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Dresdner Journal : 09.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190702095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-09
-
Monat
1907-02
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1907
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1. Beilage zu Nr. 34 des DktShlltk AüUkUAlS Sonnabend, 9. Februar 1907 IU in ia d- er u The«ttr, Aozkrte, Srrtrize. * Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof theater. Für da» Aschermittwoch»-Konzert der Königl. Kapelle am 13. Februar find Balletts schon jetzt an der Kaste de« König!. Opernhauses erhältlich Es wird darauf hin gewiesen, daß für das Aschermittwochs-Konzert ein Abonnement nicht besteht. er in e; se u- >r, >e, venuto Cellini". Ersteres spielte Hr. Henri Marteau m.t durchschlagendem Erfolg Der Geiger (geb. zu Reim» em Jahre 1874) ist hierselbst kein Fremder. Enn Stern ging eigentlich hierselbst auf. Als Sohn einer trefflichen Pianistin, geb. Schwendy, hier lebend, spielte er als Knabe bereits öffent lich in unserer Stadt. Jetzt allerdings ist er einer der ersten seiner Kunst. Dvoraks dankbare», kantilenenreiches Konzert spielte er technisch brillant, überaus tonschön und dabei mit eleklri« fierendem Temperament. Es ist anzunehmen, daß der Künstler es nicht bei dieser immerhin flüchtigen erneuerten Bekanntschaft bewenden läßt. Er gehört zu denen, die man einmal in einem eigenen Konzert ihr Innerstes sich offenbaren sehen möchte O. S * In Emil Richters Kunstsalon, Prager Straße, wurde am 7 d M eine Sonderausstellung von LttoHettner, Florenz, eröffnet. Die Kollektion enthält etwa 50 Gemälde und Pastelle, sowie einige Skulpturen, die einen Zeitraum von zehn Jahren umfasten und einen vollständigen Überblick über die Entwickelung und das gesamte Schaffen des Künstlers bieten ES ist da» erste Mal, daß Otto Hcttner, der bisher fast nur auf den Ausstellungen der Sezession und des Deutschen Künfilerbunds vertreten war, in Deutschland kollektiv auftritt Die Ausstellung dürste lebhaft interessieren — Im neuen weißen Saale ist eine Reihe Büdmste von Irmgard Thür mer, einer Schülerin von Prof Hans Thoma, sowie eine Kollektion von Landschaften und Parkszenrn aus Versailles des holländischen Künstlers Bosch-Reitz ausgestellt. werden zu lasten — sie alle führt der Weg zu der, die Gotte» Dienerin ist, zu dem ernsten, flüarlbewehrten Weibe, da» über da» Recht der Irdischen wacht Die tiefe Symbolik, die Illner schon in seinen Gestalten Ausdruck gewinnen läßt, wird auf» bedeutsamste verstärkt, durch die farbige Stimmung, in die da» Ganze getaucht ist. In Hellem, flutendem Sonnenlichte thront die Gerechttgkeit, von strahlendem Glanze übergossen ist auch die Gestalt der Wahrheit mit der Gruppe der Geharnischten, die schützend sie umgeben. Aber tief in Schatten gehüllt ist die Menge der Bedrängten, die zum Lichte emporstreben, in da» Dunkel der mächtigen Flügelschatten der Gerechtigkeit ge hüllt ist die Schuld, die vor dem hohen Richterstuhle »m Staube liegt. Illner hat sein Gemälde in Kasetnfarben gemalt. Gegen über der »I kroseo und Wachsfarbentechnik, die auch heut zutage noch für monumentale Wandgemälde von vielen Malern angewandt werden, bedeutet diese Technik gerade für da» Jllnersche Bild da» wirksamste Darstellung«- mittel. Denn die strenge Gliederung der Komposition in vorwiegend wagerechte und senkrechte Linien machte, um nicht der Nüchternheit zu verfallen, dem Maler die Anwendung einer Technik zur Pflicht, die imstande ist, der stärksten farbigen Stimmung Au»druck zu geben An sich be- besitzen die Wasserfarben de» »l lrssüo - Verfahren» nicht ge ringer« Leuchtkraft und Tiefe al» die Kaseinfarben; aber da sie auf die eben mit Kalk beworfene, noch feuchte Wand auf getragen werden müssen, so sind nachträgliche Vertiefungen oder Erhöhungen de« Kolorit» so aut wie unmöglich. Kasein- farben dagegen gewähren dem Maler in dieser Begehung die größte koloristische Bewegungsfreiheit. Hat Illner seine Auf gabe kompositorisch und zeichnerisch schon mit einer Kraft und Sicherheit gelöst, die bei seiner Jugend doppelt rühmenswert sind, so verdient auch seine Behandlung des Kolorrtt hohes Lob, doppeltes Lob, wenn man wieder daran denkt, daß eS das erste Wandbild ist, das er erschuf, daß er erst während seine» Schaffen» an diesem sich mit der Technik der Wandmalerei vertraut machen mußte. Drei Farben dominieren, dem inneren Wesen der Schilderung entsprechend, in dem Bilde: Rot in den Gruppen des Mittelfelde», blau und braun in dem Menschen zug de» rechten Seilenfelde» und de» unteren Mittelfelde» Da» Rot der Gruppe im oberen Mittelfeld, vom zarten gelb lichen Fleischton des Aktes bi» zum tiefen Zinnober der Mäntel der Geharnischten bildet den wirkungsvollen Gegensatz zu dem lichten blauen Ton, in dem in diesem Teil de» Bildes die Luft gehalten ist In scharfer Silhouette hebt sich in dem rechten Seitenfeld das Helle und dunkle Braun und Blau der Gewandungen gegen die Luft ab und wird tiefer und leuchten der, je mehr die Darstellung aus dem Sonnigen des Tribunal plan» in da» Schattige seine» Unterbaues hinabpeigt In wirkungsvollen Kontrast zu diesem tiefen Braun und Blau stellt sich die sonnige Helle der linksseitigen Darstellung mit dem Blick in arkadische Gebilde. So wenig Illner in der farbigen Behandlung seine» Sujets bewußt auf dekorative Wirkungen au«gegangen ist, so stark und kräftig erhält eS diese durch die eigenartigen Kontrast. Wirkungen der farbigen Behandlung, die Illner liebt: die Gegenüberstellung von warmem (in dem oberen) und kaltem Licht (in dem unteren Teile der Darstellung), von lichten, sonnigen und dunklen, gebrochenen Farben; die Symbolik der Darstellung, die Schilderung von Gut und Böse, von Tugend und Laster, wird dadurch auch farbig ganz außerordentlich wirk sam charakterisiert. So erweist sich das Jllnersche Werk kompositorisch (in der gehaltvollen, mächtig bewegten Schilderung) zeichnerisch (in der sorgsamen Durchbildung der Figuren) und koloristisch al« eine Arbeit von ebenso großem Fleiße wie beträchtlicher Be gabung, als eine Arbeit, die dem jungen Künftlrr ein Anrecht darauf gibt, in der Reihe der deutschen Monumentalmaler schon heute mit Achtung genannt zu werden Man darf seiner Weiterentw ckelung mit Interesse entgegensetzen W Dg« Wissenschaft, In Leipzig (Mockau), wo er seit seinem 1904 erfolgten ltbertritt in den Ruhestand lebte, ver starb gestern Geh. RegierungSrat Prof. vr Alfred Kirchhofs Er wurde am 23. Mai 1838 zu Erfurt geboren, studierte in Jena und Bonn Naturwissenschaften, war darauf Lehrer an mehreren Schulen, seit 1871 auch Dozent der Erdkunde an der Kriegsakademie in Berlin und wurde 1873 als Professor der Erdkunde nach Halle a S berufen. Seit 1887 leitete er im Auftrag der Zentralkommission für wissenschaftliche Landes kunde von Deutschland die Herausgabe der „Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde", gab unter Mitwirkung anderer Geographen eine „Länderkunde von Europa", sowie mit Fitzner die „Bibliothek der Länderkunde" heraus und war schriftstellerisch überhaupt äußerst produktiv — Wolffs Telegraphisches Bureau verbreitet folgende Notiz aus Pari»: Die in der letzten Erklärung des Prof, v. Behring bezeichneten Pariser Persönlichkeiten protestieren im „Echo de Paris" dagegen, daß sie über den Gesundheits zustand v Behrings Äußerungen getan haben oder an der Spitze einer ihm feindlich gesinnten Gruppe stehen sollen Literatur. Wie wir in der letzten Nummer unter Drahtnachrichten meldeten, wurde gestern als am 25. Todes tage Berthold Auerbachs in Nordstetten bei Horb an seinem Geburtshause eine Erinnerungstafel enthüllt — Ferner wird die Errichtung eines Denkmals für den Dichter in Cannstatt geplant und zu diesem Zwecke folgender Auf ruf verbreitet: „Am 8 Februar sind fünfundzwanzig Jahre seit Berthold Auerbachs Hingang verflossen. Schwäbische Freunde de» Dichters haben an diesem Gedenktage sein Geburtshaus in Nordstetten mrt einem Erzbild geschmückt Der engeren Lands mannschaft wollen Freunde und Anhänger des Schöpfers der Schwarzwälder Dorfgeschichten im Umkreis des ganzen deutschen Sprachgebiets mit der Errichtung eines Denkmals für Berthold Auerbach folgen Bei der Auerbach-Linde in Cannstatt, dem Liebling»platze des Dichters, soll seine Büste sich erheben, die dem Meister der Erzählungskunst, dem Kenner deutscher Volks - art, dem Hüter de» HumamtälSerbeS, dem Vorkämpfer des neuen Reiches längst gebührt" Diesem Aufruf haben sich bis jetzt schon namhafte Persönlichkeiten angeschloffen, u a Marie v. Ebner-Eschenbach-Wien, vr. Ludwig Fulda-Berlin, Paul Heyse-München, vr Paul Lindau-Charlottenburg, Königl. Hof- theatnmtcndant Baron zu Putlitz-Stuttgart, Wilhelm Raabe- Braunschweig, Peter Rosegger-Graz, StaatSminister vr. Rothe- Weimar, Geh. RegierungSrat Prof. vr. Erich Schmidt-Berlin, Prof vr. Gustav Schmoller-Berliu, Kabinettschef Sr. Majestät des König» von Württemberg Frhr. Iuliu» v Soden - Stutt gart, Friedrich Spielhagen-Berlin, Geh Hoftal Prof vr Adolf Stern-Dresden, Adolf Wilbrandt-Rostock und Geh Legations- rat vr Ernst v Wildenbruch-Berlin In Stuttgart (Kanzlei straße 26, Gustav Müller) hat sich ein SammlungSkomitre gebildet Bildende Kunst. Der Leipziger Kunstverein hat zu Ehren des auf den 18. Februar fallenden 50 Geburtstag» von Mar Klinger eine voraussichtlich bi» Anfang März dauernde große Ausstellung von Werken dcS Künstlers veranstaltet, die nicht nur da» vollständige LebenSwerk de» großen Leipziger Meister» an Radierungen und viele Handzeichnungen umfaßt, sondern auch zahlreiche clgemälde und Skulpturen Der Leipziger Kunstvercrn hat sich hierbei der zuvorkommendsten Beihilft der größten deutschen Galerien erfreuen dürfen. So hat die hiesige Königl. Gemäldegalerie das große Llgemälde „Beweinung Christi" und da» hiesige Königl Kupferstichkabinett eine Reihe von Lrrginalrcichnungen gesandt Auch von der Königl Nationalgalerre in Berlin ist der in ihren Besitz übergegangene Teil der vorn,al» eine Villa in Steglitz schmückenden zahlreichen Wandgemälde beigepeuert worden, und ebenso ist die Hamburger Kunsthalle bereit gewesen, den ihrerseit» erworbenen Teil dieser Steglitzer Gemälde dem Leipziger Kunstvereine darzuleihen In folgedessen konnte gegenwärtig daselbst die gesamte Arbeit jener Zeit, die sonst nur noch getrennt in Hamburg und in Berlin zu sehen ist, diese» eine Mal wieder vereinigt werden Es gesellen sich dazu noch viele andere Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen au» Leipziger und auswärtigem Pnoatbcntze So darf die Veranstaltung zu Ehren Mor Klingers al» ein künstlerisches Ereignis bettachtet werden und als eine Gelegenheit, einen vollen überblick über die Kunst des berühmten Sohnes Leipzigs zu gewinnen, zumal da« dortige Museum ja auch noch silmgers großes Gemälde „Die blaue Stunde" besitzt und die Skulpturen „Salome", „Kaffandra", „Die Badende" und das Monumentalwcrk „Beethoven". »d Gisie«schtst. »1« MonumentalbUd für dis Treppenhaus de» Justizministerium». Am heutigen Vormittag hat der Akademische Rat das große Wandgemälde übernommen, mit dem das Treppenhaus des Justizministeriums geschmückt worden ist. Der Erschaffer des Bildes ist ein junger, in Leipzig geborener, in München ge- schulte» Kunstler, Walther Illner. Illner war als Träger des ersten Preises aus einem Wettbewerb bervorgegangen, den der Akademische Rat im Auftrage des Ministeriums de« Innern für di« Erlangung von Entwürftn für diese« Bild im Jahre 1904 erlassen hatte. Wie schon erwähnt wurde, ist der Erschaffer de« Werke« Leipziger Kind Er wurde dortselbst am 21 September 1871 geboren, besuchte zuerst die Volksschule in Leipzig.Lindenau, später das Gymnasium in Altenburg und seit dem 15. Jahre, da sich sein Wunsch, »u studieren, nicht erfüllen ließ, zunächst die Gewerbeschule und seit dem 16. Jahre die damals unter NiepcrS Leitung stehende Königl. Akademie für graphische Künste zu Leipzig. Da dem kunstbegeisterten Jüngling, der schon als Kind jedes weiße Blatt mit Gebilden seiner Phantasie schmückte, keine» Medicäer» Güte blühte, so mußte er al«bald auch die Möglichkeit aufgeben, an dem Leipziger Staatsinstitut für graphische Künste seine Ausbildung zu vollenden und in den Dienst der reproduzierenden Techniken eintreten Er wandte sich der Lithographie, und zwar vorwiegend der gewerblichen, zu und diente ihr bis zum Jahre 1899. Dieser kurze Abriß seines Lebens zeigt, daß dem Erschaffer des imposanten Ge mäldes im Treppenhaus des Justizministeriums der Wcg zur Kunst nicht leicht geworden (si Pur ein mächtiger künstlerischer Wille und in Verbindung damit eine nicht alltägliche bildnerische Begabung konnte innerhalb weniger Jahre zu einer Leistung von so achtunggebietendem Eindruck gelangen, wie das Jllnersche Bild sie bekundet. Seine ersten frerkünstlerischen Studien machte Illner fiit dem Jahre 1899 in München bei Moritz Weinhold, dem zu früh für ihn verstorbenen Meister im Akt- zeichnen; später wurde er Schüler Ludwig HertwichS, und noch als solcher bewarb er sich um den Preis für da« Treppenhaus- gemälde im Justizministerium und erhielt ihn. Während der junge Künstler die letzte Hand an die Vor arbeiten de» Werkes legte, hatte er Gelegenheit, in näheren Verkehr mit Hermann Prell zu treten Diesem großen Könner im Zeichnerischen mag er manche zeichnerische Anregung zu danken haben, ebenso wie Illner von seinem Lehrer Hertwich viele der koloristischen Reize empfangen haben wird, die an seinem Bilde fesseln; aber entscheidend auf die Entwickelung de« jungen Künstlers war weder die Eigenart des einen, noch des anderen Meisters; eS lebt in Illner, bei aller Bereit Willigkeit, an reifem fremdem Künstlerschaffen sein eigenes Können zu bilden und weiter zu entwickeln, doch be reits ein so zielbewußter Wille und ein so gefestigte» technische» Können sowohl hinsichtlich des zeichnerischen wie de» koloristischen Moment», daß er es wagen darf, seine eigenen Wege zu gehen Diese weisen ihn auf da» Wandbild, auf die monumentale Malerei hin; die flache, dem Ornament zu- neigende Malerei liegt seiner Hand nicht, weil er nach größter Plastik seiner Figuren, nach höchster Raumvertiefung strebt Diese beiden Möglichkeiten aber gewährt ihm allein da» Wandbild. Wer einen Einblick in die Werkstatt eine« Monumental maler« getan hat, weiß, mit welch' schweren technischen Proble men der Künstler zu ringen hat, der die Wand zum Felde seiner künstlerischen Tätigkeit auLersieht. In dem Raume, den Illner mit seiner Darstellung zu schmücken hatte, dient die Wand al» Ausfüllung einer Säulenarchitektur, welche die Fläche in ein breite« Mittelfeld und zwei schmälere Seitrnfelder einteilt, ihre Überwindung al« Wand war also nur möglich, indem der Maler hinter ihr scheinbar einen rveiten Raum schuf, den er mit Figuren belebte. Aufhebung der Fläche ist gleichbedeutend mit einer solchen Forderung Wenn man weiß, daß Illner« Wandbild da» erste dieser Art ist, da« er malte, daß er für seine Unternehmung allein angewiesen war auf das, wa« er al« Schüler HertwichS bei der Mithilfe an einem der Monumentalbilder dieses Meister» praktisch erfuhr und im übrigen auf da», wa» er in München während der Zeit seine» zeitlich sehr kurzen Studium» gesehen hatte, wenn man vor allem weiß, daß er nie eine der großen italienischen Schöp fungen der Monumentalmalerei, eine der Fresken Michel angelos und Raffaels von Angesicht zu Angesicht sah, so darf man billig erstaunen über da» Geschick, mit dem er in seinem Bilde die Wand als Fläche überwunden hat Die Architektur der Wand, der da» Bild sich einzufügen hatte, ist folgendermaßen beschaffen: Zwei Halbsäulenstellungen tragen den in Pilastern auslaufenden, halbeUpseförmigen, vor springenden Frie» ver Wand. Das linke Seitrnfeld wird von cmer Tür durchbrochen Sehr geschickt läßt Illner hinter diesen Säulenstellunaen den architeltonischen Teil seiner Darstellung, ein offenes Tribunal, da» von dem Throne der Gerechtigkert gekrönt wird, emporwachsen Gibt schon dieses, den gegebenen Säulenstellunaen harmonisch sich einfügende Architekturstück der dreigeteilten Wand den Charakter einer zummnunhängenden Fläche, so wird dieser Eindruck noch verstärkt durch die Land schaft, die oberhalb de» wuchtig sich erhebenden Aufbaue» einen Teil der Breite der Wand durchzieht und überwölbt wird von einem tief in» Bild gerückten Himmel Nicht weniger al« 32 Figuren beleben den so gewonnenen Raum, der seinen mächtigsten Eindruck von dem oberen Teil de« Mittelfelde« er hält Geschildert wird in dem Gemälde, da« den Titel trägt: „Die Obrigkeit ist Gotte« Dienerin" da« Walten der Gcrechtig keit. Diese selbst sitzt nchtsprechend auf den Throne, vor dem die Schuld zitternd in die Knie gesunken ist, während di« Wahrh«it, der lichte weibliche Akt zur Rechten, in keuscher Reinheit zu der Göttin der Gerechtigkeit aufblickt Die beiden Gestalten im linken Seitenselde verkörpern die Attribute der Gerechtigkeit, Kraft (der Kneger) und Wei«heit (die Fraurn- gestalt). Die Menschen, die zum Richterstuhl der Gerechtigkeit drängen, sind teil« vom Unrecht Bedrängte, die Schutz suchen im Lichte de» Wahrheit, teil« sind e« Helfende und Terlnehmende, die bereit sind, gegen da» Unncht und für da« Recht zu zeugen. Alle Lebensalter und Menschheitstypen sucht da« Werk zu verkörpern: mit der Gattin des Erschlagenen eilt d«r Knabe, mit der bedrängten Unschuld die weißhaarige Mutter dem hohen Tribunal zu; der zitternde Greis, gestützt von der hilfsbereiten Jugend, die verlassene Braut, der vom Geiz Betrogene, von wilde» Gewalt Bedrängte, der Gelehrte, der an seinem Wisst verzweifelt, der Richter, der bereit ist, dem Rechte sein Recht en Königl. Opernhaus. (Viertes Symphoaiekonzcrt Serie ö) Diese Veranstaltung stellte die Aufnahmefähigkeit des Publikum» einigermaßen auf die Probe Bruckners Fünfte Symphonie in v-ckur, Dvorak» ^moll-Konzert und Berlioz' Bevenuto Cellini-Ouverture — da» ergab einen etwa« reichlich bemessenen Konzertabend Vielleicht nrcht einmal an sich zu reichlich bemessen, aber jedenfall« etwa» strapazierend Doß wir e» rückhaltlos auSsprechen: Bruckner hat oft und gerade auch in seiner 8 äur-Symphonie, die wir als Novität hörten, etwa« Ermüdende« Seine Längen sind eben doch nicht immer „göttliche" wie die Schubert« Und mögen sich seine be sonderen Verehrer drehen und wenden wie sie wollen, sie können nicht widerlegen, daß er nicht zu jenen ganz Großen ge hörte, in deren Dftrken Inhalt und Ausdehnung im Gleich gewicht stehen. Bei Bruckner gibt es stets ganze Partiturseiten, auf denen man nachweisen möchte, daß sie nicht aus innerstem Drange geschrieben wurden, daß sie mehr Ausfluß einer ge wissen Redseligkeit sind. Gerade auch in der 8-ckur-Symphonie ist an ihnen nicht Mangel, im ersten Satz so wenig wie namentlich aber im letzten, der nur in seinem pömpösen Schlußteil eine seinen Erfolg rettende Mitgift erhält Es ist, als wenn manchen den thematischen Gedanken Bruckners sozusagen die symphonische Keimfähigkeit und Keimkraft abginge. Und daneben begegnet man doch wieder wirklichen Melodien, Melodien von einer wohltuenden, Schubertschrn Naivität, Frisch« und offenbarer EntwickelungSfähigkeit Seltsame Widersprüche in dieser Künstler individualität, der nur Selbstkritik und innere Konzentration »u fehlen scheint, um überragend zu werden Wie immer bei Bruckner find eS die Jnnensätze, die un« am meisten befriedigen In ihnen ist gleichsam der Phantasie de« Meisters der Raum in beschränkterem Maße zuzemessen, wie in den Außensätzen, in denen er sich unbedingt ausbreiten zu müssen glaubt Hier ist er gezwungen, sich nach Möglichkeit zu konzentrieren, und das gereicht ihm zum Segen Besonder» lebhaft sprach da» Scherzo an, da» unbedingt auch reich ist an Musik, die un mittelbarer Eingebung entstammt und die übrigen» besonder» auch da« spezifische leben»frohe tsterreichrrtum Bruckner« offen bart Roch höher allerdings, dünkt un«, steht da« Adagio, da» in seinem zweiten Thema überzeugens jene wohl tuende Wärme und Innerlichkeit de« Fühlen« au«strömt, die un» den frommen, gläubigen Bruckner trotz, aller Wenn« und Aber» immer wieder sympathisch macht Kapelle unter v Schuch glänzend gespielt, bildete die Bruckner-Symphonie den ersten Teil. Für den zweiten Teil verzeichnete die Vorttag»ordnung Anton Dvorak» Konzert (Violine) und Berlioz' Ouvertüre zu „Ben Von der
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