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Tloniglieh Sächstschev Stactztsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien vnd der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 202. -c> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoeogeS in Dresden. < Freitag, den 30. August 1907. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Groß« Zwinaerstraße SO, sowie durch die Pott im Deutschen Reiche 8 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. — Erscheint: Werktag- nachmittag-. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Lie Zeile kl. Schrift der »mal gespalt. Ankündigung-seite 25 Ps., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus 3 mal gesp. Textseile im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Ps. PreiSermäßigg. aus Beschäft-anzeigen. — Schluß der Annahme Vorm. 11 Ubr. Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die von dem Finanzrate und Mitglieds der Zoll- und Steuer direktion Meyer erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste unter Belastung seines Titels und Ranges zu genehmigen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Wirtschaftsvogt Franz Josef Hanisch in Niedergurig für die von ihm am 13. Mai nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Kindes vom Tode drs Ertrinkens in der Spree bei Niedergurig die silberne Lebensrettungs medaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Herr Amlshauptmann Lossow in Meißen ist vom 30. August bis 12 September 1907 beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Regierungsrat von Koppen- frlS vertreten. isosa l Dresden, den 28. August 1907. sövs Königliche Kreishauptmaunschaft. Hraennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Justiz. Zu Mitgliedern der gemäß 8 46 Abs. » de- ReichSgesetzeS, bekr das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie, vom S Januar 1SV7 (RGBl. S 16) Verb mit 8 1 der vom Reichs kanzler erlassenen Bestimmungen vom 10. Mai 1So7 (Zentralbl. S. Sich für daS Königreich Sachsen gebildeten Sachverständigen- kammer für Werke der Photographie sind ernannt worden, und zwar zu ordentlichen Mitgliedern der Kammer: 1 der Photo graph Ernst Iuliu- Sonntag in DreSden-Trachau, Wilder Mann- Str. 63, zugleich zum Vorsitzenden, 2. der Photograph O Bohr in Firma L Göring in DreSden-A, JohanneSling, PalaiS Gutenberg, zugleich zum stellvertretenden Vorsitzenden, 3. der Photograph James Aurig in Blasewitz, 4 der Photograph Raphael Arthur Bossard- Schlegel in DreSden-A , 5. der Photograph Hermann Bähr in Dresden N , 6 der Rentner F Emil Frohne im DreSden-A, 7. der Photograph Adolf Sander in Leipzig-SohliS, zu Stellvertretern der ordentlichen Mitglieder: 1. der Photograph Heinrich Strube in Zittau, 2. der Berlag-buchhändler Johanne- William Meinhold in Dre-dea-A, 3. der Direktor der Aktiengesellschaft für Camera-Fabri kation Heinrich Ernemann in DreSden-Striesen. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums de» Kultus u- »ffentl. Unterrichts. Erledigt: die Schulstelle in Moden' dorf; Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen, außer freier Wohnung, Honorar für Fortbildungsschule und Turnen, sowie 35 M für kirchendienstliche Verpflichtungen, 1230 M. BewerbungSgesuche bis 15. September an den K. BezirkSschulinspektor in Döbeln. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 30 August. Se Majestät der König ist am vergangenen Mittwoch abend sehr befriedigt von der sehr an strengenden Besteigung des Trigiav in Tarvi« eingetroffen. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. Dresden, 30 August Da« heute ausgegebene 11 Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für daS König reich Sachsen vom Jahre 1907 enthält: Bekanntmachung vom 25. Juli 1907, betreffend Abänderungen der Verordnung vom 10 Oktober 1905 über den Verkehr der Zivil- und Mi litärbehörden mit den zur Unterstützung de« Kneg« - Sanitäts dienste« zugelaffenen Organisationen der freiwilligen Kranken- pflege (G- u. V-Bl. S 237); Verordnung vom 29. Juli 1907, die Verleihung de» Enteignung«rechte« für den Bau einer neuen öffentlichen Straße zwischen Osterlamm und Grünhain betreffend; Verordnung vom 30. Juli 1907 über den Verkehr mit Geheimmitteln und ähn lichen Arzneimitteln; Verordnung vom 3. August 1907, die Außerkurssetzung der Eintalerstücke deutschen Ge- präge« betreffend; Verordnung vom 3 August 1907, „Crrolin" betreffend (s. Dresdner Journal Nr. 187); Nach IragSoerordnung vom 7. August 1907 zu den Vorschriften über Leichentranlporte vom 28. Mai 1903 (G - u V-Bl S 494); Verordnung vom 12. August 1907 »ur Au«führuna de« EchlachtviehversicherungSgesetze« vom 2. Ium 1898/24 April 1906; Verordnung vom 17. August 1907, die Verleihung de» EntngnungSrechte« zur Herstellung eine» Truppenübungsplätze« nördlich von König»brück, sowie Verordnung vom 17 August 1907 zur Ergänzung der Ausführungsverordnung zum Vieh seuchen - obere,»kommen zwischen dem Deutschen Reich« und Österreich-Ungarn vom 26. Februar 1906. ZeitnngSschau. Der englisch: Abgeordnete Ramsay Macdonald gibt in einem langen Aufsatz »m „Daily Chronicle" die Eindrücke, die er auf dem VII Internationalen Sozialistenkongreß in Stuttgart gewonnen hat, und die Schlußfolgerungen, die er an sie knüpft, wieder Sie gewinnen besondere« äntereße durch die Tatsache, daß er dem linken Flügel der englischen Arbeiterpartei angehört Macdonald hält dafür, daß die in Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland an Bedeutung immer mehr wachsende Frage de» Verhältnisse« zwischen Ge werkschaft und Sozialismus die englische Arbeiterbewegung aus ihrer insularen Stellung herauibringen und ihr die führende Stellung in der europäischen Bewegung geben wird. .Die industrielle Organisation de- Arbeiters,' schreibt er, .muß von feiner politischen getrennt gehalten werden, und beide Formen der Organisation müssen doch einhelligen Sinne- zusammenwirken, wenn die industrielle Demokratie eine Realität werden soll. Wir haben uns diesem Problem in einer Weise gegenüber gesehen, welche die kontinentalen Sozialisten bisher nicht erfahren haben Ihr Sozialismus war größer als ihr Gewerkichaftstum und ging ihm voran. Die Zeit bringt sie aber dahin, wo wir seit Jahren stehen. Die deutsche Gewerkschaftsbewegung hat die unsere überflügelt und verlangt Autonomie. Die deutschen Sozialistenführer wenden sich daher an England, um aus unserem Beispiel und unserer Erfahrung Nutzen zu ziehen. Indem sie sich unserem Problem gegea- überfinden, sehen sie nun, wie weise wir unsere Truppen geführt haben, wie unsere Marxisten ihre Gelegenheiten versäumten und die kontinentale Bewegung irreleiteten, und wie die Arbeiterpartei die wahre Internationale in Großbritannien ist. Und damit kehrt Groß britannien in den inneren Kreis zurück, und die englische Bewegung wird mehr und mehr eine beherrschende Macht im internationalen Sozialismus.' Macdonald legt natürlich den „Szenen" keinerlei Bedeu tung bei — sie sind nur eine Folge der „Sprachverwirrung" — und er will, daß man den angenommenen Resolutionen keine zu große Bedeutung gebe Die internationalen Kongreße seien daS „große sozialistische Berufungsgericht, und Berufungsgerichte sind immer konservativ " Der Streit zwischen dem alten und dem neuen Geist „wird", so schreibt Macdonald, „auf den Kongreßen dadurch geschlichtet, daß die modernen Männer ge schlagen werden Die nationale Ruhe ist dann hergestellt und die revisionistische Richtung macht Fortschritte wie vorher Die Internationale in ihren Resolutionen hmkt immer her hinter den nationalen Sektionen in ihren Handlungen Der Bernstein- Flügel de« deutschen Sozialismus war z. B in Stuttgart stärker al» er es je gewesen ist Frankreich führt im Augen blick mit dem HervsiSmus Lufthiebe und hat in Stuttgart wenig geleistet Holland und Belgien sind revisionistisch, und die marxistische Sektion der englischen Bewegung zählt nicht länger. Taucht aber auf diesen Kongreßen irgendeine Frage, wie eine Kolonialpolitik, auf, so siegen immer die toten Sek tionen. So wurden in der Kolonialpolitik Deutschland, Belgien, Österreich, Holland und die Majorität Englands von Bulgarien, Serbien, Polen, Rußland und ähnlichen Nationen überstimmt Aber die Resolution bedeutet nicht« Die Inter nationale ist darin einfach ein Sicherheitsventil Sie gibt konservative Entscheidungen und erlaubt so den nationalen Be wegungen ohne Sprengung zu wachsen " Der englische Arbeiterführer faßt seinen Gesamteindruck dahin zusammen: .Stuttgart war malerisch, lärmend und fruchtlos — von außen gesehen. Bon inne« gesehen, bildete eS Amsterdam gegenüber einen enormen Fortschritt. Seine Gegenstände waren realer, seine Interessen praktischer, seine Mitglieder verantwortlicher Es wird der sozialistischen Bewegung nützen, dadurch, daß eS ihre Haltung zu den Geweik- ichasten bestimmter als bisher machte und ihre politische Haltung positiver und weniger negativ in der auswärtigen Politik, dadurch, daß e- das Fieber beschwichtigte, daS vom Heroismus auSzugehen drohte, und dadurch, daß eS den Revisionismus ermutigte. Durch die neue Organisation der Sekretäre der parlamentarischen Sozialisten- und Arbeiterparteien endlich hat der Stuttgarter Kongreß die sozialistische Propaganda aus eine bestimmtere parlamentarische Grundlage gestellt, als sie bisher je eingenommen hat ' Deutsches Reich. Der Kaiser in Bielefeld und Münster. (W T «) Bielefeld, 29 August Zur Teilnahme an den Ent- hüllungSfeinlichkeiten de» Denkmals für den hochseligen Kaiser Wilhelm I. traf Se Majestät der Kaiser mit dem Kronprinzen und den Prinzen Ertel Friedrich und Oskar von Preußen, von Hannover kommend, um ^12 Uhr vormittag» hier ein Auf dem Bahnhöfe waren zum Empfang der Kommandierend« General Frhr v Bisfing und der Oberpräfident Frhr v d Recke anwesend Der Kaiser fuhr, stürmisch bearüßt, durch die Fest straße zum Rathause, wo die Verirrter der Stadt Ausstellung genommen hatten Eine Ehrenkompanie vom zweiten Bataillon d«» Infanterieregiment» Nr 55 erwie» di« Honneur», Ehren jungsrauen überreichten Blumen 8« Majestät der Kaiser de- grüßte den Wirk! Geh Rat Prof vr Hinzpetrr und Pastor v Bodelschwingh, sowie ondrre Herren Die vereinigten Männergesangvereine Bielefeld« sangen die Hymne „Die Himmel rühmen de» Ewigen Ehre" Oberbürgermeister Geh Regierung». rat Bunnemann hielt eine Ansprache und erbat die Erlaubni» zur Enthüllung de« Kaiser Wilhelm-Denkmal« Der Monarch erteilte diese, die Musik der Ehrenkompanie spielte die National hymne Der Oberbürgermeister überreichte darauf dem Kaiser den Pokal mit dem Ehrentrunk Der Kaiser dankte in einer Ansprache und trank auf das Wohl der Stadt Darauf besichtigt; Er da« Denkmal und legte an diesem einen Lorbeer kranz nieder. Danach besichtigte der Monarch den schönen Bau des neuen Rathauses und begab Sich dann zu dem Wirk! Geh. Rat Pros Vr Hinzpeter, wo Er da« Frühstück einnahm Dem Frühstück wohnten außer dem Schwiegersohn und der Tochter Hinzpeter« der Kronprinz, die Prinzen E tel Friedrich und Oskar, sowie ein Teil de« Gefolge« bei Tie Abreise rach Münster erfolgte um 2 Uhr 35 Mm nachmittag« Münster, 29 August Sr. Majestät der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich und Prinz O«kar trafen mit Gefolge nachmittag« um 4 Uhr 20 Min hier ein Aus dem Bahnsteig fand großer militärischer Empfang statt, bei dnn u a der Oberpräsident, Staatsminister Frhr v der Recke und der Kommandierende General de« VII. Armeekorps Frhr v. Bisfing anwesend waren. Die Ehrenkompanie wurde vom Infanterieregiment „Herwarrh v Bittenfeld" Nr. 13 gestellt Der Kaiser begab Sich zu Pferde mit einer Ehreneskadron des Kürasfierregiment« „v Driesen" Nr. 4 durch die Bahnhofstraße zum Servatiiplatz Die in Münster untergebrachten Truppen, die Schulen, die Studentenschaft, die Innungen und Vereine bildeten Spalier und begrüßten den Kaiser stürmisch Die Stadt ist reich geschmückr, besonder« der Servatiiplatz; da« Wetter ist bewölkt. Der Kaiser trug die Uniform der Garde- dukorp« mit schwarzem Küraß Aus dem Servatiiplatze standen die städtischen Behörden und die Ehrenjungfrauen Ober bürgermeister vr. Jungeblodt hielt hier eine Ansprache, in der er nach herzlichen Begrüßung«Worten ausführte, Münster habe auf allen Gebieten einen so unvergleichlichen Aufschwung noch nicht gesehen, wie seit der Zeit der Friedensregierung de« Kaisers Durch den Bau des Kanals habe der Kaiser der alten Hansastadt den Weg zur See neu erschloßen Besonder« begrüßte der Oberbürgermeister den Kaiser al« den Neu begründer und Schöpfer der Universität und bat Ihn zum Schluß, au« dem goldenen Pokale, dem historischen Ehrenbecher der Stadt Münster, den Ehrentrunk entgegenzunehmen Der Kaiser ergriff den alten Ehrenbecher, der die Form eine« Hahne« zeigt, und erwiderte dem Oberbürgermeister folgende«: .Indem Ich von ganzem Herzen Meinen Tank sage für die Worte, die Sie namens der Stadt Münster gesprochen haben, ent biete Ich zu gleicher Zeit der Bürgerschaft Meinen Dank für den großartigen, schönen Empfang. Ich gebe sodann im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin ihrem herzlichsten Bedauern darüber Ausdruck daß sie nicht an Meiner Seile heute in diese Mauern einziehen kann, und daß sie es sich hat versagen muffen, persönlich den Ausdruck der Liebe und Anhänglichkeit in den Augen der Bevölkerung zu lesen, wie sie eS gern getan hätte. Bon ganzem Herzen wünsche Ich der Stadt Glück >u ihrer Entwickelung unter Meinem Zepter und hoffe, daß es Mir gelingen wird, mit de- Herrn Hilfe den Frieden zu erhalten, unter dem die Stadt diesen Ausschwung genommen hat Ich wünsche von Herzen, daß es ferner so bleiben möge.' Danach trank der Kaiser auf das Wohl der Stadt Ehren- jungfrauerr überreichten Blumen nebst einem Gedichte Der Emzug setzte sich unter dem stürmischen Jubel der Bevölkerung weiter fort über den Prinzipalmarkt, der mit seinen alten Giebel häusern im Schmucke altertümlicher Fahnen und Banner einen prächtigen Anblick bot, sowir über den Domplatz, wo die Geist lichkeit, der Lehrkörper der Univnsität und die Studentenschaft aufgestellt war Unter andauernden Huldigungen ritt der Kaiser zum Schloß, wo die von dem 39 Rcgimente gestellte Ehren kompanie stand Im Schloße fand großer Zivilempfang statt. Abend« ^7 Uhr empfing der Kaiser eine Deputation, die ihm Pläne für den Wiederaufbau der Burg Altena vorlegte Um 9 Uhr begaben Sich der Kaiser und die Prinzen zur Ball festlichkeit im adligen Damenklub Die Stadt hatte allgemein glänzend und abwechselung-reich illuminiert Gegen abend ging ein heftige« Gewitter nieder, da« die Wirkung der Illu mination zwar beeinträchtigte, die ungeheuren Menschenmoßen aber nicht abhielt, in den vom Kaiser passierten Straßen Auf- stellung zu nehmen Der deutsche Schiffbau. Die amtlichen Feststellungen bestätigen die allgemeine An schauung, daß ter Schiffbau in Deutschland in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Es wurden auf deutschen Wersten fertig gestellt: 1904 535 Schiffe von 267 991 Registertonnen, 1905 646 . . 310771 1906 760 - - 398155 Die Produktion de« Jahre« 1906 »st dre höchste, di« jemals errricht wurde, die Steigerung gegen da« vorangegangene, an sich schon gute Jahr ist ganz beträchtlich Unter den fertig- gestellten Schiffen befanden sich 11 von 30 831 R^istertonnen, 623 Kauffahrteischiffe - 355053 « ' 126 Handel«schiffe - 12 267