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Dns-ner Journal. königlich Sächfischev Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 151. 1907. o Beaufttagt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Doenge- in Dresden. Dienstag den 2. Juli Ankündigungen: Die Zeile N. Schrift der «mal grspall. AnkündigungSseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf S mal gesp. Textfeile im amtl. Teile SO Pf., unter dem Redaktionsstrich j ; (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermäßigg. aus GeschSflSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die Pott im Deutschen Reiche S Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktag- nachmittag-. — Fernsprecher Nr. 1SS5. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Generalmusikdirektor Geh. Hofrat Edlen v. Schuch für seine Person den Rang in Gruppe 18o der zweiten Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der König!, öffentlichen Bibliothek Geh. Hofrat Prof. vr. Schnorr v. CarolSfeld die erbetene Versetzung in den Ruhestand unter Verleihung des Komturkreuzes 2. Klaffe des Verdienstordens zu bewilligen und an dessen Stelle den seitherigen Staatsarchivar Oberregierungsrat Vr. Ermisch als Direktor zu ernennen. Mit Allerhöchster Genehmigung ist der Privatdozent Nie. tbeol. et v. pdil. August Wilhelm Hunzinger zum etatmäßigen außerordentlichen Professor in der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, der Hofschauspielerin Valeska Guinand bei ihrem Übertritte in den Ruhestand den Moria Anna-Orden 2. Klasse zu ver leihen. . Er»e»»»ge«,Bersetz«»ke»rk.i» ösie«tliche« Diexpe. Im Geschäftsbereiche der «rneraldirettton der SSnigl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Angestellt: der bisherige Btzefeldwebel (Hornist) F. W. M. Rühle als Aufseher Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» der Kina«,ei». Bei dem Finanzministerium unmittelbar siud ernannt worden: Kuuze, fefther Bureauafsistent, zum Sekretär; Palisch, seither Portier, zum Diener. Im Geschäftsbereiche de» Ministerium» de» Inner«. Versetzt: der Vorstand der Gewerbeinspektion zu Zittau Gewerberal Heine in gleicher Eigenschaft zur Gewerbeinspeklion zu Dresden unter Ernennung zum Technischen Kommissar für das SteinbruchS- wesen im Bezirke der AmtShauptmannschaft Pirna — Befördert: der Assistent bei der Gewerbeinspektion zu Dresden, präd. Gewerbe inspektor Schulze zu« Sewerbeinspektor und Vorstand der Gewerbe inspektion zu Zittau. — Angestellt: der Diplom-Ingenieur vr. inx. Grosch hier als Assistent bei der Gewerbeinspektion zu Dresden: der Btzefeldwebel Heeger und der Invalid Schumann als Auf seher beim hiesigen Kunstgewerbemuseum. Pensioniert: die Bureaudiener Neumann bei der KreiS- hauptmannschaft Leipzig undWilmS bei der amtshauptmannschastlichen Delegation Sayda. — Angestellt: die Militäranwärter Hofmann bei der AmtShauptmannschaft Annaberg und Schilling bei der AmtShauptmannschaft Auerbach als HilfSbureaudiener. — Versetzt: Bureaudiener Roscher von der AmtShauptmannschaft Annaberg zur Kreishauptmannschaft Leipzig, HilfSbureaudiener Löhr von der AmtShauptmannschaft Pirna als Bureaudiener zur Amtshauptmann- schast Annaberg und HilfSbureaudiener Greiner von der Amts- hauptmannschast Freiberg als Bureaudiener zur amtShauptmann- schastlichen Delegation Sayda. Im Geschäftsbereiche des Evangelisch-lutherischen LandeSkonsistoriumS ist zu besetzen: daS Pfarramt zu St. Matthäus in Chemnitz-Altendorf (Chemnitz I) — Kl. V (6) — Koll.: DaS Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium — An- gestelt bez. versetzt wurden: A. H. I. Albrecht, PredigtamtS- kandidat, als Hilfsgeistlicher in Döhlen (Dresden II); E. Adler, Kandidat, als Hilf-geistlicher in Bad-Elster (OelSnitz); W. F. A. Plotz, Hilfsgeistlicher in Thalheim, als Hospitalprediger in Pirna und Schloßprediger zu Zehista (Pirna); P. L. R. Döhler, DiakonuS in Flöha, als Pastor Primarius in Kamenz (Oberlausitz); I. I. Schultze, Hilf-geistlicher in Ehrenfriedersdorf, als DiakonuS in Klingenthal (Auerbach). (Behördliche Bekanntmachungen erfcheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bo» Aöiizlichex Hofe. Dresden, 2. Juli. Se Majestät der König kehrte heute mittag von Zeithain nach hier zurück und empfing im Residenzschlosse die Departementschef« der Königlichen Hofstaaten zum Vortrag. Morgen früh wird Sich Se. Majestät der König auf eine LandeSreise in die Oberlausitz begeben und abend« wieder nach Wachwitz zurückkehren. Dresden, 2. Juni. Ihre König!. Hoheit die Prin zessin Mathilde wird heute abend dem au« Anlaß de« Tonkünstlerfest« im König!. Opernhause stattfindenden zweiten Orchesterkonzrrt beiwohnen ZeitxxgSschax. Zur Lage in Frankreich wird der „Kreuzzeitung" aus Pari« geschrieben: Der Sntschetdungskampf vom Freitag endete erst am Sonnabend; eS war saft 1 Uhr geworden, al» man sich im PalaiS Bourbon trennte. Der Kamps hat in einem Punkte Klarheit geschaffen ; er hat gezeigt, daß in der Weinkrise daS Ministerium nicht zu stürzen ist, wenn nicht neue, aufsehenerregende Zwischenfälle zu verzeichnen sind. Frankreich ist zwar nicht mit allem einverstanden, waS daS Ministerium gegenüber der Winzerbeweguna getan hat. Der anfänglichen Gleich gültigkeit, der Schroffheit bei der Verwendung deS Militär-, den Berhaftungen Ferroul» und der Au-schußmitglieder von ArgelierS wird nicht allenthalben beigrpflichtet. Aber gerade da, wo die Gegner Clemenceau- mit ihren Hauptangriffen einsetzen, ist man mit dem Ministerpräsidenten einverstanden; die offene Auflehnung gegen die Staatshoheit, der Versuch, mit Steuerverweigerung, Munizipalstrrik und separatistischen Drohungen Regierungsmaßregeln zu erzwingen und ganz Frankreich den Forderungen einiger Departement- gefügig zu machen, durfte unter leinen Umständen geduldet werden, und da die Baueruführer vernünftigen Erwägungen nicht zugänglich waren, mußte ihnen mit Nachdruck gezeigt werden, daß eS der Republik ernst sei. Die Regierung glaubt, daß die notwendige Beruhigung nur durch die militärische Gewalt zu erreichen war; und die große Mehr heit der Deputierten ist von Anfang an der Anschauung gewesen, daß da- Ministerium in der Tat in einer Zwangslage war. Dann ist es aber auch nur folgerichtig, die Straßenkämpfe von Narbonue und Montpellier als nahezu unvermeidlich hinzuuehmeu. Und die Berichte auS Narbonne ergeben, daß die Truppen erst dann von ihren Waffen Gebrauch gemacht haben, als sie durch die Angriffe der Rebellen dazu geradezu genötigt waren. Man kann vielleicht dir Verwendung deS Militär- an sich grundsätzlich für eineu Fehler halten; die Opposition aber hielt sich an da- tatsächliche Auftreten und die angeblichen Ausschreitungen der Soldaten und wollte da durch die Regiexuug zu Falle bringen. DaS ist ihr nicht gelungen und wird ihr auch weiterhin kau» gelingen; denn die Mehrheit für Clemenceau, die ja freilich zufammengeschmolzen ist, wird nichts destoweniger auch weiterhin auf dem Standpunkte beharren, daß die Regierung nicht ander- handeln konnte, und daß eS gefahrvoll wäre, ein Ministerium zu stürzen, da- alle Kraft anweudeu muß, um eine keineswegs unbedenkliche revolutionäre Bewegung niederzuzwingen. Daneben wird man sich in den Sympathien für die Wein bauern selbst nicht irre machen lassen durch die Missetaten und Ver irrungen ihrer Führer. DaS neue Weingesetz ist beraten, und Re gierung und Parlament werden alle- gutheißeu und bewilligen, was weiterhin vorgrschlagen und gefordert wird, um dem Süden zu helfen. Natürlich müssen sich solche Anträge iu den Grenzen des Erreichbaren hallen und dürfe» nicht die Interessen aller übrigen Departements dem Souderbunde von Argelier» opfern. Die Winzer werden auch erkennen lernen, daß ihnen die Regierung nicht in allen wirtschaftlichen Notlagen sofort helfen muß und bei allem guten Willen auch nicht helfen kann. Sie dürfen nicht vergeffen, daß sie nicht ganz schuldlos sind an ihrem Unglücke und daß es ihnen bester gehen wird, wenn sie selbst manches anders und praktischer machen, al» sie eS bisher getan haben. Jedenfalls haben sie mit ihrer Revolte wohl das schlechteste Mittel angewandt, um den Weinbau gewinnbringender zu machen Vorläufig scheint im Herault- und Andedepartement noch die Partei hartnäckigsten Widerstands zu herrschen; hoffentlich siegt aber die bessere Einsicht, so daß der Süden bis zum ParlamentSschluste als wirklich beruhigt angesehen werden kann. Deutsches Reich. Tas Kaiserpaar. (W. T. B.) Travemünde, 1. Juli Die Abreise Ihrer Majestäten de» Kaiser» und der Kaiserin von Kiel nach Kopenhagen er folgt morgen auf der „Hohenzollern". Im Gefolge der Kaiserin befinden sich die Lberhofmeisterin Gräfin v. Brockdorff, die Hofstaattdame Frl v Gersdorff, der Vize-Ober zeremonien meister v. d Knesebeck und Kammerherr v Winterfeld; im Ge folge des Kaiser« sind Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg, Generaladjutant General der Infanterie v. Pleffen, die Flügel adjutanten Oberst Lauenstein und Kapitän v. Rebeur-Paschwitz, der Leibarzt vr. Jlberg, der Stellvertreter de« Ches« de« Zivilkabinett« Geh Rat v Eisenhardt-Rothe, der Chef de« Militärkabinetts General der Infanterie Graf v. Hülsen-Häseler, der Chef deS Marinrkabinett« Konteradmiral v Müller, al« Vertreter des Auswärtigen Amte« der Gesandte Frhr v. Jenisch; den Prinzen Adalbert begleitet Kapitänleutnant v. Harthausen (Teilweise wiederholt ) Kiel, 1. Juli. Die Kaiscrjacht „Hohenzollern" ist mit den Begleitschiffen mittag« f^1 Uhr unter dem Salut der Fort« und der hier anwesenden Kriegsschiffe in den hiesigen Hafen eingelaufen Bundesrat. Berlin, 1. Juli In der letzten, unter dem Vorsitze de« Staatssekretär« de« Innern l)r. v. Bechmann-Hollweg ab- gehaltenen Plenarsitzung de« Bundesrat» wurde der Antrag Preußen», beirr (find den Entwurf eine« Gesetzt« über die Änderung de« Börsengesetze«, den zuständigen Ausschüßen über wiesen. Dem Aucstchußberichte wegen Änderung der Branntwein- steuer-AuSführungSbrstimmungen wurde zugestrmmt Schließlich faßte die Versammlung über die Vorlage, betreffend die Her stellung einer weinbaufteien Zone bei Metz, sowie über mehrere Eingaben Beschluß Der Deutsche Botschafter für die Bereinigten Ltaaten von Amerika. (W T. B) Bremen, 2 Juli. Der Deutsche Bot schafter in Washington, Frhr. Speck v Sternburg, hat heute mlt dem Dampfer „Kronprinz Wilhelm" die Rückreise nach den Vereinigten Staaten an getreten. Zur Frage der weiblichen Armenpflege in Hamburg. Die Frage der weiblichen Armenpflege ist zurzeit von Senat und Bürgerschaft in Hamburg behandelt worden Die Petition der Frauen auf unbeschränkte Berufung beider Ge schlechter zu den Armenkommissionen, die auch durch einen Antrag der sozialdemokratischen Fraktion gefordert und durch mehrere konservative Abgeordnete befürwortet wurde, wurde vom Senate gänzlich verworfen, von der Bürgerschaft aber dahin modifiziert, daß Frauen zu den Armenkommissionen zugelaffen werden sollen, wenn sich eine Dreiviertel-Mehrheit der männ lichen Armenpfleger dafür erklärt. (Tag) verband Thüringer ISewerbevereine. (B. T) Berlin, 2. Juli Der in Eisenach tagende Verband Thüringer Gewerbevereine lehnte den Beitritt zur MittelstandSvereinigung ab, um sich von der Politik fernzu halten Koloniales. * Prozeß Peter«. München, I. Juli. An dem heutigen fünften Verhandlungstag macht die Witwe des früheren Kolonialdirektor« Kayser, die heute als Zeugin erschienen war, Angaben über den Besuch des Abgeortmeten vr Arendt am Krar kenbett ihre« Manne«, wobei letzterer gesagt habe: „Ver laffen Sie augenblicklich mein Zimmer!" Auch Tagebuchblätter de« Direktors Kayser besagen, daß er Arendt beim ersten Be such, den ihm dieser in seiner Wohnung machte, abwie« und die Verhandlungen erst später in der Kolonialabteilung weiter geführt wurden Spätere Briefe des Direktors Kayser an einen Onkel sprechen in schärfster Form von fortdauernden An griffen Arendts gegen Kayser. Frau Kayser sagte ferner au», auch nach dem Tode ihre» Manne« hätten die Angriffe Arendt« nicht aufgehört Arendt habe auch ihr, der Zeugm, mit Ent- Hüllungen über ihren Mann gedroht. Eine Pflegetochter Eugen Wolf«, die Lehrerin Brunnstein au« München, die mehreremal bei v Wißmann zu Gaste gewesen ist, bekundet, daß Hr v. Wißmann jedetmal in Erregung geraten sei, wenn da« Gespräch auf vr. Peter« gekommen sei Einmal habe er die Wendung gebraucht „Peter«, der Lump". Eugen Wolf bestätigt diese Äußerung vr. Peter« erklärt darauf, v. Wißmann habe ihm gegenüber Eugen Wolf al« ein ganz kolossale« Rindvieh bezeichnet Zeuge Major v Lengerke ist beim Diner beim Grafen Hutten-Czap«ki in Cassel anwesend gewesen. Er sagt au«, vr. Peters habe damal« von feiner Zeit am Kilimandscharo und auch von den beiden Hinrichtungen gesprochen. Niemand hab« Anstoß an den Schilderungen vr Peter»' genommen Alle Offiziere seien direkt vom Diner zum Vortrag de» vr. Peter» geganaen Major v Donath bleibt dabei, daß er wenigstens den V rg nicht gehört habe und sagt ferner aus, neben ein^ » Zuchthäusler in Ratibor sei Peter» der schwerste Verbrecher, der ihm in seinem Leben begegnet sei. Der Vorsitzende rügt diese Äußerung unter dem Beifall de» Audi torium». Peter» erklärt, Major v Donath werde wegen dieser Äußerung von ihln vor Gericht gezogen werden Maior v Tiede mann, der einzige weiße Begleiter von Peters auf der Emin Pascha-Expedition, sagt au», daß auf dieser Expedition keine Grausamkeiten vorgekommen seien Peter» sei gewiß ein sehr sinnlicher Mensch, aber diese Sinnlichkeit halte sich in gesunden Grenzen Die gegenteiligen Vorwürfe seien ganz unbegründet, Peters sei ein ausgesprochener Tierfreund, dem alle» ferner liege al» Tierquälerei Daß Eugen Wolf den Hinwei» auf Krupp eingeflochten habe, sei eine Infamie sondergleichen Peter» sei bei allen Schwarzen al» strenger aber guter Herr bekannt ge- wesm, er habe eine reizende Art gehabt, mit den Schwarzen umruaehen Während der ganzen Emin Pascha-Expedition sei kein Menschenleben vernichtet worden, außer in ehrlichem Kampf und beim Ertappen von Liehdieben In den Gesprächen zwischen Peters und ihm sei von erotischen Dingen niemals die Rede gewesen Mittaa» 12 Uhr beginnt da» Plaidoyer de» Rechtsanwalt» vr. Rosenthal, der darlegt, daß die Di»;iplinar- urteile gegen Peter» auf falschen Feststellungen beruhten Aber selbst wenn sie richtig wären, wären die weitergehenden Angriffe der „Münchner Post" doch nicht begründet. Nach einer längeren Kritik der Di»ziplinarurteile schildert vr. Rosenthal die Vor gänge am Kilimandscharo, wie sie sich nach den Aussagen von Peter» und der in der Verhandlung vernommenen Zeugen ab gespielt haben. Sodann wird da» Plaidoyer durch die Mittag»- pause unterbrochen. Nachmittag« setzt Rechtsanwalt vr. Rosenthal sein Plaidoyer fort. Er führt au», daß da» Di»ziplmargnicht die Prügel strafe, die falsche Berichterstattung und da» Vorgehen gegen den Häuptling Malawi« falsch beurteilt hab«: Peter» sei bei den Negern geachtet gewesen Wißmann habe seinerzeit erklärt, er würbe in der gleichen Lage ebenso wie Peter« gehandelt haben; daß er dann in Augenblicksgesprächen auch einmal ab-