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Dresdner Journal : 05.12.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190612053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19061205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19061205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-12
- Tag 1906-12-05
-
Monat
1906-12
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 05.12.1906
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zur ehrenwörtlich braunschweigischen Landtage verlangten Verzicht des Herzog» und seines ältesten Sohnes, de« Prinzen Georg Wilhelm, be stehen wird; dies sei der einfache, klare RechtSzustand Auf einen VerzichtSauSspruch seitens des Herzogs und seines ältesten Sohnes auf Hannover innerhalb der ihm gestellten Frist sei somit nicht zu rechnen Der Herzog sehe der Entscheidung de« Bundesrats mit größtem Vertrauen entgegen. Im übrigen aber sei die Situation seit dem 23. Oktober unverändert Arbeit erzogen werden. Die Vorlagen gehen darauf an die Budgetkommission Morgen: Polen Interpellationen. Schluß gegen ^7 Uhr. zu vernehmen, ob e» richtig ist, daß seine kanzler war verpflichtet, hier zu erscheinen und erscheint jetzt als der einzig Schuldige In Sachen des Geh. LegationSratS Hellwig bitte ich den Kolonialdireklor, Hellwig ehrenwörtltch Pensionierung von vr. Arendt und Hrn v. Kardorff veranlaßt wurde. Bezüglich des Grasen Arnim nehme ich die Beschuldigung mit Bedauern zurück, da ich jetzt ander- unterrichtet worden bin. Damit wird die Sache vertragswidrigen Verhalten de« Kautionssteller« und in einer im voraus nicht zu bestimmenden Höhe entstehen, z B bei Pfandleistungen auf Grund der allgemeinen Vertragsbedingungen für die Vergebung von Leistungen und Lieferungen, für die Erfüllung von Verträgen über den Verkauf von Grundstücken, über den Abbruch von Gebäulichkeiten rc, sollen die Schuld verschreibungen, die von dem Deutschen Reiche oder von einem deutschen Bundesstaat ausgestellt sind, fortan zum Nennwert und, wenn der Kurswert höher ist, zum Kurs wert angenommen werden. Eine nachträgliche Ergänzung der Pfandbestellung wegen eine« Kursrückgang« der hinterlegten Reichs- und StaatSpapiere darf nur mit Genehmigung des R P A gefordert werden. In den Fällen der Kredit gewährung durch die Reichspost- und Telegraphenverwaltung, z. B bei Stundung von Telegrammgebühren oder bei Post anweisungs-Einzahlungen durch Girollbertragung, sind Reichs und StaatSpapiere nur zum Kurswerte bis zum Nennwert an zunehmen. selbst aber nicht geändert. Pöplau entließ man, weil er zuviel wußte. Redner behauptet dann, daß die Taten de» Ober leutnants Dominik in Kamerun seit einer Reihe von Jahren dem Kolonialamte bekannt waren, ohne daß etwa» geschehen wäre, Dominik zur Verantwortung zu ziehen Er frage den Kolonial direktor, ob nicht dieser Fall eine große Rolle in den Akten deS Amte- spiele, — der Kolonialdirektor schweige — daS sei auch eine Antwort. (Beifall bei den Sozialdemokraten ) Der Reichskanzler habe nicht daS geringste in diesem Falle getan, da» müsse man ein unerhörtes Benehmen nennen. (Beifall) Redner geht dann noch- Bom Reichstage. Sitzung vom 4. Dezember 180«. Am Tische de» BundrSratS Fürst Bülow, Staatssekretär* Frhr. v Stengel, v. Tschtrschky und Bvgendorsf, Kolonial' direktor Dernburg Die Beratung deS Nachtrag-etat- für Südwestasrtka wird fortgesetzt. Präsident Gras Ballrstrem erklärt zunächst, eS sei ihm bei der Besetzung und der Unruhe deS Hauses gestern nicht möglich gewesen, die Rede deS Abg. Roeren in allen Einzelheiten zu verfolgen. AuS jritungSberichlen und dem Stenogramm habe er mehrere Ausdrücke gefunden, die nicht der Ordnung des HauseS entsprächen. Dazu ge hörten die Vorwürfe wegen plumper und roher Beleidigung. Wegen des Ausdruck- Börsenjobber rufe er den Abg. Roeren nachträglich zur Ordnung. Bor Eintritt in die Tagesordnung erklärt der Abg. Roeren (Z), daß er die gestrigen Ausführungen über Wistuba und dieTogo- mtssion in seinem eigenen Namen gemacht habe (Hört, hörtl), ohne auch nur seine Fraktion in Kenntnis zu fetzen. Deshalb trage er die Verantwortung hierfür allein; er habe die Verhandlungen lediglich auf Wunsch der Mission zur Herbeiführung der friedlichen Lösung, die von der Mission gewünscht werde, geführt. Darauf wird in die Tagesordnung eingetreten. Reichskanzler Fürst Bülow erklärt: Durch eine Sitzung des preu ßischen Staatsministeriums und anderweitigeAmtSgeschäste war ich ver hindert, der letzten Sitzung beizuwohnen. Daher habe ich erst durch die Morgenblälter Kenntnis von der gestrigen Auseinandersetzung zwischen dem Kolonialdirektor und dem Abg. Roeren erlangt. Ich will keinen Zweifel darüber lasten, daß ich die Haltung deS Kolonial direktors, insbesondere seine Verteidigung gegen die grundlosen An- griffe der Beamten und feine Abwehr ungerechtfertigter Pressionen durchaus und nachdrücklichst billige (Vielseitiges, andauerndes Bravo I) Die Offenheit, mit welcher der Kolonialdirektor die Verteidigung führte, ist lediglich die Konsequenz der von mir erteilten generellen Instruktion, nichts zu vertuschen, und unnach sichtig und unparteiisch die Verfehlungen der Beamten zu verfolgen. Ich hätte gewünscht, daß der Aba. Roeren weniger dem Beispiele deS Abg Bebel und mehr dem seines Fraktivnskollegen Erzberger gefolgt wäre. (Heiterkeit, Lachen linkst, und nicht Fälle zur Sprache gebracht hätte, worüber teilweise noch die Untersuchung im Gange ist. Eine Klarstellung wird rücksichtslos nach allen Seiten hin erfolgen. Die Klarstellung wird nicht vor einzelnen Abgeordneten Halt machen, die auf Grund eines einseitigen Materials unschuldige Beamte an klagen und Schuldige in Schutz nehmen. Ich habe einen zwei maligen Wechsel in der Leitung der Kolonialabteilung vorgenommen, jetzt ist eine gründliche Reorganisation der Kolonialverwaltung im Gange. Ich richte nun nochmals an daS hohe Hau- die Bitte, mit gutem Willen, mit Klarheit und Festigkeit das begonnene Werk der Reorganisation unserer Kolonien nicht dadurch zu hemmen, daß immer wieder alte Fehler der Vergangenheit zur Sprache gebracht werden. Auf feiten der Verbündeten Regierungen ist der feste Wille vorhanden, die vorgefallenen Verfehlungen unnachsichtlich zu ahnden und die vorhandenen Mißstände rücksichtslos zu beseitigen Helsen Sie aber auch, unsere Kolonien einer besseren Zukunft entgegenzu fahren und sie fruchtbringend zu gestalten für daS deutsche Volk (Beifall) Abg Werner (Dtsche Rsp.) spricht unter großer Unruhe des HauseS dem Kolonialdirektor Dernburg Tank auS für die bisherige Führung deS Amtes und dem Abg. Erzberger für die Haltung be züglich der Auslieferung deS Materials. Seine Fraktion werde stets für eine gesunde Kolonialwirtschaft eintreten. Abg. vr. Müller-Meiningen (frs. Bp.) dankt dem Präsidenten und dem Bmeaudirektor für daS taktvolle und würdige Verhalten gegenüber der preußischen Polizei und den Gerichtsbehörden. (Leb hafter Beifall.) Leider sei das Haus nicht ganz rein geblieben. Redner hofft, daß diese privaten Gastrollen hrer im Reichstag aus hören. (Sehr gut.) Er habe noch nie so verlegene Gesichter aus der BundesratSbank gesehen wie gestern Ein Mann, der hier seine Meinung sage, und bereit sei, aus dem Verhalten alle Konsequenzen zu ziehen, fei bisher im BundeSrat noch nicht dagewesen. (Große Heiterkeit.) Die Begnadigung von vr. PeterS zeige, welch' tiefe Kluft der Anschauungen zwischen den Negierenden und der großen Masse bestehen. (Lachen rechts.) Den Nutzen von einer solch' un klaren Politik ziehe nur die Sozialdemokratie. Alle Parteien hätten daS dringendste Interesse daran, über die merkwürdigen Protokolle Aufklärung zu bekommen. Gottlob sei der Reichskanzler heute hier. (Heiterkeit.) Erfreulich sei es, daß der Reichskanzler mit dem tapferen Vorgehen des Kolonialdirektors sich vollkommen identifi zierte. Die politischen Folgen der ganzen Angelegenheit könne man noch nicht übersehen Nach der Erklärung deS Abg. Roeren scheine aber eine wesentliche politische Bedeutung der gestrigen Debatte nicht zu bestehen. Dem Wunsche des Reichskanzlers, die Vergangen heit zuzudecken, könne man nicht folgen, wenn dem Kolonialdirektor auch klar werden sollte: Direktor werden ist nicht schwer, Direktor sein dagegen sehr. (Große Heiterkeit.) Seine, des Redners Freunde würden keinen Pfennig für die Kolonien mehr bewilligen, wenn die Mißstände und die Mißwirtschaft fortgesetzt werden sollten. Wenn Dernburg auch ferner gegen jede Nebenregierung Stellung nehme, so werde er der Unterstützung der Mehrheit de- Hauses sicher bleiben. Den Wert des MifsionSwerks erkenne auch deS Redneis Partei an, sie wolle aber, daß das Christentum ohne staat lichen Zwang und ohne Staatsunterstützung sich auSdehnen möge. Zu einer Untersuchung der Fälle, wie sie hier vorgetragen worden wären, sollte eine gemischte parlamentarische Kommission eingesetzt werden, die gleichzeitig die Rechtsverhältnisse, die jetzt jeder Be schreibung spotten, in unseren Kolonien zu studieren habe. Die An wendung der Prügelstrafe in den Kolonien ohne Recht und Urteil sei skandalös. Daß der Kolonialdirektor sich so warm seiner Beamten angenommen habe, sei im ganzen erfreulich; doch sei nicht zu be streiten, daß in der Erbschaft, die er antrat, auch in der Wilhelm- straße, nicht nur draußen in Afrika, sehr vieles schlecht war. Be dauerlich sei, daß der Reichskanzler seit Jahren wußte, was für eine Wirtschaft in der Kolonialverwaltung bestand und trotzdem nichts getan habe WaS bleibe von der Ministerverantwortlichkeit deS Reichskanzlers übrig, wenn er sich in die einzelnen RessortS nicht einmtsche. Ein Kolonialdirektor, der eine Politik treibe, wodurch auch auf die Eingeborenen Rücksicht genommen werde, werde auch die Unterstützung seiner, deS Redners, Partei finden. (Beifall) Abg Bebel (Soz) führt au», er habe keinen Anlaß, in daS Duell Dernburg-Roeren sich einzumischen. Bon den vorgebrachten Kolonialskandalen und Greueltaten sei nicht eine zurückgenommen oder richtiggestellt wotden. Der Abg. Roeren habe sich eine große Leisetreterei zuschulden kommen lassen, indem er nur einen Teil seine» Material» vortrug. Bebel fährt wörtlich fort: Wenn ich auch kein besonderer Missionsfreund bin, so halte ich die Missionen doch für die erste Stelle, die gegen die Mißstände beizeiten eingreifen kann, da sie zuerst die Übel sehen und erkennen können. Der Reichs mal» auf den Fall Peter» ein und sagt, vr. Arendt, der Peter» ver- leidige, weid«, wenn er an die Lölle glaube, zehntausend Jahre darin sitzen müssen. (Stürmische Heiterkeit.) Diese Herren seien eine saubere Sorte von StaatSstützen. Vizepräsident Graf Stolberg rügt diesen Ausdruck al« un zulässig. («roße Heiterkeit.) Abg Bebel (fortfahrend): vr. Arendt scheine an moral in- aauit^ zu leiden. Oberstleutnant Quade erklärt die Behauptung Bebels, Pöplau habe bereit- 1804 dem Reichskanzler das Material gegen Dominik übersandt, als unrichtig Auf eine Anschuldigung von London aus gegen Dominik habe ihm der Reichskanzler einen Erlaß zustellen laffen, in dem er ihn auffordert, in seiner Kriegführung die Sitten der Kulturvölker zu beobachten. Die Untersuchung ergab, daß ein Befehl zu Verstümmelungen nicht gegeben wurde. Die Grausam keiten wurden vom Feinde begangen, der die Gefangenen verzehrte, wodurch die Schwarzen aus unserer Seite auch zu Grausamkeiten sich hinreiben ließen. Die anderen Vorwürfe sind ein Gegenstand erneuter Untersuchung Abg. Erzberger (Z.) führt auS, er wolle sich weder von dem Abg. Bebel noch von dem Reichskanzler beeinfluffen laffen, dazu sei er ein Zentrumsmann und halte die Mitte. (Heiterkeit) Die Prügelstrafe müsse beseitigt werden; dahin entschieden zu streben, sei die Pflicht deS Reichstags und des Christentums. Bon allen von dem Abg. Roeren vorgebrachten Fällen fei ihm nichts bekannt gewesen, seine Fraktion habe sich mit keiner dieser Sachen beschäftigt Wenn der Kolonialdirektor weiter seine Praxis so wie bisher ver folge, so werde daS Zentrum ihm ihr Material nicht weiter ver trauensvoll aushändigen, sondern alles hier vortragen. Die Peteri- Debatten sollten endlich aufhören; das sei möglich, wenn dem Reichstage das ganze Aktenmaterial vorgelegt werde. Für die Kolonien verlange seine Partei Freiheit der Religion-Übung. Der Fall Hellwig liege so, daß er im Mai 1906 zu ihm (Erzberger) kam und ihm sagte, der Reichskanzler wolle vr. Arendt und v. Kardorff einen Gefallen tun, und habe ihn veranlaßt, sich pensionieren zn lassen. Den Vorwurf wegen seines Vertrauens zu dem Kolonialdirektor könne ihm der Abg Bebel nicht machen, habe er doch selber Vertrauen gepredigt. Das Zentrum sei weder eine prinzipielle Oppositionspartei, noch eine Regierungspartei, sondern eine unabhängige, christliche Volkspartei. Er hoffe, daß eS möglich sein werde, durch die Untersuchungskommission unter der Mitwirkung deS Reichskanzlers eine Besserung des KolonialwesenS zu erzielen (Beifall) Kolonialdirektor Dernburg erklärt, er könne eine Depesche vor legen, wonach Augenzeugen aussagten, daß sie gegen vr. Kersting nichts Belastendes vorbringen können; diese- Ergebnis sei ihm im Interesse seiner Beamten erfreulich. Denjenigen, die Vorwürfe vor bringen wollten, solle daS eine Warnung zur Vorsicht sein. (Beifall recht- ) Die Anschuldigungen gegen Schmidt hätten sich bisher eben falls al- nicht zu Recht bestehend erwiesen. Nicht richtig sei eS, daß er gestern eine politische Rede gehalten habe. Die Politik habe er auS der Kolonialabteilung herausgeworsen. Da- Kolonialgeschäft sei ein kulturelles uud kaufmännisches Geschäft. Er hoffe, daß der Reichstag mit diesem zufrieden sein werde; er werde finden, daß die meisten Anschuldigungen gegen die Beamten haltlos seien. (Beifall.) Abg. v. Kardorff (Rp) führt auS: Man sollte öfters fragen: Was sagt daS Ausland zu diesen ReichstagSverhandlungeu? Die Anschuldigungen des Abg. Bebel gegen meinen Freund vr. PeterS halte ich für ein Unrecht, daher kämpfe ich für ihn. (Zuruf: MörderI) Sie stellen PeterS als Mörder hin, der Begriff «Mord' ist bet Ihnen (zu den Sozialdemokraten) ein verschiedener; die Taten der Revolutionäre in Rußland sind bei Ihnen keine Morde (Sehr gut!), daS sind Heldentaten. Die Fürsorge deS vr. Peters aus Ex peditionen für seine Leute war viel größer als die Stanleys. Wenn Peters Hinrichtungen vollziehen ließ, so wird er sich wohl in einer Not lage befunden habe. Wir müssen für unsere Kolonien sorgen; die Erde ist nicht da für Kannibalen, sondern dafür, daß die Menschen Deutsches Reich. Der Kaiser. (W. T. B.) VreSlau, 4. Dezember. Se. Majestät der Kaiser traf heute mittag 12 Uhr 30 Min. auf dem hiesigen Hauptbahn- Hofe ein und begab Sich sofort im offenen Wagen in die Kaserne de« Leibkürassierregiments. Die Straßen, durch die der Kaiser fuhr, waren von einer dichten Menschenmenge be setzt, die ihm lebhafte Huldigungen bereitete. Breölau, 4. Dezember. Se. Majestät der Kaiser ist 3 Uhr 4 Min. nach Klitschdorf abgereist. Zur Verabschiedung hatten sich auf dem Bahnsteig der kommandierende General de« VI. Armeekorps v. Woyrsch und da« Osfizierkorp« de« Leib- kürassierregimentS eingefundcn. Auf dem ganzen Wege von der Kaserne bis zum Bahnhofe bildeten Truppen Spalier. Klitschdorf, 4. Dezember Se. Majestät der Kaiser ist heute nachmittag 5 Uhr 6 Min hier eingetroffen und vom Fürsten SolmS-Baruth, dessen Sohn und Landrat Rosenstiel empfangen worden. Aus dem ReichShauShattsetat für 1W7. Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht Mitteilungen aus dem ReichShauShaltSctat für 1907. Beim Etat des Reichs justizamts betragen im ordentlichen Etat die Einnahmen 803755 M, mehr gegen da« Vorjahr 25201 M, die Aus gaben 2417690 M., mehr 62145 M Der Etat deS ReichS- eisenbahnamtS fordert einen Betrag von 1600 M. als Jahres beitrag zu den laufenden Kosten de« internationalen Eisenbahn- kongreffeS. Der Etat deS Rechnungshof- fordert neue Stellen für acht Revisoren. Der Etat der ReichSpost- und Telegraphen- Verwaltung weist als ordentliche Einnahmen 610157740 M. auf, mehr 58342240 M , ordentliche Ausgaben 527970140 M , mehr 41157020 M. Der Überschuß beträgt 82187600 M., mehr 17185220 M. Im außerordentlichen Etat ist eine Ein nahme von 335000 M. als Zahlung der norwegischen Tele- graphenverwaltung für den Mitbesitz de« Kabels Sylt-Arendal eingestellt, eine Ausgabe von 44835000 M als sechste Rate für Fernsprechzwecke. Die fortdauernden Ausgaben des ordent lichen Etat« betragen 511899911 M, mehr 40053166 M. Bei den einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats im Ge samtbeträge von 16070229 M, mehr 1103854 M, werden neue Raten zu Bauten bez. zum Grunderwerb gefordert: für Allenstein 70000 M, für Berlin (zur Verlegung des Tele- graphenversuchsamts) 120000 M, für den Postbauplatz Ecke Magazin- und Alexanderstraße 255000 M, für ein neue» Dienst gebäude am Potsdamer Bahnhof 220000 M, für ein Logier- hauS für erholungsbedürftige Beamte in Blankenburg (Harz) 10000 M; für Dienstgebäude in Bruchsal 110000 M, für Chemnitz 259280 M, Düren 150000 M, Duisburg- Weiderich 256060 M, Eibenstock 80000 M, Flensburg 100000 M , Groß-Lichterfelde 120000 M, Heidelberg 90000 M, Herbestal 100000 M, Höchst 270000 M, Limburg (Lahn) 107500 M , Posen 250000 M, Remscheid 280000 M , Schwerte (Ruhr) 214000 M, Spandau 110000 M, Steglitz 280000 M, Wilmersdorf 389 481 M. Auerbach (Vogtland) 236100 M, Bergen (Rügen) 121000 M. Weiter für Berlin zur Erwerbung eines Grundstücks in der Französischen Straße 691069 M, zu einer Betriebsanlage am Anhalter und Pots damer Bahnhof 50000 M., zur Vergrößerung des Grundstücks Oranienburger Straße 332 216 M, zur Vergrößerung des Grundstücks Berliner Straße in Charlottenburg 128 328 M., zur Erwerbung deS Grundstücks in Danzig 246 640 M , für EmS 226 810 M., Essen 78 453 M, Gelsenkirchen 915 000 M, Langfuhr 107139 M, Mannheim 213 222 M., Mühlhausen (Thür.) 343 781 M. Der Etat der Reichsdruckerei veranschlagt den Überschuß auf 3 351601 M. Der Etat für Verwaltung der Reichseisenbahnen berechnet die Einnahmen im ordentlichen Etat auf 117 875 000 M. (mehr 10 492 300 M ), die Aus gaben auf 95 060 910 M. Unter den einmaligen Ausgaben befinden sich 2 000 000 M zur Vermehrung der Betriebsmittel, wofür auch der außerordentliche Etat 18 h Millionen fordert, die im Laufe von 30 Jahren aus ordentlichen Einnahmen der Reichseisenbahnen getilgt werden sollen. Die Höhe der dies jährigen Aufwendungen für Betriebsmittel erklärt sich auS der ungewöhnlichen Zunahme des Verkehr«. Die braunschweigische Angelegenheit. Der Vertreter der „Braunschw. N. Nachr", der vorgestern am Hofe der Herzogs von Cumberland empfangen wurde, macht seinem Blatte über die Unterredung folgende Mitteilungen: Herzog Ernst August hält nach wie vor fest an dem unantast baren Thronrecht seine« jüngsten Sohne«, deS Prinzen Erns August. Nach der Auffassung der Umgebung de« Herzog« sei e« Pflicht der braunschweigischen Regierung, die Thronfolge, frage unter allen Umständen vor da« Forum de« BundeSratS zu bringen. Man hofft, daß der BundeSrat die Verzichtleistung deS Prinzen Ernst August auf Hannover sich vollständig ge nügen läßt und die Besteigung des braunschweigischen Thrones durch diesen Prinzen ohne weitere« gestattet. Am herzoglichen Hofe glaubt man nicht, daß der BundeSrat auch auf den vom Ausland. (Drahtnachrichten.) Lsterreich-Ungarns auswärtige Beziehungen. (W. T. B.) Budapest, 4. Dezember. Der BudgetauSschuß der öster reichischen Delegation trat heute nachmittag zusammen, um über das Budget des Äußern zu verhandeln. Hierbei gab der neue Minister deS Äußern, Baron Aehrenthal, ein Expos«, worin er folgendes ausführte: „Meine Aufgabe, das Neffort zu vertreten, ist insofern leicht, als die auswärtige Politik in den Verhandlungen der letzten Tagung einen breiten Raum eingenommen hat. Die Aufgabe wird aber auch deshalb leicht sein, weil Osterreich-Ungarn mit allen Faktoren der europäischen Politik vertrauensvolle und freundschaftliche Beziehungen unter hält. Mit Deutschland verbindet uns enge Freundschaft, die auf der Gemeinsamkeit großer Interessen basiert. Diese Freund schaft war nicht allein eine der wesentlichsten Bürgschaften des Friedens seit mehr als 25 Jahren, sondem sie kommt über haupt dem europäischen Staatssystem zu gute und wird, davon bin ich fest überzeugt, auch in Zukunft einen günstigen Ein fluß im Sinne einer erhaltenden Politik auSüben. Mit Italien, dem anderen Faktor im Dreibunde, unterhalten wir herzliche und aufrichtige Beziehungen. Eine aufrichtige Freundschaft besteht auch seit mehr als einem Jahrzehnt zwischen Österreich - Ungarn und Rußland. Wir können mit Beruhigung dem weiteren Zusammenwirken der beiden Mächte entgegenblicken, einem Zusammenwirken, das im Inter esse der Erhaltung de« Frieden« die Besserung der Lage der Bevölkerungen in der europäischen Türkei anstrebt. Auch mit den Westmächten stehen wir in den besten Beziehungen Die Beziehungen zur Türkei haben von jeher die größte Auf merksamkeit erfordert." Der Redner kam dann zurück auf da» Mürzsteger Programm und stellte fest, daß im Vergleiche zu 1902 immerhin gesagt werden könne, daß die Situation weniger ungünstig sei. Auch mit Rumänien unterhalte Oster reich-Ungarn freundschaftliche Beziehungen und hege für Bul garien, Griechenland, Montenegro und Serbien, gekeu dem Balkanprogramm, die herzlichsten Sympathien und aufrichtige« Wohlwollen. Leider sei das wirtschaftliche Verhältnis zu Serbien nicht normal, doch sei Serbien Gelegenheit geboten worden, auch diese« Verhältnis wieder normal zu gestalten Der Minister teilte sodann mit, daß der Delegation ein Rotbuch über die internationale Konferenz von Algeciras vorliege, und erklärte, schwerwiegende Gründe politischer Opportunität hätten dagegen gesprochen, die zwischen den Kabinetten gepflogenen diplomatischen Verhandlungen darin aufzunehmen Der Minister schloß mit einigen Bemerkungen über die Ausfuhrbestrebungen der heimischen Industrie. Da« Erposs wurde von den Mitgliedern der österreichischen Delegation mit großem Beifall ausgenommen. Alle Redner betonten ihre Genugtuung über die Fortdauer der engen Freundschaft mit dem Deutschen Reiche sowie über das Fort bestehen de« Dreibunds und der guten Beziehungen zu den
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