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kraftvollem, manchmal etwas wild lärmendem Pathos steigert. Das wert- und wirkungsvollste seiner Klavierwerke ist die „Rhapsodie nach einem Thema von Paganini für Klavier und Orche ster“, op. 43, aus dem Jahre 1934 (ein Thema übrigens, das schon Liszt und Brahms zu Klavier variationen und neuerdings Boris Blacher zu Orchestervariationen, 1947, angeregt hat). Die Be zeichnung Rhapsodie - eine locker gefügte Fantasieform - umfaßt hier einen Zyklus von 24 Va riationen, die in ununterbrochener Folge das kurze, rhythmisch-tänzerische Paganini-Thcma, das am Anfang vorgestellt wird, verändern, abwandeln, umspielen, es zu etwas Eigenem, völlig Neuem „umfunktionicren“. Die Stimmungen wechseln, Leidenschaft und Melancholie, virtuose Vehemenz und träumerische Besinnlichkeit. Klar ist das Soloinstrument geführt (die technisch physischen Anforderungen an den Pianisten sind enorm!). Das Werk gilt als das „modernste“ unter Rachmaninows Kompositionen. In der Tat sind Harmonik und Rhythmik recht „gewürzt“. Der kluge Aufbau, die rasanten Steigerungen, die lyrischen Einschübe machen das Stück zu einem fesselnden, virtuosen Konzertwerk, das gleichermaßen dankbar (wenn auch anspruchsvoll) ist für Solisten, Orchester und Hörer. Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 1 in Es-Dur wurde mit dem Komponisten als Solisten unter der Leitung von Hector Berlioz am 17. Februar 1855 in Weimar uraufgeführt. Das Werk entstand in den Jahren 1848/49, einer Zeit, in der sich Liszt bereits von seinen großen Reisen als Klavier virtuose zurückgezogen hatte und als einflußreicher Lehrer und Förderer einer neuen Generation von Pianisten und Komponisten in Weimar lebte. Vieles in der Musik dieser bedeutenden, weithin wirkenden und ihrer Epoche unendlich viel Anregungen vermittelnden Persönlichkeit er scheint uns heute recht zeitgebunden und in seiner Wirkung fernergerückt - doch darf nicht ver kannt werden, daß Liszt trotz starker Betonung des virtuosen Elements, trotz der großen, uns häufig etwas äußerlich-pathetisch anmutenden Klanggebärde stets bestrebt war, seinen Werken einen geistigen Gehalt zu geben. Auch für das dem Musikverleger Henry Litolfif gewidmete Es-Dur-Klavierkonzert, Produkt langjähriger Virtuosenerfahrung, trifft diese Haltung durchaus zu. Virtuoser pathetischer Glanz, mitreißender Schwung des Musizierens, aber auch reicher pocti- tischer Empfindungsgehalt zeichnen das Konzert aus, in dem der Komponist die neue program matische Gestaltungsweise und die Prinzipien seiner sinfonischen Dichtungen auf diese Gattung überträgt. Trotz der äußerlich viersätzigen Anlage des Werkes nämlich sind die größtenteils unmittelbar ineinander übergehenden einzelnen Sätze durch die Verwendung und Verarbeitung einiger Leitgedanken motivisch eng miteinander verknüpft und bilden so ein unlösbares Ganzes. Der 1. Satz beginnt sogleich mit dem vom Orchester vorgetragenen energischen, stolzen Haupt thema, dem Liszt übrigens die Worte „Das versteht ihr alle nicht!“ unterlegt haben soll. Die vielgestaltige Verarbeitung des Hauptthemas, das sich bis zum Schluß behauptet, dominiert im Verlauf des gesamten - große dynamische Steigerungen und schroffe Kontraste aufweisenden - Satzes, aber auch ein gefühlvoll-melodiöses Seitenthema des Soloinstruments wird wirksam. Orchester- wie Klavierpart sind mit größter Virtuosität behandelt. Schwelgerisch-schwärmerische Lyrik charakterisiert den langsamen Satz in H-Dur (Quasi Adagio), auf den ohne eigentlichen Abschluß unmittelbar ein Allegretto vivace mit kapriziösem Klavierthema folgt, dessen neu artige Schlagzeugeffekte den gefürchteten Wiener Kritiker Hanslick veranlaßten, das Werk bos hafterweise als „Triangelkonzert“ zu bezeichnen. Pausenlos wieder ist der Übergang ins Finale, das gleichsam als eine zündende Marschphantasie angelegt ist und noch einmal die Haupt gedanken der vorangegangenen Sätze aufgreift. Glanzvoll-strahlend schließt dieser Satz, in dem der Solist nochmals reiche Gelegenheit hat, seine Virtuosität zu entfalten, das Konzert ab. Zu den namhaftesten zeitgenössischen polnischen Komponisten zählt neben Boleslaw Szabelski, Witold Lutostawski, Grazyna Bacewicz, Michal Spisak, Tadeusz Baird, Kazimierz Scrocki u. a. auch Artur Malawski f dessen Schaffen in der Nachkriegsmusik Volkspolens eine wesentliche Rolle spielte. Der 1904 in Przcmysl Geborene studierte am Krakauer Konservatorium Violine und Musiktheorie. Nach einer mehrjährigen Dozententätigkeit an diesem Institut setzte er 1936 seine musikalischen Studien in Warschau fort: Komposition bei Sikorski, Dirigieren bei Bicrdiajew. Seit 1945 lehrte er als Professor für Komposition und Dirigieren an der Musikhochschule Krakau, seit 1950 auch in Kattowitz. In den Jahren 1948 bis 1951 war er außerdem Vorsitzender der polnischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik. Der zweimal mit dem pol nischen Staatspreis Ausgezeichnete verstarb 1958 in Krakau. Sein kompositorisches Werk ist we niger quantitativ als vielmehr qualitativ in Erscheinung getreten. Es umfaßt verschiedene Orche sterwerke (darunter zwei Sinfonien, eine Sinfonietta, Sinfonische Variationen, Sinfonische Etüden für Klavier und Orchester, Goralisches Triptychon), Klavierstücke, Kammermusiken, die Ballett pantomime „Bergeshöhen“, Chorwerke, Lieder, Film-, Schau- und Hörspielmusiken. Der Versuch einer Solfeggio-Methodc für anatonale Musik blieb unvollendetes Manuskript. Für seine 1949 komponierte Toccata und Fuge in Variationsform für Klavier und Orchester er hielt Malawski einen Preis auf dem vom polnischen Komponistenverband ausgeschriebenen Chopin-Wettbewerb jenes Jahres. Das Werk ist ein bezeichnendes Beispiel für die kühne, indivi duelle, alle ausgefahrenen Bahnen vermeidende Handschrift des Komponisten. Es ist eine dra matisch beseelte, expressive Musik, immer wesentlich, geist- und gehaltvoll. Malawskis eigen willige Klangtcchnik - auf polyrhythmischen und polytonalen Bildungen beruhend - bedient sich eines umfangreichen Instrumentalapparates (großes Orchester mit Soloklavier, Harfe, Xylophon und Schlagwerk), der jedoch sparsam und durchsichtig, klar überschaubar behandelt wird. Über sichtlich ist auch die rcichgcglicderte Struktur dieser Musik, die sich aus einer eingangs erklingen den motivischen Keimzelle (im Andante-Zeitmaß in Flöte und Klarinette) entfaltet. Das Grund bauprinzip des gesamten Werkes ist die Variation. So verläuft der erste Teil der Komposition, eine Toccata (d. h. eine freie Fantasie) in Gestalt von 9 knappen, unmittelbar ineinander über gehenden Variationen. Mit Spielfreude, rhythmischen Finessen und motorischer Vehemenz wird die engstufige Thematik phantasievoll abgewandelt, wechselnd auch im Ausdruckscharakter. Scherzohaft, über motivisch bcziehungsvollen Harfentönen, setzt die Fuge (Allegro) im Fagott ein, beantwortet von Klarinetten, Oboe, Xylophon, Harfe usw. Zur kunstvollen kontrapunk- tischcn Verarbeitung tritt auch hier das Variationenprinzip, neue satztechnische Möglichkeiten schaffend. Nach majestätischem Höhepunkt wird burlesk zur ausgedehnten Coda (Ostinato) über geleitet, die thematisch zum Teil auf die Toccata-Variationen zurückgreift und die - besonders im Solopart - virtuose Schlußsteigerung bringt. D./U. Härtwig Literaturhinweisc: Deutsch: Mozart, Die Dokumente seines Lebens (Leipzig 1962) Pozniak: Chopin (Halle 1952) Voelker: Franz Liszt (Weimar 1955) Rachmaninow 'und Malawski, in „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“, Band 8 und 9 (Kassel) Vorankündigung: SCHLOSSPARK PILLNITZ Pfingstsonntag, 2. Juni 1963, 18 Uhr Pfingstmontag, 3. Juni 1963, 18 Uhr I. Serenade Dirigent: Gerhard Rolf Bauer Mitwirkende: Städtischer Chor, Dresden Einstudierung: Wolfgang Berger H. Wolf - Italienische Serenade J. Brahms - Licbeslieder-Walzer W. A. Mozart - Haffner-Serenade Karten ab 27. Mai 1963 in den bekannten Vorverkaufsstellcn und Schloßverwaltung Oeser sowie eine Stunde vor Beginn der Serenade an allen Parkeingängen. 6111 Ra III 9 5 563 1,4 ItG 009 29 63