nicht verspotten wollen! ynd Bayreuth, in der Sommerfrische und in Berlin, auf dem — Der obcnerwähnie Zusammenhang zwischen Fritz Reuter'S m-eüb * mußten wird der I Landwirthschaft geschont weroen svuen mm ver «rannuonn-> mupsrn. üunachn sn es Ich habe ihn noch nirgends angetroffen, diesen angeblichen Leipziger Schützenfest und in Karlsbad wohlgefällig vor der gan- sächsischen Rationaltypus, weder in Dresden, «och in Leipzig, weder zen Welt sich zum Narren macht, so darf uns die Eingangs ge- im Erzgebirge, noch im Vogtland, noch in der Lausitz. Aber schilderte Misere nicht wunder nehmen. außerhalb der grünweißen Grenzpfähle bin ich fast überall an Nicht ohne Absicht ist hier der Ausdruck „offiziell beglaubigt" diese widerwärtige Karrikatur meiner Heimath und meines Volkes gebracht worden, denn durch die Bliemchenliteratur hat ein bis- erinn-rt worden. Drunten in Süddeutschland, wo aller Spott her form- und gestaltloser Spott über gewisse Eigenthümlichkeiten harmlos und gutmüthig ist, habe ich gelegentlich mitlachen können, unseres Stammes einen festen Kern bekommen, um den sich alles wenn aus den „Fliegender- Blättern" eine „sächsische Ballade" oder krystallisirt, ist ein Typus geschaffen worden, der im Publikum „Leibz'ger Schnaderhipfel" vorgelesen wurden; in Norddeutschland und in der Literatur leider Gottes Bürgerrecht erlangt Hai. Es aber zuckt es Einem ost in den Fingern, w nn man mit dem üblichen ist daher auch ganz gerechtfertigt, wenn sich diese KontroverSpre- „Ei herrjeeseS, mei gudrs Härrchen!" empfangen wird— oft von " " " ' " ' - - Leuten, denen man eben erst vorgestellt ist, und die trotzdem eine derartige Begrüßung für ganz selbstverständlich halten. Seit einigen Jahrzehnten hat man eben den Sachsen Bliemchen zum AllerweltS- hauSnarren gemacht und man kann sicher sein, ihn in irgend einer dieser Beifall das Gelächter Form an allen Ecken und Enden des deutschen Vaterlandes an- jener gehässige Spott amüsi zutreffen. Ich besuchte einst in eine« kleinen Städtchen unweit