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Dresdner W Amrnal. Mniglich Sächsischer Staatsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 139. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Do enges in Dresden. <r Dienstag, den 18. Juni 1997. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwtngerftraße 20, sowie durch die Poft im Deutschen Reiche S Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der S mal gejpalt. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum aus 3 mal gesp. Textseite im amtl. Teile SO Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Ämtlichcr Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Austritt des Bibliothekars bei der König!. öffentlichen Bibliothek Prof. vr. Häbler aus dem König!. Tächs. Staats dienste zu genehmigen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, der Haustochter Elsa Frieda Weise in Zöblitz für die von ihr am 15. Februar nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Er rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in einem kleinen Teiche auf Zöblitzer Flur die bronzene Lebensrettungs medaille zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Hausmann Max Eugen Winkler in Wiesa für die von ihm am 6. April nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Zschopau die bronzene Lebensrettungsmedaille zu verleihen. Herr Bezirksarzt I>r. Petzholdt in Großenhain ist vom 6. bis 51. Juli und vom .'3. September bis 2. Oktober dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Urlaube durch Herrn Bezirksarzt Medizinalrat vr. Vrler in Meißen vertreten. 311VII Dresden, den 12. Juni 1907. Königliche Kreiöhauptmanufchaft. 4913 Ep»e»»«»gt», Berseynnge«re.im öffentliche» Dienste. Im «eschäftsberetche der Gcneraldirektion der Köntgl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Der seitherige Bibliotheksassistent KustoS vr. Richter ist zum Bibliothekar er nannt worden. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums deS Inner«. Heil-, Pfleg-, Erziehung--, Straf- und Korrektions- anstalten.) Befördert: Pflegerin Sieling in Colditz zur Wasch vorgesetzten in der Stellung einer Lberpflegerin. — Angestellt: HilfSarzt vr. Peuckert am Krankenstift Zwickau als Anstaltsarzt, Oberleutnant a. D. Daubenkropf als Jnspektionsassistent in Bautzen, Mil -Anw Vizefeldwebel Eberl als Expedient in Chemnitz-Altendorf, Pfleger Lindner in Hubertusburg als Lberpfleger, die Mil.-Anw. Vizefeldwebel Bemmann und Mühlberg als Aufseher in Waldheim — Pensioniert: Sekretär Weißbach in Untergöltzsch, Lberpfleger Zimmermann in Colditz und Aufseherin Fiedler in Grünhain. Im «eschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Die 4 ständige Lehrerstelle in Friedrichsgrün. Kollalor: Die oberste Schul behörde Außer 200 M Wohnungsgeld sür verheirateten, >20 M. für unverheirateten Lehrer, 1200 M. Grundgehalt, 100 M. unwider rufliche Zulage und 25 M für Vertretung des KirchschullehrerS. Neben den gesetzlichen Alterszulagen zwei unwiderrufliche Stellen zulagen von je 100 M., und zwar nach vollendetem 40. und voll endetem 55. Lebensjahre Außerdem würde die Frau, falls sie dazu befähigt ist, noch 75 M. für Nadelarbeitsunterricht erhallen. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher, auch der musikalischen Prüfungs- und der Amtssührungszeugnisse, sowie eines Militärdienstnachweises bi» 3. Juli bei dem König! Bezirksschulinspektor für Zwickau II, vr. Scherfig, einzureichen (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche» Hofe. Dresden, 18 Juni. Se Majestät der König besuchte heute mittag aus der Rückkehr von Zeithain Allerhöchstsein 1 Husarenregimcnt „König Albert" Nr 18 in Großenhain und nahm um 1 Uhr am Essen des Offizierskorps des Regiments teil. Die Rückkehr nach Wachwitz erfolgt nach- miltaas Nächsten Donnerstag 8 Uhr 8 Min. vormittag« wird Se Majestät der König nach Detmold reisen, um dem Fürstlich Lippcschen Hofe' einen Besuch abzustatten Die Rück kehr von dort wird Freitag abend erfolgen. AuS Salzschlirf hören wir, daß Ihre Majestät die Königin-Witwe Sich sehr wohl befindet Am Montaa, den 17. d. M waren Oberstleutnant Frhr v Oer nebst Gemahlin und Töchtern au« Fulda zur Tafel geladen Für heute Dienstag, den 18. d M , sind der Sanitätsrat Vr. Gemme! und der Kurdirektor Oberleutnant a D Haeseler zum Souper und für Donnerstag, den 20 d M, Baron v Riedesel- Erienach zur Tafel mit Einladungen ausgezeichnet worden Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. -- Die BeznkSschulinspektion Dresden I nimmt Veranlassung, hinsichtlich der religiösen Erziehung der in gemischten Ehen geborenen Kinder, die in Sachsen staatsangehöug sind, auf folgende, nach den bisherigen Erfahrungen mehrfach nicht beachtete gesetzliche Vorschrift besonders ausmerk'am zu machen Eheliche Kmder, deren Vater dem evangelischen, deren Mutter aber dem katholischen oder dem deutsch-kachollschen Glaubens bekenntnisse, desgleichen Kinder, deren Vater dem karholifchen oder deutsch-katholischen und deren Mutter dem evangelischen Glaubensbekenntnisse zugetan ist, sind in dem Bekenntnisse des Vaters zu erziehen. Abweichung davon ist nur dann zulässig, wenn die Eltern vor erfülltem 6 Lebensjahre der betreuenden Kinder an Gerichtsstelle und ohne Beisein anderer Personen eine Übereinkunft vor dem Richter dahin zu Protokoll ab geschlossen haben, daß ihre Kinder oder eines oder das andere von diesen in dem Bekenntnisse der Mutter erzogen werden sollen Aus die religiöse Erziehung von Kindern, die zur Zeit einer solchen Vereinbarung bereits das 6 Lebensjahr erfüllt haben, bleibt jedoch der Abschluß der letzteren ohne Einfluß -- Wie vom Vorstande der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenfchast mitgeteilt worden ist, ereignen sich beim Obst pflücken auf Straßenbäumen noch sehr viele Unfälle, die in der Hauptsache auf Nichtbesolgung de: Unfallverhütungs- Vorschriften zurückzusühren sind Nach jenen von der Berufs genossenschaft erlassenen Vorschriften dürfen zum Abernten der Baumfrüchte nur solche Leitern verwendet werben, die in gutem und brauchbarem Zustand« sich befinden und am Fuße mit eisernen Spitzen beschlagen sind; jede Leiter ist nach dem An legen sofort mit wenigstens zwei, auch mit eisernen Spitzen beschlagenen Steifen von entsprechender Länge zu stützen Den Betriebsunlernehmern und Pächtern von Lbslnutzungen wird die genaueste Einhaltung der Unsallverhütungsvorschriften an empfohlen, da sie gegebenenfalls für entstehende Schäden selbst haftbar gemacht werden können. Außerdem ist ihnen zur Pflicht gemacht, die beim Obstpflücken beschäftigten Arbeiter über jene Unsallverhütungsoorschristen zu belehren und zur strengsten Be folgung anzuhalten ZeituugSscha». Von unterrichteter Seite geht der Wiener „Politischen Korrespondenz" folgende Darstellung der gegenwärtigen Lage in Persien zu. Über die natürlichen Schwierigkeiten, mit denen Persien bei seiner Umwandlung aus einem patriarchalisch regierten in einen konstitutionellen Staat zu kämpfen bat, Henschen im Auslande über triebene Auffassungen Tie Schuld daran ist wohl hauptsächlich einer mit dem modernen Fehler der Hast behafteten Berichterstattung zuzuschreiben, die ,edes der Gerüchte, wie sie besonders in orientalischen Staaten häufig und rasch entstehen und mitunter recht phantastische Formen annebmen, ohne deren Bestätigung abzuwarlen, der Welt als Tatsachen übermittelt. Man liest von Revolutionen, die in Wahrheit nichts als vorübergehende Cfiervcszenzen völlig unblutigen Charakters waren, wie sie im Oriente zu den traditionellen Er scheinungen gehören, raich entstehen und ein außerordentlich leb haftes Ansehen gewinnen, um ebenso rasch und ohne Hinterlassung einer tieferen Spur zu vergehen. Man kann in voller Überein stimmung mit der Wahrheit sagen, daß die Umwandlung Ler SlaaiS- form Persiens im Lande selbst durch keinen Tropfen vergossenen Blutes befleckt ist. Auch die Erhebungen in Täbris, obwohl von Toten und Verwundeten gemeldet wurde, machten von dieser Regel keine Ausnahme ES finden bald da, bald dorr Aufläufe statt, cs werden Basare geschlossen :c.; Gewaltakte sind aber nirgends zu verzeichnen und, was festgebalten zu weiden verdient, keinem Fremden wurde ein Haar gekrümmt. Die Geister sind erregt, man politisiert und demonstriert, man streitet und schlägt Lärm, dabei geht aber die Weilereniwickelung Persiens zum konstitutionellen StaalSwesen ruhig und ungestört ihren ununterbrochenen Weg Die ÜbergangSschwierigkeiten sind also zahlreich und nicht unbeträcht lich, aber durchaus natürliche und weit entsernl von bedrohlichem Charakter. WaS Persien im letzten Jahre unter der Amtsführung des letzten und des gegenwärtigen GroßwesirS an legislativer und organisatorischer Arbeit aufzuweisen hat, bildet eine Summe von Leistungen, für die andere Staaten in gleichem Entwickclung-stadium fünf und zehn Jahre gebraucht haben Nebenbei gejagt, entspricht die Bezeichnung .Großwesir' nur noch einer jahrhundertealten Tradition In Wahrheit ist aber seine nach oben und unten ver antwortliche Stellung vollständig diejenige eines Ministerpräsidenten in anderen, parlamentarisch regierten Ländern und unterscheidet sich von einer solchen weder durch größere, noch durch geringere Macht befugnisse Dem Parlamente verantwortlich wie er sind auch die übrigen Minister, deren Zabl von fünfzehn auf acht reduziert wurde, und die alle an feste, für jedes der Ministerien durch eigene Kom missionen ausgcardeitrte, vom Parlamente genehmigte und vom Schah sanktionierte Lrganisationsstatute gebunden sind Große legislative Arbeiten zur Festlegung der Kompetenzen zwischen Krone und Parlament, zur Normierung der Grundrechte der Staatsbürger:c sind teils schon beendet, teils im Zug« ES ist wohl nur natürlich, daß sich derlei nicht ohne Aus regungen, Reibungen und Konflikte vollzieht; es vollzieht sich aber unaufhaltsam ohne nachhaltige Störungen des ElnvernehmenS und ohne Unterbrechungen der normalen StaatSsunklion. Persien befindet sich somit in einer Evolution fast »hne Beispiel; von Revolution > aber ist e- so weil entfernt wie irgend eiu anderer der konstitutio-1 nellen Staaten, in denen um die Rechtskreise der gesetzgebenden Faktoren und um den politischen Einfluß von Ständen und Be völkerungsklassen gekämpft wird. Noch sei angeführt, daß die Geis! lichkeit in Persien die Führung der konstitutionellen Bewegung über nommen Hal und an deren Spitze stehl. Selbstverständlich fehlt es aber auch in Persien nicht an heftig widerstrebenden und an rcak tionssüchtigen Elementen Was durch gleiche Verteilung der Steuer last und durch Bleichheit vor dem Gesetze sich in alten Privilegien gestört oder bedroht sieht, eilt in ihre Reihen Persiens finanzielle Lage ist allerdings in die'cm Augenblicke eine recht schwierige Tie Beseitigung eines seil Jahren chronischen Defizits im Staatshaushalte bildet eines der wichtigsten Probleme, um deren Lösung fich jetzt die StaarSkunft in Persien bemüht. Es sei aber sestgestellt, daß die persische Staatsschuld 100 Mill Frcs. kaum übersteigt und daß das Land ein gesegnetes, über reiche Ein- nahmeauellen verfügendes ist, so daß sein finanzielles Leiben in wenigen Jahren wohl gänzlich überwunden sein wird In der Prälendentenbewegung liegt keinerlei Gefahr. Ter von seinem Posten als Generalgouverneur von Arabistan abberufene Prinz Salar ed Tauleh, der von je im Ruse einer exzentrischen, schwer be rechenbaren Natur staud, ist nicht populär und verfügt wohl über Söldlinge, nicht aber über Anhang. Tie Weltgeschichte wird dieie Bewegung zweifellos als kurze Episode und als zufällige Neben erscheinung der großen Umgestaltung Persiens verzeichnen, die durch sie weder beirrt oder aufgehaften werden konnte Deutsches Reich. Ter Kaiser. (W. T. B) BrunSbüttelkoog, 17 Juni. Se Majestät der Kaiser hörte heute vormittag den Vortrag des EhesS des MarmekabinettS, Konteradmirals v Mueller Zur Frühstücks tafel an Bord waren geladen Vireadmiral v Eiiendecher und Kapitän a. D v der Osten Tas Wetter lft stürmisch und regnerisch Zahlreiche Rennjachten find hier eingelroffen — Se Majestät der Kaiser nahm heute nachmittag mit den Herren des Gefolge« den Tee auf der Jacht „Meteor" Verlängerung Ves deutsch-spanischen Handcls- abkommens. Berlin, 17 Juni. Tie „Nordd Allgemeine Zeitung" bringt folgende Notiz: Tas durch Notenwechsel vom 12 Fe bruar 1899 getroffene Abkommen über die deutsch-spanischen Handelsbeziehungen (ReichSgesetzblatt, 1899, S 335), da« in folge unserer Kündigung mit dem 30 Juni d I außer Kraft treten sollte, ist durch Notenwechsel zwischen dem Kaiser! Bot schafter in Madrid und dem spanischen Minister des flußern bis aus weiteres verlängert worden Ausland. Für Deutschlanvreisc vcr englischen Journalisten. (W T B) London, 17. Juni. „Daily Telegraph" kommt nochmals auf den Besuch der englischen Journalisten :n Deutschland zurück und sagt: Von allen Seiten, dem Kaiser an der Spitze, wurde den Mitgliedern der englischen Presse eine überaus hochherzige Bewillkommnung zuteil: die Freundschaft?- bekundung war ohnegleichen Alles dieses zeigte, daß die Masse der Bevölkerung de: beiden Reiche vom Gefühle gegen seitiger Freundschaft beseelt ist, und daß die Unruhestifter "aus beiden Seiten nicht die wahre Gesinnung ihrer Nation dar- stcllen, daß vielmehr kein Grund besteht, weshalb nicht Eng land und Deutschland in der Zukunft sest befreundet bleiben sollten, wie es in der Vergangenheit der Fall war Es mögen Fragen auftauchen, wo die beiderseitigen Interessen einander entgegenstehen Diese Angelegenheiten mögen Gegen stand der Erörterung, der Kritik, der Verhandlung sein, aber keine Fragen können gegenwärtig den Vergleich aushalten m.t den andauernden und unvergleichlich größeren Interessen beider Nationen an der Erhaltung des Friedens und Entgegen kommens Diejenigen englischen Blätter, die mit keinem An spruch aus sachkundige Information die öffentliche Meinung Englands gegen Deutschland durch systematische Erdichtungen und falsche Darstellungen aufzustachel» suchten, sind Vergifter de« Brunnens der Erkenntnis Für uns sind die Ideen von Kombinationen und machiavellistischen Anschlägen zur Iso lierung Deutschlands und von verbrecherischen Plänen, die deutsche Flotte zu vernichten, lächerlich Es ist zum Segen der Zivilisation, daß inmitten Europas ein auf fester Grundlage aufgebautcr, mächtiger, dem Fortschritt gewidmeter Staat besteht Die Freundschaftskundgebung, deren Zeugen wir gewesen sind, erhöht das Maß dcs freundschaftlichen Gefühls rn den zwei verwandten mächtigen Reichen und gibt dem ehrenhaften Jour- ralismus eine Würde, wie sic nie zuvor anerkannt worden ist Es wäre zu viel gehofft, wenn man glaubte, daß die Kund gebung diejenigen sich zu Herzen nehmen würden, gegen deren Umtriebe sie gerichtet war, alur niemals hat eine Verurteilung eine so praktische unzweideutige Form erhalten Zweite Haager Friedenskonferenz. (W. T. B.) Haag, 17. Juni. Dre nächste Plenarsitzung der Friedens konferenz wird am Mittvoch um 3 Uhr nachmittag« beginnen