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Dresdner W Journal. D^oniglieh Lächstschev Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 180. 1> Beaufttagt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Do enge- in Dresden. <r Montag, den 5. August 1907. Be-ug»pret«: Bet» Bezug« durch die itzpebitton, Große Zwtnaerstraße SV, sowie durch die Post im Deutschen Reiche » Mark vierteljährlich. Einzeln« Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprecher Nr. I29K. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der »mal gespali. Ankündigungsseite 2b Ps., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus »mal gesp. Textseite im amtl. Teile SO Pf., unter dem Redakrionsstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Mit Allerhöchster Genehmigung ist die Wahl des Prof, vr. pdU. Vater in Tharandt zum Rektor der Forstakademie für die Zeit vom 1. November 1907 bis mit 31. Oktober 1908 bestätigt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ober-Postschaffner Thiemer in Zwönitz und dem Brief träger Nötzold in Zwickau (Sachsen) das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Für den Monat Juli sind behufs Vergütung des von den Gemeinden resp. Quartierwirten innerhalb der betreffenden Lieferungsverbände im Monat August an Militärpferde zur Verabreichung gelangenden Pferdefutters in den Hauptmartt orten der Lieferungsverbände des Regierungsbezirks Bautzen folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pserdefutter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: Hafer 100 Kx Heu 100 Lx Stroh 100 Zitiau: 19 M. 22 Pf. 4 M. 72 Pf. 4 M. 46 Pf. Bautzen: 19 - 49 - 5 - 67 - 5 - 55 - Kamenz 20 - 37 - 5 - 36 - 5 - 25 - Löbau: 19 - 50 - 5 - 25 - 5 - 07 - Solches wird in Gemäßheit Punkt I zu § 9 unter 3 der mittels Allerhöchsten Erlasses vom 13. Juli 1898 (Rcichsgesetzblatt Seite 921) bekannt gegebenen Verordnung zur Ausführung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Fassung des Ge setzes vom 24. Mai 1898 zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Bautzen, am 2. August 1907. v» Königliche Kreishauptmannschaft. «oss Nichtamtlicher Teil. Bam Königlichen Hose. Dresden, 5. August. Aus Norderney wird berichtet: Am vergangenen Sonnabend fand bei gutem Wetter eine auf Anregung Er. Majestät de« König« veranstaltete Segel regatta statt. Se. Majestät wohnte mit den Königlichen Prinzen und dem Gefolge, sowie einigen Ehrengästen dem interessanten Wettfahren an Bord de« Dampfer« „Norddeich" bei und verteilte am Schluffe Allerhöchstselbst die Preise an die Sieger. Die Königliche Familie verläßt Norderney heute abend ',8 Uhr und tritt die Rückreise nach hier 8 Uhr 19 Min. ab Norddeich an, über Oldenburg — Bremen— Hannover — Braunschweig—Magdeburg—Halle — Leipzig. Die Ankunft in DreSden-Neustadt erfolgt morgen vormittag 10 Uhr 17 Min Zeitungsschau. Nach übereinstimmenden Schätzungen sind im Laufe de« 19. Jahrhundert« annähernd 20 Mill. Europäer nach Amerika auSgewandert, und zwar ganz überwiegend nach der nordamerikanischen Union. Darunter befanden sich etwa 5 Mill Deutsche. In dem neuen Jahrhundert hat die euro päische Auswanderung nach Amerika einen noch größeren Um fang angenommen und stieg in den letzten Jahren auf Über 1 Mill Köpfe jährlich Der deutsche Anteil daran ging stark zurück und stellte sich jährlich durchschnittlich auf 30000 Per sonen Neu ist in dem eben erschienenen „St-tistischen Jahr buch für da« Deutsche Reich" eine Tabelle über die europäische Auswanderung nach amerikanischen Staaten auf Grund der Ermittelungen dieser Einwanderung«- staaten Danach gingen im Jahre 1905 insgesamt rund 1,4 Mill Europäer nach Amerika, und zwar 1 Mill, nach der Union, 165 OM nach Argentinien, 102 OM nach Kanada, 72 OM nach Brasilien und 6000 nach Uruauay. Die Auswanderung nach den übrigen amerikanischen Ländern war geringfügig. Noch vor einem Menschenalter war die Auswanderung nach Amerika am stärksten in England, besonder« in Irland, und in Deutschland. Heute senden Italien, csterreich-Ungarn und Rußland größere Scharen von Auswanderern nach Amerika, al« sie früher au« England oder Deutschland kamen Italien« gesamte Auswanderung belief sich »m Jahre 1905 auf 726 OM Köpfe Davon gingen 267 OM al« Wanderarbeiter, also nur auf Zeit, in andere europäische Länder, dagegen 425 OM nach Amerika, und zwar 273 OM nach der Union, 89 OM nach Argentinien, 57 OM nach Brafflien und je SOM nach Kanada und Uruguay. Auch die italienische Au«wande- rung nach Amerika ist zu emem nicht unerheblichem Teile eine bloß zeitweilige geworden, d. h. italienische Arbeiter gehen für eine gewisse Zeit namentlich zu den Erntearbeiten nach deml Süden, zum Teil aber auch nach dem Norden Amerika« und kehren nach Beendigung der Saisonarbeit wieder in die Heimat zurück Schon seit Jahren hat sich zwischen den südeuropäischen Staaten, namentlich Italien, aber auch Spanien und den süd amerikanischen Staaten, vor allem Argentinien, eine Art Sachsengängerei entwickelt Tausend« von Landarbeitern aus Italien machen jährlich zweimal die besonder« gut bezahlte Erntearbeit mit, im Sommer daheim und im Winter, während de« Sommer« auf der südlichen Halbkugel, nochmal« in Argen tinien Die hohe italienische Au«wanderunq ist den südameri kanischen Staaten von großem Nutzen, ohne der Heimat ab träglich zu sein, denn die sparsamen Italiener schicken oder bringen den Oberschuß ihre« Arbeit«vrrdienste« der heimatlichen Volkswirtschaft wieder zu. An zweiter Stelle steht csterreich- Ungarn mit 280000 Auswanderern, wovon 265000 nach der Union und 10000 nach Kanada gingen Nach der österreichisch unaarischen Statistik entfielen zwei Fünftel der Auswanderer auf Österreich, meist auf Galizien, und drei Fünftel auf Ungarn Die starke Auswanderung au« dem ohnehin dünn bevölkerten Ungarn muß im wesentlichen auf die mangelhafte Verwaltung, auf die Zurücksetzung der Nichtmagyaren und auf die ungerechte Steuergesetzgebung zurückgeführt werden Die österreichisch-ungarische Auswanderung ist keine zeitweilige, aber alljährlich kehren doch Tausende, namentlich Slowaken und Ru mänen, auch Galizier, nach der Heimat zurück, erwerben mit ihren Ersparnissen einm neuen Besitz und bleiben im Lande Nach der russischen Statistik belief sich die Zahl der Aus wanderer im Jahre 1906 auf 129000, wovon 113000 nach der Union übersiedelten Allem Anschein nach hat aber au« Rußland eine heimliche Maff^autwanderung stattgefunden, denn nach der Statistik der amerikanischen Staaten trafen daselbst im Jahre 1905/06 au« Rußland und Finnland in«- gesamt 236OM Personen ein und zwar in der Union 216 OM und in Argentinien und Kanada je 10000 russische Staatsangehörige. Zu den russischen Auswanderern stellen tue Juden eine reichliche Hälfte, da nach einer jüdischen Statistik im Jahre 1906 nicht weniger al« 154 OM Juden in den Häfen der Union landeten, um dort günstigere Erwerb«- bedingungen zu suchen Von diesen 154 OM Juden stammten 125000 au« Rußland, 15000 au« csterreich-Ungarn, 6000 au« England, 4000 au« Rumänien und 1000 au« Deutschland. An vierter Stelle unter den europäischen Au«wanderung«- ländern steht England mit 169 OM Personen, wovon 102OM nach der Union und 66OM nach Kanada ab wanderten Die englische Auswanderung nach Kanada mag ein Verlust für England sein, ist aber ein Gewinn für da« Reich, während die englischen Auswanderer nach der Union sich dort bald naturalisieren lassen und, soweit sie Iren find, die Feinde England« in der Union vermehren Die Zahl der deutschen Auswanderer nach Amerika wird auf 4 2 OM angegeben, woron 38 OM auf die Union, 10 OM auf Kanada und 18M auf Brasilien entfallen Nach der deutschen Statistik belief sich die Zahl der deutschen Au«. Wanderer überhaupt im Jahre 1905 nur auf 28 OM, im Jahre 1906 auf 31000 Die Zahlendifferenz erklärt sich vielleicht dadurch, daß man in der Union und Kanada keinen Unterschied gemacht hat zwischen deutschen Reich«angehörigen und Deutschen anderer Staatsangehörigkeit An der Auswanderung nach Amerika waren ferner beteiligt Spanien mit 65OM Perfonen. meist nach Argentinien und zum Teil nur auf Zeit, Schweden mit 25000 Personen, Norwegen mit 23OM, Griechenland mit 19000, Portugal mit 15000, wovon die Hälfte nach Südamerika, Frankreich mit 15000, wovon 4000 nach Südamerika und 2000 nach Kanada, die Türkei mit 9000, Dänemark mit 8000, Belgien mit 6000, Holland mit 5000, Bulgarien und Serbien mit 5000, Rumänien mit 4000, meist Juden, und die Schweiz mit 4000 Köpfen Auch aus diesen Ländern richtete sich die Aus wanderung überwiegend nach der nordamerikanischen Union Bisher hatten die wiederholt verschärften Einwanderung»- erschwerungen der Union insofern keinen Erfolg, al« die Zahl der Einwanderer von Jahr zu Jahr stieg. Auch die Erhöhung der EinwanderungSsteuer von 2 auf 4 Doll auf den Kops, die am 1 Juli in Kraft getreten ist, wird keine merkliche Wirkung au«üben Da« neue NaturasisationSgesctz der Union vom Jahre 1906 versagt die Erteilung de« Bürgerrecht« an die- jemgen Einwanderer, die nicht schreiben und lesen können Eine Verminderung der Einwanderung ist indessen auch von diesem Gesetze nicht zu erwarten, da e« die Saisonarbeiter nicht trifft, die sich in Zukunft noch vermehren dürften, bi« ein Niedergang de« Erwerbsleben« in der Union die dortigen wirtschaftlichen Verhältnisse verschlechtert und den daurnich. lichsten Anlaß der Mafien,Umänderung mindesten« vorübergehend beseitigt. Deutsches Reich. Hur Begegnung de» Kaiser» mit dem Zaren. (W T v) Wie in der Sonnabendnummer bereit« kurz berichtet wurde, begab Sich Se. Majestät der Kaiser am vergangenen Sonnabend unmittelbar nach der Flaggenparade auf der Jacht „Hohenzollern" in See, um der Jacht de« Zaren entgegenzu- fahren. „Königtbera" und „Sleipner", die vorher den Hafen verlassen hatten, schloffen sich an. Alle drei Schiffe führten die russische Flagge. An Bord der „Hohenzollern" befanden sich mit dem Kaiser der Reichskanzler Fürst v. Bülow, die Generaladjutanten v. Plessen, v Scholl, Graf Hülsen-Häseler, Staat«fekretär v Tirpitz u a, außerdem die zum Ehrendienst beim Kaiser von Rußland kommandierten Herren, Vizeadmiral Graf Baudissin, General r» I» suite und Militärbevollmächtigter in St Petersburg v. Jacobi und Oberst und Flügeladjutant v. PlüSkow, Kommandeur de« Kaiser Alerander-Gardegrenadier» reaiment«. Um 9 Uhr 30 Min. kam dce russische Kaiserjacht „Standart" in Sicht, begleitet von den Torpedokreuzern „Esibirtki-Strjeiok", „Pogzanitschik", „Lchotnik" und „General Kondratenko", die in Kiellinie dem „Standart" folgten. Im Gefolge de« Kaiser« von Rußland befinden sich u a der Minister de« Kaiserlichen Hofe« Generaladjutant Baron Frederick« und der Minister de« äußern J«wolSki Tie Jacht „Standart" befehligt Kapitän ersten Range« Flügeladjutant Tschagin, die Begleitfahrzeuge der Kontreadmiral v Essen Die Begegnung der kaiserlichen Jachten erfolgte um 10 Uhr südlich von Oderbank—Süd-Boje Ta« Wetter war bedeckt, die See ziemlich ruhig Sobald der „Standart" die „Hohenzollern" erreicht hatte, brachten die Mannschaften der letzteren drei Hurra« au«. Die Musik spielte die russische Hymne. Ter Kaiser in russischer Admirals uniform mit dem Bande de« Andrea«ordens begleitet vom Reichskanzler, der Husarenunisorm trug, dem Staats sekretär v Tirpitz, von den Herren de« Gefolges, begab Sich in einem Standartboot an Bord de« „Standart" I» einem zweiten Ruderboote folgten die übrigen Herren der Umgebung Auf dem „Standart" empfing Kaiser Nikolaus den Kaiser auf da« herzlichste Die Besatzung erwies die HonneurS Die Musik spielte „Heil dir, im Siegerkranz", und am Großmast wurde die Kacserftandarte gehißt Hierauf nahm der „Standart" seine Fahrt wieder auf mtt beiden Monarchen an Bord und hielt auf die vor Swinemünde ankernde deutsche Hochseeflotte zu. Die „Hohenzollern" und die beiderseitigen Begleitschiffe folgten Die Flott« lag in Flaggengala da. Um s^12 Uhr feuerten die Schiffe Salut, und der „Standart" durchfuhr langsam die Flotte zwischen dem ersten und zweiten Geschwader. Die sämtlichen Mannschaften standen in Parade, brachten drei Hurra« aus, unv die Musikkapelle spielte die russische Hymne Hiernach gingen der „Standart" und die „Hohenzollern" auf den vorgesehenen Ankerplätzen an der Spitze der in drei Gliedern ankernden Flotte vor Anker, der „Standart" an der Spitze de« zweiten Geschwader« zwischen der „Deutschland", die an der Spitze des ersten Geschwadns vor Anker lag, und der „Hohenzollern", die vor dem Kreuzer- geschwader vor Anker ging Da« Wetter hellte etwa« mehr auf. Um 12 Uhr begaben sich die deutschen Admirale und Kommandanten, al« erster der Flottenchef Prinz Heinrich, an Bord des „Standart", wo Kaiser Nikolaus die Meldung der Herren in der Form einer Tefiliercour entgegennahm Zahl reiche Dampfer und andere Fahrzeuge waren auf die Reede hmauSgesahren, um die Parade der Flotte zu sehen Um s41 Uhr ging der Kaiser an Bord des „Standart". Der „Standart" feuerte Salut Gleich darauf kam der Kaiser von Rußland an Bord der „Hohenzollern" zum Gegenbesuch. Den Kaiser begleitete das Gefolge und der Ehrendienst Tie Mannschaft der „Hohenzollern" erwie« die Honneur« Tie Monarchen verweilten längere Zeit auf Achterdeck. Der Kaiser von Rußland trug deutsche Marineuniform und den Schwarzen Adlerorden. An Bord hatte sich auch Prinz Adalbert eingefunden Um '^2 Uhr fand an Bord der „Hohenzollern" eine Frühstückstafel statt Bei dieser saßen die Majestäten einander gegenüber, Kaiser Nikolau« zwischen den Prinzen Heinrich und Adalbert von Preußen. Se Majestät der Kaiser zwischen dem Minister J«wolSki und Baron Frederick«: recht« vom Prinzen Heinrich folgten zunächst Hofmarschall Graf Benckendorn, Staats sekretär v. Tirpitz, Konteradmiral Boström; links vom Prinzen Adalbert General Moffolow, dann Admiral Büchse!, Konter admiral v Jessen; recht« vom Minister J«wolSki der Reichs kanzler, Admiral Niloff, Prinz Sayn-Wittgenstein; link« vom Varon Fredericks Generaladjutant v Plessen, General v. Tatischtscheff, Generaladjutant v Scholl An der Tafel nahmen u a auch teil: Die Herren de« Ehrendienste« und der Marineattachs in Et Peter»: urg, Kapitän zur See Hinde. Die Kapelle der „Hohenzollern" konzertierte Nach der Tafel hielten die Majestäten auf Achterdeck Cercle ab Nach H3 Uhr begab Kaiser Nikolau« sich an Bord de« „Standart" zurück. Um 3 Uhr begaben beide Monarchen, nachdem S« Majestät der Kaiser den russischen Kaiser vom „Standart" abgeholt batte, Sich an Bord der „Deutschland" zur Besichtigung diese« Panzer« Nach Besichtigung der „Deutschland" besuchten beide Kaiser noch den großen Kreuzer Dort" und den kleinen Kreuzer „Königsberg". An den Besichtigungen nahmen die Herren der beiderseitigen Umgebungen teir Der Kaiser ge leitete sodann den Kaiser von Rußland auf dem VerkrhrSboot „Hulda" zum „Standart" zurück und traf um ^6 Uhr wieder