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Aonigltch Sächsischer Staatsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien nnd der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 147. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenge» in Dresden. Donnerstag, den 27. Juni 1907. Einzelne Nummern 10 Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, «roße Zwingerstrabe uv, sowie durch die Post im Deutschen Reiche » Mart vierteljährlich. > Ps. — Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprechei^Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der S mal gespalt. AnkündigungSseite 25 Ps., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3 mal gesp. Textseite im amtl. Teile «oPf., unter dem RedaklionSstrich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermäßigg. auf BefchäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Professor Hermann Engelhardt in Dresden den Titel und Rang als Hofrat in der IV. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Lackierer Naumann in den Staatseisenbahn-Werkstätten in Engelsdorf das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberbriefträger Domschke in Meißen das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Bahnhofsinspektor I. Klaffe Rösler in Leipzig Bayrischer Bahnhof das von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe ihm verliehene Ehrenkreuz 4. Klaffe des Fürstl. Schaumburg-Lippischen Hausordens an nehme und trage. Das Ministerium des Innern hat der Kaufmännischen Krankenkasse zu Zwickau i. Sa., eingeschriebenen Hilfskaffe, bescheinigt, daß sie auch nach Aufstellung ihrer neuen Satzungen vom 20. März 1907, vorbehältlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Kranken versicherungs-Gesetzes vom lO. April 1892 in Verbindung mit dem Abänderungsgesetze vom 25. Mai 1903 genügt. Dresden, am 24. Juni 1907. 16716 Ministerium des Inner», I. Abt. 5143 Die Wechselseitige Lebenrversichtrung»-Anstalt„Zanu»" in Wien hat als Hauptbevollmächtigten für das Königreich Sachsen gemäß 8 H5 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12 Mai 1901 an Stelle des Herrn Justizrates vr. Eduard Wolf in Dresden Herrn Max Klinder mit dem Wohnsitze in Dresden, Stephanienstraße 7, bestellt. »oalllL Dresden, am 24. Juni 1907. 5147 Ministerium des Innern, Abteilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Herr Amtshauptmann Freiherr v. Oer in Marienberg ist vom 2. Juli bis 1. August dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Regierungs-Assessor Graf v. Haltzendorff daselbst vertreten. Nr. 23sd i» Chemnitz, am 24. Juni 1907. 5152 Der Äreishauptmnnn. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Bo« Königliche» Hofe. Dresden, 27. Juni. Se Majestät der König wird heute abend 6 Uhr 55 Min von der LandeSreise in den Re gierungsbezirken Chemnitz und Zwickau nach Dresden bez Wachwitz zurückkhren — Ihre Majestät die Königin-Witwe begibt Sich morgen vormittag zu längerem Aufenthalte nach dem Königl. Jagdhause Rehefeld Im Allerhöchsten Gefolge werden sich be finden: die Hofdamen Gräfin Reuttner v. Weyl und Frl v Nauendorfs und S« Exzellenz der Oberhofmeister Wirk! Geh. Rat v. Malortie, außerdem als Gast Ihrer Majestät Frau Gräfin Caroline Fünfkirchen. 8eit»»gSschr». Der Eindruck von dem Verlauf der ersten Tagung des Nationalvereins in Heidelberg ist nach Ansicht der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" nicht derart, daß man seine Ansicht über Notwendigkeit, Wert und Bedeutung für die Zukunft dieser neuen Gründung einer Nachprüfung zum Besserer» hin unterzöge .über den äußeren Erfolg de» Tage»' — fo fchreibt da» Blatt .wollen wir nicht streiten, die prakn de Wirkung, die sich di« Gründer erhoffen, wird von geringer Tragweite bleibe». Daran ändern auch die zum Teil inhaltsreichen Reden nicht», di« manchen gute« Gedanken brachten, den in die Tat umzusetzen aber die Kraft ermangelt ent omeo. Der Verein mit dem langen, un-I klaren Namen hat weitschweifige, unklare. Ziele, die sich mit den politischen Interessen der Parteien, denen er sich nähern will, nicht in Einklang bringen lasten Ortsgruppen weiden nicht gegründet. Wie denkt man sich dann den Zusammenschluß, die politische Arbeit, die Einwirkung aus die getrennten Elemente, die.geeinigt' werden sollen / Schwierigkeiten und Gegensätze, die alte, festgefügte Partei organisationen nur mit Mühe überwinden, wird ein loser Bund, der den Ideologen zudem weitesten Spielraum läßt, nie zu beseitigen vermögen. Einigungen können immer nur von Parteivorstand zu Parteivorstand getroffen werden. Sehr richtig hat die» selbst Prof Gothein in Heidelberg in feinem Boitrag zugegeben, als er sagte, daß der Block im Reichstag auch weiterhin bedeuten müsse, daß sich die Parteien durch Borabstimmung ohne da» Zentrum über schwebende Fragen vereinbaren Nur so kann «ine Vereinfachung unserer Parteipolitik allmählich sich herauSbilden, die größere parlamentarische Gruppen, wie z B. in England, mit der Zeit entstehen läßt. Wa» die neue Gründung von vornherein zweifelhaft erscheinen ließ, war die Ver quickung mit .national-sozialen' Ideen, deren Unfruchtbarkeit die Geschichte der national-sozialen Partei zur Genüge bewiesen hat Wir haben erst kürzlich bei einer Besprechung der Angriffe der Natiovalliberalen gegen den neuen Nationalverem betont, daß mau im Norden in liberalen Kreisen sür eine unNare demokratisierende Politik nach dem Borbilde Naumanns weder Verständnis noch Neigung besitzen dürfte Ja rechtsstehenden Kreisen natürlich noch viel weniger. Auf der Heidelberger Tagung trat diese Tendenz aber sehr stark hervor. Zahlreiche Redner traten für eine Verständigung mit der Sozialdemokratie ein und erklärten, bei einer Stichwahl zwischen einem Sozialdemokraten und einem .Reaktionär' müsse unbedingt der Sozialdemokrat unterstützt werden. Bei diesen Vor aussetzungen wird sich der Nationalvereia nicht wundern dürfen, wenn seine politisch« Mitarbeit aus starke- Mißtrauen und entschie dene Ablehnung stößt. Übereinstimmung kann dagegen herrschen in der Frage der Bekämpfung de» Zentrums. Hier soll, unter Ent haltung jeder konfessionellen Polemik, verfncht werden, die gesunden Elemente im Zentrum für eine national« Politik zu gewinnen Allerdings auch mit dem nicht zu vergeßenden Unterschied, daß die schätzenswerten Elemente im Zentrum mehr nach recht» neigen, während die ultramontanc« Heißsporne weder von recht» noch ltnk- etwa» wissen wollen Wie man sieht, bieten sich auch hier für den liuksliberalen Natioualverein wenig Aussichten Wir brauchen in der deutschen Politik nicht neue Parteien, sondern neue Männer'.' Unter der Überschrift Clemenceau und die Kammer bringt die „Münchner Allgemeine Zeitung" einen Aufsatz ihres Pariser Korrespondenten, der mit folgenden Worten schließt: Die .Allgemeine Zeitung', die ihre Leser bereit» zu Pfingsten, al» die meisten deutschen Blätter den .Ausstand der Gueux' noch nicht für achtenswert hielten, aus die Möglichkeit ernster Verwickelungen in Südsrankreich vorbereitet hat, betonte — gleickialis im Gegensatz zu der Mehrzahl der französischen und ausländischen Zeitungen — seit der Kammerdebatte über die allgemeine Politik deS Ministeriums Clemenceau wiederholt, daß Clemenceau- Mehrheit vom 14 Mai als eine z»verlässige, aktionSfähige Majorität betrachtet werden dürfe und müsse. Die jüngsten Vorgänge im PalaiS Bourbon haben diese Behauptung bestätigt Trotz der schweren Schuld, die seit der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag nach Ansicht vieler Franzosen auf dem Ministerium Clemenceau lastet, trotz aller Umtriebe, mit deren Hilfe gewisse Vertreter der Linken, die sich seit Monaten um di« Nachfolge Clemenceaus bemühen, die Stellung deS Ministeriums zu erschüttern suchten, haben die 327 Deputierten, die sich am 14 Mai zu dem Ministerpräsidenten bekannten, den Sitzungssaal am Freilag nachmittag mit dem Entschluß, das Ministerium auf keinen Fall im Stich zu lasten, betteten Wird e» aber nun Clemenceau gelingen, sich des Vertrauens, daS die Kammer ihm am Freitag mit ansehnlicher Mehrheit ausgesprochen hat, würdig zu zeigen und gleichzeitig dem Gesetz die schuldige Achtung und den erregten Gemütern die not wendige Beruhigung zu verschoffeu- Trotz aller finsteren Prophezeiungen der antiministerielleu Organe, trotz der sicher ehrlichen Bedenken dcS Abbs Lemire, besten persönliche Sympathie für den Ministerpräsidenten bekannt ist, stehen wir nicht an, die Frage zu bejahen. Die neuesten Meldungen aus Süd srankreich verkünden, daß dem Sturm die Stille gefolgt ist. DaS neue Gesetz gegen di« Weinfälschung, das die Kammer erledigt hat und da» zweifellos noch vor Beginn der Sommerferien veröffentlicht werden kann, wittt sicher zur Beruhigung beitragen, wenn eS auch nur einen Teil der Forderungen des Winzervolks erfüllt. DaS unerwartete Austauchen des reumütigen Marcellin Albert im Pariser Ministerium des Innern, wo er Clemenceau nach dem Bericht der Blätter weinend um einen guten Rat gebeten hat, wird manchen seiner , Freunde und Bewunderer darüber Nachdenken laste», ob dieser traurige „Napoleon deS Südens" den Spitznamen „rundorA" (Narr), unter dem er früher in seiner Heimat bekannt war, nicht eher ver dient al» den Ehrentitel „Heiland", den ihm die begeisterten Frauen von Rarbonne, Beiert und Montpellier verliehen haben. Wenn Clemenceau alle diese Trümpfe, die er augenblicklich in der Hand hat, richtig auszuspiLlen versteht und^ durch ein wenig Glück be günstigt wird, so dürste er das ernste Spiel für den Augenblick wohl sicher gewinnen. Aber er wird nicht verhindern können, daß feine Gegner «ine» Tages, wenn auch fein« Zeit erfüllt ist, die Toten von Rarbonne zu seinem Sturze beschwören.' Deitjche« «eich. Los »«»er»««« t» Mel. (W T B ) Kiel, 26 Juui Heute mittag geaen 1 Uhr lief die „Hohenzollern" mit Er Majestät dem Kaiser an Bord hier wieder em Der Kaiser folgte einer Einladung zur Frühstücks» täfel an Bord der „Alice" beim Fürsten von Monaco Später nahm der Kaiser auf der Werft Besichtigung«« vor Heute abend gedrnlt der Monarch an einem Diner auf der „Nir- vana" bei Komteffe Bcarne teilzunehmen Ihre Majestät die Kaiserin trifft heute ab«nd aus Grün hol; hier wieder ein. - Die am 26 Juni in Berlin auSgtgebene Nr. 28 d«S ReichSgesetzblattS enthält die Zusatzübereinlunft zum Handels - und SchiffahrtSoertrag »wlschen dem Deutschen Reich und der Türkei vom 26 August 1890 nebst einem Vollziehung-Protokoll sowie die Bekanntmachung, betreffend da» Gesetz gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Spreng stoffen Koloniales. * Prozeß PeterS (Fortsetzung) Kunstmaler Kuhnert- Berlin, der im Herbst 1891 am Kilimandscharo vr PeterS kennen lernte, hat der Hinrichtung Mabruks als Zuschauer beigewohnt Nach seinem Eindruck war die Hinrichtung wohl notwendig wezm der dortigen unsicheren Verhältnisse Der Zeuge erklärt, damals habe er über da» Aukpeitschen und Hinnchten vielleicht härter geurteilt; jetzt aber, seitdem er eine neue Reise gemacht, und die Grausamkeiten der Eingeborenen kennen gelernt habe, urteil« er über vr PeterS gerechter Er, Kuhnert, würde ebenso streng gehandelt haben; nur durch Strenge könne man die Autorität aufrechterhalten Ver schiedene Sachverständige bestätigen, daß kein ErpeditionSführer ohne eine gewiße Strafbefugnis autkomme Auch Pater Acker erklärt, der Schwarze könne nicht ohne Stock erzogen werden, aber der Fehler sei oft, daß die Schwarzen nicht wüßten, weshalb sie geprügelt würden Bei Lügen und Stehlen müsse man den Stock anwenden Reicht tagsabgeordneter vr Arendt erklärt, er, Zeuge, trete für vr PeterS ein, weil Deutschland diesem die Kolonie Ostasrika verdanke und weil nach seiner Über zeugung an PeterS ein Justizmord verübt worden sei. Im DiSziplinargerichtShof hätten keine Afrikakenner und Sach verständige gesessen; der Hauptzeuge gegen PeterS, Leutnant a. D Bronsart v. Schellendorf, sei unglaubwürdig Eine Wiederaufnahme de» Disziplinarverfahrens sei lerder durch Ge setz ausgeschlossen Nach verschiedenen Feststellungen über die Auffassung, die Major v Wißmann und andere über vr. PeterS hatten, bekundet vr Schröder-Poggelow aus Berlin, daß Kolonialdirektor Kayser in Privatgesprächen oft betont habe, daß die ganze größere Kolonialpolitik auf der Arbeit von vr Peter» beruhe Magistratssekretär Wilhelm au» Schöneberg, der im Jahre 1891 al» Schutztruppenunteroffizier bei vr Peter» am Kilimandscharo gewesen ist, gibt eine ein gehende Schilderung der dortigen Vorkommnisse und erzählt dabei, ihm sei von schwarzen Soldattn gesagt worden, der Neger Mabruk sei hingerichtet worden sowohl wegen Ein bruchs wie auch wegen Beziehungen zu Station-weibern Auch bezüglich der Negerin Jagodja hätten ihm die schwarzen Soldaten erzählt, daß ihre schwere Ketten strafe sowohl wegen ihrer Flucht, wie auch wegen ihrer Beziehungen zu Mabruk verhängt worden sei. Im übrigen sei die Jagodja auch während ihrer späteren Kettrnhaft noch geschlagen worden Hierauf habe er vr. Peter» aufmerksam gemacht Bezüglich diese» Zeugen Wilhelm wird von PeterS und dem Zeugen festgestellt, daß Wilhelm überhaupt nur im ganzen drei Wochen auf der Station gewesen sei, und alle», wa» er in Erfahrung gebracht habe, beruhe lediglich auf Ver mutung von Schwarzen Die Negerin Jagodja sei nur einmal geschlagen worden vr Peter» sagt, er habe keiner Vollstreckung der von ihm am Kilimandscharo verhängten Strafen zugeschaut A»Sla»tz. Zum Zusammentritt de» neuen Ssterreichische« Abgeordnetenhauses. (W TB) Wien, 26. Juni. Der Ministerpräsident Frhr v. Beck kündigte in der heutigen Obmännerkoniercn, für morgen eine Vorlage an betreffend die Reform der Geschäftsordnung Abg Lueger wird in der morgigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses die Einsetzung eines JubiläumSauSschusseS zur Beratung der Modalitäten der Begehung de» sechzigjärigen Regierung«» jubiläumS dcS Kaisers vorschlagen Wien, 26 Juni. Einem Communiqu« der deutsch-fort» schrittlichrn Abgeordneten zufolge bilde» dies« einen taktischcn Verband unter dem Namen Deutschfortschrittliche Vereinigung bis zur Konstituierung einer groß«» deutsche« Emhnr-partci, der bi« Deutschsortschrittlichen unter uvgrschmLlerter Aufrecht» erhaltung der bisherigen Parteigrundsätze jederzeit beizutreten und zu ihrer Begründung loyal deizutragen sich bereit erklären Zur Zweiten Hanger »tzrieden-konserenz. (W T «) Haag, 25 Juni. Zu dem Komitee, daS den Austrag trhieU, den deutschen und den englischen Entwurf betreffend