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Sonnabend, 27. April 1963, 19.30 Uhr Sonntag, 28. April 1963, 19.30 Uhr 10. ZYKLUSKONZERT RUSSISCHE UND SOWJETISCHE MEISTER Gastdirigent: Prof. Horst Förster, Halle Solist: Rudolf Kerer, Moskau P. Tschaikowski Ouvertüre 1812 G. Muscheli Konzert für Klavier und Orchester a-Moll (Deutsche Erstaufführung) PAUSE D. Schostakowitsch 12. Sinfonie, op. 112 (Das Jahr 1917) Revolutionäres Petrograd (Moderato, Allegro) - Rasliw (Allegro) - Aurora (Allegro) - Morgenröte der Menschheit (Allegro-Allegretto) Rudolf Kerer wurde in Tblissi geboren und studierte am dortigen Konservatorium. 1938 unter brach er sein Musikstudium, um an der physikalisch-mathematischen Fakultät der Universität zu immatrikulieren. Anschließend war er im pädagogischen Dienste tätig. 1951 bestand er seine Prüfung als Pianist. Aufsehenerregend war sein Spiel beim Allunionswettbewerb im Jahre 1961; er erhielt das Diplom 1. Klasse und die Auszeichnung als Preisträger. Als Professor in der Pianistenklasse ist R. Kerer am Moskauer Konservatorium tätig. ZUR EINFÜHRUNG Das Jahr des berühmten Violinkonzerts, 1880, ist das Jahr, in dem es Tschaikowski, zu Ansehen und Ruhm gelangt, wagen konnte, seine Stellung am Konservatorium aufzugeben. Er empfahl als Nachfolger seinen Licblingsschülcr Sergei I. Tancjcw. Eine Zeit frohen Schaffens brach an. Es entstand 1880 das zweite Klavierkonzert (G-Dur), nicht weniger bedeutend als das erste, wenn auch zu Unrecht weniger beliebt. Der Meister war viel auf Reisen - einen Niederschlag davon bedeutet das „Italienische Capriccio“, ein glanzvolles, von der italienischen Folklore ge speistes Bild aus dem Süden, mit dem Tschaikowski an Glinkas „Reiscbilder“ anknüpfte. Im gleichen Jahr die immer wieder die Spieler und Hörer entzückende „Serenade für Streichorche ster“ und die zur Erinnerung an den Sieg über Napoleon geschriebene, von hohem Patriotismus erfüllte „Festouvertüre 1812“, ein Gegenstück zu Beethovens „Schlachtensinfonie“: „Wellingtons Sieg“, das Gegenstück aber auch zu Lew Nikolajewitsch Tolstois gewaltigem Roman „Krieg und Frieden“. Wie recht hat Gorki, wenn er über dieses Werk sagt: „Die tief im Volke verwurzelte Musik der Ouvertüre, eine bedeutende, machtvolle Musik ergießt sich in strömenden Wogen durch den Saal und ergreift uns mit etwas Neuem, hoch über den Alltag Erhebendem . . . Der feierliche geschichtliche Augenblick, der in diesen Klängen seinen Ausdruck findet, ist Zeugnis für die weitgreifende Macht des Volkes, die sich zum Schutz der Heimat entfaltet.