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Dresdner Journal : 25.07.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190707255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19070725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19070725
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-07
- Tag 1907-07-25
-
Monat
1907-07
-
Jahr
1907
- Titel
- Dresdner Journal : 25.07.1907
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Beilage zu Nr. 171 des Dresdner JlMtMls Donnerstag, 25. Juli 1907. K««st und Wissenschaft. Die Wandlung der Elemente. Eine sehr wichtige Entdeckung, die in einem gewissen Sinne an die Bestrebungen der Alchimisten anknüpft, hat Prof. Ramsay, der berühmte englische Chemiker, gemacht E« handelt sich darum, daß chemische Elemente, da» sind solch« Stoffe, die von der Wissenschaft bisher al» völlig emkeulich und unwandel bar gehalten wurden, nunmehr dem Tran»mutation»prozeß einer Wandlung unterzogen werden können über die in ihren Wirkungen noch nicht zu ermessende Entdeckung Ramsay» schreibt Geh. Hoftat Prof. vr. O«wald in der „Chemtker- «itung": Wir erinnern un» alle noch de» ungläubigen Er- staunen», mit dem wir seinerzeit die Nachricht von der Ent stehung de» Helium» au» Radium ausgenommen haben, trotzdem bekanntlich Helium zu den unveränderlichsten Stoffen gehört, von denen wir je Kenatni« erhalten haben Al» ich vor Jahr und Tag Ramsay in London besuchte, zeigte er mir al» neue» Ergebnis der Forschungen eine neue Tatsache, die geeignet war, dem orthodoxen Chemiker die Haare zu sträuben, nämlich Lithium au» Hupfer. In einem Uhraläschen befanden sich einige weiße Kristalle, und auf meine Bitte nahm er bereit willig ein Stäubchen davon auf einen au»aeglühten Platindraht und ließ mich im Spektroskop die Lithiumlinie sehen. Er war zu diesem Stoffe dadurch gelangt, daß er Radrumemanation auf eine Lösung von Kupfersulfat hatte einwirken lassen. Nach Entfernung de» Kupfer» au» der Lösung mittel» Schwefelwasser stoffs ergab da» klare Filtrat jenen Rückstand mit der Lithium reaktion An die Öffentlichkeit war jene Nachricht vom Lithium au» Kupfer noch nicht getreten, da Ramsay von der ganzen Sache noch etwa» mehr experimentell erfahren wollte, ehe er sie der wissenschaftlichen Welt mitteilte. Vor einigen Tagen nun gab mir der Entdecker den Korrekturbogen einer bevor stehenden Veröffentlichung zu lesen, die wohl inzwischen bereit» erschienen ist. Darin wird nicht nur da» frühere Ergebnis bestätigt, sondern da» Mehrere, da« der Entdecker inzwischen gefunden hat, rechtfertigt vollkommen die anfängliche Zurück haltung Die Tatsachen sind kurz die folgenden: überläßt man Radiumemanatton allein oder vermischt mit Wasserstoff sich selbst, so findet sich in dem Gefäß nach einiger Zeit Helium, wie die» bereit« bekannt war. Befindet sich die Emanatton aber in Berührung mit Wasser, so entsteht an Stelle de« Helium« Neon nebst ganz geringen Spuren von Helium, die vermutlich au» dem gasförmigen Anteil beim Versuch stammen. Ist endlich im Master da« Salz eine« Schwermetall» (die Versuche wurden mit Silbemitrat und Kupfersulfat angestellt) gelöst, so entsteht Lenon Außer diesen Gasen au» der Gruppe der nullwerttgen Elemente entstehen jedesmal noch andere Stoffe, die in der Lösung verbleiben und sich durch Verfärbung und Entstehung von Niederschlägen verraten. Die «mauere Untersuchung diese« Teile« der EinwnkungSprodukte der Radiumemanation auf Salze steht noch au« und ist wegm der außerordentlich kleinen Mengen, in denen sie sich bilden, blonder« schwieng. Lithium hat sich wieder gezeigt, ferner Natrium und Calcium, doch ist bei letzteren die Herrunft au« dem Gerätegla« nicht ganz ausgeschloffen Soviel von der experimentellen Seite der Sache. In den Händm de« bewährten Meister« ist da» neue Problem, oder vielmehr der neue Strom von Problemm, der sich au» diesen Beobachtungen ergießt, so wohl aufgehoben, daß hierüber nicht« weiter Lu sagen ist. Auch die theoretische Seite, die auf einen Abbau der Elemente im Sinne der periodischen Tafel hinau«kommt, ist von ihm in den Grundzüaen bereit» gekenn zeichnet worden. Der Erkenntnis wird sich niemand ver schließen, daß e» sich hier um die tiefgreifendste Wendung handelt, welche die Chemie seit der Aufstellung der Sauerstoff- theorie der Verbrennung erfahren hat. Da» Gesetz von der Erhaltung der Elemente, da« seit dm vergeblichen Versuchen der Alchimisten al« so zweifellos bewiesen angesehen wurde, daß die Lehrbücher es sogar nicht einmal ausdrücklich au»- rulprechen für nötig hielten, muß nunmehr seiner „absoluten" Gültigkeit entkleidet werden, und wir stehen wieder einmal vor einem Falle, in dem die Erfahrung uns zu der Anerkennung de« Satze« zwingt: „Absolutes gibt eS nicht." Die Sprache der Schwärmerzeit. In dem in diesm Tagen erscheinenden Heft der „Stunden mit Goethe" (Berlin, E. S. Müller u. Sohn) veröffentlicht der Herausgeber Wilhelm Bode einen fesselnden Aufsatz über die Sprache der Schwärmerzeit, au» dem wir im folgenden einige» wiedergebm. Selbst beim Lesen der Briefe Goethe« an Frau v Stein, in denen immer wieder von Liebe die Red« ist, in dmen da« vertraute Du mit dem vorgeschriebenen Sie wechselt und der Verliebte Bänder, Schleifen und Westen von der Geliebten begehrt, muß man immer dessen eingedenk bleiben, daß diese Briese um 1780 geschrieben sind, und man muß die Sprache jener Zeit kennen, um den Wert der Worte richtig zu bemessen E» ist bezeichnend, daß man damal«, um Freund schaft au«zudrücken, sogleich von Blutsverwandtschaft sprach, daß e» also recht rasch „Bruder", „Schwester", „Mutter" und „Sohn" hieß Der junge Herr v. Kalb holte Goethe in den ersten Novembertagen 1775 nach Weimar ab und lernte dabei des Dichters Eltern kennen In einem Briefe vom 16. Mai 1776 nennt er sie darauf seine „Lübsten Eltern" und unter- zeichnet sich als ihr „treuer Sohn". E» war vermutlich der einzige Brief, den dieser „treue Sohn" an seine „liebsten Eltern" richtete, denn seine Freundschaft mit seinem „Bruder" Goethe hatte keinen langen Bestand Frau Aja aber hatte mindenstenS zwei Dutzend solcher und besserer Adoptivsöhne Auch Wieland, der kein Jüngling mehr war, gehörte zu ihnen Charakteristisch ist sodann das Durchemderwerfen von Du und Sie in der Anrede. Heute bedeutet d«r Übergang zum Du sehr viel, damals war man sehr rasch »um Duzen bereit, lüß aber dabei da» Sie nicht immer fallen. Um eia Beispiel zu geben: Herder und Karoline Flach»land waren seit April 17?1 heimlich verlobt, aber in ihren Briefen, wie zärtlich sie auch waren, wechselten sie bi» zur Hochzeit Du und Sie ab Und man kann kaum sagen, daß da» Du herzlicher gemeint sei, al» da» Sie. Noch ist zu bemerken, welch zärtliche Lu»drücke damal» die Freundschaft zwischen Männern und Frauen eingab, eine Freundschaft, die oft nur ein bloß«» argen- seittge» Wohlgefallen nach erstem oberflächlichem Kennenlernen war. Herder war al» Bräutigam in Göttingen, um die Bi bliothek »u benutzen Dabei freundete er sich mit dem großen Philosophen Heyne und dessen Frau Theresia an Theresia war dü beste Gatti» und Mutter, dabei eine Freundin der ernsten Poesie „Ich hab« Klopstock» Oden mit ihr gelesen", schreibt Herder an seine Braut, „wir haben unsere Exemplare gewechselt, sie hat nur einige Worte gesprochen" Al» Herder nach Bückeburg zurückkam, bat er sie um Briefe „Wir haben alle Drei so wenig oder gar keine Stunde genoffen; unser Um- »ang ist so sehr Taumel der ersten Empfindung oder verwirrte» »nftaunen gewesen; für da» alle» dünkt mich, ist der Brief wechsel so gut... Wenn ich'» dahinbringen könnt«, immer in Ihrem und Ihre» lüden, guten, besten Manne» Umgänge in meinen Gedanken zu üben, wa», dünkt mich, könnte au» mir werden!" Und die Heynin legt dem Briefe ihre» Manne» u. a folgende Zeilen bei: „Schöne Seele, Vie waren «» meinem Herzen schuldig, daß Sie in den ersten Stunden Ihrer Rück- reist an mich dachten und e» mir sagten. Sü begegneten merner Erwartung; denn welch' ein Bild von mir Haven Sü ich eingedrückt! Welche Ströme von heißen Empfindungen rurchlaufen meine ganze Seele, wie schätz« ich jeden Augenblick, )« ich unter Ihren Augen zugebracht! Ich habe Sie gesehen und e» überströmt mich eine Fülle von freudigen, aßen Empfindungen Sie verstanden meine Tränen, indem Ihre schmelzende Stimm« die harmonischen Worte Klopstock» n mein ganze» Wesen senkte. O! könnte ich Sie noch einmal >ör«! Urteilen Sü, ob Sie meiner Seele teuer ind! Sie mit aller männlichen Stärke de» Geiste», mit allem -euer eine» jungen und blühenden Herzens alle» scheint mir Sedanke an ihnen, alle» Empfindung Sie weckten meinen Geist wieder auf . . . Sü kennen mich nur au» Viertelstunden, au» Fragmenten. O, daß Sie mein ganze» Leben und alle innersten Gedanken durchschauten". Erst ein halbe» Jahr später schreibt Theresia den nächsten Brief, da Herder» Antwort ihr »u kühl gewesen war: „Besinnen Sie sich, e» war eine trübe, feindselige Stunde, in der Sü meinen Brief erhielten Mein Brief kam ganz von meinem Herzen und ich bin immer stolz auf diese« fühlbare und liebende Herz. Wollen Sü zweifeln? Ach, ich fühle vielleicht nur zu aut die ganze Situation Ihrer schönen Seele, Ihre fatale Verfassung (d. h Herder» Lage in Bückeburg), ich fühle alle», wa« um Sie ist Ich wollte Sü gern au« diesem uufühlend«, undenkenden Schwarm in unsere treuen offenen Arme reißen. Umsonst diese offenbare Unmöglich keit, einen Herder bei un« zu haben, mit ihm Vergnügen und Unlust zu teilen, seine geliebte Hälfte zum Teil zu ersetzen, ihm wenigsten» alle Tage einmal zu sagen, daß ich ibn zärtlich lübe . . . Wa» war rch bei dem sanften Druck, den meine Hand der Ihrigen gab. Ihr Handkuß war Ei« gegen meine sich selbst bewegende Hand. Und nun bin ich rückhaltend? Mein Brief ist ein Scheidebrief, dü Wett ist jämmerlich, dü Menschen — genug, Undankbarer! Gab Ihnen die Vorsicht (Vorsehung) in dieser jämmerlichen Welt umsonst solche Seele, solche Herzen wie Ihre Karoline Flach»land, wie die meinige und meine» Heynen« Seele ist? Wenn sie auch nur düse drei besäßen, Herder, sage mir, wenn Du ihren Wert und Gefühl recht erwägst, ist Dein Herz ungeliebt?" Un« Heutige kenn zeichnet e«, daß selbst da» Austauschen der Ringe am Altar aus der Mode kommt. Unsere Vorfahren zu Goethes Jugend- zeit schwelgten in solchen sinnlichen Zeichen ihrer Gefühle und ihrer freiwilligen Gebundenheit. Nach zwei Stunden Bekannt schaft erbat man von einem angenehmen Mädchen bereits Locke oder Schleife, und sie gab eS mit zärtlicher Träne her . . . Diese Proben zeigen, wie sehr man dü AuSdrucktzwerse einer vergangenen Zeit kennen muß, wenn man ihre Freundschaften und ihre Liebschaften bewerten will Wissenschaft. Aus Leipzig wird gemeldet: Eia Ferienkursu» für Lehrer und Lehrerinnen findet in diesem Herbste an der hiesigen Universität statt Als Zeit ist der 30. September bis 12 Oktober festgesetzt worden Der Kursus wird Fragen au» den Gebieten der Philosophie, der Psychologie, der Geschichte, der Geographie, der Völkerkunde, der Erdkunde, der Geologie, der Physik, der Physiologie und der Volk»wirischast«ühre zum Teil mit Übungen, Führungen und einen geologischen Ausflug umfassen. Die Borträge stehen ohne Unterschied der Staats,ugehörigkeit und der Konfession allen Lehrkräften sowie auch andere» Berufen offen — Au« Bautzen berichtet man: Vom 1. bi» 3. Oktober finden hür dü getrennten Fortbildungskurse für katholische Lehrer statt Die Einführung dieser Kurse ist besonders dem Bischof vr Schaefer zu verdanken. — Die „Neue Freie Presse" hat bei Prof Bier snge- fragt, welche» seine Meinung über die verschiedenen Herl methoden sei, die gegenwärtig zur Heilung de« Krebse» angewendet werden Der Gelehrte ward «»besondere um eine Äußerung gebeten, wie weit er selbst an eine Vervollkomm nung dreser Kuren glaube Darauf antwortete Prof Bier: „Meine Untersuchungen haben zu keine» praktisch verwertbaren Ergebnissen geführt E» wäre deshalb sehr zu bedauern, wenn den armen Kreb»kranken unerfüllbare Hoffnungen gemacht würden Bisher haben meine Beobachtungen lediglich wissen schaftliches Interesse, und e» ist sehr zweifelhaft, ob e» jemals gelingen wird, auf diesem oder einem ähnlichen Wege wirklich Krebs zu heilen" Prof Bier bittet deshalb, feine betreffende Arbeit „so zu beurteilen, wie sie e» verdient, nämlich als einen Versuch, ein Mittel gegen diese schreckliche Krankheit zu finde». Ob dieser Versuch weiter führen wird, al» dü unzähligen anderen, dü gemacht wurden, ist zweifelhaft." — Ein Reisestipendium von 3000 M. wird zum 1 Oktober 1907 zum erstenmal au» der Arnold Schäser» Stiftung an der Universität Bonn vergeben. Bmverber müssen em Reiftzeugni» von einem deutschen humanistischen Gymnasium besitzen und auf deutsch« Univvsitäten wenigsten« acht Semester und davon die beiden letzt« in Bonn klassische Philologie oder Geschichte studiert u»d i» Borm den philo sophischen Doktorgrad erworb« hab« Rach Beendigung der UniversitätSfiudl« ist zur weiter« gelehrt« Au»bildung eine Studienreise anzutret« Llter«t«r. Zwei neue Stücke de» italienischen Dramatiker» Butti, dem auch in Deutschland viel gespielten Dichter, werd« in nächster Spielzeit auf der Bühne erscheinen Da» eine betitelt sich „II Soll» kortuoa- und spült in Mont« Carlo im Spiclcrparadi s«; die Handlung de» erst« Akte» geht in der -roß« Vorhalle d«» Kasino« vor sich Da» zweite Drama ist ei» drciaktge« pathologische» Sitttnstück, „v'Ltoruo Dolor," betiteU — Le« Tolstoi, vo» dessen Erkrank«»- vor kurzem alarmierende Nachrichten durch dü Blätter am-«, ist nun, wie au» St. Pct«r»b«r- b«richt«t wird, wieder »Llli- her gestellt wordm und hat sein« Arbeit an seinem neu« Buche, da» für dü Jugend bestimmt ist, wieder ausgenommen In einer Unterredung mit einem St P«ter»buraer Journalisten äußerle sich der greise Dichter: „Ich lehre die Kleinen und dabei lerne ich einfach und wahrhaft zu schreib«" Tolstoi erzählt, daß er mehrere Werke vollendet hat, dü jedoch erst nach seinem Tode veröffentlicht werd« sollen: er beklagt e» sehr, daß da» nahe Ende seine» Leb«» ihn Hinde« wird all die großen Pläne zur Erfüllung zu bring«, dü ihn be- schäfützten. Die Gräfin Tolstoi schreibt gegenwärtig an einer Autobiographie; Tolstoi verfolgt dü Arbeit mit dem größten Interesse. Auch düse» Buch, da» manche» Interessante au« dem Leb« auf JaSnaja Poljana bring« wird, soll erst nach dem Tod« der Verfasserin in die Druckerpresse geh« Tolstoi wurde kürzlich über dü Doktrinen befragt, dü er in früher« Schrift« verfochten hat; er beklagt dü hart« Worte, der« er sich in sein« politischen Schriften oft bedient hat. „Der agressive Ton fördert nicht den Frieden unter den Menschen, er erhöht nur dü vorhanden« Erregung" Bildende Kunst. Der „Werkstatt der Kunst" zufolge erwarb kürzlich dü Berliner Nationalgalerie ein berühmte« Bild von Honors Daumier „Das Drama" auf einer Versteigerung bei Durand-Ruel in Pari« für 22 400 M. — Nu« Rom meldet man: In der neuerdings Sr Majestät dem Kaiser abgetretenen Villa Falconieri bei FraScati soll« je vier Werkstätten für Maler und Bildhauer angelegt werden, die den deutsch« Kunststipendiaten zur Ver fügung gestellt werden soll«. Für ein« Teil de« Jahre» wird damit manchem der in Italien studierend« deutsch« Künstler ein guter Dienst geleistet. — Man schreibt au« Pari«: Wenig bekannt dürfte sein, daß August Renoir, der berühmte Impressionist, ein Bildnis von Richard Wagner gemalt hat. Renoir ist ein großer Verehrer Wagner« Al« Renoir den Winter 1881,82 in Neapel zubrachte, hörte er, daß Wagner in Palermo weilte. Er knüpfte Bekanntschaft mit einem Verehrer Wagners an, der damals bei dem berühmten Komponist« weilte, und lüß sich durch ihn dem Meister vorstell«. Wagner war im all gemeinen dem Porträtiert- und Photographiertwerd« äußerst abhold, nachdem er sich mit Renoir aber längere Zeit über Paris und die dortige Wagnergemeinde unterhalten hatte, ver mochte er dü Bitte Renoirs um eine Sitzung nicht abzuschlagen Renoir ging eifrig an die Arbeit; nach einer halb« Stunde aber war Wagner vom Sitz« so ermüdet, daß dü Sitzung abgebrochen werd« mußte Trotz der kurzen Zeit ist es Ne- norr gelungm, ein lebensvolles Bildni« des Meister« zu schaff«. — Man schreibt aus London: Die englische Kunstwelt befindet sich in begreiflicher Auflegung; dem von der National Gallery erworben« Cataneo von van Dyck, für den die Engländer nicht weniger al« 270000 M bezahlt haben, ist über Nacht ein Rivale erstanden, und noch hat man nicht entscheiden können, welche« der beiden Bilder den bester be gründeten Anspruch hat, al« Originalwerk de« holländischen Meister« angesprochen zu werden Da« neuentdeckte Gemälde, das jetzt bei Grave« ausgestellt ist, ist da« Eigentum von F. I. Gilbert in Sutton Seit Jahrhundert« befand e« sich rm Besitz der Familie und wurde al« kostbarer Schatz be ttachtet Dü photographisch« Aufnahm« von der Neuerwerbung der National Gallery haben nun Gilbert die verblüffende Gleich förmigkeit seine» Brlde», dessen Urheberschaft bisher nicht fest gestellt worden war, mit dem Cataneo gezeigt, und nun unter steht da« Bild dem Urteil der Kunsthistoriker Ja der Familie galt da» Porträt stet« al« ein Blldni» Edmund Spencer»; denn in der recht« ober« Ecke trägt die Leinwand dm Nam« de« englischen Dichter» und die Jahre»zahl 1592. Darunter aber gewahrt man eine einstweilen noch unleserliche Signatur, der« Bedeutung dü vorstehende Restauration enthüllen soll Im übrigen aber gleicht da« Bild vollkommen der Neuerwerbung der Galerie; nur in der Breite de« Krag«» läßt sich eme kleine Abweichung konstatier« Da« Spencerbild ist etwa« schmäler al« der Cataneo; e» ist zweifellos in alt« Zeit« be schnitt« ward«, denn die linke Hand, dü auf dem Gemälde der National Gallery zu seh« ist, fehlt hier; Gesichtsausdruck, Stellung und Malweise deck« sich völlig, nur sind bei dem Spencerbild dü Originalfarben leicht verblaßt, während der Cataneo, der mehrfach aufgefrischt wurde, leuchtende Färb« zeigt. Die Kunstkritiker lasten eS einstweilen an Hypothesen nicht fehl«. Einerseits wird vermutet, daß ein späterer Nach ahmer de» van Dyck d« Catan« kopiert hat, und daß man später da» Bild al» eia Porträt Spencer» ansah Andere wieder vertret« d« Gedanken, daß der junge van Dyck bei seinem erst« kurz« Aufenthalt in England im Jahre 1620 da» Bild sah uad von ihm einen so groß« Eindruck empfing, daß er e» kopierte und die Kopie mit nach Italien nahm Da» würde allerdings die problematisch« Jahreszahl 1592 er- klärlich werd« last« Die Malweise weist jedenfalls unzwei deutig auf van Dyck hi», und num wüd dü Inschrift nur mit Mißtrau« in dü Kombination« eiabezühen können Auf alle Fälle war dü Frage, welchem von den beiden Werk« die Priorität zukommt, noch nicht zu entscheiden, und die Möglich keit, daß der mit so schwer« Opfern in Rom erstandene Cataneo nur eine Kopie ist, bleibt bi« auf wettere», zum be greiflich« Mißbehag« der Beteiligt«, off« — Unter d« Kunstschätzen, dü der Herzog von Southerland infolge der Ausgabe seiner Residenz Trenthom Hall versteige« lüß, b«fa»d sich eine 6 Fuß hohe, antike griechische Frauenstatue aus pentelischem Marmor Sie wurde für 83900 M für da» Britische Museum in London erworb« Für eine alte Kopie der berühmt« Perseu». Statue, dü Cellini 1550 für den Herzog von Totkana ver- fertigt hat, wurde» 40850 M gezahlt und für ein Porträt Heinrich» VUI. von Holbein 7310 M. In der letzten Christie - Versteigerung erzielt« ein Herreuporträt von Reynold« 11610 M und eia angeblicher Ruben», Herreuporträt, 10535 M. — Der Bode« de» alten Ägypten ist in der letzt« Zett außerordentlich ergiebig an Schätzen au» dem Altertum gewesen In nicht wenigrr al» drei -roß« AUmstellung« werd« gegenwärtig i» Loudon dü Ergebnisse der letzten Ausgrabungen vor-eführt. I» King» College zeigt Dr. Naville dü Funds, dü er i» seiner letzt« Ausgrabung« kampagne in Deir el-Bahari, wo er d« seit 1892 unter- »omm«« Arbeit« zu E»de geführt hat, «achte Unter dem Tempel der Kömgin Hatasu, besten AuSarabuna sein msprüng- liche» Zül war, wurde ein wett älterer Tempel von einem der Mentuhotep« vo» der 11. Dynastie zutage gefördert und damit
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