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Dresdner W Almmal. Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 216 1907 Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Awiagerstraße 80, sowie durch die Post im Deutscheu Reiche 8 Mark vierteljährlich. y Vie expevtliou, »roße Zwinuerstr tscheu Reiche 8 Mark vierteljährlich chetut: Werktags nachmittags. — Einzelne Nummern 10 Fernsprecher Nr. 1295. —> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoeogeS in Dresden. < Montag, den 16. September Ankündtgaageu: Die Zeil« kl. Schrift der «mal gespalt. AukündigungSseitt 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Nanm auf »mal gesp. Tettseite im amtl. Teile SO Pf., unter dem Redakiionsstnch (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf GeschäftSauzeigen. — Schluß der Auuahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem etatmäßigen Dozenten an der Technischen Hochschule Prof. Hermann Krone in Dresden den Titel und Rang als Hosrat zu verleihen Aller- gnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Sergeanten im 1. Feldartillerie - Regimente Nr. 12 Hermann Robert Geißler für die von ihm am 5. Juni durch eine ausgezeichnete Leistung bewirkte Errettung eine- Reiters aus der Gefahr, mit seinem durchgegangenen Pferde zu verunglücken, die bronzene Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Das Ministerium des Innern hat der Kranken- und vegrabni-kaffe für die Z. G. Quandt- u. MangelSdorf'sche Fabrik in Schöneck i./v., KS07 eingeschriebenen Hilfskasse, bescheinigt, daß sie auch nach Annahme des I. Statuten nachtrags vom 24. Juli 1907, vorbehältlich der Höhe de- Krankengeldes, den Anforderungen des tz 75 des Kranken versicherungsgesetzes vom 10. April 1892 in Verbindung mit dem Abanderungsgesetze vom 25. Mai 1903 genügt.^ Dresden, am 10. September 1907. 22s« 10 Mi»isteri« m des Innern, I. Abteilung. Die Magdeburger Leben»-Versicherung»-Gesellschaft in Magdeburg hat vom 1. künftigen Monats ab als Haupt bevollmächtigten für den Bezirk der Kreishauptmannschaften Leipzig, Chemnitz und Zwickau gemäß 8115 Absatz 2 des Reichs gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 an Stelle des Herrn Hermann Scharf in Leipzig Herrn Eugen Ebenroth mit dem Wohnsitze in Leipzig, Pfaffendorfer Straße 20, bestellt. bi HI L Dresden, am 9. September 1907. Ministerium des Inner«, Abteilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, 6906 öffentliche Sitzung des KreiSauSschuffe» findet Mittwoch, den 25. September 1907, nachmittags 1 Uhr in dem Sitzungssaale der unterzeichneten Königlichen Kreis hauptmannschaft statt. Die Tagesordnung ist in der Hausflur des hiesigen Regierungsgebäudes angeschlagen. Chemnitz, am 13. September 1907. -909 Königliche Kreishanptmannschast. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 16. September. Se Majestät der König wohnte am gestrigen Sonntage dem Gottesdienste in der Schloßkapelle zu Pillnitz bei. Mittags fand bei Allerhöchst- demselben Familientafel statt, an der Ihre Majestät die Königin-Witwe und Ihre König! Hoheit die Prinzessin Mathilde teilnahmen Heute früh begab Sich Se. Majestät mit Sonderzug von Niedersedlitz nach Nerchau-Trebsen zum Manöver der 2. Division Nr. 24. Nach dem Manöverschluß nimmt Se. Majestät das Frühstück beim Hrn. v. Zimmermann auf Schloß Trebsen ein und begibt Sich dann nach Grimma, um dort zu übernachten und morgen dem Manöver der 4. Division Nr. 40 beizu- wohnen. Morgen mittag kehrt Se Majestät nach Schloß Pillnitz zurück Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät de» König» wohnte der König!. Oberkammerherr Graf v Wallwitz, Exzellenz, gestern m Lawawe bei Löbau der Beerdiaung de» verstorbenen König!. Kammerherrn v. Cariowltz-KIelndeysa bei. Den Kammerherrndienft bei Sr. Majestät hat von gestern ab der König! Kammerherr v. Boxbera-Großwelka übernommen — Zur heutigen Mittagstafel bei Ihrer Majestät der Königin-Witwe war Geh Hofrat Prof Prell mit Einladung ausgezeichnet worden Ihre Majestät die Königin-Witwe beabsichtigt Sich morgen vormittag zu einem etwa vierwöchigen Aufenthalt nach dem Schlöffe Sivyllenott zu begeben. In der Allerhöchsten Be gleitung werden sich befinden: Die Hofdamen Gräfin Reuttnrr v Weyl und Frl. v. Nauendorff, sowie Hofmarschall v. Metzsch» Reichenbach Hosterwitz, 16. September. Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnte am vergangenen Sonnabend dem Manöver der 3. Division Nr. 32 in der Gegend Borna nördlich Liebstadt bei. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. Dresden, 16 September. Se. Exzellenz der Hr. Staat»- Minister vr. Graf v. Hohenthal und Bergen ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen Zeit»«gSscha«. Schon in seinem bekannten Buche „Elf Jahre Gouverneur" hat Generalmajor Leutwein keinen Zweifel darüber gelaffen, daß er Morenga für den verschlagensten und schwierigsten unserer schwarzen Feinde in Eüdwestafrika hält Jetzt hat sich Leutwein einem Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung" gegenüber noch einmal über die neuerliche Unternehmung Morenga» und über ihre Absichten und Au»fichten «»»gelassen Allerdings kannte Leutwein bei Abgabe seine» Utter!» da» Berliner Telegramm vom 11 d M noch nicht, wonach Morenga zu Unterhandlungen bereit scheint. Jedenfall» geht au« seinen Autz'uhrungen da» eine hervor, daß er Morenga» Verschlagen heit gegenüber auf jeden Fall Mißtrauen und dementsprechende Vorsicht für geboten hält. Leutwein führte folgende« au»: .Morruga scheint noch unschlüssig, waS er tun soll. Wäre er unmittelbar nach seinem überraschenden Erscheinen an unserer Grenze in daS deutsche Gebiet eingedrungen, so wären ihm wohl manche Farmer und kleinen Stationen zum Opfer gefallen. Wenn nun Morenga diesen günstigen Zeitpunkt verpaßt hat, so müssen ihn triftige Gründe abgehalten haben. Dena er ist sonst ein zu über legter Charakter, um einen so wichtigen Schritt, wie die Berscherzung der englischen Gastfreundschaft es ist, ohne bestimmten Plan zu unter nehmen. Bekannt ist, daß ihm die deutsche Regierung volle Begnadi gung angeboten, er sie aber zurückgewiescn hat. Dieses AuSschlaaen der deutschen Gnade von seilen MorengaS gibt Grund zu der Annahme, daß Morenga einen unauslöschlichen Haß gegen die Deutschen hegt. Er galt auch zu meiner Zeit als nicht besonders loyal. Damals war er ein sogenannter Großmann (daS find die Ratsältesten) der BondelzwartS Sein Haß ist meiner Ansicht nach seitdem gesteigert worden durch die von unserem Standpunkt auS ganz lobenswerte Verfolgung MorengaS durch eine deutsche Ab teilung unter Hauptmann Bech in daS englische Gebiet, waS ihm den letzten Rest gegeben hat. Morenga hielt sich damals, weil aus englischem Gebiet befindlich, für durchaus sicher und lagerte völlig sorglos. Wie ich die Eingeborenen kenne, so glaubte Morenga darauf rechnen zu dürfen, daß ihm vorher mitgeteilt würde, er sei von jetzt an auch aus englischem Gebiete vor den Deutschen nicht mehr sicher Daß diese Benachrichtigung nicht erfolgte, hielt er wahrscheinlich für eine schreiende Ungerechtigkeit Wenn nun Morruga in seiner jetzigen Lage die ihm neuerdings gebotene Gunst deS Schicksals, durch überraschendes Eindringen auf deutsches Gebiet Botteile zu erringen und so Rache an uns zu nehmen, nicht benutzt hat, so muß er triftige Gründe gehabt haben Diese Gründe hat uns jetzt der Telegraph gemeldet Die Masse der Leute MorengaS erscheint kriegSmüde und denkt mehr an Unterwerfung als au Kämpfen. Diese Tatsache hat MorengaS Energie gelähmt Der nicht überall mit Beifall aufgenommene Friede von HairachabiS hat also jetzt doch noch gute Erfolge gezeitigt. Seine milden Be dingungen haben jedenfalls den Leuten MorengaS ein friedliche» Dasein unter deutscher Regierung verlockender erscheinen lassen als die Strapazen und Gefahren eines weiteren SttegSlebenS Immerhin kann man aber alle Gefahr nicht für überwunden betrachten, fall» Morenga, wenn auch mit verringerten Machtmitteln, doch noch iaS deutsche Gebiet eindringen soll Zum Guerillakrieg genügen 20 bis SO Gewehre, vad in dieser Kriegführung ist Morenga Meister. Wir kommen dadurch in die Notwendigkeit, unsere zahl reichen Stationen zu verproviantieren vnd zeitweise mit Nachrichten von der Außenwelt zu versehen, können nnS auch der Ausstellung von Pferde- und Biehwachen nicht entschlaaen Mithin bleibt einem so verwegenen und deratt landeskundigen Führer wie Morenga immer noch ein reiche- Feld der Tätigkeit. Schließlich werden wir seiner ja mit unseren überlegenen Machtmitteln Herr werden; aber Schaden kann er bi- dahin genug verübt haben. Zur Frage der Reform unserer sozialen Gesetz, gebung im Sinne einer größeren Zentralisierung wird der l,Kreuzzeitung" von einem Arzte, der praktische Erfahrungen im Krankenkaflenwesrn besitzt, geschrieben: .Bon den Enthusiasten der geplanten Reform wird betont, daß unsere Kranken-, Unfall- vnd Invaltdenfürsorge durch eine straffere Organisation sehr vervollkommnet werden könnte Da- ist wahr Man könnte damit den Heilzweck unserer Gesetz« zweisello- viel besser erreichen Aber gibt e» denn keine anderen politischen Ziele, al» nur di« soziale Hygiene? Darf man den Arbeiter in der W ohlfahtt»gesevgebung nur al» heilbedürstige- Objekt behandeln, darf man den kranken und verletzten Arbeiter geradezu entmündigen, um ihn besser zu heilen? In dielen Fehler sollte höchsten» ei» Arzt verfallen, aber kein Politiker. Di« Fürsorge in KraukhettSsälle« läßt sich nirmal» restlo» verstaatliche« Der erwachsene Mensch läßt sich die Verfügung über seinen kranken Körper nicht au» der Hand nehmen E» war auch gar nicht di« ursprünglich« Absicht di«s«r «e etze, «in«n möglichst vollkommenen Heilbetrieb einzurichten, sondern ihr bescheidenere» Ziel war zunächst nvr, da» im Gefolge von Unfall und Krankheit anstretende wirtschaftliche Elend au-zogleichen. Z. B. die Unfallgesetzaebung will in erster Linie den Verletzten entschädige» für den Ausfall in seiner Erwerbsfähigkeit. Nur tu zweiter Linie erteilt sie der BerufSgenoflenschaft das Recht, um den Ausfall möglichst Nein werde« zu lassen, daS Heilverfahren zu übernehmen. Um nun den Heilerfolg recht groß werden zu lassen, darf darum die BerufSgenoflenschaft den verletzten Arbeiter behandeln, wie eine Bor- mundschastsbehörde ihr Mündel? Solches verlangt ein Autor (Schwanck: Die Reform. 1906 Tölu, Neubner), der sich zur Krankeu- kaflenreform neuerdings geäußert hat, aber er irrt, der größere Heil erfolg würde nicht aufgehoben werden durch die politischen und sitt lichen Nachteile, die diese Bevormundung zur Folge haben würdet Hierzu bemerkt das oben zitierte Blatt: .Diese Ausführungen sind recht beachtenswert. Auch von kon servativer Seite ist wiederholt daraus hiugewiesen worden, daß in der sozialen Gesetzgebung sich ein zu einseitiges Spezialistentum herauSgebildet hat, daS neben den Zwecken der Hygiene die all gemeinen sozialpolitischen Gesichtspunkte zu sehr zurücktreteu läßt.' Textsches Reich. Das Kaiserpaar i« Wilhelmshöhe. (W. T. B) WilhelmShöhe, 15. September. Se. Majestät der Kaiser unternahm gestnn nachmittag einen Spaziergang Heute morgen wohnte das Kaiserpaar und die Prinzessin Viktoria Luise von Preußen nebst Umgebung dem Gottesdienst in der Schloßkapelle bn Später empfing der Kaiser den General Frhrn v Hoininaen gen Huene zur Meldung; der General wurde auch zur FrühfttickStafel gelogen Prinz August von Lachsen-Codurg und Gotha. Wie in einem Teile der Eonnabendsnummer (unter den Draht nachrichten) bereit» kurz berichtet wurde, ist Prinz August von Sachsen- Coburg und Gotha am vergangenen Sonnabend um H12 Uhr mittags in Karlsbad gestorben Mit dem fürstlichen Gesamt hause Sachsen nimmt auch unser Allergnädigster Herr und Seine erlauchte Familie herzlichen Anteil an dem Hinscheiden de» Prinzen (Prinz August von Sachseu-Coburg und Gotha, Herzog zu Sachien, wurde am S. August 1845 in Eu in Fraukreich geboren als Soh« d«S Herzogs August von Coburg-Cohary und dessen Ge mahlin, der im vorige« Jahr« verstorbeven Herzogin Klementine, geb. Prinzessin von Fraukreich Er trat in die kaiserlich öster reichische Mariae als Linieuschiff-leutnaat ein und vermählte sich im Jahre 1864 in Rio de Janeiro mit seiner Cousine Leopoldine, der Tochter deS Kaisers Dom Pedro von Brasilien Bon dieser Zeit ab hatte der Prinz seinen Wohnsitz meist in Brasilien, teils in Österreich. In beide« Ländern avancierte er nach und nach zum Admiral. Schon im Jahre 1871 verlor Prinz August von Loburg seine Ge mahlin durch den Tod. Der Ehe des Prinzen August mit der Prinzessin von Brasilien entsprossen drei Söhne, deren zweiter August Leopold mit der Erzherzogin Karoline von Österreich ver mählt ist, während sein dritter Sohn Prinz Ludwig im vorigen Jahre seine Gemahlin Prinzessin Mathilde von Bayern durch den Tod verlor. Dem bagri'ten KönigShause ist Prinz August außer dem al- Bruder der Herzogin Max Emanuel, Mutter der Herzöge Siegfried, Christoph und Luitpold verwandt. Seit der Ent thronung seiueS Schwiegervater-, deS Kaiser« von Brasilien, hatte Prinz August seinen Wohnsitz ganz nach Wien verlegt Mit seinem Tode verlieren Fürst Ferdinand von Bulgarien, Erzherzogin Klothilde von Österreich und Prinz Philipp von Coburg ihren Bruder, die in Regensburg lebende Fürstin von Thurn und TaxiS ihren Onkel) Die Leiche des Prinzen wird von Karlsbad nach Coburg übergefühtt und in der Gruft der katholischen Kirche beigesetzt vom Delegiertentag der Freisinnigen Volkspartei. Berlin, 15 September Der Delegiettentag der Freisinnigen Volkspartei nahm in seiner gestrigen Sitzungj u. a. folgende Resolution an: .Der Parteitag fordert die reich-gesetzlich« Regelung de-VereinS- und VersammlungSrechlS auf freiheitlicherer Grundlage durch ein Gesetz, da», entsprechend dem in der Sitzung deS Reichstags vom 16 April 1S07 angenommenen Anttag Ablaß, allen Deutschen ohne Unterschied deS Geschlecht», da» Recht gewährt, friedlich vnd un bewaffnet Versammlungen abzuhalten und z» Zwecken, die dem Strafgesetz« nicht zuwiderlaufen, Vereine zu bilden ' Der Patteitag fordert weiter die reich»aesetzliche Regelung der RechtSverhältmffe der Berufsvereine und die Beseitigung der dem Koalition-rechte entgegenstehenden Beschränkungen Im ferneren Verlaufe der Verhandlungen wurde über die Handels» und Verkehrspolitik debattiert. Sozialdemokratischer Parteitag. Esse», 15. September. Hier ist heute der diesjährige sozialdemokratische Patteitag zu seinen Beratungen zusammen» aetteten, kurz nachdem in Stuttgart die erste Tagung de» Fnicruauonalcn Sezialistenkongrrffe« auf deutschem Boden zu End« gegangen ist Mit kaum mehr denn 50 Pro; ihre» früheren Mandatbestandes zieht die Partei in Essen ein, und es trägt nicht zu ihrer Ermunterung bei, daß der Essener Stadtrat ihr den städtischen Saalbau, der dem Katholikentag zur Verfügung stand, für den Parteitag verweigert hat, so daß die Sitzungen draußen in Rüttenscheid, einem Fabrik« vorott Essens, abgehalten werden müssen.