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Dresdner Journal : 09.09.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190709096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070909
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-09
- Tag 1907-09-09
-
Monat
1907-09
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 09.09.1907
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Kunst und Wissenschaft. * Die Gesellschaft der italienischen Künstler zu Florenz veranstaltet in den Monaten November 1907 bis Ium 1908 in Florenz eine Kunstausstellung und hat dem akademischen Rare einige Stücke des Programms hierfür übersendet Da« letztere kann, soweit der Vorrat reicht, in der Akademiekanzlei entnommen oder eingesehen werden. Lin Stück ist auch der Dresdner Kunstgenossrnschaft übersendet worden. König». Opernhaus. (Uraufführung: Alfred Grünfeld« „Die Schönen von FogaraS") Wollte man dem äußeren Erfolg, den die erste Novität hatte, die un« die König! Hofoper in der neuen Spielzeit bescherte, eine sympto matische Bedeutung für die Zukunft zuerkennen, so müßten sich die „Schönen von FogaraS" dauernder Gunst bei unserem Publrkum zu erfreuen haben Aber wir sind skeptisch genug, an einem solchen zu zweifeln, wenn wir auch nicht in Abrede stellen wollen, daß manches dafür spricht, daß die Oper eine Zeitlang zugkräftig sich erweisen mag Also um zunächst auf den „Erfolg" zurückzukommen, so spürte man von Anfang an, daß der Komponist — bekanntlich der Wiener Pianist Alfred Grünfeld — Sympathien im Hause hatte. Schon nach dem ersten Akt wurde er gerufen. Nach dem zweiten Akt mit seinem Ballettschluß konnte er abermals erscheinen, und nach dem dritten (letzten) gab es die üblichen Ovationen für „alle Beteiligten" — Wenn wir meinten, die Oper könne sich für eine Zeitlang zugkräftig erweisen, so denken wir zunächst an das Bedürfnis der Gegenwart, daß einmal den Ohren nach der vielen „Obermusik" eine Feierstunde gegönnt werde Wir sind melodiehungrig geworden, und Melodien sind in Grün- feldS Oper allerdings — doch davon später. Auch der Umstand, daß es wieder einmal lustig auf der Bühne zugeht, mag dem Werke zustatten kommen. Aber freilich diese Lustigkeit — davon sei zunächst die Rede. Der vielgewandte Viktor Leon bekundete mit der Stoffwahl eigentlich eine glückliche Hand Die Grundidee de« Libretto» ist sehr nett. König Mathias hat den Frauen von Fogaras alle Männer des Dorfes zu Kriegs diensten entführen lassen, und diese wenden sich nun durch ihren Gespan an ihn, er solle sie oder — andere ihnen zurück geben. Der König ist willfährig, möchte doch aber erst drei „Musterexemplare" sehen, eine Blonde, eine Braune und eine Schwarze. Im ersten Akte entwickelt sich also die Handlung recht hübsch. Die Entdeckung der zu Deputiertinnen geeigneten drei Weiblichkeiten in einer Gräfin, deren Zofe und einem Gänsemädchen vollzieht sich ganz unterhaltend, und das Motiv, daß diese Gräfin des Königs Herz einst gewann, läßt hoffen, daß auch für das Gefühlsmoment gesorgt sein wird. Aber freilich der zweite Akt macht alle Hoffnungen zu Schanden, indem er rückhaltlos in die Burleske ausbiegt Mit dem Operetteneinschlag, den schon der erste Akt hat, wäre man bereit gewesen, sich zu versöhnen, mit den platten Späßen des zweiten aber vermochte man nicht zu paktieren Das hübsche Hauptmotiv von dem männerlosen Dorfe wird total fallen gelaffen, das Nebcnmotiv, daß der König seinen Koch für den Empfang der drei Fogaraser Schönen zum Stellvertreter ernennt — an sich schon verbraucht — gewinnt die Oberhand und damit der sogenannte „höhere Blödsinn". Was sonst noch brauchbar ge wesen wäre, wird fallen gelaffen, so die Einführung des Paladins und seiner von ihm zur Königin bestimmten Nichte, die gar nicht auf die Bühne kommt, und die Wiederauffindung der er sehnten Gräfin Magdala durch den König geschieht in einer aller Poesie baren Weise, sofern dieser vor ihren Augen eben erst bemüht war, die blonde Gänsehirtin zu seiner — Geliebten zu machen! Mit kurzen Worten, bei seinem Librettisten sich zu bedanken, hat der Komponist nicht nötig, eine „komische Oper" konnte er auf das Buch hin gar nicht schreiben. Wir wollen also das Werk in seinem musikalischen Teil auch gleich gar nicht als solche einer kritischen Betrachtung unterziehen, sondern sie getrost als „Operette" behandeln. Und da muß denn gesagt werden, daß sie auch da nicht sonderlich günstig besteht. Vor allem fällt schon auf, daß der Komponist jedem größeren Ensemble, in dessen Konzeption er doch sein Äusiktum hätte bewähren können, aus dem Wege geht. Dann sucht man vergeblich nach den Spuren einer stärkeren schöpferischen Begabung im Rhythmischen und Melodischen, von der Harmonik noch ganz zu geschweigen. Die Signatur der Partitur ist das Konventionelle, Physiognomielose. Es klingt alles, auch das Orchester, wie man zu sagen pflegt, „recht hübich", aber man fühlt sich nirgendwo kräftiger angesprochen Auch für einige gefällige „Nummern" ist gesorgt, welche die „Schlager" abgebcn, so u a. ein Walzerrondo und das „Gänseliedchen" im ersten Akt Im zweiten Akt hat das aller- dlngS etwas zu ausgedehnte „Ballett-Intermezzo", das ihn ohne Rücksicht auf die sogenannte Handlung beschließt, als „Treffer" zu gelten. Im dritten Akt triumphiert die Operetten- sentimentalttät. In dem „Liebesgesang" des Königs, der gleichsam leitmotivische Bedeutung für das Werk gewinnt, findet sie besonders ihren Ausdruck. Aber man darf bei alle dem an Strauß, Millöcker, Lehar u. a. gar nicht denken, ohne sich emeS Frevels schuldig zu machen. Ihre Werke in solchem Rahmen geboten, wie ihn unsere König!. Hofoper zu bieten in der Lage fft, würden fast die Aureole der Klassizität gewinnen! Man denke nur allein, was es heißt, wenn ein Schuch am Pulte sitzt und eine Kapelle von dem Range der unseren den Orchesterpart interpretiert. Der Solisten Lob haben wir dies mal noch nicht einmal in besonderem Maße zu verkünden. Auf gaben, wie die, welche ihnen hier zufallen, lösen sie ohnedies spielend, nur daß sie freilich im ganzen den Ton etwas zu hoch für da« Stück nehmen Mit einziger Ausnahme von Frl v. Chavanne. Unsere stolze Dalila, Amneris rc. spielte die kleine Rolle der Bäuerin BoriSka so glücklich auf eine derbe Realistik hinaus und pointierte ihren Dialog so wirksam, daß sie einen Sonder- erfolg zu verzeichnen hatte Einen solchen hatte auch Frau Wedekind, allerdings aber müßte sie ihn mit den acht lebendigen Retterinnen des Kapitols teilen, die zu hüten ihr oblag. Frau Nast war eine vornehme und sympathische Gräfin, Frl. v. der Osten eine statiöse Zofe. Hr. Sembach al« König Mathias bewegte sich flott und gewandt auf der Szene, .nur klang die Stimme, vermutlich infolge der Proben etwa» müde. Hr. Scheidemantel tat alle» mögliche, ja fast zu viel, um seinen Koch zu e>ner komischen Figur zu machen. Noch wären dann die Herren Rüdiger und Nebuschka al» treffliche Vertreter der Rollen eine» al» Schulmeister amtierenden Studenten und de» gestrengen Hrn Gespan zu nennen und der erfolgreichen Mitwirkung de» Frauen, und Kinderchor» zu gedenken Aber die stärksten Stützen de» Erfolg» bot doch diesmal da» Drum und Dran, und e» dürfen sich also die Herren Oberregisseur Toller, Ballettmeister Berger und Kostümmaler Fanto den Löwen anteil an ihm zusprechen Von dem Ballett-Intermezzo am Schluffe des zweiten Aktes, da» direkt als eine allein den Besuch der Oper lohnende Sehenswürdigkeit zu bezeichnen ist, darf man geradezu sagen, daß eS den Erfolg rettete. Das auSvrrkaufte Haus nahm eS nut spontanen stürmischen Beifalls kundgebungen auf. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß die Vorstellung zum Besten des Pensionsfonds der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger stattfand. O. S. Wissenschaft. In Mannheim findet vom 15. bi» 18 September die Hauptversammlung de« Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und AltertumSvereine statt In der ersten Versammlung am 16. wird der Heidelberger Oberbibliothekar Geh. Hofrat Prof. vr Wille über da» inter essante Thema „Der Humanismus in der Pfalz" sprechen Weitere Vorträge in den öffentlichen Versammlungen werden halten die Herren vr. Beringer, Archivdirektor vr. Wolfram und Prof. vr. Walter. Für die Abteilungssitzungen ist ein reichhaltiges Verhandlungsprogramm über archäologische, historische, numismatische, heraldisch-genealogische Fragen, sowie über Volks kunde vorgesehen Am 18. findet ein Ausflug nach Bruchsal zur Besichtigung des dortigen fürstbischöslichen Schlosses statt Der Hauptversammlung geht am 14 und 15. September der VII. Deutsche Archivtag in Karlsruhe und der VIII. Ver- bandStag der west- und süddeutschen Vereine für römisch.germanische Forschung in Heidelberg voraus Am 19. und 20. schließt sich in Mannheim der Tag für Denkmalspflege an. — Aus Winnipeg war vor einigen Tagen mitaeteilt worden, daß die Mikkelsensche Polarexpedition wahrschein lich völlig verloren gegangen sei. Demgegenüber veröffentlicht am vergangenen Sonnabend da« Blatt „Eoening News" ein Telegramm aus Gibbon (Alaska), aus dem hervorgeht, daß Mikkelsen und zwei andere Mitglieder der englisch-amerikanischen Polarcxpedition, die ihr Schiff verlaffen hatten, um Land zu suchen, ihre Reise durch das Eis durchgeführt haben und sich wohlauf befinden. — Aus New Dork wird gemeldet: Nach einer Depesche aus Flagstaff (Arizona) find letzt auf der dortigen Stern warte phototeleskopische Aufnahmen beendet worden, durch welche die von Prof. Lowell gemachten Beobachtungen von der Veränderlichkeit der MarSkanäle mit den Jahreszeiten ihre Bestätigung finden Die Photographien beweisen, daß Stärke und Bestand der Wasserstraßen mit dem Schmelzen der Schneehaube de« Planeten in direktem Zu- sammenhange stehen. Sic geben der Auffassung Lowells recht, der behauptet hatte, daß der wechselnde Zustand der die MarS- oberslüche durchziehenden Gräben im Zusammenhang mit der Sonnenbestrahlung stehen müsse. Literatur. „Sonnenwende" ist der Titel eine« vier aktigen Schauspiels von Gräfin Helene zu Leiningen, das jüngst am Kurtheater in Friedrichroda mit Erfolg seine erste Aufführung erlebte. — „Die große Gemeinde", Lustspiel von Lothar und Lippschitz, wurde am vergangenen Sonnabend bei seiner Uraufführung im Schauspielhause zu Leipzig beifällig aus genommen. — Aus Wien wird gemeldet: Katharina Schratt hat ein Stück verfaßt, dessen Hauptrolle sie selbst im Deutschen Dolkstheater spielen will. Als ihr Mitarbeiter wird Felix Doermann genannt. — Beim Hinscheiden Theobald Kerners wurde mitzeteilt, vr. Georg Kerner in Wehr in Baden, der einzige Sohn Theobalds, werde da» Kerner-Hau» übernehmen. Inzwischen ist aber begründete Hoffnung geworden, daß das Kerner-Haus samt Inventar und Kunst- und literarischen Schätzen in ab sehbarer Zeit in den Besitz des Justinus Kerner-Vereins übergehen wird. Da» Vorkaufsrecht ist dem Verein schon zu Lebzeiten Theobalds gesichert worden. Die weitere Frage, wie der Verein die Mittel zum Erwerb dieses Hauses aufdrinaen soll, sieht gleichfalls einer glücklichen Lösung entgegen, denn "es ist dem Verein von der württembergrschen Regierung für das Jahr 1908 eine KernerhauS-Lotterie bewilligt worden. Endlich hat dieser Tage der Verein beschlossen, alsbald mit einem Auf ruf an das deutsche Volk heranzutreten de» Inhalts, es möge seiner Dichter in Dankbarkeit gedenken und zur Elwerbung und Erhaltung des KerncrhauseS sein Scherflein beitragen -j- Aus Paris berichtet man: Der Dichter Rens Francois Armand Sully-Prudhomme, Mitglied der Akademie, ist am vergangenen Freitag abend auf seinem Landsitz in Chate- nay, 68 Jahre alt, gestorben. Sully-Prudhomme wurde am 16. März 1839 in Paris geboren und studierte zuerst Mathematik und Naturwissenschaft, um in die Lcols pvl^- teckniffus einzutreten, verzichtete aber dann darauf, um sprach liche, literarische, philosophische und juristische Studien zu werben. Er war als Dichter von geschichts« und naturphilo- sophischcn Gedanken inspiriert. Wegen seiner poetischen Technik hat man ihn zu den Vrern^siens gezählt, aber mit Unrecht; in der Form nähert er sich eher dem Klassizismus; der tiefe Gedankeninbalt seiner Poesien steht jener Schule durchaus fern. Seine erste Sammlung „Stancu et poeme8", die auch sein berühm testes Gedicht „Vs VL8S Krise" enthält, erschien 1865. Es folgten „v«8 epreuve8 ^mour, ckoute, röve, »etiou", ein Sonettenkranz (1866), das erzählende Gedicht „v«8 scourio8 ck'^u^i»8" (1866), die beschreibenden Poesien „Lroguw it»lwn8" (1869) und dann „Ve8 8olitucks8" (1869), deren Gegenstand die Einsamkeit des Herzens ist Nach dem Kriege schrieb er die ziemlich kraftlosen „Impre88iov8 8ur 1» xuerrs" (1872) und „va b'rLvev" (1877); ferner „v«8 cke8till8" (1872), „Vs8 VLIVS8 tsnärs88S8" (1875), „Vs Xsnitk" (1876), eine Ver herrlichung der Wissenschaft ,,v» cku8tics" (1878), „Vs vonbeur" (1888), „<^us 8»i8,j«'? vi»msa cks cooseiencs" (1896) Sully-Prudhomme wurde 1881 Mitglied der Akademie, 1901 wurde ihm der literarische Nobelpreis verliehen „Gedichte" Sully-Prudhomme« erschienen deutsch von I. Schmtzler 1903 in Berlin. Musik. Grieg» letzte Kompositionen, eine Reibe von Liedern, die noch nicht veröffentlicht waren, sind, wie au» Kopenhagen berichtet wird, in einem Hotel der Stadt, in dem der verstorbene Komponist während de» letzten Sommer» wohnte, verloren gegangen, und e» ist bither nicht möglich gewesen, da» Manuskript wieder aufzusindcn. Grieg hat ern Vermögen von etwa 300000 M. hinterlassen, von dem der größte Teil seiner Vaterstadt Bergen zufällt — Aus Wien meldet man: Aus Anlaß de« fünfzig jährigen Komponistenjubiläums von Charles Lecocq wird da« Theater an der Wien eine Festvorstellung m.r „Girofls-Girofla" veranstalten. Auf eine Einladung der Direktoren sagte Lecocq seine Anwesenheit zu, wenn c« ihm möglich ist, sich freizumachen Er kommt dann nach dreißig jähriger Abwesenheit wieder zum erstenmal nach Wien. Theater. Au« Berlin berichtet man: Albert Basser mann, der ausgezeichnete Darsteller des Lessingtheaters, ist von Direktor Reinhardt für das Deutsche Theater verpflichtet worden und wird sein Engagement im September 1909 an treten gleichzeitig mit Frau Else Lehmann, die bekanntlich ebenfalls von Reinhardt gewonnen wurde. Theater, Koxzerte, Borträge. * Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof theater. Im Königl. Opernhause wird morgen, Diens.ag, Beethovens „Fidelio" gegeben. Frau Wittich, die an die'cm Abende zum erstenmale nach ihrer Beurlaubung wieder auf- triU, singt die Partie der Leonore Den Florestan singt Hr. v. Bary. Mannigfaltiges. Dresden, 9. September * Der Kreisverein Dresden des Verband« deutscher Handlungsgehilfen (Sitz Leipzig) feierte vorgestern und gestern sein 25 jähriges Bestehen. Das Fest, da« durch die Teilnahme zahlreicher Vertreter der Behörden und vieler Ab ordnungen von befreundeten Korporationen ausge»erchnet wurde, nahm am Sonnabend mit einem Begrüßungskommers im großen Saale des Gewerbehauses seinen Anfang Tas Fest konzert führte in mustergültiger Weise das Trompcterkorps des Königl. Sächsischen Gardereiterregiments unter der Leitung des Hrn Musikdirigenten Stock aus und die Begrüßungsansprache hatte der Ehrenvorsitzende des KreiLvereins, Hr Prokurist Breßler, übernommen. Er gab einen Oberblick über sie bis herige Tätigkeit des Kreisvereins und gab die Versicherung ab, daß dieser auch in Zukunft in der bisherigen Weise auf sozial politischem Gebiete weiter arbeiten werde Die Rede klang au« in ein dreifaches Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und den König. An berve Monarchen wurden HuldigungStelegramir e abgesandt. — Gestern vormittag 11 Uhr fand eine Fest sitzung im Saale des Gewerbehaufls statt, der mit Blatt pflanzen und den Büsten Ihrer Majestäten de« Kaisers und de« Königs, sowie mit der Fahne des Verein« geschmückt war Als Vertreter deS Königl Ministeriums des Innern wohnten Hr Oberregierungsrat vr. Frhr v Wilcke, als Vertreter des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten Hr. Legatiorsrat v. Nostitz-Wallwitz, als Vertreter der Landcsoersicherungsanstalt Hr. LberregierungSrat vr Roth der Festsitzung bei Ferner waren anwesend Vertreter der Handelskammer, der Dresdner Kaufmannschaft, des Verbands Sächsischer Industrieller, der Gehe-Stiftung :c Tie Herren Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Roscher und Pros Harms hatten liebenswürdig gehaltene Glückwunschtelegramme geschickt Nachdem der Vorsitzende des Dresdner Kreibvereins, Hr. Klunker, die Versammlung mit einer begrüßenden Ansprache und mit einem Hoch auf Kaffer und König eröffnet hatte, brachte Hr. Lberregierungsrat vr. Frhr. v Wilcke die Glückwünsche der Sächsischen StaatSregierung rum Ausdruck und wünschte dem Dresdner Kreisverein ein gedeihliches Weiterarbeiten und weitere gute Erfolge Weiter sprachen noch die Herren Assessor Vr Fröhlich im Namen der Dresdner Handels kammer, Hoflieferant Kaufmann Müller im Namen der Dresdner Kaufmannschaft, vr Merr im Namen des Verbands Sächsischer Industrieller, Rechtsanwalt vr Pitsch im Namen des Freisinnigen Volkrvereins :c. Ten Hauptvortrag hielt Hr. Reichstagsabg. Landgerichtsdireklor vr Heinze über die Forderungen der Handlungsgehilfen an die Reichs gesetzgebung. Der Redner, der mit lebhaftem Beifall be grüßt wurde, wie« im Eingang seiner Ausführungen aus die Verdienste hin, die sich die Deutschen Handlungsgehilfen ber der letzten Reichstagswahl erworben haben. Sie hätten nicht nur für die nationalen Kandidaten gestimmt, sondern sie hätten auch Helfervienste bei den Wahlen selbst geleistet und es sei hiernach ihnen mit zu verdanken, daß der jetzige national: Reichstag zustande gekommen ser Wern der deutsche Handel heule auf voller Höhe stehe, so habe cr du« ebenfalls der Tüchtigkeit der Deutschen Handlungkgehffscn mit zu verdanken und durch ihre ausgezeichnete Organisation hätten sie auch schon eine Verbesserung ihrer sozialen Stellung erzielt und auch E.n- fiuß aus die Gesetzgebung gewonnen. Tie Tätigkeit der Handlungsgehilfen müsse auch in Zukunft auf dem Wege der Selbsthilfe und auf dem der gesetzgeberischen Wirksamkeit durch ihre Organisation fortgesetzt werden Besonder» erfolgreich für die Entwickelung ihrer Organisation sei der nationale Charakter des Verbands gewesen, denn der sozialdemokratische Handlungs gehilfenverband stehe verschwindend da gegenüber den nationalen Verbänden Diese hätten auch besonder» in den letzten Jahren Gesetze erzielt, die seit Jahren heiß ersehnt worden seien, z B die Gefltze über den 9 Uhr-Ladenschluß, über die Regelung der Sonntagsarbeit, den neuen Abschnitt des Handelsgesetzbuchs be treffend dieRegelung des Dienstverhältnisse» zwischen Prinzipal und Angestellten und da« Gesetz über die Errichtung der Kausmarn«- gcrichre E« sei nicht richtig, wenn man unter Sozialpolitik immer nur dic Politik für die Interessen de« ArbeiterstandS verstehe, sondern die soziale Polin! und Fürsorge muffe sich auf alle Stände erstrecken. Tie Aussichten für den Handlunzs- gehilfenftand seien im jetzigen Reichstage günstige, denn nahezu alle bürgerlichen Parteien ständen den Forderungen der Handlungsgehilfen sympathisch gegenüber. Mit Recht bekämpfe der Verband da» 0vermaß der Frauenarbeit, um den Ver dienst de« Mannes nicht noch mehr herabzudrücken Tann sprach sich der Redner noch für die fernere Einschränkung der Conntagsarbeit in den Kontoren, für die Einführung des 8 Ukr-Ladenschluffc», für die Fortzahlung de» Lohne« bei un« verschuldeter Krankheit oder Unglücksfällen, für die Einführung eines gesetzlichen Urlaub« und für die Pensionsversicherung der Privatangestellten aus Die Reichsverwaltung habe ebenfalls eine wohlwollende Haltung den Forderungen der Handlungs gehilfen gegenüber eingenommen Erstrebenswert sei ferner noch die Errichtung vcn Handlunosaebilfenkammern und die Anstellung von Handlungiinsp.ktoren Der Redner sprach die
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