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Lloniglteh Säebsischev Ltaatsanzeigev. VerordnunOblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr 1M ' --------- > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Doevge- in Dresden. < Freitag, den 16. August 1907. Be-ng-prei«: Bei« Bezüge durch die Expedition, Troße Zwinaerstraß« 20, sowie durch die Post im Deutschen Reiche 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. — Erich eint: Werktag- nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1293. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der -mal gespalt. Ankündigungsseite 23 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3 mal gesp. Textseite im amtl. Teile SV Pf., unter dem RedakttonSstrich (Eingesandt) 7b Pf. PreiSermäßigg. auf TeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Maiestat der König haben den zum Konsul für Brasilien in Leipzig «rnannten vr. pdil. Heinrich August Hermann Mener daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. (Behördliche Bekannimachungen erfcheinen auch im Anzeigenteile.) HimtMlitticher Teil. Bow Kvsizliche« Hofe. Dresden, 16. August Se König! Hoheit der Prinz Johann Georg ließ heute am Sarge des am 13. d M verstorbenen Geh Hoftal» Pros. vr. Lücke einen Krain weder legen ZciknnstSscha«. JcdeSmal wenn über dir inneren Verhältnisse von Krankenkassen und namentlich über deren Ausnutzung für die sozialdemokratische Propaganda Mitteilungen »n die Öffentlichkeit gelangen, ist die sozialdemokratische Presse bei der Hand, um sie al« unrichtig zu bezeichnen Weshalb, ist leicht ersichtlich Sie fürchtet, da st bei einer Revision der Kranken versicherung diesem Punkte eme für sie unangenehme Beachtung geschenkt wird. Man kann deshalb begierig sein, wie die sozialdemokratische Presse zu einer Broschüre Stellung nehmen wird, dir der frühere sozialdemokratische Agitator Schubert unter dem Titel: „Zia Musterinstitut deS sozialdemokratischen ZukunftSstaats oder Wie ei in der gemeinsamen Ortskranken kasse in Chemnitz zugeht" veröffentlicht hat. Nach Blätter- Tneldungen heißt eS darin: „Im Vorstände der Kaffe, die etwa 51 (XX) Mitglieder zählt, wird nicht ein einziger Sitz von einem „ Nichtaenofsen " eingenommen Gegenwärtig stehen folgende drei Mitglieder de« Chemnitzer Sozialdemokratischen Verein? an der Spitze der Kaffe: der Vereinsvorsitzende und Verleger der „Chemnitzer Volksstimme" Emil Landgraf, der ehemalige Vorsitzende de« genannten Vereins und Vorsitzende de« Chemnitzer Allgemeinen Konsumvereins Kail Riemann, und alt erster Vorsitzender der Kaffe der sozialdemokratische Stadtverordnete Robert Hauschild — und alle drei in der Rolle von Vertretern der Arbeitgeber! Bei der Reichstags wahl im Jahre 1903 sowie bei der Ersatzwahl im 20. sächsischen Reichstagswahlkreise kommandierte der Vorsitzende Hauschild eine ganze Anzahl der Kaffenbeamten in die betreffenden Kreise ab, um für den sozialdemokratischen Kandidaten zu agitieren und Flugblätter zu verteilen! Mehrere Beamte blieben tage lang, einer sogar wochenlang dem Kaffendienste fern; sie empfingen aber trotzdem ihr volle« Gehalt für diese Zeit. Ähnlich wurde bei den Maifeiern und sonstigen sozialdemokratischen Veranstal tungen verfahren. Mehrere der Kaffenbeamten sind außerdem Gewerkschaftsführer und bleiben oftmals ohne vorherige Er- laubniserteilung während der Geschäftsstunden weg, um sich ihren Nebenämtern zu widmen Auch hier wird das Gehalt roll auSbezahlt" Hier wird also der sozialdemokratischen Kaffenleitung ganz offen ver Vorwurf gemacht, daß Kaffen- beamte, obwohl sie ihr volle» Gehalt weiterbezogen, bei ReichS- tagSwahlen für den sozialdemokratischen Kandidaten agitierten. Mit anderen Worten, das Geld der Krankenkaffe, da» nicht bloß von Arbeitern, sondern auch von Arbeitgebern aufgebracht wird, wird im sozialdemokratischen Parteiintereffe verwendet. Nach dem Krankenversicherungsgesetze ist solche Verwendung natürlich ausgeschlossen. Daß die Sozialdemokratie auf die ver schiedenste Art die Krankenkassen für ihre Parteizwecke auSnutzt, braucht nicht erst von neuem belegt zu werden Schon die Versorgung der sozialdemokratischen Parieigrößen mit Kaffen sinekuren ist eine solch« Ausnutzung. In der erwähnten Broschüre wird ja auch darauf Bezug genommen Jedenfalls wird eS hohe Zeit, dieser Frage Aufmerksamkeit zuzuwenden. Nan kann doch unmöglich länger dulden, daß eine Partei, die den Umsturz der bestehenden StaatS- und Gesellschafts ordnung auf ihre Fchne geschrieben, deren erster Führer sich als ein Todfeind dieser Staatsordnung bezeichnet hat, die von diesem Staate eingerichteten Organe benutz:, um ihre gegen ihn gerichtete Parieiagitation zu fördern Hier wird eine Gesetz- gebungSaktion einsetzcn müssen. Je eher sie kommt, um so bester euch für die Arbeiter, von denen viele unter dem mittels der Kasten auSgeübtrn sozialdemokratischen TerroriSmu» seufzen Seit längerer Zeit sind in der sozialdemokratischen Partei Bestrebungen im Gange, die Nachrichtenvermitte lung für die eigene Presse so zu oraamsieren, daß sie von einer dem Parieivorstand unterstellten Zentrale au» gehandhabt wird Jetzt ist die Sache soweit gediehen, daß der Antrag de» ParteircistandS und der Kontrollkommission zum ! Essener Parteitag vorliegt. Er enthält u a. folgende Be stimmungen : Die Partei errichtet ein Nachrichteubureau, das seinen Sitz in Berlin hat. Aufgabe deS Bureaus ist: 1. Herausgabe der „Partei- lorrespondenz", 2 Erlangung wichtiger Nachrichten und Mitteilungen politischer, sozialer und wirtschaftlicher Natur zur Übermittelung an die Patteipresse, 3. Sammlung gesetzgeberischen und stanfttscheu Materials, das für die Parteipreffe von Wichtigkeit ist Zwecks langung bezüglicher Nachrichten und Mitteilungen aus Deutschland und anderen Ländern ist ein Bertchteistatterdienst einzurichten Aus geschlossen von der Tätigkeit deS Bureau» ist die Abfassung von Kritiken und Artikeln, die geeignet sind, die Selbständigkeit und Selbsttätigkeit der Redaktionen zu beeinflussen. Der Nachrichtendienst ist derart zu organisieren, daß die Parteipreffe in der raschesten Weise unterrichtet wird. Insoweit hierfür Telephon- und Tclegraphen- grbühren erwachsen, haben die betreffenden Patteiblätter diese Ge bühren zu erstatten Die Unterhaltungskosten für den Nachrichten- und Mitteilungsdienst sind — mit Ausnahme der Kosten für dir „Parteikorrespondenz" — dergestalt aufzubringen, daß die beteiligte Parteipresse nach Maßgabe ihrer LeistungSsähigkeit einen entsprechen den Teil zu leisten hat Die Einrichtungen für das Bureau, die Anstellung der Redakteur«, der Berichterstatter und deS Hilfspersonals ist Sache deS Patteivorstand», dem zu diesem Zwecke al- Beirat sünf Redakteure der Parteipreffe zur Seit« ftehrn, die in allen dar Nach richtenbureau betreffenden Angelegenheiten beratende und beschließende Stimme haben. Ein Mitglied des Beirat- kann nicht Angestellter bei dem Bureau sein. Die Mitglieder des Beirat- werden alljähr lich durch die Parteileitung gewählt Deutsches Reich. Ta» «aiserpaar in Wilhelmshöhe. (W T. B) WilhelmShöhe, 15. August Heute morgen machte da« Kaiserpaar einen Spazierritt. Zur FrühstückStasel waren ge laden der Rektor der Universität Gießen Prof Behaghel Heute vormittag 11 Uhr tft der Statthalter von Elsaß - Lothringen mit den Herren seiner Begleitung wieder abgereift Zur «onarchcuveqegnuug iss Wilhelmshöhe. In einem Teile der gestrigen Auflage (unter den Draht nachrichten) wurden bereit» englische ZeitungSftimmen zu der Begegnung de» König» Edward mit Sr Majestät dem Kaiser mitaeteilt. Um dem Leser gegenüber den Zusammen hang der Berichterstattung zu wahren, seien diese Stimmen im nachstehenden wiederholt. „Daily News" schreibt: Solche Zu sammenkünfte von Königen und Kaisern sind ein glücklicher Weg, um die Innigkeit der die europäischen Staaten verknüpfen den Bände zu bekunden Tie Begegnung in WilhelmShöhe ist der förmliche Weg, darzutun, daß unsere Abmachungen mit anderen Mächten m keiner Weise Deutschland mit einer Iso lierung bedrohen — Die „Tribune" feiert eingehend König Edward al» Friedensstifter Als Gast deS Deutschen Kaisers habe er jetzt das Schlußsiegel aus die Arbeiten derer gedrückt, die für eine Wiederannäherung beider Nationen tätig gewesen sind — „Daily Chronicle" schreibt: Der Besuch erleichtert die Erreichung deS Zieles aller derer, die für eine Wiederher stellung normaler freundlicher Beziehungen Englands zu Deutsch land eintreten " — „Daily Telegraph" äußerl sich wie folgt: „In England herrscht nur ein Gefühl, nämlich dasjenige leb hafter Befriedigung darüber, daß die endlich ftattgefund«nen Monarchsnbegegnunaen und die Begrüßungsfeierlichkeiten den Ton der deutschen Presse ändere, indem sie dartun, daß die An sicht, England bezwecke die Isolierung Deutschlands, auf Täu schung beruht Die lange Liste freundschaftlicher Behiehungen, die England anaeknüpft hat, darf nicht als vollständig betrachtet werden, solange Deutschland nicht auf ihr vertreten oder wenigstens in ihr einbegriffen ist Wer die Verträge und über- einkommen Englands ohne Hintergedanken bettachtet, wird die Hoffnung fassen, daß die Zusammenkunft einen endgültigen Wendepunkt m den englisch-deutschen Beziehungen darstellt Ohne Zweifel ist die Marokkokrisis auf beiden Begegnungen, sowohl in WilhelmShöhe, als auch in Swinemünde, Gegenstand von Erörterungen gewesen Man kann überzeugt sein, daß Frankreich sich an den Buchstaben der AlaeciraSakte halten und die bewaffnete Intervention auf das durchaus notwendige Maß beschränken wird " Tie „Daily New»" besprechen weiter die ungewöhnliche Herzlich keit der Trinksprüche in Wilhelm«höhe und sagen, ein Ereigni» von so glücklicher Vorbedeutung müsse praktischen und politischen Einfluß haben Die gestrige „Time»" mit ihrer Bemühung, die Bedeutung der Monarchenbegrgnung abzuichwache», spreche zu spät. Die „Tribune" schreibt ferner, die Reden in WilhelmShöhe seien nicht nur ein höflicher Meinungsaustausch, sondern dienten dazu, diejenigen, die Unfrieden stiften, schachmatt zu setzen Die Begegnung habe somit unberechenbare FiedenSdienste geleistet Ter deutsche Reichskanzler Fürst v. Bülow und die Akte von Algeciras. „Petit Parisien" erfährt aus Norderney, der Reichskanzler Fürst v Bülow habe im Gespräch mit dem russichen Minister de» Auswärtigen J«wol«ki über die Tragweite der Aste von Algeciras sich dahin geäußert, daß dies», wie ein« auf bestimmte Tauer abgi schloff«ne Vereinbarung im Augenblicke unabänderlich sei, doch stünde einer Orientierung der deutschen Politik in einem der französischen Marokkoaktion günstigen Sinne nichts im Wege. Hierzu bemerkt das französische Regierungsblatt, daß Frankreich tatsächlich alle Ursache habe, mit Deutschlands Haltung in der Marokkoangelegenheit zufrieden zu sein. — Der Madagaskar- Sieger, General DucheSne, der seit kurzem in Disponibilität ist, äußert in einem Interview, daß die Schwierigkeiten einer Ex pedition zur Eroberung Marokko«, falls solches Unternehmen erforderlich werde, ungleich größer wären, als jene des von ihm geführten Zuges nach Tamatave. Eine konzentrische Operation der von Udjrva und der Küste in der Richtung nach Fez zusammenwirkenden Truppen würde für» erste 50000 Mann fordern. Da» ganze 16 Korps (Algerien) wäre aufzubieten. Parteitag des Vereins ver Deutschen volkspartei. Ter Verein der Deutschen Volkkpattei erläßt in der „Frkf Ztg" und anderen demokratischen Blättern die Ein ladung zu dem diesjährigen (XXVII) Parteitag, der am 28. und 29. September m Konstanz abgehalten werden soll und folgende Tagesordnung enthält: Sonnabend, den 28. Septem ber, nachmittags 5 Uhr, im Huffenkeller (kleiner Saal): I. Berichterstattuna u) Patteibericht, erstattet von Prof H Hummel b) Kassenbericht, erstattet von A. Wertheimer II. Vereintrecht; Referent: Landtagtabqeordneter Prof, vr L. Ouidde. Sonntag, den 29. September, vormittag» 9 Uhr, im Huffenkeller (großer Saal): I. Tie politische Lage; Referent: Kammerpräsident und ReichStagsabqeordneter Payer II Neu wahl d«S engeren und weiteren AuischuffeS, sowie der Rech nungsprüfer III Die Arbeiterfrage; Referent: Rechtsanwalt vr. L. Haa» IV Anträge. An die Tagung schließt sich ein gemeinsames Mittagessen im Insel-Hotel mit Konzert aus der Insel-Terrasse an Am Sonnabend abend >»9 Uhr findet ein Bankett im KonziliumS- saal statt Koloniales. (W. T B) Kisumu, 15. August Staatssekretär Dernburg reist heute mittag über den Viktoria-Njansa nach Muanza ab, wo er am 20 d M eintrifft. Berlin, 15. August Nach einem heute früh hier em- gegangenen telegraphischen Bericht de« UnterftaattsekretärS v. Lindequift ist Morenga au» Furcht vor Auslieferung in Berggegend entwichen, die englische Polizei hofft aber, daß er sich nach Aufklärung des Sachverhalts stellen werde Zu derselben Angelegenheit verbreitete das „Reutersche Bureau" heute in London folgende Meldung aus Kapstadt: „Morenga ist mit 400 seiner Anhänger auf deutsches Gebiet über getreten Nach einem Telegramm au» Upington ist der Häuptling Simon Köpper in die Kapkolonie ein gedrungen und hat sich dort mit dm Streitkräften Morenga» vereinigt, worauf beide auf deutsches Gebiet zurückkehrten. E» heißt, daß sie mit dem Häuptling Christian beraten wollen Die Kappolizei eilte schleunigst herbei, um Morenga ab zusangen, die Schwierigkeit des Geländes verhinderte aber seine Gefangennahme Die Kapbehörden arbeiten mit dem deutschen Generalkonsulat Hand in Hand und habm alle Maß regeln getroffen, um Morenga an einem Wiedereintritt in die Kapkolonie zu verhindern Wmn er eS tut, wird er feft- genommen Wie e« heißt, ist eine Bestätigung der Meldung, daß Mormga in deutsches Gebiet eingedrungen sei, im hiesigen Kolonialamt eingegangen." Hierzu bemerkt der Londoner Korre spondent de» „W T B": An amtlichen Stellen ist von den hier behaupteten Tatsachen nichts bekannt Berlin, 15. August Mitteilungen des preußischen KrieaSministenum» über die Fahrt der Truppentransport- schiffe. Der Dampfer „Willehad" des Norddeutschen Lloyd, mit demAblösungStranSport deSOstasiatischen Detache ments, ist auf der Heimreise am 13 August in Colombo wohbehalten eingetroffen und am 14 August weiter gegangen Ausland. Zur «onarchenb»gegnunst in Ischl. (W T B) Ischl, 15. August König Edward wurde bei seiner An kunft in Gmunden vom Kaiser Franz Joseph auf dem Bahn- Hofe erwartet, wo die Monarchen sich herzlichst begrüßten Die Ankunft in Ischl erfolgte 11 Uhr 47 Min vormittag« Die Monarchen fuhren unter begeisterten Kundgebungen des Publikum« durch die geschmückten Straßen zum Hotel „Elisabeth", wo König Edward von den Mitgliedern de« Kaiserhause« begrüß: wurde Kurz nach 12 Uhr mittag« fuhr König Edward in Begleitung de« Fürsten Dietrichstein in die kaiserliche Dilla, um dem Kaiser einen Besuch abzustalten Um fß4 Uhr fand Familien frühstück in der kaiserlichen Villa statt, woran außer den Monarchen die anwesenden Fürstlichkeiten teilnahmrn Hierauf begleitete der Kacker seinen Gast zu dessen Absteige quartier und holte ihn später zu rinn Spazierfahrt ab